Abgekratzt, weggewischt, aussortiert, angemalt
FCK-Fans leisten Arbeitseinsatz bei der Aktion „Glanzparade“ im Fritz-Walter-Stadion
Der Vorschlag kam aus der Fangemeinde. Vor Jahren schon. Mehrfach. Gehör fand die Idee bei den Verantwortlichen des 1.FCK in den weiter zurückliegenden Jahren wenig. Bisweilen begegnete man ihr sogar mit offener Ablehnung. Als Gründe wurden stets versicherungsrechtliche Bedenken, formale Hürden oder einfach schnöde Terminkonflikte in die Waagschale geworfen. Doch in schwierigen Zeiten gilt vielleicht mehr denn je das Motto, „geht nicht, gibt’s nicht“! Deshalb war es am vergangenen Samstag dann auch endlich soweit. Der 1.FCK hatte den Wunsch zahlreicher Fans aufgegriffen und zu einem Arbeitseinsatz ins Fritz-Walter-Stadion aufgerufen. Unter dem Motto „Glanzparade, wir machen den Kasten sauber“, mobilisierte der Verein über seine Social-Media-Kanäle und über die Webseite seine Mitglieder und die Fan-Gemeinde und bat um Unterstützung, das in die Jahre gekommene Fritz-Walter-Stadion vor dem Auftakt der Saison 2017/2018 zumindest vom gröbsten Dreck zu befreien. Auch vier Mitglieder aus unseren Reihen hatten sich für den Arbeitseinsatz am letzten Samstag online registriert. Am Ende darf man die Aktion in mehrfacher Hinsicht als großen Erfolg werten.
Mehr als 80 Helfer aus der FCK-Fangemeinde, etliche davon auch FCK-Mitglieder, waren am Samstag pünktlich um 9.30 Uhr angetreten, um sich beim Reinigen, Streichen und Entrümpeln einzubringen. Großartig! Schade war nur, dass sich eigentlich rund 120 angemeldet hatten, aber der Schwund war sicher auch dem heißen Sommerwetter geschuldet. Da wird mancher das Schwimmbad oder den Baggersee den schweißtreibenden Aktivitäten im Stadion vorgezogen haben. Es sei ihnen verziehen. Aber bei der nächsten Aktion dieser Art dann bitte kommen, wenn der Tag auf weniger hitziges Wetter und eher mildere Temperaturen trifft. Zusammen mit den Angestellten der Geschäftsstelle und weiteren technischen Mitarbeitern des FCK schwärmten so etwas mehr als 100 Akteure in 12 Gruppen aus, um mit Putzzeug, Besen, Arbeitshandschuhen, Heckenscheren, Pinsel, Farbrolle und diversen anderen Werkzeugen Schmutz und Patina im Stadion auf den Leib zu rücken. Auf den Tribünen, in den Umläufen, in den Katakomben, in den Grünanlagen und auch drüben rund um den Trainingsplatz 4, auf dem demnächst die U23 in die Oberliga-Saison startet, wurden bei sommerlichen Temperaturen die Ärmel hochgekrempelt. Mit dabei auch Vorstandsvorsitzender Thomas Gries, der gleich an mehreren Stationen mit anpackte. Dabei konnte er seine gärtnerischen Fähigkeiten genauso unter Beweis stellen, wie seine Fertigkeiten beim Fegen und Putzen. „Wenn das meine Frau sieht, muss ich das jetzt jeden Tag machen“, ächzte der Marketingfachmann beim Polieren von Glasflächen ins SWR-Mikrofon. Na dann hoffen wir mal, dass die Frau Gemahlin die Sendung nicht gesehen hat.
Zum Aufpolieren gehörte nicht nur, den Dreck vergangener Jahre zu entfernen oder punktuell mit neuem Anstrich zu glänzen. Es gehörte auch dazu aus einigen Räumlichkeiten über die Jahre angesammelten Krempel und Unrat zu entsorgen. Darum kümmerte sich ein zehnköpfiger Entrümpelungstrupp, der im Laufe des Tages zwei 40-Kubikmeter-Container fast vollständig füllte. Eine Menge Holz! Oder Metall oder Plastik oder Textiles oder Stein. Aber jeder kennt das aus dem eigenen privaten Umfeld. Wer rund 11 Jahre in ein und derselben Wohnung lebt und dann erstmals nach Jahren ans Ausmisten geht, der weiß welche Momente einem da begegnen. Man steht kopfschüttelnd vor irgendeinem Mist, den man vor Jahren mal angeschafft hat und der sein Dasein in einer entlegenen Kellerecke nur deshalb noch fristet, weil man sich mal eingeredet hat, man könnte das ja irgendwann mal noch brauchen. Also raus damit! So fanden ausrangierte Möbel, defekte Tribünensitze, alte Werbebanner, Reste älterer Choreographien, Kartonagen, Reste von Baumaterialien und vieles, vieles, vieles mehr seinen Weg in die Müllcontainer. Aber es konnte auch das eine oder andere Schätzchen beim Entrümpeln ausgegraben werden. Immerhin vier Fundstücke fanden noch am Samstag den Weg in den Fundus des FCK-Museums, wo sie zunächst einmal von der Kuratorin zu sichten und wissenschaftlich einzuordnen sein werden.
