Kühler Kopf und Kühlwetter Garant für Dreier
Der 1.FCK fährt in Braunschweig verdient den zweiten Saisonsieg ein
Rund 800 Fans waren dem 1.FCK am Dienstagabend nach Braunschweig an die Hamburger Straße gefolgt. Sie sollten es nicht bereuen unter der Woche den weiten Weg nach Niedersachsen auf sich genommen zu haben. Beim Duell der beiden Absteiger aus der zweiten Liga stand viel auf dem Spiel. Beide Mannschaften fanden sich nach Ende des achten Spieltages jeweils auf einem Abstiegsplatz wieder. Tabellenplatz 19 und 17! Alles andere als Wunschdenken. Bei beiden Clubs nicht. Für die Roten Teufel ging es darum, eine spielerisch durchaus positive Entwicklung der letzten Wochen einen weiteren Schliff zu verpassen und vor allem das Fracksausen und die Fehlerquote der letzten Partien in der Schlussphase abzustellen. Beides gelang gestern nicht immer, zumal zum Ende des ersten Durchgangs die Nervenkostüme des FCK-Anhangs doch wieder gehörig strapaziert wurden. Doch im zweiten Durchgang konnte die Mannschaft von Michael Frontzeck das Spiel an sich reißen und ging nach Ablauf der 90 Minuten mit einem deutlichen 4:1 als verdienter Sieger vom Platz. Nicht zuletzt, dank Christian Kühlwetter!
Zehn Tore in den letzten drei Partien. Das sind mehr als doppelt so viele wie in allen sechs vorangegangenen Spielen zusammen, in denen die Roten Teufel lediglich viermal ins gegnerische Tor trafen. Mit verantwortlich für den schlechten Start in die Saison war natürlich die über Wochen hinweg schwächelnde Offensive. Aber eben nicht nur. Es waren auch die Unzulänglichkeiten in der Defensive, die vor allem in den letzten Spielen fast tragikomische Züge angenommen hatte, als die Mannschaft jeweils in der Nachspielzeit eine Führung vergab. Für beides sollte es gestern Abend eine Trendwende geben. Ob diese dauerhaft anhält und nachhaltig wirkt, werden die kommenden Wochen zeigen. Als Momentaufnahme darf man der Mannschaft attestieren, dass sie das umgesetzt hat, was die Verantwortlichen seit Wochen predigen. Dass es eben Zeit braucht, bis sich ein komplett umgekrempeltes Team finden wird. Wie weit diese sichtbare und spürbare Entwicklung zementiert werden kann, wird sich bereits am kommenden Samstag zeigen, wenn die Sportfreunde aus Lotte am Betzenberg gastieren. Das wird ein komplett anderes Spiel werden.
Gestern profitierte der FCK auch davon, dass die Braunschweiger häufig hoch standen und sich Räume für Konter boten. Das hat die Mannschaft von Michael Frontzeck auch gut gemacht. Dazu kam schließlich auch eine gewisse Unbekümmertheit einiger jüngerer Akteure. Gleich drei Änderungen hatte Michael Frontzeck für die Startelf vorgenommen. Kapitän Florian Dick musste wegen muskulärer Probleme pausieren. Für ihn kam Dominik Schad. Der ehemalige U20 Nationalspieler gefiel durch disziplinierte Defensivaktionen und vor allem durch pfeilschnelle Flügelläufe. Vor dem Anpfiff fanden sich auch Mads Albaek und Christoph Hemlein auf dem Zettel mit der Mannschaftsaufstellung nur auf der Bank wieder. Dafür standen Gino Fechner und Hendrik Zuck, dessen Formkurve zuletzt in Jena wieder nach oben zeigte, in der Anfangsformation. In punkto Unbekümmertheit hatte jedoch am gestrigen Abend ein anderer Junger eindeutig die Nase vorn. Christian Kühlwetter besorgte in der 12. Minute das 1:0 und sorgte mit dem 3:1 für Lautern im zweiten Durchgang (61.) für eine deutlich beruhigendere Führung. Bereits sein drittes Tor im erst zweiten Spiel. Weiter so!
