Der neuerliche bange Blick nach unten
Auch gegen Zwickau verpasst der FCK den ersten Sieg des Jahres
Nach der wohltuenden Siegesserie zum Ende des Jahres 2019 orakelte Trainer Boris Schommers noch vollmundig, diese Mannschaft werde mit dem Abstiegskampf in dieser Saison nichts mehr zu tun haben. Doch nach nun fünf gespielten Partien im neuen Jahr finden sich die Roten Teufel erneut im Abstiegssog wieder. Lediglich drei magere Pünktchen von maximal fünfzehn möglichen stehen nun Ende Februar zu Buche. Drei enttäuschende Remis vor heimischem Publikum und zwei Niederlagen in der Fremde, dazu das Pokal-Aus gegen Düsseldorf, die bisherige Bilanz des neuen Jahres liest sich nicht besonders ermutigend. Beim gestrigen torlosen Unentschieden gegen den Tabellennachbarn aus Zwickau offenbarten sich einmal mehr die fußballerischen Defizite. Der FCK trifft das Tor nicht mehr! Trotz einiger guter Einschussmöglichkeiten blieb gegen Zwickau gestern aber auch spielerisch einiges auf der Strecke. Am Ende durften sich die Schützlinge von Boris Schommers glücklich schätzen nicht mit noch weniger da zustehen.
Nach der ernüchternden Niederlage in Braunschweig stand die Elf von Boris Schommers gegen den Tabellennachbarn aus Zwickau gestern schon vor dem Anpfiff unter spürbarem Erfolgsdruck. Es sollte endlich der erste Pflichtspiel-Sieg des Jahres 2020 her. Eine Folge der bislang ernüchternden Bilanz des neuen Jahres, es fanden nur 15.913 Zuschauer den Weg ins Fritz-Walter-Stadion. Eine traurige Kulisse mit der auch nicht so richtig Stimmung aufkommen wollte. Aber der FCK begann in der gegenüber dem Braunschweig-Spiel unveränderten Anfangsformation forsch und engagiert. Vor allem die drei etatmäßigen Offensivakteure Timmy Thiele, Christian Kühlwetter und Florian Pick mühten sich mit teils klugen Kombinationen und Pässen durch die Defensive der Zwickauer zu manövrieren. Leider fehlte auch hier allzu oft die Präzision oder wurden Spielzüge nicht konsequent und entschlossen genug zum Abschluss gebracht.
Die erste Möglichkeit hatten die Schommers-Schützlinge in der 9. Minute, als er von der Strafraumgrenze abzog, das Leder das Tor aber knapp verfehlte. Es war dann erneut Florian Pick, der den nächsten Hochkaräter liegen ließ. Nach einem feinen Doppelpass mit Christian Kühlwetter kam er am Fünfmeterraum zum Abschluss doch sein wenig platzierter Schuss wurde von Davy Frick zur Ecke geblockt (16.). In der 25. Minute eine schöne Kombination zwischen `Christian Kühlwetter, Timmy Thiele und Florian Pick, doch der letzte Steilpass auf den quirligen Dribbler war ein bisschen zu lang. Nur kurz darauf hatte Timmy Thiele bei einem Sololauf eine gute Einschussmöglichkeit, doch im entscheidenden Moment konnte der Lauterer Stürmer Johannes Brinkies im Kasten der Zwickauer nicht überwinden (25.).
Kurz darauf eine wahre Schrecksekunde auf Seiten der Lauterer. Hendrik Zuck verlor im Spielaufbau bei einem Pressschlag das Leder an Leon Jensen, der blitzschnell Gerrit Wegkamp bediente, der das Leder staubtrocken im Lauterer Netz versenkte. Die Zwickauer Akteure formierten sich schon zur Jubeltraube, doch der Linienrichter entschied auf Abseitsstellung und der Treffer zählte zum Glück nicht (29.). Im Grunde hätte dies ein Weckruf für die Mannschaft von Boris Schommers sein müssen. Doch unerklärlicherweise wuchs auf Seiten der Roten Teufel die Unsicherheit während die Gäste nun besser ins Spiel kamen. Die hatten dann durch einen Freistoß auch die einzige noch nennenswerte Chance im ersten Durchgang, doch Leon Jensen zirkelte das Leder am Lauterer Kasten vorbei (38.). Mit dem torlosen Unentschieden ging es in die Kabine.
