Das war Balsam für die geplagte FCK-Seele
Gelungener Auftakt der Roten Teufel nach der Winterpause – 2:0 Heimsieg gegen Großaspach
Endlich rollt der Ball wieder! Endlich rückt nach dem Schmierentheater der letzten Wochen der Fußball wieder in den Mittelpunkt und setzt einer Winterpause ein Ende, die sich nervenaufreibender anfühlte, als die gesamte Vorrunde! Dabei setzten die Roten Teufel beim gestrigen Heimspiel gleich mehrere positive Akzente und bezwangen die SG Sonnenhof Großaspach mit 2:0. Der Sieg hätte deutlich höher ausfallen können, wenn die Roten Teufel einige ihrer erspielten hochkarätigen Chancen nur eine Spur kaltschnäuziger verwertet hätten. Es war der erste Heimsieg seit der Partie gegen Uerdingen am 20. Oktober (2:0). Schmerzlicher Wermutstropfen war die Kulisse. Leider fanden offiziell nur 17.297 Besucher den Weg auf den Betzenberg. Es dürften deutlich weniger tatsächlich im Stadion gewesen sein.
Die Mannschaft um Trainer Sascha Hildmann hatte ein strammes Trainingslager im sonnigen Malaga absolviert. Dort sollten die Karten neu gemischt werden und so gab es gestern auch tatsächlich einige Neuerungen. Janek Sternberg musste aufgrund einer Gelb-Roten-Karte aus der Auswärtspartie in München ohnehin pausieren, Hendrik Zuck musste erkrankt passen. Gino Fechner und Elias Huth fanden sich zunächst auf der Bank wieder. Dafür standen Jan Löhmannsröben, Theo Bergmann, Timmy Thiele und Christoph Hemlein in der Startformation. Die größte Überraschung dürfte aber der Wechsel zwischen den Pfosten gewesen sein. Lennart Grill, der am Freitag seinen 20. Geburtstag gefeiert hatte, löste hier den Routinier Wolfgang Hesl ab und er machte seine Sache gut. Trotz anfänglich spürbarer und verständlicher Nervosität vor heimischer Kulisse.
Vor dem Anpfiff bewegende Minuten der Stille. Mit einer beeindruckenden Choreographie gedachte die Westtribüne des im Dezember tödlich verunglückten Thorsten Günther, genannt „Toto“. Für Minuten prangte das Lebensmotto der Westkurven-Ikone vor dem Zaun der Westtribüne. „Lautre, das is es Herz! Is es Läwe!“Einprägsame Worte, die sich der eine oder andere Protagonist aus höher gelagerten Verantwortungssphären des Traditionsvereins getrost hinter die Ohren schreiben kann. Das Banner hing vor dem Anpfiff ja schließlich lange genug und wenn die vom Autor adressierten Herren zu dem Zeitpunkt nicht noch immer bei Lachs-Schnittchen und Vorspiel-Sektchen weilten, hatte jeder sicher auch genug Zeit das zu sehen und zu verinnerlichen.
Der 1.FCK begann druckvoll, war vom Anpfiff weg bemüht das Tor des Gegners zu suchen und erarbeitete sich schon erste Möglichkeiten. Bereits in der 4. Minute hatte die spärliche Kulisse den Torschrei bereits auf den Lippen. Theo Bergmann wuchtete aus gut 25 Metern einen direkten Freistoß Richtung Gästetor. Kevin Broll im Kasten der Gäste legte eine sehenswerte Flugparade ein, das Leder knallte an den Pfosten. Nach den ersten FCK-Duftmarken kam auch der selbsternannte Dorfclub besser in die Partie und spielte munter mit. Zuweilen in der Vorwärtsbewegung präziser, gedankenschneller und sicherer als es die Jungs von Sasha Hildmann taten. Der Schwung der ersten 20 Minuten schien schon fast nachzulassen, da kam prompt auch der Gegner zu ersten Chancen. In der 24. Minute ging ein Kopfball von Kai Brünker knapp rechts am Tor vorbei. Einmal durchatmen bitte!
Doch nach einer guten halben Stunde legte der FCK wieder einen Zahn zu. Christian Kühlwetter zog von der Strafraumgrenze ab, sein satter Schuss strich nur haarscharf über den Kasten der Gäste (30.). Wenige Minuten fällt ein Schussversuch von Christian Kühlwetter in den Lauf von Timmy Thiele, der aus ganz spitzem Winkel das Leder leider nicht am Großaspacher Keeper vorbei über die Linie bringt (35.). Indirekt brachte dann die neunte Lauterer Ecke die Führung. Den zunächst abgewehrten Eckball flankte Christoph Hemlein erneut vors Tor, Jan Löhmannsröben stieg auf Höhe des langen Pfostens am höchsten und köpfte zur Führung ein (39.). Endlich! Das erste Heimspieltor seit fast drei Monaten! Doch die Gäste steckten nicht auf und kamen ihrerseits vor der Pause nochmal zu einer Chance. Einen von Michael Vitzthum scharf geschossenen Freistoß parierte Lennart Grill, beim Nachschuss von Jamil Dem war André Hainault zur Stelle. Mit der knappen Führung ging es in die Kabine.
