…und täglich grüßt die Nachspielzeit

Der FCK lässt zum wiederholten Mal Punkte in den Schlussminuten liegen

Wieder nur Remis, wieder kurz vor Schluss blanke Ernüchterung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Wieder nur Remis, wieder kurz vor Schluss blanke Ernüchterung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch am achten Spieltag erlebten Fans, Spieler und Offizielle des 1.FCK bei in den Schlussminuten ein Wechselbad der Gefühle. Nachdem Joker Elias Huth bei der gestrigen Auswärtspartie in Jena den FCK mit zwei Treffern in der 82. und 88. Minute mit 3:2 auf die Siegerstrasse gebracht hatte, folgte erneut in der Nachspielzeit die kalte Dusche. Nach einem im Grunde unnötigen Freistoß in der Nähe des eigenen Sechzehner gelang den Hausherren mit dem zweiten Ball doch noch der Ausgleich. Ein hoher Ball vor’s Tor, die Abwehr unorganisiert und unkonzentriert, Keeper Wolfgang Hesl leicht indisponiert und schon war’s passiert. Felix Brüggmann konnte freistehend aus kurzer Distanz zum Ausgleich einköpfen. Bitter in mehrfacher Hinsicht, denn bereits zum vierten Mal ließ der FCK somit kurz vor dem Abpfiff Punkte liegen. Die Schlusssequenz gestern in Jena war gar eine komplette Kopie der Geschehnisse des vorangegangenen Spieltages am letzten Montag zuhause gegen Fortuna Köln. Führung und Euphorie auf den Rängen in der 88. Minute, Ausgleich und Tristesse in der Nachspielzeit! Da bleibt einem echt die Spucke weg!

Engagiert zur Sache, Mads Albaek, Theo Bergmann (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Engagiert zur Sache, Mads Albaek, Theo Bergmann (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach dem Nackenschlag vom vergangenen Montag kurz vor Ende der Partie, sollte in Jena endlich der Bock umgestoßen werden. Immerhin seit 6 Punktspielen wartete die Mannschaft von Michael Frontzeck auf einen Dreier in der dritten Liga. So hatten sich die Roten Teufel gestern durchaus viel vorgenommen und einige Akteuere im roten Dress dürften gleich doppelt motiviert gewesen sein. Timmy Thiele und Jan Löhmannsröben, die mit dem Gastspiel an der Saale gestern an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehrten. Applaus erhielt der sympathische Stürmer mit der Rückennummer 9 bereits vor der Partie, als er zum besten Spieler vergangenen Saison geehrt wurde. Aber auch Christian Kühlwetter, der gestern sein Startelf-Debüt und seinen ersten Einsatz in der Profimannschaft feiern durfte, wird eine extra Motivations-Portion mit in die 90 Minuten genommen haben. Ebenso wie Keeper Wolfgang Hesl, der gestern seinen Pflichtspiel-Einstand hatte. Der als Backup geholte 32-jährige vertrat den verletzten Jan-Ole Sievers, der aufgrund einer Ellbogen-Verletzung in den kommenden Wochen weiter ausfallen wird.

Die Führung für die roten Teifel, Christian Kühlwetter trifft zum 1:0 für den FCK (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Führung für die roten Teifel, Christian Kühlwetter trifft zum 1:0 für den FCK (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Roten Teufel gefielen im ersten Durchgang. Die rund 1.200 mitgereisten Fans sahen engagierte Frontzeck-Schützlinge, die munter nach vorne agierten und mit Timmy Thiele eine erste Möglichkeit hatten, aber den Schuss des Lauterer Torjägers parierte Keeper Jo Coppens mit Bravour (12.). Doch auch die Hausherren wollten es wissen. In der 15. Minute durfte sich Wolfgang Hesl gegen Phillip Tietz mit einer Glanzparade erstmals in Szene setzen. Zuerst geklingelt hat es jedoch im Jenaer Kasten. Christian Kühlwetter hielt nach feinem Zuspiel von Mads Albaek aus spitzem Winkel den Fuß hin und verlängerte die Kugel an Keeper Jo Coppens vorbei ins lange Eck zur Lauterer Führung ins Netz (39.). Leider konnten die Roten Teufel aus ihrem munteren und ansehnlichen Spiel im ersten Durchgang kein Kapital schlagen. Kurz vor dem Pausenpfiff kam Matthias Kühne auf der rechten Aussenbahn zur Flanke und brachte das Leder scharf vor’s Tor, wo Firat Sucsuz am langen Eck völlig unbewacht den Ball zum Ausgleich ins kurze Eck dreschen konnte. Ärgerlich schon in der Entstehung, da weder Janek Sternberg noch Kevin Kraus gewillt schienen den Flankengeber am Flügel entschlossen genug zu stellen oder zumindest zu stören. Kurz vor dem Gang in die Kabine also schon ein Vorgeschmack auf die Schlussmomente der Partie am Ende der zweiten Halbzeit.

