Erinnerung an den „Mordskerl“ aus Kaiserslautern
Einweihung eines Werner-Kohlmeyer-Gedenksteins zum Jahrestag der WM 1954
Bereits am vergangenen Dienstag wurde auf dem Friedhof in Kaiserslautern ein Mann gewürdigt, dessen Name untrennbar mit dem 1.FC Kaiserslautern verbunden ist. Werner Kohlmeyer. Anlässlich des Jahrestages zum Gewinn der Weltmeisterschaft am 4. Juli 1954 wurde offiziell ein Gedenkstein zu Ehren des ehemaligen Nationalspielers und FCK-Profis eingeweiht, der viel zu früh bereits 1974 im Alter von nur 49 Jahren an Herzversagen verstorben war. Rund 50 Gäste wohnten der Zeremonie auf dem Gräberfeld 27 des Kaiserslauterer Friedhofs bei. Darunter auch die Kinder von Werner Kohlmeyer, Tochter Gabriele und Sohn Werner (Junior). Anwesend natürlich auch Horst Eckel, ebenso wie Kohlmeyer WM-Held von 1954, langjähriger FCK-Spieler und Freund Werner Kohlmeyers, den er stets liebevoll „Kohli“ nannte. Unter den Gästen fanden sich außerdem FCK-Alt-Präsident und FCK-Ehrenmitglied Norbert Thines sowie Thomas Gries, Vorstandsvorsitzender des 1.FCK. Auch unser Fanclub war mit vier Teilnehmern vor Ort.
Hans Walter, Vorsitzender der Initiative Leidenschaft e.V., dem Förderverein des FCK-Museums, würdigte in seiner Ansprache das Wirken des ehemaligen FCK-Akteurs und rief in seinen Ausführungen noch einmal die Höhepunkte aber auch die Tiefpunkte des Lebens von Walter Kohlmeyer in Erinnerung. Die Bürgermeisterin der Stadt Kaiserslautern, Frau Susanne Wimmert, betonte in ihrer Rede noch einmal ausdrücklich die Bedeutung der fünf Weltmeister von Bern, zu denen Werner Kohlmeyer gehörte und von deren Ruhm die Stadt Kaiserslautern bis heute zehre. Es sei wichtig die Erinnerung hierzu aufrecht zu erhalten. Die Stadt begrüße daher ausdrücklich die Idee und Realisierung des Gedenksteins. Astrid Wegener, Kuratorin des FCK-Museums, bedankte sich bei allen, die an der Projektidee zum Gedenkstein für Werner Kohlmeyer beteiligt waren und mitgewirkt haben. Sie hob außerdem noch einmal ausdrücklich die Bedeutung und Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements der zahlreichen Museums-Helfer heraus, die allesamt Mitglied des Fördervereins Initiative Leidenschaft e.V. sind. „Ohne deren zeitintensives ehrenamtliches Mitwirken, hätte die Idee des FCK-Museums den heutigen Status Quo sicher nicht erreicht“, so die engagierte Kuratorin. Es sei großartig, was hier geleistet werde.
So war letztlich auch Rolf Conrad der Ideengeber für den Gedenkstein. Das langjährige Mitglied der Initiative Leidenschaft e.V., Mitstreiter und ehrenamtlicher Helfer des FCK-Museumsteams, widmet sich bereits seit Jahren dem Andenken bereits verstorbener früherer FCK-Spieler, Funktionäre, Mitglieder, Fans und Menschen, die auf dem Kaiserslauterer Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Menschen, deren Wirken auch Teil des 1.FC Kaiserslautern war. Ergebnis seiner Recherchen und seines Engagements, ist ein Führungskonzept auf dem Kaiserslauterer Friedhof, bei dem Besucher seit 2012 zwischen zwei Führungsvarianten wählen können. Bei einer etwa zwei- bis dreistündigen Führung werden im einen Fall rund 25 Grabstätten ehemaliger FCK-Akteure aufgesucht. Alternativ können Gäste bei einem knapp einstündigen Ausflug den vier bereits verstorbenen Weltmeistern von 1954 begegnen. Allerdings fehlt seit Jahren das Grab von Werner Kohlmeyer, das nach Ablauf der in der Friedhofsordnung festgeschriebenen Liegezeit eingeebnet wurde. „Es war stets eine unbefriedigende und haltlose Situation, dass wir bei sich bietenden Gelegenheiten unserer Weltmeister vor Ort gedenken, aber Werner Kohlmeyer nur unzureichend würdigen können, weil seine Grabstätte nicht mehr existiert“, erklärte Rolf Conrad zu seiner Motivation mit der Gedenkstein-Idee den entscheidenden Anstoß zu dem Projekt gegeben zu haben.