Für den Verein auch mal tatkräftig die Ärmel hochzukrempeln und die heimische Spielstätte von verschiedensten „Gebrauchsspuren“ zu befreien hat in Lautern übrigens Tradition. Schon vor rund 40 Jahren gab es Initiativen der Kategorie „Arbeitseinsatz“. Auch schon damals mit dabei, unsere beiden „Mädels“ und Queer-Devils-Mitglieder Helga und Edith, die auch am vergangenen Samstag wieder mit anpackten. Auch wenn ihnen vor vier Jahrzehnten die Arbeit noch etwas leichter von der Hand ging. Chapeau für das Durchhaltevermögen in Eurem Alter! Es sei eine Selbstverständlichkeit, sich bei solchen Initiativen einzubringen. Außerdem mache es auch riesigen Spaß mit anderen Fans in Kontakt zu kommen, die man an Spieltagen gar nicht wahrnehme, weil man an weit voneinander entfernten Stadionecken seinen angestammten Platz habe. So könne man auch bei einem Arbeitseinsatz immer wieder neue Menschen kennenlernen oder in Gesellschaft von langjährigen Freunden und Bekannten bei der Arbeit auch viel Spaß haben, so die beiden Fan-Urgesteine. Schön war am Samstag auch, dass Helfer aller Altersgruppen dabei waren. Einige hatten sogar ihren Nachwuchs mitgebracht und auch die Kleinsten hatten viel Spaß und waren mit Eifer dabei. Egal ob beim Fegen, beim Unkraut zupfen oder wenn es darum ging der einen oder anderen Glasscheibe wieder den nötigen Durchblick zu verleihen. Die viel beschworene FCK-Familie funktioniert immer noch und das über Generationen und sogar über Distanzen hinweg. Denn die Mehrzahl kam gar nicht aus Kaiserslautern selbst, sondern vielfach von weit außerhalb. Teilweise sogar mit einer Anreise von mehr als 200 Kilometern! Das gibt es wohl nur beim 1.FCK!
Keine Frage, die Aktion am vergangenen Samstag war ein Erfolg. Aber es war auch nicht mehr als ein Anfang. Es bleibt zu hoffen, dass eine Wiederholung bald folgt oder dass diese Initiative sogar ein fester Bestandteil im Jahreskalender wird. Einmal oder zweimal pro Saison vielleicht. Für die heutigen Verantwortlichen war die Umsetzung der „Glanzparade“ auch eine neue Erfahrung hinsichtlich Organisation und Durchführung. Vieles war auf Anhieb gelungen, nicht alles war perfekt. Die Erkenntnisse, die man am Samstag gewonnen hat, sind ein gutes Fundament auf das man bauen kann und mit dem man einige der Aufgaben beim nächsten Mal noch optimierter vorbereiten und ausstatten kann. Sicher wird sich mit den jetzt gemachten Erfahrungen im Rücken die eine oder andere Aufgabe noch mit hinzunehmen lassen. Das riesige Stadion hat es an bestimmten Stellen, die am Samstag noch gar nicht auf dem Zettel standen und die mit den verfügbaren Kräften auch gar nicht zu schultern gewesen wären, auch weiterhin dringend nötig. Eine Wiederholung drängt sich insofern förmlich auf. Bleibt zu wünschen, dass sich zahlenmäßig dann noch deutlich mehr Fans einbringen werden.
Zum Abschluss am vergangenen Samstag gehörte natürlich auch eine zünftige Verpflegung. So versammelten sich alle Akteure nach getaner Arbeit in der Fanhalle Nord, wo Vorstandsvorsitzender Thomas Gries allen, die mitgeholfen hatten, noch einmal seinen ausdrücklichen Dank aussprach. Zur Belohnung gab es dann zur Stärkung noch eine schmackhafte Mahlzeit, bei der die Fans zwischen einem deftigen Chili-con-Carne oder einer kräftigen Linsensuppe wählen konnten. Abgerundet mit Getränken aller Art und einem leckeren Eis zum Dessert. Geschmeckt hat es allen und genossen haben alle auch am Ende des Tages das gesellige Beisammensein. Ein Moment mehr, der die Werte der FCK-Familie und auch das Motto aus der letzten Saison „nur zusammen sind wir Lautern“ deutlich unterstrich. Zum Dank für die tatkräftige Unterstützung gab es dann noch ein besonderes Bonbon für alle Helfer. Wer wollte, durfte im FCK-Fanshop am Samstag noch den eigenen Bestand an Fanartikeln auffrischen und erhielt auf den Einkauf immerhin 20% Preisnachlass. Auch dafür ein dickes Dankeschön an den Verein!
mg
Selbst vor Jahren vorgeschlagen und dann kann ich nicht- andere und anderes gepflegt- Ich hoffe sehr auf das nächste Mal.Feinsinniger Bericht, Matthias.Gruss, Mikel. P.S. Und wann muss ich auch am Wochenende arbeiten? 3xraten.Genau, am Stadionfest.Schön ist was anderes, aber ich zieh’s durch. .
Sehr gut geschrieben Matthias. Hoffe auch das beim nächsten Mal doch mehr FCK Fans kommen.
Gruß Guido.