Macht den Ausgleich, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Macht den Ausgleich, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Im zweiten Durchgang war auf beiden Seiten zunächst viel Sand im Getriebe und die Zuschauer sahen fußballerische Unterhaltung, die eher zum Einschlafen animierte. Dennoch versuchte der Gästeblock unermüdlich die Akteure mit dem FCK-Wappen auf der Brust wach zu halten. Einen weckenden Impuls wollte auch Trainer Michael Friotzeck beisteuern und brachte ich der 65. Minute mit Hendrik Zuck und Gino Fechner für Mads Albaek und Chistoph Hemlein zwei frische Kräfte. Zumindest in einem Fall folgte wenige Minuten später ein sichtbarer Wachmacher, als Hendrik Zuck einen Schuss aus 18 Metern auf die Querlatte setzte (69.). Der Startschuss zu einer furiosen Schlussphase. Zunächst fiel auf der Gegenseite der nächste Treffer. Manfred Starke stand im Lauterer Strafraum bei einem hohen Ball goldrichtig und dazu noch völlig frei und markierte mit einem satten Schuss aus der Drehung die Führung für die Hausherren. Nicht nur auf dem Rasen wurde es nun turbulent. Der FCK-Gästeblock lieferte sich nun hitzige Verbal-Gefechte mit der Hooligan-Fraktion in Block A auf der angrenzenden Haupttribüne. Übrigens ein Kuriosum im deutschen Fußball. Ein Gästeblock, eingezwängt zwischen der heimischen Ultra-Kurve auf der einen und dem Block der alteingesessenen „Randalier-Nostalgiker“ auf der anderen Seite. Ein „Paradies“ fühlt sich da gewiss anders an!

Joker und Torschütze, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Joker und Torschütze, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Eine Minute nach der Jenaer Führung brachte Michael Frontzeck mit Elias Huth eine weitere Offensivnote ins Lauterer Spiel. Eine, die sich auszahlen sollte. Für ihn nahm Jan „Kellogs“ Löhmannsröben auf der Bank Platz, der schon seit Ende der ersten Halbzeit den Zugriff aufs Spiel irgendwie verloren hatte. Der Joker war es, der dem Spiel in den folgenden Minuteen den Stempel aufdrückte. Nach einem cleveren Zuspiel von Hendrick Zuck zog Elias Huth aus 15 Metern aus spitzem Winkel ab und verwandelte ins rechte Eck (82.)! Ausgleich! Noch Minuten vorher sah der FCK wie der sichere Verlierer aus. Nun war Leben in der Bude. Auf dem Rasen und auf den Rängen! Noch keine zwei Minuten nach dem 2:2 hätte eben dieser quirlige Elias Huth den FCK beinahe in Front geschossen, doch nach einem feinen Querpass von Timmy Thiele verpasste der emsige Ex-Hannoveraner den Ball im Strafraum haarscharf. Elias Huth belebte das Offensivspiel des FCK, schuf ständig Alarmstimmung und Unruhe in der Deckung des Hausherren. Nach einer weiteren guten aber verpassten Chance brachte der Joker den Gästeblock endgültig zum Explodieren. Janek Sternberg brachte eine blitzsaubere Flanke vor’s gegnerische Tor, Elias Huth setzte sich energisch durch und traf per Kopf zum 2:3!

Torjubel nach der Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Torjubel nach der Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die 1.200 mitgereisten FCK-Fans nun natürlich aus dem Häuschen. Als die drei Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden überschlugen sich die Wetten der Pessimisten („wart’s ab, die vergeigen des heit widder“) mit denen der Optimisten („heit packe me des!“). Die Pessimisten sollten Recht behalten. Jena setzte alles auf eine Karte, machte nochmal ordentlich Druck. Selbst Keeper Jo Coppens schaltete sich in die Offensivaktionen ein. Nach einem vielleicht vermeidbaren Freistoß kam das Leder in den Sechzehner und konnte zunächst abgewehrt werden. Maximilian Wolfram brachte die Kugel erneut in die Gefahrenzone, wo Kevin Pannewitz dann den Ball auf Felix Brüggemann legte, der per Flugkopfball das Leder im Lauterer Netz unterbrachte (90.+1). In der verbleibenden Zeit gelang dem FCK keine Aktion mehr, die das Tor der Hausherren hätte ernsthaft in Gefahr bringen können. Wenig später war Schluss, es blieb beim 3:3!

Ernüchterung nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Ernüchterung nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Reaktionen aus dem Block waren unterschiedlich und schwankten zwischen aufmunterndem Applaus über stille Ratlosigkeit bis hin zu schäumender Wut. Gefühlt war der eine Punkt natürlich zu wenig. Das Ziel aus den drei anstehenden Spielen waren sieben Punkte. Mit der Auswärtspartie am Dienstag in Braunschweig und dem Heimspiel am Samstag gegen Lotte ist dies zwar immer noch möglich. Aber die Mannschaft muss endlich lernen ihre spielerische Qualität auf dem Platz auch mal in eine Form von Dominanz zu übersetzen, die es möglich macht auch ein knappes Ergebnis mal über die Zeit zu bringen. Dass sie die Fähigkeit hat in einem Spiel zurückzukommen, hat sie ja nun bereits bewiesen.

Rund 1.200 Fans waren mit nach Jena gereist (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Rund 1.200 Fans waren mit nach Jena gereist (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Vorne immer öfter hui, hinten regelmäßig pfui? Immerhin sechs Tore erzielte der FCK in den letzten beiden Partien. Zwei mehr als in allen sechs vorangegangenen Partien zusammen. Nach der gefühlten Torflaute zu Beginn der Saison, ein echter Schritt nach vorne. Aber die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck hat auch bereits zwölf Gegentreffer in der Statistik. Davon eben leider auch die Hälfte allein in den letzten beiden Spielen. Nur vier Teams (Rostock, Jena, Wiesbaden, Meppen) haben bisher mehr Tore kassiert. Die Defensive und das Defensivverhalten muten also als Achillesferse an. Der Hunger nach vorne scheint nach den letzten beiden Partien zumindest geweckt. Bis zum zweiten Auftritt in der englischen Woche am Dienstag, hat die Mannschaft nun in Wolfsburg ausreichend Zeit und Ruhe das Erlebte abzulegen. Ablegen können sie dort hoffentlich auch das mentale Murmeltier, das nun schon allzuoft zugebissen hat, wenn am Spielfeldrand die Tafel mit der angezeigten Nachspielzeit hoch geht.

mg


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.