Mit glücklichem Remis Sprung in der Tabelle verpasst
Rote Teufel mühen sich zu einem 1:1 gegen den 1.FC Heidenheim
Der 1.FCK bleibt zwar auch weiterhin seit September letzten Jahres im heimischen Stadion ungeschlagen. Mit dem gestrigen Remis gegen den 1.FC Heidenheim wurde jedoch die Chance verpasst auf die Abstiegsränge weiter Boden gut zu machen und sich in der Tabelle etwas deutlicher abzusetzen. Die Roten Teufel rangieren nach dem 24. Spieltag weiter auf Tabellenplatz 13. Die in der ersten Halbzeit gebotene Fußballkost der Mannschaft von Norbert Meier war grausig anzuschauen. Erst im zweiten Durchgang brachten die Männer in Rot mehr Präsenz auf den Rasen. Dennoch gingen die Gäste in der 66. Minute nach einer Ecke in Führung und hätten nur vier Minuten später den Deckel draufmachen können, scheiterten aber aus kürzester Distanz. Mit einer im zweiten Durchgang kämpferisch deutlich besseren Leistung erzwangen die Roten Teufel zwar in der 76. Minute noch den Ausgleich, doch auch das Remis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass spielerisch am gestrigen Nachmittag vor heimischem Publikum wieder einmal vieles im Argen lag.
Es waren die beiden besten Defensivreihen, die sich gestern gegenüberstanden. Ein Torspektakel wie vor einer Woche in Dresden durften die Zuschauer also nicht erwarten. Die Gäste kamen deutlich schneller und sicherer ins Spiel. Die in quietsch-gelb gekleideten Akteure von Trainer Frank Schmidt waren spritziger, aggressiver, ballsicherer und hielten die Lauterer weitgehend vom eigenen Tor fern, hatten in ihren eigenen Offensivbemühungen aber deutlich mehr Zug zum gegnerischen Strafraum als der FCK. Allerdings auch ohne dass hier nennenswert viele Aufreger vor dem Kasten von Julian Pollersbeck herausgekommen wären. Erst mit einem Schussversuch vom gut postierten Tim Skarke in der 21. Minute setzten die Gäste eine erste offensive Duftmarke. Dessen Abschluss passte sich jedoch dem bis dahin präsentierten Angriffsniveau der Partie an und landete sprichwörtlich im hohen Bogen irgendwo. Die Gäste hielten das leder im Spiel und den zweiten Ball jagte Arne Feick mit einer mutigen und wuchtigen Direktabnahme weit über das Tor. Die einzige nennenswerte aber fast schon hundertprozentige Chance auf Seiten der Gastgeber hatte Robert Glatzel. Nach einem Freistoß von Sebastian Kerk konnte das lange Sturmtalent des FCK frei vor dem gegnerischen Tor das Leder jedoch nicht richtig platzieren.
Die Lauterer Defensive ackerte zwar auch im ersten Durchgang einsatzfreudig, doch in der einen oder anderen Situation fehlte es trotzdem an Ruhe, Abgeklärtheit und Sicherheit. Der Ruhepol Ewerton, der wegen seiner Verletzung noch pausieren musste, fehlte sichtbar und spürbar. Wobei Robin Koch und Tim Heubach in der Innenverteidigung einen passablen Job ablieferten. Woran das Spiel des 1.FCK im ersten Durchgang krankte, war ein sattelfestes Mittelfeld. Es fehlten Sicherheit im Spielaufbau, die Entwicklung von Spielideen, die Aggressivität bei der Ballbehauptung und ein angemessenes Zweikampfverhalten. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Marlon Frey und Patrick Ziegler und die davor im offensiven Mittelfeld postierten Sebastian Kerk, Daniel Halfar und Osayamen Osawe im strahlenden Schein der Frühlingssonne allesamt eher im Urlaubsmodus auf dem Rasen unterwegs waren. Das war phasenweise grausig anzuschauen. Norbert Meier reagierte auch in der Pause, brachte Jaques Zoua für Patrick Ziegler und Stipe Vucur für Marlon Frey, stellte auf 4-4-2 um, positionierte Daniel Halfar und den jungen Robin Koch als Doppelsechs vor die Abwehr. Fortan bekam das FCK-Spiel mehr Fahrt, wobei auch eine vermutlich lautere Kabinenansprache ihre motivatorische Wirkung zeigte. Die Jungs von Norbert Meier gingen nach dem Wiederanpfiff leidenschaftlicher, kämpferischer, aggressiver, zielstrebiger und temporeicher zu Werke als noch im ersten Durchgang.
