Auftakt des QFF-Jubiläumsjahrs in Augsburg
Erstmals reines Arbeitstreffen der Queer Football Fanclubs
„Getrennt in den Farben – vereint in der Sache“ ist seit Jahren ein passendes Motto (nicht nur) für die QFF, das Netzwerk schwul-lesbischer Fanclubs in mehreren Ländern Europas. Einige der rund 30 Fanclubs und Organisationen, diesmal vor allem aus Deutschland, der Schweiz und England, haben sich jetzt zum ersten Mal zu einem Workshop-Wochenende getroffen. Zusätzlich zur jährlichen Vollversammlung im Herbst eine neue Form der Zusammenarbeit, um zielgerichtet effektiver Ergebnisse auf den Weg zu bringen. Beim abendlichen Treffen in einem großen Augsburger Brauhaus kam ein besonders Fußball-affiner Gast aus der Politik: Claudia Roth, die dortige Grünen-Abgeordnete und Vizepräsidentin des Bundestages. Sie interessierte sich sehr für die Projekte und mögliche Probleme der einzelnen Fanclubs, zeigte sich offen für inhaltliche Zusammenarbeit und rief schließlich laut durch den Saal in Richtung ihres Augsburger Parteivorstandes Rauscher, der sie an dem Abend begleitet hatte: „Peter, wir werden Mitglied!“ Damit hatte der FCA-Fanclub „Bunte Legion 07“ seine Mitgliederzahl spontan um ein Drittel erhöht.
Es wurde aber vor allem inhaltlich gearbeitet. Dazu hatten sich die Teilnehmenden in vier Workshops aufgeteilt. Eine Gruppe begann mit der Erarbeitung eines Werkzeugkastens für neue oder kleine queere Fanclubs, damit die von den Erfahrungen der größeren und älteren Vereine profitieren können. In England gibt es bereits so ein „Toolkit“.
Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit internationalen Kontakten der QFF. Dabei ging es vor allem darum, wie man sich rund um die Weltmeisterschaft in Russland 2018 verhalten will. Hier wurden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie man in einem zunehmend homophoben Klima in Russland die dortige Szene unterstützen kann, und wie man Homophobie und Sexismus rund um die WM thematisieren kann.
Um die Kommunikation mit den Fußballvereinen und anderen Verbänden ging es in einem anderen Workshop. Diese Gruppe schlug vor, Informationen besser zu bündeln und Ansprechpersonen systematischer zu sammeln.
Die Arbeitsgruppe mit Queer-Devils-Beteiligung versuchte, zur besseren Wirkung in die Gesellschaft hinein ein Beispielprojekt zu entwickeln, das man Fanclubs, die das wünschen, als Vorschlag an die Hand geben kann. Um es so konkret wie möglich zu machen, wurden Veranstaltungen für allgemeine Jugendzentren gesammelt, etwa Filme, Diskussionen oder Fußballturniere. Einzelne Vorschläge sollen noch weiter ausgearbeitet werden.
Da passte es gut, dass am ersten Abend des Arbeitstreffens ein Film über einen schwulen Fußballer in einem Profi-Nachwuchsteam mit anschließender Diskussion in einem Jugendzentrum gezeigt worden war. Dazu war ein Vertreter des Fanprojekts gekommen, aber leider niemand vom FC Augsburg. Die Diskussion allerdings war auch durch die Anwesenheit von einzelnen Augsburger Ultras so kontrovers wie bereichernd.
Alle Workshops beschäftigten sich unweigerlich mit der Frage, was QFF eigentlich ausmacht, und wie man wo auftreten will. Eine Gruppe brachte es auf die Formel: „So viel Netzwerk wie möglich, so viel Dachverband wie nötig“. Die meisten waren sich einig, dass die QFF vor allem nach außen als Netzwerk auftreten wollen, während sie nach innen durchaus auch Aufgaben eines Dachverbandes von selbstständigen Fanclubs übernehmen kann, etwa wenn es um die Unterstützung bei Aktionen geht.
Das nächste reguläre QFF-Treffen findet im Oktober in Dortmund statt – und damit am selben Ort, wo vor 10 Jahren das Netzwerk gegründet wurde. Wie die Queer Devils haben also auch die Queer-Fanclubs ein Jubiläumsjahr mit einigen Veranstaltungen vor sich.
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