Willkommen im Abstiegskampf

Der 1.FCK verliert mit 0:2 gegen Bielefeld – dritte Heimspielniederlage der Saison

Am Boden - Marcel Gaus gestern auch ohne Fortune (©thof)

Am Boden – Marcel Gaus gestern auch ohne Fortune (©thof)

Der 1.FCK hat vor 24.184 Zuschauern auch sein Heimspiel gegen Aufsteiger Bielefeld mit 0:2 verloren. Die vierte Pflichtspielniederlage in Folge! Der FCK befindet sich nach der gestrigen Niederlage gefühlt im freien Fall. Zuletzt gab es eine so beunruhigende Negativserie im Frühjahr 2012, als man nacheinander zuhause gegen Köln (0:1), in München gegen den FC Bayern (2:0), dann zuhause gegen Gladbach (1:2) und dann bei der bitteren 0:4 Pleite beim Rheinland-Pfalz-Rivalen in Mainz unterlag. Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt. Allerdings wurde diese bittere Niederlagenserie noch in der ersten Bundesliga unter Marco Kurz in die Annalen gemeißelt. Jetzt grüßt der Tabellenkeller in Liga 2! Selbst in der Katastrophensaison 2007/2008, als eine Rettung vor dem Absturz in die Drittklassigkeit erst am letzten Spieltag zuhause gegen Köln abgewendet werden konnte, gab es keine solche Serie. Wohlgemerkt, eine Negativserie ohne irgendetwas Zählbares an Punkten und eben auch Toren. Letzteres im Moment die bitterste Erkenntnis. Die Jungs im roten Dress treffen einfach das Tor nicht mehr. Jedes der letzten vier Spiele ging ohne eigenen Torerfolg verloren.

Musste mit geprelltem Halwirbel früh raus - Markus Karl (©thof)

Musste mit geprelltem Halwirbel früh raus – Markus Karl (©thof)

Diese sichtbare und fühlbare Form an Harmlosigkeit zeichnet die Mannschaft derzeit aus. Jeder Gegner, der nur diszipliniert und couragiert genug verteidigt, bringt aussichtsreiche Chancen mit, ein Spiel gegen den FCK für sich zu entscheiden. Zumindest wenn es gelingt die Harmlosigkeit der Roten Teufel in einer Partie nur lange genug am Leben zu halten und gleichzeitig geduldig auf die eine Möglichkeit im eigenen Spiel hinarbeitet. Von außen betrachtet hat man zumindest das Gefühl, das sei bei den Jungs von Konrad Fünfstück in den Köpfen bereits zementiert und wirke sich dann eben auch mental aus. Insofern war im gestrigen Spiel der Knackpunkt vielleicht nicht erst die Spielsituation in Minute 57, als Tim Heubach den durchgestarteten Fabian Klos im Strafraum umsäbelte, dafür Rot quittierte und die mit dem folgerichtigen und von David Ulm souverän verwandelten Elfmeter die Führung für die Ostwestfalen brachte. Vielleicht war der Knackpunkt schon die Situation in der 21. Minute, als nach einem Freistoß von Daniel Halfar, der von Markus Karl verlängert den Weg über den Torhüter fand, dann aber an der Querlatte landete, von dort an den Rücken von Keeper und über den Pfosten wieder zurück ins Spiel. Da fällt man doch vom Glauben ab!

Spät aber wichtig - offizielle Verabschiedung von Flo Dick (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Spät aber wichtig – offizielle Verabschiedung von Flo Dick (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Bis zu eben dieser Situation allerdings wenig ansehnlicher Fußball ohne spielerische Höhepunkte. In den ersten zehn Minuten eher zahllose lange Bälle, die wenig Abnehmer fanden oder gar für kreative Spielsituationen sorgten. In der Auftaktviertelstunde hüben wie drüben bestenfalls zaghafte und wenig zielgenaue Distanzschüsse. Nicht viel also, was einem Fußballspiel Glanz verliehen hätte. Zumindest sorgte die Situation in der 21. Minute in den Reihen der FCK-Akteure für eine kurze Druckphase. Doch auch die Möglichkeiten, die sich Kacper Przybylko in der 22. und 24. Minute boten, wurden vom glänzend aufgelegten Wolfgang Hesl im Tor der Gäste souverän zunichte gemacht. Kurz danach war es dann allerdings schon wieder vorbei mit der Lauterer Herrlichkeit. Bielefeld gelang es den aufkommenden Druck wieder aufzulösen, allerdings auch ohne selbst nach vorne Nennenswertes zu investieren. Erwähnenswert lediglich noch, dass Markus Karl sich in der 40. Minute unglücklich im Zweikampf verletzte und mit geprelltem Halswirbel frühzeitig vom Feld musste. Geschlagene 5 Minuten spielte der FCK dann in Unterzahl, während Patrick Ziegler zur Einwechslung an der Außenlinie bereit stand, aber ohne eine notwendige Spielunterbrechung nicht aufs Feld konnte. Bezeichnend, dass es Florian Dick war, der das Spielgerät ins Seitenaus kickte, um dem dezimierten FCK die Einwechslung zu ermöglichen. Ein feiner Zug eines großartigen Sportsmannes, der schon vor dem Anpfiff lautstarken Beifall von allen Tribünen erntete. Einmal bei der Mannschaftsaufstellung und kurz davor, als Stefan Kuntz den früheren langjährigen Lauterer Akteur nach 1 ½ Jahren offiziell verabschiedete. Eine späte aber mehr als notwenige und überfällige Geste.