Der Mann hat Arsch in der Hose! Es gibt nicht viele Trainer, die in der Halbzeitpause ihre Startformation und die ursprüngliche Spielidee quasi komplett umkrempeln und damit signalisieren, „das was ich da im Kopf hatte, funktioniert heute nicht. Wir müssen das anders machen“. Wir hatten in der Vergangenheit auch schon Protagonisten an der Seitenlinie, die trotz sichtbarer Defizite einer Aufstellungs-Idee beharrlich am signalisierten Konzept festhielten, selbst wenn Volkes Meinung sich von den Tribünen herunter die Seele aus dem Leib geschrien hätte. Nach der Umstellung ergaben sich zwangsläufig mehr Offensivaktionen und für Robert Glatzel (46.), Osayamen Osawe (61.) sowie Robin Koch und Robert Glatzel (62.) erste Chancen. Wenn auch keine Hochkaräter. Die Offensivbemühungen der Gäste hielten sich im Rahmen. Wofür die Heidenheimer allerdings auch bekannt sind, ist ihre Stärke bei Standards. Die nutzten sie dann auch zur Führung. Nach einer Ecke von Standardspezialist Marc Schnatterer konnte der gestern insgesamt etwas indisponierten Sebastian Kerk seinem Gegenspieler Arne Feick nicht folgen, der kam frei zum Ball und versenkte das Leder per Kopf im Kasten von Julian Pollersbeck. Noch nicht einmal fünf Minuten danach eine Kopie der Situation. Ecke der Heidenheimer von rechts, Mathias Wittek kam erneut im Fünfer frei zum Kopfball, brachte aber das Kunststück fertig, das Leder aus kürzester Distanz nur knapp neben das Tor zu wuchten.
Der FCK war nun wachgerüttelt und ging im Rahmen seiner spielerischen Möglichkeiten mit mehr Tempo in Richtung gegnerisches Tor. Der Lohn der wiedergewonnenen Bissigkeit und Aggressivität dann in der 76. Minute. Zunächst bediente Daniel Halfar Osayamen Osawe am rechten Pfosten, dessen Zuspiel konnte Robert Glatzel aus kürzester Distanz nicht verwerten. Den zweiten Ball servierte Daniel Halfar auf den für Sebastian Kerk eingewechselten Zoltan Stieber, dessen leicht abgefälschter Ball an die Latte ging und dann doch im Netz landete. Nachdem Robert Glatzel seinen Gegenspieler Norman Theuerkauf vor dem Kasten regelwidrig anging, prallte der Lattentreffer von dessen ausgestrecktem Bein zum Ausgleich ins Tor. Die Roten Teufel hätten sich hier nicht beschweren dürfen, wenn der an diesem Tag ohnehin mehr als kleinliche Schiri hier auf Foulspiel entschieden hätte. Aber sei’s drum. Zumindest war nun die Kulisse wieder da und die 24.066 Zuschauer wollten jetzt mehr. Ein leichter Geruch von Betze-Feeling, in der Schlussviertelstunde noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren und das eigene Team nach vorne zu peitschen.
Allerdings ließ Schiedsrichter Guido Winkmann gerade in dieser Phase der Partie kaum noch ansehnlichen Spielfluss zu und pfiff nahezu alle etwas körperbetonteren Aktionen hüben wie drüben ab, was nicht nur die Ränge zur Weißglut trieb, sondern auch den einen oder anderen Verantwortlichen auf FCK-Seite nach dem Abpfiff zu deutlichen Worten verleitete. Vor allem der sonst so gelassene Sportdirektor Uwe Stöver sparte nicht mit Kritik, insbesondere wegen der vermeintlichen Einseitigkeit so mancher Auslegung und den daraus resultierenden Entscheidungen. Immerhin dreimal zückte der Unparteiische im zweiten Durchgang zwischen der 62. und der 90. Minute den gelben Karton. Jedoch ausschließlich gegen Spieler im roten Dress (Osawe 62., Halfar 81., Koch 90.), wobei es durchaus gelb-würdige Aktionen auch auf anderer Seite gegeben hätte. Hinzu kam, dass der Protagonist im himmelblauen Leibchen über die gesamten 90 Minuten allein durch seine Körpersprache eine für viele Zuschauer provokante Haltung einnahm. „Des korz gewachsene Männel do unne laafd do rum wie e uffgeblosener Gockel“. Das Urteil eines Zuschauers im Block fand rundum reichlich Zustimmung und dürfte die Meinung vieler getroffen haben.
Nach 90+2 Minuten war auf die Sekunde Schluss, nicht ohne mit einer erneuten körpersprachlichen Showeinlage des Referees unterstrichen zu werden. Unterm Strich müssen die Roten Teufel mit dem einen Punkt zufrieden sein, alles in allem war das leistungsgerecht. Aber in den kommenden Partien müssen dringend Punkte her, um im Saison-Endspurt in Ruhe arbeiten zu können. Am kommenden Freitag geht die Reise zum Tabellenletzten nach Bielefeld. In jedem Fall ein Schlüsselspiel, vor allem wenn man sich die darauf folgenden Aufgaben anschaut. Leicht wird das dennoch nicht, aber machbar in jedem Fall.
mg
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