Vom Anpfiff weg entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel mit wenigen Höhepunkten. Der 1.FCK machte dann aus seiner ersten vermeintlichen Chance gleich Nägel mit Köpfen. Einen Einwurf von Janek Sternberg nahm Christian Kühlwetter an und zog dann vom Strafraumeck beherzt und rotzfrech einfach mal ab. Das Leder rauschte direkt neben dem verdutzten Keeper Marcel Engelhardt im langen Eck ins Netz. Der FCK führte! Doch aus der gefühlten Überlegenheit zog die Frontzeck-Elf kein Kapital. Braunschweig kam nach einer Viertelstunde besser in die Partie und deutete an, dass man vor heimischem Publikum gewillt war noch etwas zu reißen. Ex-FCK-Spieler Philipp Hofmann prüfte Wolfgang Hesl, der dessen 30-Meter-Schuss entschärfte (15.). Ein erster Warnschuss. Nur vier Minuten später hätte der lange Blonde fast den Ausgleich gemacht, kam im Strafraum in aussichtsreiche Schussposition, doch Lukas Gottwalt, der erneut für André Hainault in der Innenverteidigung auflief, konnte dem Braunschweiger Stürmer im letzten Moment das Leder vom Fuß nehmen und die brenzlige Situation klären. Der 1.FCK kam vor dem Kabinengang nur noch zu einer Möglichkeit, als Timmy Thiele in der 20. Minute nach einem Konter einen Lupfer am langen Eck vorbeisetzte. Dem druckvollen Spiel der Hausherren setzte der 1.FCK nun nur noch wenig entgegen, tat kaum noch was für die eigene Offensive und legte mehr und mehr den Rückwärtsgang ein.
Die Eintracht war am Drücker. Mergim Fejzullahu (27.) per Freistoß, Felix Burmeister mit einem Kopfball, der nur knapp am langen Pfosten vorbei strich (34.) und Leandro Putaro (36.), gegen den Kevin Kraus in höchster Not zur Ecke klären konnte, hatten beste Möglichkeiten. Nur, sie trafen nicht. Je weiter die Uhr Richtung Pausenpfiff runter lief, desto mehr begann auf der Tribüne im Lauterer Fanlager schon wieder das große Stirnrunzeln. Das Verspielen einer Führung hatten die Roten Teufel in den zurückliegenden Wochen leider viel zu oft zugelassen. So kamen auch gestern die Gastgeber kurz vor der Pause tatsächlich noch zum Ausgleich. Die Lauterer Defensive konnte nach einem Braunschweiger Angriff zwar zunächst blocken, bekam aber den Ball nicht weg, der dann bei Leandro Putaro landete, der aus spitzem Winkel humorlos abzog und zum 1:1 traf (43.). Zwei Minuten gab es obendrauf und dem Lauterer Anhang schien das Blut in den Adern zu gefrieren. Vor allem als in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Eintracht noch einen Freistoß aus aussichtsreicher Position rausholte. Der Schuss von Onur Bulut aber flog knapp über den Querbalken (45.+2).
Nach der Halbzeitpause spielten die Braunschweiger druckvoll weiter, erarbeiteten sich Vorteile. Doch die erneute Führung gelang dem FCK. Timmy Thiele enteilte auf der linken Seite bis zur Grundlinie, passte scharf vors gegnerische Tor, wo Malte Amundsen relativ unbedrängt die Kugel ins eigene Tor beförderte (54.). Für den Lauterer Anhang war das egal. In der Kurve war erst mal Party angesagt. Es gab auch einiges nachzuholen. Unter dem Motto, „Ihr werdet von uns hören, oder auch nicht „, liefen die ersten 20 Minuten der Partie in Braunschweig in beiden Kurven, genauso wie bei allen anderen Spiele der ersten, zweiten und dritten Liga, ohne organisierten Support der Fanszenen ab. Ein Protest gegenüber Willkür und die ernüchternd desaströsen Fortschritte der Diskussionskultur zwischen DFB und DFL sowie den Fanverbänden. Die Gespräche mit den Verbänden wurden daher vor wenigen Wochen auch abgebrochen. Der FCK blieb am Drücker. Nur wenige Minuten nach der etwas überraschenden Führung setzten die Roten Teufel die nächste Duftmarke.
