Vorne fehlen Qualität und Durchschlagskraft

Mieses Wetter, wenig Chancen, null Tore – FCK und der Hallesche FC spielen 0:0

Offiziell 19.176 Zuschauer kamen gestern bei misesestem Wetter auf den Berg (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Offiziell 19.176 Zuschauer kamen gestern bei misesestem Wetter auf den Berg (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Im zweiten Heimspiel des Jahres empfing der 1.FC Kaiserslautern mit dem Halleschen FC den Drittplatzierten der Tabelle. Für die Hallenser war es überhaupt das erste Gastspiel am Betzenberg. Am Ende der 90 Minuten stand ein torloses Remis. Eine durchaus gerechte Punkteteilung. Jeder der beiden Trainer konnte nach dem Abpfiff für jeweils eine Halbzeit Vorteile für sich ausmachen. So hatten im ersten Durchgang die Gäste die besseren Chancen, während die Jungs von Sascha Hildmann im zweiten Durchgang deutlich mehr Gas gaben und ein Chancenplus verzeichneten. Lediglich bei der Verwertung der erarbeiteten Möglichkeiten schwächelten beide Teams. Folgerichtig stand auf beiden Seiten am Ende die Null.

Dreikampf um den Ball (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Dreikampf um den Ball (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Immerhin 19.176 Zuschauer sahen die gestrige Partie. Offiziell zumindest. Ein Blick auf die hochaufragenden Tribünen verriet dem Kenner schnell, dass die Zahl der verkauften Eintrittskarten bei weitem nicht mit der sogenannten Drehkreuzzahl übereinstimmen konnte. Wenigstens war auf der Osttribüne mal wieder einiges los. Immerhin fast 2.000 Hallenser sorgten dafür, dass die Gästeblöcke 17.1 und 18.1 mal wieder richtig gut gefüllt. Die Gäste von der Saale gaben allerdings nicht nur optisch ein Bild ab, das bei Punktspielen im Fritz-Walter-Stadion in der dritten Liga viel zu selten zu sehen ist. Die Gästefans machten über die gesamten 90 Minuten hinweg auch ordentlich Stimmung. Phasenweise dauerhafter, lauter, eingespielter und engagierter als die Anfeuerungen, die man aus dem Westteil des Stadions vernehmen durfte. Chapeau!

Beim Kopfball nur an den Pfosten, André Hainault (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Beim Kopfball nur an den Pfosten, André Hainault (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Neben der weiter anhaltenden sportlichen Berg- und Talfahrt des FCK dürfte gestern aber auch das widerlich wechselhafte Wetter ein Grund gewesen sein, warum viele Fans den Weg ins nasskalte Fritz-Walter-Stadion mieden. Der tiefe durchnässte Boden machte dann auch beiden Teams von Anfang an zu schaffen. Doch auch der schwer bespielbare Boden darf keine Entschuldigung dafür sein, wie viele Unzulänglichkeiten die FCK-Truppe vor allem in der Bewegung nach vorne speziell im ersten Durchgang offenbarte. Die Defensive rund um Rückkehrer Kevin Kraus stand gut, keine Frage. Aber was Umschaltspiel, Vorwärtsbewegung und Spielaufbau betraf, das war phasenweise nicht ohne Schmerzen in den Augen zu ertragen. Die Gäste von der Saale waren hier präziser und folglich flinker, schneller und eben auch gefährlicher.

Abgezogen, aber nicht getroffen, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Abgezogen, aber nicht getroffen, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Schon in der dritten Minute hatten die Hallenser in Führung gehen können, aber Mathias Fetsch verzog mit seinem Schuss aus aussichtsreicher Position nur ganz knapp. Die Zuschauer sahen vor allem viele Zweikämpfe im Mittelfeld und wenige Offensivaktionen. Bei solchen Spielentwicklungen müssen nicht selten Standards herhalten, um den Zuschauern wenigstens etwas bieten zu können. So waren es auch zwei Freistöße, die für ein wenig Adrenalin-Schub sorgten. In der 17. Minute brachte Janek Sternberg einen Freistoß von der rechten Seite vors gegnerische Tor; Timmy Thiele verlängerte und der Kopfball von André Hainault aus spitzem Winkel köpfte Mathias Fetsch an den Pfosten. Fast im Gegenzug Freistoß auf der anderen Seite. Niklas Landgraf zog den Ball knapp neben den Winkel. Die Roten Teufel konnten sich dann in der 30. Minute bei ihrem Keeper Lennart Grill bedanken, der einen satten Schuss von Bentley Baxter Bahn mit einer starken Parade entschärfen konnte. Das war’s dann aber auch schon im ersten Durchgang.

Sprichwörtlich Luft nach oben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Sprichwörtlich Luft nach oben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach dem Wiederanpfiff trat der FCK sichtbar couragierter auf, stand höher und vermied auch so schon sichtbarer Torannäherungen des Gegners und unnötige Aufreger bei den eigenen Anhängern. Mit der offensiveren Haltung der Mannschaft folgten fast logisch die ersten Möglichkeiten. Nach einer Ecke kam Jan Löhmannsröben zum Schuss, den der Hallenser Kapitän Jan Washausen kurz vor der Linie mit dem Oberkörper klären konnte (54.). Viele Zuschauer hatten ein Handspiel wahrgenommen und forderten lautstark Strafstoß, aber die Pfeife von Schiedsrichter Dr. Robert Kampka blieb stumm. Trainer Sascha Hildmann nahm einen ersten Wechsel vor, nahm den blassen und enttäuschenden Julius Biada raus und brachte mit Antonio Jonjic einen Nachwuchsspieler, der dem Spiel jedoch sichtbar mehr Impulse gab, als sein Kollege, der nun von der Bank aus zuschauen musste. Knapp zwanzig Minuten vor dem Ende dann nochmal eine Duftmarke des Gäste, doch der satte Distanzschuss von Jan Washausen ging knapp am Tor vorbei.

