Mit Sturmflaute und ohne Aufbäumen das Aus im Pokal
Der 1.FCK verliert zum zweiten Mal 0:1 nach Eigentor
Bei der gestrigen Pokalpartie beim VfL Bochum musste der 1.FCK bereits in der zweiten Runde des Wettbewerbs die Segel streichen. Nach einem unglücklichen Eigentor von Chris Löwe (67.) musste sich das Team von Konrad Fünfstück vor 18.514 Besuchern im Stadion an der Castroper Straße gegen den VfL Bochum mit 0:1 geschlagen geben. Damit verloren die Roten Teufel unter den Augen von rund 2.000 mitgereisten FCK-Fans unter dem neuen Trainer das dritte Pflichtspiel in Folge jeweils zu Null! Im Vergleich zur Partie in Karlsruhe hatte die Truppe in Bochum zwar sichtbar mehr Einsatz gezeigt und auch eine solidere und diszipliniertere Abwehrleistung präsentiert. Allerdings brachte die Mannschaft nach vorne nicht das auf den Rasen, was notwendig ist, um ein Fußballspiel und erst Recht nicht ein Pokalspiel zu entscheiden. Offensivdruck, ein Drängen auf einen Ausgleich sehen anders aus. Lediglich in den Schlussminuten war so etwas wie ein Stemmen und ein Aufbäumen gegen die sich anbahnende Niederlage zu verzeichnen. Dies ist sprichwörtlich mit „Blick nach vorne“ zu wenig, wenn man auch in den kommenden Wochen im Ligaalltag bestehen will.
Die erste Halbzeit war für die Fans aus beiden Lagern kein Leckerbissen. Zwei stabile Viererketten machten hinten dicht. Lediglich der VfL agierte über die Flügel bisweilen ideenreicher, schneller und damit auch gefährlicher. Wirklich echte Torchancen wurden aber auf beiden Seiten in den ersten 45 Minuten nicht herausgespielt. Ein Lichtblick auf Seiten der Lauterer gestern Abend war dennoch Michael Schulze, der nach langer Verletzungspause wieder in die Startelf zurückkehrte. Seine offensiven Flankenläufe könnten für die kommenden Wochen wieder ein Garant für mehr Torgefahr werden, wenn der Quantität auch die Qualität bei der Verwertung folgt. Aber die alte Form des 26-jährigen ist nach der langen Pause ohne Spielpraxis noch nicht auf dem alten Niveau. Die ersten zwanzig Minuten der Partie waren so auch von viel Mittelfeldgeplänkel, viel Kampf und zahlreichen Freistößen geprägt. So richtiger Offensivfußball mit feurigem Pokalcharakter mochte nicht aufkommen. Es dauerte so auch bis zur 23. Minute ehe der Gastgeber erstmals so etwas wie Torgefahr ausstrahlte, als Onur Bulut nach einer Ecke verzog und der Ball über den Lauterer Kasten ging.
Der FCK blieb über weite Strecken bei einer sehr passiven Spielweise. Ein probates Mittel, wenn man sich dann mit schnellem Umschaltspiel gefährliche Konter erarbeiten kann. Allerdings blieben die Roten Teufel genau an dieser Schnittstelle im eigenen Spiel viel zu harmlos, viel zu ideenlos, viel zu unkreativ, viel zu ungenau. Eine echte torgefährliche Szene im ersten Durchgang für die Jungs von Konrad Fünfstück daher Fehlanzeige. Bochum fiel gegen die konzentriert arbeitende Deckung um Tim Heubach und Stipe Vucur auch nicht wirklich etwas Zündendes ein und kam durch Timo Perthel (32.), Janik Haberer (33.) und Tobias Weis (44.) lediglich zu halbherzigen Gelegenheiten. Ansonsten im ersten Durchgang eher fußballerische Magerkost und Langweile anstatt rassigem Pokalfight. Nach dem Seitenwechsel kamen beide Teams unverändert aus der Kabine. Die Hausherren begannen auch hier zielstrebiger und mit mehr energischem Zug zum Tor. Allerdings hatte der FCK die erste echte Torchance im zweiten Durchgang. Marcel Gaus wurde von Markus Karl nach Balleroberung mit einem hohen Ball in den Strafraum geschickt, scheiterte letztlich aber an der Fußabwehr von Torwart Manuel Riemann (53.). Beide Teams suchten nun vermehrt den Weg nach vorne wodurch sich zwangsläufig mehr Gelegenheiten und echte Torchancen ergaben. Der gestern reaktionsschnelle Marius Müller entschärfte einen Schuss von Janik Haberer.
Nach einer Flanke von Bastians missglückte der Klärungsversuch von Chris Löwe indem er die Kugel in bedrängter Situation unglücklich ins eigene Netz beförderte. Marius Müller hatte keine Chance zu reagieren. In der Folge war allerdings der VfL dem zweiten Tor näher als der FCK dem Ausgleich, konnte jedoch seine hochwertigen Chancen durch Onur Bulut (71.) und Thomas Eisfeld (73./79.) nicht verwerten. Zwar brachte Konrad Fünfstück mit Erik Thommy (70.), Lukas Görtler (78.) und Mateusz Klich (81.) noch einmal frische Offensivkräfte, aber auch die Wechsel brachten nicht die gewünschte Wirkung zu einer sichtbaren Wende im Spiel. Die Offensivbemühungen der Gäste nahmen zwar zu, aber so ergaben sich für die Hausherren auch Räume für aussichtsreiche Konter. In den Schlussminuten warf der FCK dann tatsächlich noch einmal alles nach vorne. Bei zwei Ecken gesellte sich auch Marius Müller mit in den gegnerischen Strafraum. In den letzten Minuten erzeugte der FCK dann tatsächlich noch einmal Druck und ließ so etwas wie giftiges Spiel aufkommen.