Zum Verstecken - Tim Heubach nach dem Foul und glatt Rot (©thof)

Zum Verstecken – Tim Heubach nach dem Foul und glatt Rot (©thof)

Nach dem Seitenwechsel kam der FCK zwar engagierter aus der Kabine als die Gäste und kam auch ganz gut ins Spiel, aber auch die hierbei erspielten Möglichkeiten blieben in sträflicher Manier ungenutzt. Sowohl Marcel Gaus mit einem beherzten Schuss (48.) als auch Kacper Przybylko mit einem aussichtsreichen Kopfstoß nach einer Ecke (53.) scheiterten ihrer aktuellen Treffsicherheit. Die erste brauchbare Initiative der Ostwestfalen in der 55. Minute sorgte dann für die überraschende Führung der Gäste mit Rot für Tim Heubach und dem verwandelten Elfmeter. Ein schweres Pfund, was man den Roten Teufeln nun auch mehr als anmerkte. Die ohnehin schon vorhandene Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor potenzierte sich dann mit den aussichtsreichen Möglichkeiten kurz nach der Führung der Gäste. Erneut Kacper Przybylko (59.) und Marcel Gaus (62.) brachten ihre klaren Chancen zum Ausgleich nicht im gegnerischen Netz unter. Auch die eingewechselten Robert Pich (64. Für Marcel Gaus) und Antonio Colak (70. für Markus Piossek) vermochten dem Spiel keinen Stempel mehr aufzudrücken.

Abgang - Tim Heubach (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Abgang – Tim Heubach (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Der FCK blieb weiter ideenlos und vor allem ohne Durchschlagskraft. Einmal mehr bewahrheitete sich das legendäre Brehme-Zitat, „haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“! Die Bielefelder verteidigten geschickt und hätten beim ein oder anderen Konter sogar noch einen Treffer nachlegen können. Das war dann in der 83. Minute soweit. Bei einem schnellen Konter agierte die Lauterer Defensive quasi lediglich als Eskorte ehe Stephan Salger das Leder flach knapp neben dem Pfosten im Kasten von Marius Müller unterbrachte. Wohlgemerkt, den quer gelegten Ball versenkte ein etatmäßiger Innenverteidiger des Aufsteigers. Trainer Norbert Meier fragte sich bei der Pressekonferenz dann auch folgerichtig, er wisse gar nicht, ob der schon jemals ein Tor geschossen hätte. Auf Seiten der Lauterer vergeben vor allem die Offensivprotagonisten reihenweise beste Chancen, beim Gegner netzt bei einem Konter ein Innenverteidiger, der vorher noch nie getroffen hat. Bitter und traurig! Letztlich blieb es beim 0:2 für Bielefeld. Über den ganzen Spielverlauf wohl etwas glücklich aber grade wegen des Spielverlaufes und auch irgendwie verdient.

Emotionales Coaching - Konrad Fünfstück (©thof)

Emotional aber ohne Einfluß – Konrad Fünfstück an der Seitenlinie (©thof)

Traurig sicher auch die gestrige Kulisse. Ein Aspekt, den auch schon Martin Wagner, einstige FCK-Ikone und Pokalheld von 1996 etwa zehn Minuten vor dem Anpfiff bei einem Gespräch an der Bande mit Blick auf die gähnend leeren Tribünen attestierte. Das sei doch traurig, wie leer das Stadion sei. Gerade jetzt brauche die verunsicherte Truppe Unterstützung auch von außen. „Früher war auch die Osttribüne viel voller und wenn die da drüben (…zeigt aus die Westtribüne…) mal einen Durchhänger hatten, dann hat die Osttribüne Rabbatz gemacht“, so Wagner beim Dialog mit dem Autor. Durchaus kein verkehrter Ansatz, aber wer will es dem leidgeprüften Publikum übel nehmen, wenn man bei derartiger fußballerischer Magerkost an einem feuchtkalten Herbstabend auf zig Kilometer Anfahrt verzichtet und lieber daheim bleibt. „Es fehlen halt auch Leader-Typen in so einer jungen Mannschaft.

Einer wie Daniel Halfar oder Markus Karl alleine reichen da nicht aus“, ergänzt Martin Wagner beim Blick auf die Startelf und deren Bemühungen sich vor der Partie mit Distanzschüssen warm zu schießen.

Schwerer Gang vor die Tribüne (©thof)

Schwerer Gang vor die Tribüne (©thof)

Es werden harte Wochen werden, bis der Ligabetrieb über Weihnachten ruht. Die Truppe weiß sehr genau, dass sie das alles nun selber richten und sich selber helfen muss. Man darf gespannt sein, wer sich bei dem schwierigen Unterfangen nun neben den Genannten noch zum Führungsspieler erhebt. Viel mehr aber darf man gespannt sein, wer in den kommenden Wochen endlich so etwas wie Treffsicherheit entwickelt. Wird dieses Manko nämlich nicht schnellstens abgestellt werden das triste und traurige Weihnachten anno domini 2015. Bis zum Ende des Spieltages kann der FCK in der Tabelle zumindest noch bis auf den 14. Platz abrutschen. Willkommen im Abstiegskampf!

mg

Torflaute - Kacper Przybylko vergab auch gestern wieder beste Chancen (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Torflaute – Kacper Przybylko vergab auch gestern wieder beste Chancen (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

....genauso wie Marcel Gaus (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

….genauso wie Marcel Gaus (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Immerhin 24.184 Zuschauer. Tendenz fallend (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Immerhin 24.184 Zuschauer. Tendenz fallend (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Erneut schwerer Gang vor die Kurve (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Erneut schwerer Gang vor die Kurve (Quelle: www.der-betze-brennt.de)


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.