Nach der Pause war Großaspach bemüht auf den Ausgleich zu spielen. Ein gefährlicher Freistoß von Defensivmann Michael Vitzthum strich nur knapp am Pfosten vorbei (51.). Der FCK blieb aggressiv und war bemüht den Gegner früh zu attackieren. Jan Löhmannsröben eroberte sich an der Mittellinie den Ball und schickte Timmy Thiele, der kurz vor der Strafraumgrenze mit dem rechten Fuß abzog und das Leder flach in die halblinke untere Ecke drosch. Ein Tor, das mehrfach wie eine Erlösung wirkte. Für den Torschützen, der mit seiner Quote von bisher nur drei Treffern alles andere als zufrieden war. Für die Zuschauer, weil mit dem zweiten Treffer endlich ein Heimsieg in greifbare Nähe rückte. Großaspach blieb bemüht, kam aber erst in der 66. Minute durch Jamil Dem zu einem ersten nennenswerten Abschluss. Die roten Teufel blieben aber auch weiterhin gefährlich und suchten mit viel Druck die endgültige Entscheidung.
Der standen aber häufig die eigene Treffsicherheit und der gegnerische Torwart im Weg. In der 74. Minute hatte Christian Kühlwetter den dritten Treffer auf dem Fuß, scheiterte aber aus kürzester Distanz am gut aufgelegten Keeper der Gäste. So blieb es am Ende beim hochverdienten 2:0 für den 1.FCK. Ein Erfolg der Einstellung, der Moral und sicher auch des gestern praktizierten veränderten Spielsystems. Sascha Hildmann hatte seit seinem Amtsantritt immer betont, dass er die Mannschaft dorthin führen will, mit mehr als einer taktischen Aufstellung künftig flexibel und auf den Gegner eingestellt agieren zu können, anstatt ihr nur ein starres Spielsystem überzustülpen. Das gestrige 3-4-3-System war hierzu ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auch hier wird sich einiges noch einspielen müssen. Man darf in jedem Fall gespannt sein, wie der Cheftrainer die kommende schwere Aufgabe in Münster angehen wird.
Wichtig war gestern sicher auch der psychologische Effekt sich mit dem Sieg gegen die Schwaben erst einmal vom unteren Tabellendrittel ein wenig zu entfernen. Jetzt schon wieder den Blick nach oben zu richten, sollte man tunlichst vermeiden. Die Mannschaft wird weiter an der Zementierung des eigenen Spielverständnisses arbeiten müssen und auch in punkto Verbesserung der Chancenverwertung wird sich der Cheftrainer für die kommenden Übungseinheiten sicher noch einiges einfallen lassen. Für Euphorie ist derzeit (noch) kein Platz. Auch wenn sich die Mannschaft offensichtlich viel vorgenommen hat und den Rest der Saison laut Jan Löhmannsröben wohl zur Wiedergutmachungs-Tournee 2019 ausgerufen hat. Wenn den Worten Taten folgen, dann kommen auch sicher die Zuschauer wieder zurück. Die gestrige Minuskulisse war sicher ein Stück weit dem Wetter geschuldet. Natürlich auch der teilweise enttäuschenden Leistung in der Vorrunde.
Aber auch einige der Akteure in den Führungsgremien des Vereins dürfen sich die Minuskulisse als Ergebnis ihrer Winterpausen-Possenspiele ans Revers heften. Glückwunsch meine Herren! Alle die hier in den zurückliegenden Wochen ihre unterschiedlichen Ansichten um den richtigen Weg aus der Krise dazu genutzt haben, sich in der Öffentlichkeit zu äußern, täten gut daran in den kommenden Wochen ihre Rotznasen von irgendwelchen Kameralinsen und von Mikrofonen fernzuhalten, ihre Präsenz in den sogenannten sozialen Netzwerken – oder sagen wir besser den asozialen Hetzwerken – deutlich herunterzuschrauben und nur noch das in die Weiten des Internet hinauszuposaunen, was dem Verein nutzt und nicht das, was ihm schadet. Unter anderem die Spieler haben auf dem Rasen gestern vorgemacht wie Geschlossenheit aussieht. Nehmt Euch ein Beispiel an der Mannschaft und beherzigt die mahnenden Worte, die gestern auf der Westtribüne auf einem Spruchband zu lesen waren – Reißt Euch zusammen!
mg
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