Beherzt im Zweikkampf, Jan Löhmannsröben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Beherzt im Zweikkampf, Jan Löhmannsröben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Binnen sechs Minuten hätte dann Timmy Thiele zum Matchwinner avancieren können, in einer Situation sogar müssen. Zunächst brachte Janek Sternberg eine gefährliche Flanke nach innen, der Lange mit der Rückennummer 9 kam zum Kopfball und lenkte das Leder knapp übers Gehäuse (72.). Gut fünf Minuten später die vielleicht dickste FCK-Chance. Der eingewechselte Antoni Jonjic servierte dem auf Höhe der Mittellinie postierten Timmy Thiele, der mit seinem unverwechselbaren Antritt zum Sprint ansetzte und fast alleine auf das gegnerische Tor zulief. Seinen abschließenden Schuss aus spitzem Winkel parierte Halle-Keeper Kai Eisele jedoch fast mühelos (78.). Für den glücklosen Stürmer kam kurz danach Elias Huth, der in der verbleibenden Zeit vorne jedoch auch keine nennenswerten oder gar torgefährlichen Akzente mehr setzen konnte.

Solide im Zweikampf, Carlo Sickinger (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Solide im Zweikampf, Carlo Sickinger (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach drei Minuten Nachspielzeit war die Messe dann gelesen, es blieb beim Unentschieden, ohne Treffer hüben wie drüben. Die Einstellung der Roten Teufel stimmte am gestrigen Nachmittag. Laufbereitschaft, Einsatzwillen und Leidenschaft sind da. Eine über weite Strecken sattelfeste Defensivleistung bildet eine gewisse Grundsicherheit. Auch wenn in der einen oder anderen Situation auch das Glück ein bisschen mit im Bunde war. Einzig vorne fehlt es an Qualität und Durchschlagskraft. Hier hat die Mannschaft noch viel Luft nach oben. Nicht nur im finalen Schritt vor dem gegnerischen Tor. Das fängt in fehlender Bissigkeit bei den Bemühungen um Balleroberung an, geht weiter bei der Orientierung nach vorne und dem Verhalten beim klassischen eins-zu-eins. Dort fehlt es an Cleverness, Durchsetzungsvermögen und auch an Ideen und Kreativität den letzten entscheidenden Ball zu servieren, der dann die nötige Torgefahr liefern könnte.

Letztlich fehlt es dann natürlich auch an der Treffsicherheit vor dem gegnerischen Tor. Gestern hätte aus den drei oder vier nennenswerten Chancen ein einziger Treffer gereicht, um die Partie für sich zu entscheiden. Aber genau dieser eine Treffer fiel eben nicht. Fatal wenn über 90 Minuten hinweg die Trefferquote statistisch so ernüchternd ist, dass man einfach zu viele Chancen benötigt um den Ball einmal über die Linie zu bringen. Dann kann bei einem Heimspiel genau sowas rauskommen wie gestern. Man darf gespannt sein, ob es Sascha Hildmann gelingt seinen Jungs in den kommenden Wochen noch die nötigen Inspirationen zu verleihen, um die Trefferbilanz entscheidend aufzupolieren. Der eigene Anhang hätte sicher nichts dagegen, wenn man am kommenden Samstag beim Karlsruher SC damit schon anfangen würde.

Mannschaftskreis nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Mannschaftskreis nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Neben den Protagonisten, die auf dem grünen Rasen dem Ball nachjagten, standen gestern schon vor der Partie noch zwei andere FCK-Akteure im Blickfeld der Fans und im Mittelpunkt der Geschehnisse rund um das Drittligaspiel. Weltmeister Horst Eckel feierte am Vortag seinen 87. Geburtstag und musste am gestrigen Nachmittag unzählige Hände schütteln. Auch Stadionsprecher Horst Schömbs gratulierte unter dem Applaus der Zuschauer und erinnerte noch einmal an die vielen Erfolge des letzten noch lebenden Weltmeisters von 1954. Hoffen wir, dass Horst Eckel sich noch viele Jahre guter Gesundheit erfreuen darf, um im Kreise seiner FCK-Familie auch weiterhin Spiele auf dem Betzenberg sehen zu können.

Auch Hauptsponsor Harald Layenberger kam gestern aus dem Händeschütteln gar nicht mehr raus. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Teil, des Nachlasses von Fritz Walter, der am kommenden Samstag in einem Heidelberger Auktionshaus hätte unter den Hammer kommen sollen, nun doch nicht in alle Welt verstreut wird. Ein toller Schachzug, der es den FCK-Fans auch in Zukunft möglich machen wird, sich über den materiellen Nachlass des größten deutschen Fußballers aller Zeiten auch dessen ideelle Werte immer wieder in Erinnerung zu rufen. Sein ideeller Nachlass übrigens ist einer, für dessen Pflege man kein Geld der Welt einsetzen kann. Das umzusetzen, dazu ist jeder von uns schon selber verpflichtet.

mg


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