So hätte Mateusz Klich kurz nach seiner Einwechslung die Partie noch einmal spannend machen können, verzog aber aus aussichtsreicher Position im Strafraum knapp links am Kasten vorbei. Bis in die Nachspielzeit hatte der FCK durchaus noch Chancen, den Ausgleichstreffer zu markieren, aber sowohl Kacper Przybylko (90., 90.+1), Lukas Görtler (90.+1) als auch Daniel Halfar (90.+3) gelang es nicht den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen. Der VfL rettete das knappe Ergebnis über die Zeit und zieht aufgrund der zahlreicheren Chancen und der effektiveren Spielanlage verdient ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Die Roten Teufel blieben insgesamt in ihrer Offensivausrichtung viel zu harmlos, um gestern gegen den VfL Bochum bestehen zu können. Eine Entwicklung, die sich seit Wochen abzeichnet. Dem FCK fehlt es an Durchschlagskraft und Effektivität in Richtung und vor dem gegnerischen Tor. Die dritte Partie in Folge zu null verloren. Allein diese Mini-Statistik zeigt deutlich die Misere beim FCK auf. Keiner der etatmäßigen Stürmer strahlt derzeit die Klasse und die Anlage aus, die dieser Position abverlangt wird oder werden muss.
Kacper Przybylko läuft seit der Auftaktpartie in Duisburg am ersten Spieltag seiner Torgefahr quasi hinterher. Er läuft viel, er ackert stetig. Dennoch fehlt ihm aktuell die Dominanz vorne die Bälle kompromisslos und technisch versiert zu behaupten und zu verteilen. Zudem fehlt es an Inspiration, Kreativität und am Instinkt mit dem Arbeitsgerät den Abschluss zu finden und dieses dann auch aufs Tor zu bringen. Lukas Görtler hat gute Ansätze in der Ballbehauptung. Der 21-jährige ist antrittsschnell und pflegt eine bisweilen bissige Spielanlage. Aber auch ihm fehlt vor allem der Drang zum beherzten und vor allem treffsicheren Abschluss. Auch Antonio Colak darf nach sieben Partien für den FCK erst zwei Treffer verbuchen. Für einen etatmäßigen Stürmer im Grunde auch zu wenig. Läuferisch und kämpferisch ist auch er sicher eine Bereicherung. Es fehlt auch ihm dennoch an Präzision und an Torgefahr. Zu den restlichen etatmäßigen Protagonisten in der Offensivabteilung kann man wahrlich nicht viel sagen. Lediglich Maurice Deville, der zu einigen Kurzeinsätzen ohne nachhaltigen Eindruck kam, fiele hier noch auf. Jan-Lucas Dorow und Erik Wekesser müssten sich erst einmal beweisen. Sebastian Jacob wird wohl erst im neuen Jahr in der Rückrunde wieder zur Verfügung stehen.
Die nach drei Niederlagen in Folge nicht mehr weg zu diskutierende Misere allein an den Stürmern festzumachen, wäre allerdings zu einfach. Es fehlt auch am sicheren Aufbau aus dem Mittelfeld, an der Souveränität im Umschaltspiel, an der Geschwindigkeit und der Passgenauigkeit sowohl durch die Mitte als auch über die Flügel. Hieraus schlagkräftige Spielsituationen zu entwickeln gelingt per se nicht. Dann kommt natürlich auch vorne quantitativ wie qualitativ nicht viel an. Auf das Trainerteam um Konrad Fünfstück wird in den kommenden Wochen noch viel, noch sehr viel Arbeit zukommen. Durch die aktuelle sportliche Situation und die Stimmung im Umfeld wird das nicht einfacher. Bei weiterem Misserfolg werden dann auch die Nerven sicher eine Rolle spielen. Bei allen Beteiligten. Nach der gestrigen Niederlage wird dem 1.FCK natürlich auch die Runde für Runde steigenden zusätzlichen Einnahmen aus dem Wettbewerb fehlen. Auch um im Bedarfsfall in der Winterpause dann doch noch einmal zu investieren. Allein vor dem Hintergrund dieser Perspektive hätte man sich gestern gewünscht, dass die Truppe mehr investiert und sich nicht erst kurz vor Ende der Partie sichtbar und spürbar gegen das Ausscheiden stemmt. Stattdessen werden Woche für Woche nach dem Ende einer Partie in den Stimmen zum Spiel Floskeln parliert, man habe alles versucht, man habe nicht oder nicht ganz umsetzen können, was man sich vorgenommen habe. Das lässt den Rückschluss zu, dass es eine deutliche Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt, die man schnell abstellen sollte. In den Ohren der Fan-Gemeinde klingt das jedenfalls wie Hohn. Ganz zu schweigen davon wie das Dargebotene in den Augen der Fans aussieht.
mg
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