Schon wieder der Fluch der Nachspielzeit
Der FCK kassiert gegen Zwickau wie in der Vorrunde den späten Ausgleich
Die Zeitspanne zwischen der letzten Spielminute und dem Schlusspfiff bei der gestrigen Partie gegen den FSV Zwickau fühlte sich für viele der 19.545 Zuschauer auf den Rängen an wie ein böser Traum oder ein schlechter Witz. Die Roten Teufel führten durch ein Tor von Christian Kühlwetter aus der ersten Halbzeit mit 1:0 (23.). Bis zur 90. Minute hätte die Mannschaft von Sascha Hildmann die Partie längst für sich entscheiden können. Ein von Janek Sternberg verschossener Elfmeter kurz vor dem Pausentee sowie einige weitere hochkarätige Chancen vor allem im zweiten Durchgang hätten den FCK längst auf eine sichere Siegerstraße bringen müssen. Doch in der Nachspielzeit kamen die Gäste noch einmal zu einem Freistoß. Die Lauterer Defensive brachte den Ball nicht entscheidend weg und Stürmer Ronny König schob das Leder zum Ausgleich ins Netz. Ein bitterer Nackenschlag, der die ganze Misere des FCK in der bisherigen Saison schonungslos offenbart.
Den verdienten Sieg beim Karlsruher SC aus der Vorwoche veredeln. Das war die Maxime, die Trainer Sascha Hildmann in der Trainingswoche vor dem gestrigen Heimspiel gegen den FSV Zwickau immer wieder betonte und die auch in der FCK-Fangemeinde tief verankert war. Eine Maxime, die er vermutlich auch in den Übungseinheiten seinen Schützlingen immer wieder eingebläut hat. Eine fußballerisch und mental einigermaßen sattelfeste Truppe setzt so ein Ziel in der dafür entscheidenden Partie von der ersten Minute an auch um. Davon war in den ersten 20 Minuten gestern allerdings nicht viel zu sehen. Das war vom Anpfiff weg Stückwerk, was der FCK da aufs grüne Parkett legte. Ungenaue Pässe, viele Ballverluste, augenscheinlich fehlende Giftigkeit, haarsträubende Fehler im Spielaufbau, wenig Zug zum gegnerischen Tor. Auch die Gäste brauchten einige Minuten, um in die Partie zu finden. Der FSV Zwickau hatte jedoch deutlich früher Zugriff aufs Spiel und machte seine Sache sichtlich besser. Vor allem deren Umschaltspiel klappte flüssiger was zwangsläufig auch zu gefährlichen Situationen führte.
In der 5. Minute sorgte eine abgefälschte Flanke von Morris Schröter erstmals für Gefahr. Bei einer Zwickauer Ecke hätte Keeper Lennart Grill in der 18. Minute um ein Haar zur Gästeführung aufgelegt. Startelfdebütant Antonio Jonjic konnte noch klären. Umso verwunderlicher, dass dann in der 23. Minute fast aus dem Nichts der Führungstreffer für die Roten Teufel fiel. Antonio Jonjic steckte nach einem Dribbling auf dem rechten Flügel auf Dominik Schad durch. Der Siegtorschütze aus der Vorwoche servierte vom Strafraumeck auf den in der Mitte frei postierten Christian Kühlwetter, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (23.). Der FCK agierte nach der Führung sicherer, wacher und kontrollierte die Begegnung. Die Gäste hingegen verloren etwas den Faden, befeuert durch einen weiteren Nackenschlag. Jan Löhmannsröben wurde von Davy Frick am eigenen Strafraum gefoult. Der Zwickauer Mittelfeldakteur verletzte sich dabei selber und musste runter. Für ihn kam Kevin Hoffmann (41.). Kurz vor dem Pausenpfiff dann der nächste Aufreger. Nach einer Lauterer Ecke wurde Kevin Kraus im Strafraum umgerissen. Ein unstrittiger Strafstoß. Janek Sternberg legte sich das Leder zurecht. Doch FSV-Keeper Johannes Brinkies parierte den halbhohen Schuss in die rechte Ecke. So ging es mit der knappen Lauterer Führung in die Kabine.
Die Kabinenansprache von Trainer Sascha Hildmann muss mitunter scharf gewesen sein. „Ich habe ein paar deutliche Worte gefunden, dass mir das zu wenig ist „, räumte der Chefcoach nach der Partie ein. Doch die erste Möglichkeit hatten auch im zweiten Durchgang die Gäste. Ein Freistoß von René Lange aus knapp 20 Metern strich knapp über die Querlatte. Der FCK agierte nach Wiederanpfiff nun konzentrierter und entschlossener und drängte auf den zweiten Treffer. Chancen dafür waren da. In der 57. Minute drang Antonio Jonjic in den Strafraum ein, suchte den Abschluss und traf das rechte Lattenkreuz. Die Gäste klärten zur Ecke, aus der heraus Kevin Kraus per Kopf das Gehäuse knapp verpasste. Ein Schuss von Christian Kühlwetter aufs kurze Eck landete am Außennetz (61.). Der für den glücklosen Florian Pick eingewechselte Timmy Thiele nahm einen Ball mit bis zur Grundlinie, legte zurück auf Christian Kühlwetter, der nur den Außenpfosten traf (70.). Die Chancenverwertung ist und bleibt eines der großen Mankos der Mannschaft in dieser Saison.
