Von allem und jedem überall zu wenig
Der 1.FCK bleibt nach der Heimpleite gegen den MSV Duisburg Tabellenletzter
Es war angerichtet. Der 1.FCK empfing am gestrigen Sonntag im Kellerduell den nur um drei Tabellenplätze besseren MSV Duisburg. Zwei weitere Mitkonkurrenten in den Niederungen der Zweitligatabelle, der FC Heidenheim und die SpVgg Greuther Fürth, hatten ihre Chancen zu einem Befreiungsschlag am Freitag und am Samstag nicht genutzt und jeweils in der Fremde verloren. Ein drittes Kellerkind, Jahn Regensburg, spielte gestern zeitgleich in Aue und konnte mit einer knappen Niederlage auch keinen Boden gut machen. Ein klassisches „Sechs-Punkte-Spiel“ und ideale Voraussetzung also, um sich aus dem Tabellenmorast selbst rauszuziehen, ein wenig Luft zu verschaffen und zumindest die Rote Laterne abzugeben. Es kam anders! Der FCK verspielte seine Chance mit einem in der aktuellen Situation in fast allen Belangen zu dünnen Auftritt und verlor sein Heimspiel gegen die Zebras völlig verdient mit 0:1!
Die Roten Teufel bleiben damit weiter Schlusslicht der zweiten Liga. Vor allem offensiv war die Mannschaft von Jeff Strasser am gestrigen verregneten und nasskalten Sonntagnachmittag erschreckend harmlos und schlecht. Aber auch defensiv offenbarte der FCK einmal mehr Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten, die das Spiel nicht gerade beflügelten. Vom Anpfiff weg merkte man den Roten Teufeln an, dass die Bedeutung der Partie schwer zu wiegen schien. Die Jungs von Jeff Strasser begannen verhalten, standen tief und fanden nur schwer ins Spiel. Die Duisburger wirkten von der Spielanlage reifer, sicherer, konzentrierter und zelebrierten ein gefälliges Kombinationsspiel. Der FCK agierte in der Anfangsviertelstunde viel zu zaghaft und zu ängstlich, kam erst in der 15. Minute zur ersten Torannäherung. Die aber sah recht vielversprechend aus. Joel Abu Hanna wurde von Christoph Moritz geschickt, lief bis zu Grundlinie und legte den Ball scharf vors Duisburger Tor, wo Gerrit Nauber grade noch vor dem einschussbereiten Sebastian Andersson zur Ecke klären konnte. Wenig später konnte sich auf der Gegenseite Marius Müller mit gekonnter Fußabwehr vor Moritz Stoppelkamp auszeichnen (18.).
Für längere Zeit auf beiden Seiten die einzigen Aufreger in Tornähe. Ansonsten blieb die Partie zerfahren, war auch geprägt durch viele foulbedingte Unterbrechungen. Ein richtiger Spielfluss mochte auf beiden Seiten nicht aufkommen. Dennoch blieb der Aufsteiger gefährlich, insbesondere wenn sich Räume für Konter boten. So in der 37. Minute, als Oliveira Souza fast frei vor Marius Müller auftauchte und der Lauterer Keeper den Duisburger beim Rettungsversuch im Sechzehner traf. Ob der Lauterer Keeper den Ball vorher noch berührte, wie er nach dem Abpfiff attestierte, bleibt schwer zu sagen. Schiedsrichter Florian Hefter zeigte jedenfalls auf den Punkt und Marius Müller den gelben Karton. Moritz Stoppelkamp trat zum fälligen Elfer an, jagte das Leder allerdings weit über den Lauterer Kasten.
Ein hörbarer Euphorie-Peak auf den Tribünen. Wer aber geglaubt hatte, dass die Mannschaft daraus einen Motivationsschub bekommen und eine sichtbare Trotzreaktion an den Tag legen würde, sah sich getäuscht. Die Gäste blieben weiter am Drücker und hatten in der 42. Minute durch Lukas Fröde, der den Lauterer Kasten nur knapp verfehlte, die nächste hochkarätige Chance. Nur eine Minute später klatschte ein Schuss von Oliveira Souza an den rechten Außenpfosten.