Nach dem Seitenwechsel ein nahezu unverändertes Bild. Die Gäste igelten sich mehr oder weniger ein, der FCK kontrollierte das Spiel, aber ohne zwingende Chancen zu kreieren. Zu unentschlossen, unpräzise und uninspiriert gaben und geben sich die FCK-Spieler regelmäßig beim Abschluss vor dem gegnerischen Tor. Geradezu armselig gestaltet sich dabei immer noch die Lauterer Torgefahr bei Standards. Ganz gleich ob Freistöße oder Ecken. Da fehlt es an Überraschung, an Ideen, an Durchsetzungsvermögen. An nahezu allem, was einen Standard zu einer Waffe machen kann. Die beste Möglichkeit im zweiten Durchgang hatten die Lauterer nach einer Stunde. Christian Kühlwetter hatte sich mit feiner Vorarbeit bis zur Grundlinie durchgetankt und das Leder in den Rücken der gegnerischen Abwehr gelegt, doch auch der Schuss von Hendrik Zuck aus kurzer Distanz wurde von einem Zwickauer Abwehrspieler im letzten Moment geblockt (60.). In der Schlussphase machte sich der FCK dann einmal mehr selber schwer. Janik Bachmann quittierte nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte (84.). Der FCK musste in den letzten Minuten in Unterzahl agieren.
Man merkte der Mannschaft zwar an, dass der Wille da war, den lucky punch noch setzen zu wollen, aber was mit elf Feldspielern über fast neunzig Minuten nicht gelang, missriet auch in den verbleibenden Minuten mit einem Mann weniger auf dem Feld. Der für Florian Pick kurz vor dem Ende eingewechselte Manfred Starke vergab den letzten Hauch einer Chance vor dem Zwickauer Kasten ebenso zögerlich wie seine Kollegen in der Spielzeit davor (90.). Mehr als ein Freistoß am gegnerischen Strafraum und zwei Ecken in der Nachspielzeit sollte für den FCK dann allerdings nicht mehr rausspringen.
Es blieb letztlich beim mageren torlosen Remis. Enttäuschte Gesichter auf dem Rasen und auf den Rängen. Ausgerechnet vor dem schweren Derby beim Erzrivalen Waldhof Mannheim am kommenden Samstag hätte ein Sieg gestern gut getan, um mit wenigstens einigermaßen breiter Brust in die Kurpfalz zu reisen. Doch im Moment bietet der FCK wenig Anlass mit breiter Brust aufzulaufen. Im Gegenteil, der FCK muss eher den Blick nach unten richten und höllisch aufpassen, nicht noch weiter in den Abstiegssumpf zu geraten. Keine günstige emotionale Gemengelage. In der jetzigen Verfassung wird der FCK am nächsten Samstag klarer und krasser Außenseiter sein. Hält man sich die aktuelle Verfassung der Waldhöfer vor Augen, kann es einem Angst und Bange werden.
Von der Aufbruchstimmung, die noch im Trainingslager in Belek herrschte ist zumindest beim FCK-Anhang so gut wie nichts mehr übrig. Trainer Boris Schommers steht nach den vielen Fortschritten zwischen November und Jahresanfang mittlerweile eigentlich vor einer ganzen Fülle an Baustellen. Alte und neue gleichermaßen. Das größte Dilemma ist das Thema Chancenverwertung. Wenn sich in der jetzt kommenden Trainingswoche nicht nachhaltig Fortschritte einstellen, wird der Ausflug am kommenden Samstag ein ganz schweres Unterfangen. Es bleibt zu hoffen, dass es für den FCK nicht das wird, was ein dubioser Teil des Waldhof-Anhangs seit Tagen prognostiziert. Ein Schlachtfest.
mg
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