Dieses Mal ohne Mithilfe des Gegners. Christian Kühlwetter schickte Timmy Thiele, der erneut über den linken Flügel marschierte, dann auf den neuen Lauterer Goalgetter zurückpasste und die Nummer 24 vollstreckte im Strafraum mit einem Aufsetzer eiskalt (61.). Die Kurve tanzte! „Für mich war’s von null auf hundert – drei Tore in zwei Spielen, einfach geil. Vielleicht kneift mich ja bald mal einer“, blickte der zweifache Torschütze nach dem Abpfiff selbst etwas ungläubig auf seine Trefferquote zurück. Der 1.FCK kontrollierte das Spiel fortan. Die Eintracht kam lediglich noch zu einer Kopfballmöglichkeit durch Philipp Hoffmann (80.). Ansonsten gab es viel Platz zum Kontern. Sowohl Dominik Schad (68.), Timmy Thiele (70./83.) als auch Elias Huth (87.), der eine Minute zuvor für Timmy Thiele gekommen war, ließen dicke Chancen liegen. Aber alle Befürchtungen im Lager der Lauterer Fans auf den Tribünen und zuhause an den Bildschirmen, dass auch diese Partie vielleicht noch 3:3 enden könnte, sollten sich in Luft auflösen.
Kurz vor Schluss legte der 1.FCK dann doch noch ein viertes Tor oben drauf. Christoph Hemlein, der schon in der 73. Minute für Hendrik Zuck eingewechselt worden war, starte über rechts zu einem famosen Alleingang, verlud im Sechzehner Mergim Fejzullahu und donnerte mit Kühlwetterscher Kaltschnäuzigkeit das Leder aus kurzer Distanz wuchtig zum 4:1 ins Netz (88.). Nun war die Messe gelesen. Mit etwas mehr Treffsicherheit wären sogar noch ein oder zwei Tore mehr drin gewesen. Selbst den größten Pessimisten war nun klar, dass nach dem vierten Treffer den Roten Teufeln dieser Vorsprung nicht mehr zu nehmen war und so blieb es auch beim verdienten Sieg für den 1.FC Kaiserslautern. Die Erleichterung war nach dem Abpfiff nicht nur auf den Rängen greifbar. „Ein ganz wichtiger Sieg mitten in der Englischen Woche“, bestätigte auch Start-Elf-Debütant Dominik Schad die Erleichterung aller in der Mannschaft. Mit dem unglücklichen Unentschieden aus der Partie in Jena am vergangenen Samstag, holte der FCK nun vier Punkte aus zwei Auswärtsspielen, ist seit fünf Partien ungeschlagen.
Mal abgesehen von der Druckphase der Hausherren ab der 20. Minute und kurz nach dem Wiederanpfiff in Durchgang zwei, hat der FCK gestern über weite Strecken kühlen Kopf bewahrt, diszipliniert verteidigt und vor allem nach vorne überzeugend agiert. Das Umschaltspiel gefiel, die Flügelläufe von Timmy Thiele oder auch Dominik Schad waren stets Garant für Torgefahr. Vor allem Christian Kühlwetter, aber auch Christoph Hemlein und Timmy Thiele überzeugten mit eiskalter Entschlossenheit. Letztreme blieb ein Treffer leider versagt. Schon in drei Tagen steht mit dem Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte die nächste Herausforderung an. Die Mannschaft hat es in der eigenen Hand, den positiven Trend der letzten Tage und Wochen fortzuführen. Auch wenn die Verantwortlichen wissen, dass die kommende Heimpartie ein komplett anderes und vor allem schwieriger zu lösendes Spiel sein wird, als es die beiden Auswärtsspiele in Jena und Braunschweig waren. Zeit, dass sich auch das dreht.
mg
Kommentare
Kühler Kopf und Kühlwetter Garant für Dreier — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>