Kurz vor dem Pausenpfiff durfte Manni Osei Kwadwo noch eine Gelegenheit für den FCK in die Statistik schreiben. Bei einem schnellen Gegenstoß schickte Sebastian Andersson mit einem sauberen Zuspiel den quirligen Flügelflitzer, der dann aber aus aussichtsreicher Position das Leder knapp über den Kasten drosch (44.). Erst die zweite wirkliche Chance für den FCK im ersten Durchgang. Zu wenig, wenn man sich aus dem Tabellenkeller befreien muss. Mit dem torlosen Remis ging es in die Kabine und auch Kapitän Christoph Moritz attestierte nach dem Abpfiff, dass schon zu diesem Zeitpunkt der Spielstand äußerst glücklich war. Nach dem Wechsel kam der FCK zwar etwas mutiger aus der Kabine, ging den Gegner beherzter und vor allem früher an, doch die Kräfteverhältnisse blieben gleich. Die Gäste hatten einfach mehr vom Spiel und kamen so auch verdient zur Führung. Zunächst vergab Kevin Wolze per Dropkick, den Marius Müller glänzend parierte. Die fällige Ecke trat Florian Schnellhardt, der den Ball scharf vors Lauterer Tor brachte, wo im entscheidenden Moment die die Zuordnung nicht stimmte und der von Benjamin Kessel allein gelassene Dustin Bomheures das Leder per Kopf im Lauterer Kasten unterbrachte (67.).
Erst jetzt schienen die Roten Teufel aufzuwachen, liefen sich aber immer wieder in den tief stehenden Defensivreihen der Duisburger fest. Benjamin Kessel prüfte zwar schon eine Minute nach der Duisburger Führung mit einem Schuss aus der zweiten Reihe Gästekeeper Mark Flekken, der erst im Nachfassen klären konnte (68.), aber insgesamt war es zu harmlos, was der FCK in der Schlussphase zustande brachte. Die Gäste hätten ihrerseits mit den sich bietenden Räumen durch Kevin Wolze (76.) und Boris Tashchy (79.) für die Entscheidung sorgen können, verpassten jedoch aus der Distanz. Die Lauterer warfen insbesondere in der Schlussviertelstunde zwar alles nach vorne, aber das Anrennen war nicht gerade von inspiriertem Fußball geprägt. Die ideenlosen Bemühungen provozierten viel zu häufig unnötige durch Fouls bedingte Unterbrechungen. Brechstange, anstatt fußballerische Qualitäten, mit denen man den Gegner druckvoll hätte zu Fehlern zwingen können oder man mit denen man sich hätte aussichtsreiche Lücken erspielen können.
Mit der engagierteste Lauterer Akteur in Halbzeit zwar war zweifelsfrei Jeff Strasser an der Außenlinie. Es kommt dann natürlich auch noch ganz bitter rüber, wenn ein Cheftrainer strategisch notwendige und zumindest vom Papier her kluge Wechsel-Korrekturen vornimmt, das eingewechselte Personal dann aber nicht in der Lage ist die gewünschten Impulse zu setzen, sondern eher zum Totalausfall mutiert. Schon ab der 56. Minute kam Baris Atik für den gestern weitestgehend indisponierten Gervane Kastaneer. Aber auch der deutsch-türkische ballverliebte Dribbelkünstler blieb gestern blass, agierte viel zu oft zu eigensinnig, fehlerbehaftet und wenig inspirativ. Enttäuschend mutete gestern Giuliano Modica an, der in der Defensive einige haarsträubende Momente kreierte, bei denen man als Außenstehender ratlos zurückblieb und keine Erklärung für solcherlei mentale Aussetzer zu finden vermochte. Für ihn brachte Jeff Strasser mit Osayamen Osawe einen Stürmer, um nach vorne mehr zu bewegen. Was der Brite dann aber nach seiner Einwechslung in der 73. Minute ablieferte, hatte mit Sturm wenig zu tun und war nicht mehr als ein laues Lüftchen. Den behäbigen Auftritt kann man getrost als enttäuschende Arbeitsverweigerung werten! Auch der Wechsel von Lukas Spalvis für den gestern enttäuschenden Gino Fechner setzte keinerlei Duftmarken oder effektive Offensivimpulse mehr.