Aus der Idee wurde ein Projekt, das vor allem von der Initiative Leidenschaft e.V. vorangetrieben wurde. Die Finanzierung war dabei die höchste Hürde, an der sich letztlich neben dem Förderverein auch der Deutsche Fußball Bund (DFB), der 1.FC Kaiserslautern, der Sportbund Pfalz und einige private Unterstützer beteiligt hatten, um den höheren vierstelligen Betrag für die Umsetzung auftreiben zu können. Herausgekommen ist ein massiver Sandstein mit einer bronzenen Gedenkplatte, die unter anderem ein reliefiertes Portrait des verdienten Sportlers ziert. Das Werk des Künstlers und Steinmetzmeisters Lasse Schulz-Berke fügt sich optisch harmonisch in das umliegende Gräberfeld ein, in dem auch Werner Kohlmeyer 1974 nach seinem Tod die letzte Ruhestätte gefunden hatte. Das Grab allerdings existiert nicht mehr, ist bereits vor Jahren eingeebnet worden. Umso wichtiger ist es die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Der jetzt eingeweihte Gedenkstein ist dafür ein angemessener Bezugspunkt, der zwar gewichtig wirkt, aber eher bescheiden, zurückhaltend und nicht protzig daherkommt. Ganz so, wie der „Mordskerl“ aus Kaiserslautern eben auch war.
Zweimal klärte Werner Kohlmeyer im Finale von Bern in höchster Not und mit viel wuchtigem und körperlichem Einsatz für seinen bereits geschlagenen Torwart Toni Turek und verhinderte so das dritte Tor der Ungarn im legendären Endspiel im Wankdorf-Stadion in Bern. Vor allem durch Kohlmeyers kantige Spielanlage und durch die beiden Rettungstaten ließ sich die Reporterlegende Herbert Zimmermann verzückt zu der Metapher des „Mordskerl aus Kaiserslautern“ hinreißen. Fünf Akteure des 1.FC Kaiserslautern waren 1954 Teil der Weltmeister-Nationalmannschaft. Die herausragende Persönlichkeit war dabei sicher der unvergessene Fritz Walter. Die vielleicht tragischste Figur des ruhmreichen WM-Titels von 1954, der nie mit seinem Ruhm zurechtgekommen war und dessen Leben eher einen traurigen Verlauf nahm, war Werner Kohlmeyer.
Von 1941 bis 1957 kickte der robuste FCK-Verteidiger bei den Roten Teufeln, wobei er 262 Oberliga- und 38 Endrundenspiele für den FCK bestritten und 22 Einsätze für die Nationalmannschaft absolviert hatte. Nach seinem Weggang vom Betzenberg schnürte er bis 1960 noch in Homburg und Bexbach die Fußballschuhe, ehe er seine Fußballkarriere im Jahr 1963 beim SV Morlautern beendete. Der gutmütige und herzliche dreifache Familienvater verfiel der Spielsucht, sprach dem Alkohol zu, verlor seine Arbeitsstelle und mit der Scheidung im Jahr 1965 auch seine Familie. Zuletzt hatte er mit Hilfe der Mutter, die zu ihm in die kleine Wohnung nach Mainz gezogen war, wieder entscheidende Schritte zurück ins Leben gemacht. Nach einigen Gelegenheitsjobs als Hilfsarbeiter auf dem Bau, fand er eine Anstellung als Pförtner bei einem Verlag in Mainz. Doch der unstete Lebenswandel hatte längst gesundheitliche Spuren hinterlassen. So starb Werner Kohlmeyer in den frühen Morgenstunden des 26. März 1974 in seiner Mainzer Wohnung an einem Herzinfarkt.
„Wer in unserer Erinnerung lebt, ist nicht tot“, steht auf dem jetzt eingeweihten Gedenkstein auf dem Kaiserslauterer Friedhof. Auch eine Mahnung an die noch lebenden Generationen sich stets an verdiente Akteure aus längst vergangenen Zeiten zu erinnern und das Andenken an sie am Leben zu erhalten.
mg
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