Ein weiteres Manko ist die fehlende Konzentration, Cleverness und Entschlossenheit in den Schlussminuten einer Partie mit knappem Spielstand. Bereits in der Vorrunde verspielten die Roten Teufel in den Spielen in Zwickau, zuhause gegen Fortuna Köln und in Jena eine Führung in der Nachspielzeit. Das Heimspiel gegen Preußen Münster ging nach einer 1:0 Führung gar verloren, als die Gäste nach dem Ausgleich in der 75. Minute dann in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer erzielten. Dieser Last-Minute-Albtraum sollte sich auch gestern wiederholen. Nachdem Sascha Hildmann mit der Einwechslung von Defensivmann Lukas Gottwalt für den Offensivakteur Christian Kühlwetter in den verbleibenden 10 Minuten auf eine etwas defensivere Ausrichtung baute, standen die Roten Teufel meist tiefer und ließen so mehr Torannäherungen des Gegners zu als einem hätte lieb sein können.
Es kam wie es kommen musste. In der dritten Minute der Nachspielzeit bekamen die Gäste einen Freistoß in Strafraumnähe zugesprochen. Bei der scharfen Hereingabe von Kevin Hoffmann agierte Lennart Grill nicht entschlossen genug. Anstatt das Leder sicher zu fangen oder die Kugel unter das Dach der gegenüberliegenden Westtribüne zu boxen, klatschte der lange Lauterer Keeper das Leder unglücklich viel zu kurz ab. Bryan Gaul bugsierte die Kugel auf den bis dahin kaum auffälligen Ronny König und der Zwickauer Routinier drosch das Leder aus kurzer Distanz zum Ausgleich ins Netz (90.+3). Lähmendes Entsetzen beim Lauterer Anhang, lange Gesichter bei den Lauterer Akteuren auf dem Rasen und auf der Bank. Nach dem Wiederanstoß ließ Schiedsrichter Daniel Schlager noch eine Offensivaktion der Gastgeber zu, die aber wirkungslos blieb. Danach war Schluss. Der FCK hatte wieder einmal einen sicher geglaubten Sieg aus den Händen gegeben.
Sascha Hildmann zeigte sich nach dem Abpfiff auch sichtlich angefressen, haderte mit den vergebenen Chancen und trauerte vor allem dem verschossenen Strafstoß nach. „Wenn Du da das 2:0 machst, dann reden wir auch nicht mehr über die zweite Hälfte. Dann sitzen wir hier und freuen uns auch etwas mehr.“ Vor allem die mangelnde Chancenverwertung nagte am Trainer. Wieder einmal. Die Situation, die zum Ausgleich führte und bei der Torhüter Lennart Grill nicht besonders glücklich wirkte, machte der Trainer da auch nicht als Hauptursache für die Punkteteilung aus. „Wir müssen das Spiel vorher entscheiden. Wir sind selbst schuld, ganz einfach.“ Man darf gespannt sein, ob es der Mannschaft im Rest der Saison gelingt die beiden wesentlichen Mankos der bisherigen Spielzeit doch noch in den Griff zu bekommen. Einmal die mangelnde Treffsicherheit und natürlich auch die fehlende Cleverness und Entschlossenheit ein knappes Ergebnis auch mal über die Zeit zu bringen.
Spielerisch und fußballerisch offenbart die Truppe natürlich noch eine Reihe von anderen Defiziten, an denen das Trainerteam Woche für Woche arbeitet. Ob der Kader auch mental noch einige Unzulänglichkeiten mit sich rumträgt ist schwer einzuschätzen. Die fehlende Konstanz lässt allerdings durchaus den Rückschluss zu, dass die latent in der Luft liegende und von allen Seiten manifestierte Erwartungshaltung auch eine Last zu sein scheint, die insbesondere nach einem gewonnen Spiel zu Unzulänglichkeiten in der darauffolgenden Partie führt. Mit den beiden nächsten Gegnern – auswärts bei Fortuna Köln und beim Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena – trifft der FCK auf die Mannschaften, gegen die man in der Vorrunde in der Nachspielzeit Punkte verschenkt hat. Hoffen wir mal, dass geforderte Konstanz nicht in eine Fortführung der Unglücksserie aus der Vorrunde mündet. Es wäre an der Zeit endlich mal gegen gefühlt etablierte Trends zu arbeiten.
mg
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