So blieb es nach drei zähen Minuten Nachspielzeit beim insgesamt verdienten knappen Auswärtssieg für die Meidericher, für die auch die Statistik eine klare Sprache spricht. Mehr Ballbesitz, bessere Passquote, deutlichere Zweikampfwerte, klares Chancenplus, besseres Eckenverhältnis. Sich als Tabellenletzter in einem Heimspiel gegen einen Mitkonkurrenten so zu präsentieren manifestiert den Tabellenplatz als völlig gerechtfertigt. Das war von allem und jedem überall zu wenig am gestrigen Nachmittag. Dem stand übrigens die Kulisse bei dem trüben und traurigen Wetter in nichts nach. Damit sei allerdings nicht explizit nur die Westtribüne angesprochen, das gilt auch für die Süd- und die Nordtribüne! Mit 22.833 Zuschauern durfte die gestrige Partie zwar einen besseren Besuch verzeichnen als das letzte Heimspiel, allerdings nicht unbedingt eine bessere Atmosphäre. Was eine auch dürftige Kulisse an Rabatz veranstalten kann, das hat das Heimspiel gegen Fürth bewiesen. Das hat jeder gehört, gesehen, gespürt. Man kann trefflich drüber streiten, ob das Geschehen auf dem Rasen die Tribünen mitnehmen muss oder ob die Tribüne das Geschehen auf dem Rasen zu beflügeln hat. Gegen die Kleeblätter war es ein Weckruf der Kulisse, der in der zweiten Halbzeit half noch einmal einen Gang höher zu schalten und die Motivation frei gemacht hatte das Glück zu zwingen.
Ein Stilelement, das gestern irgendwie gefehlt hat, wenn überhaupt auch erst kurz vor Spielende noch einmal aufbrandete. Das Qualitätsmerkmal „Pälzer Krischer“ sollte sich jedenfalls anders anfühlen als die gestrige Darbietung. Zumindest im Verlauf von 90 Minuten in der Spielstätte hoch über der Lauterer Innenstadt und auch wenn das Spielgeschehen wenig Erfrischendes bietet. Wenn wir von den Spielern erwarten, dass sie sich bis zum Abpfiff den Arsch aufreißen, dann sollten wir das für uns alle auch in Anspruch nehmen und zumindest versuchen unseren Teil dazu beizutragen einen stotternden Motor zum Laufen zu bringen. Das hat uns auch das Betze-Lied schon auf die Fahnen geschrieben. Es wird in dieser Saison nicht mehr nur drum gehen, sich im Stadion fußballerisch bespaßen zu lassen, sondern mitunter auch die Mannschaft mal aufzuwecken, nach vorne zu peitschen und damit vielleicht auch den Gegner akustisch in die Knie zu zwingen, wenigstens aber zu Fehlern zu verleiten. Betze-Atmosphäre eben, auch wenn’s schwer fällt.
Dazu gehört zunächst mal, besser ins Stadion, als daheim sitzen. Außerdem, besser hinterher einen trockenen Hals vom schreien, als vom nix trinken. Dann fühlt sich auch niemand dazu hingerissen schon fünf Minuten nach dem Abpfiff in einschlägigen Foren, in sozialen Netzwerken oder per sonstiger Nachrichtenübermittlung fußballfachlich fragwürdige und stilistisch unterirdische Kommentierungen in die Welt zu posaunen. Die kommenden Wochen werden hart und zwar nicht nur für die Mannschaft. Positiv draus werden kann nur etwas, wenn beide Seiten ihren Teil dazu beitragen. Dass dies funktionieren kann, hat die mager besuchte Partie gegen Fürth hinreichend gezeigt.
mg
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