Wichtiger Heimsieg vor irritierender Kulisse
Der FCK gewinnt in der laufenden Saison erstmals im heimischen Stadion
Das war eine äußerst merkwürdige Stimmung gestern im Fritz-Walter-Stadion. Nach den teils desaströsen und für viele Fans auch irritierenden Leistungen der Roten Teufel in den zurückliegenden Wochen, mühten sich gestern nur offiziell 16.083 Zuschauer ins Stadion. Tatsächlich dürften kaum mehr als 12.000 die hoch aufragenden Tribünen garniert haben. Ein Teil der organisierten Fanszene hatte überdies angekündigt den üblichen Support verweigern zu wollen und anstatt auf der Westtribüne das Spiel von der Südtribüne aus verfolgen zu wollen. Im Ergebnis eine irritierende Kulisse. Unterm Strich jedoch nicht weniger irritierend, als die Leistung der Mannschaft in der laufenden Saison. Dazu passte dann auch der Auftakt der gestrigen Partie gegen den Tabellenletzten Carl-Zeiss Jena. Nach 6 Minuten führten die Gäste durch einen verwandelten Foulelfmeter (6.). Der FCK mühte sich zäh in die Partie und schaffte durch Christoph Hemlein in der 31. Minute den Ausgleich. Im zweiten Durchgang wirkte die Mannschaft etwas stabiler und leidenschaftlicher. Florian Pick erzielte in der 69. Minute die Lauterer Führung, ehe Gino Fechner in der 78. Minute den Deckel drauf machte.
Das Fanbündnis Kaiserslautern hatte anlässlich der gestrigen Partie gegen den FC Carl-Zeiss Jena mit Öffnung der Stadiontore zu einem Stimmungs-Protest aufgerufen. Auf einem im Bereich der Westtribüne verteilten Flyer erläuterten die im Fanbündnis organisierten Fanclubs, zu denen auch wir gehören, die Intention des geplanten Protestes. Das Meinungsbild eines „Für“ und „Wider“ war dann allerdings vorsichtig formuliert eher „geteilt“. Oder soll man sagen tief „gespalten“? So gespalten eben, wie sich die einst vor Einigkeit strotzende Fanszene des rumreichen Pfälzer Traditionsvereins seit Jahren und ganz besonders in den zurückliegenden Monaten nach innen und außen gibt. Nicht genug, dass der 1. FC Kaiserslautern aktuell seine zweite Saison in der 3. Liga absolviert, dass die Mannschaft momentan in den Niederungen der Drittliga-Tabelle festzustecken scheint und dass die Gremien des Vereins seit Monaten eine Außendarstellung bieten, die an Peinlichkeit und Amateurhaftigkeit kaum zu überbieten sein dürfte. Nein, darüber hinaus herrscht in der Fangemeinde des FCK seit Monaten ein Klima einer vergifteten von tiefen Gräben geprägten Umgangskultur. Hier wir, dort die anderen…dort die, wir hier…so lauten ganz vereinfacht die Positionierungsargumente, auf deren Fundament Stellung bezogen wird, um mit der jeweils vermeintlich anderen Seite mal mit schlüssigen Argumenten und mal mit haltlosem Halbwissen oder haarsträubenden Spekulationen metaphorisch die Klinge zu kreuzen.
In einschlägigen Foren und in den sogenannten asozialen Hetzwerken wird verbal aufeinander eingedroschen, es wird verhöhnt, es wird beleidigt, es wird gedroht und es wird um Deutungshoheit rund um Gerüchte, Spekulationen und Fakten gerungen. Aber warum soll es an der Basis eines so großen Vereins viel anders zugehen, wenn insbesondere Vertreter der offiziellen Kontroll- und Verwaltungs-Gremien seit Monaten ein noch viel unwürdigeres Schauspiel auf einem nicht viel anders gearteten Niveau in aller Öffentlichkeit und mit eifriger medialer Unterstützung vorleben? Von all diesen Dissonanzen und vor allem von verbalen Anfeindungen und Beschimpfungen blieb in den zurückliegenden Wochen und insbesondere nach der Slapstick-Niederlage in München auch die Mannschaft nicht verschont. Mittlerweile mit Auswüchsen, die vereinzelt sogar Straftatbestände darstellen könnten. Man kann dafür noch Kopfschütteln übrig haben! Der Verein, seine verantwortlichen Entscheidungsträger, seine Mitglieder und seine Fans sind von Einigkeit und von Zusammenhalt derzeit jedenfalls gefühlte Lichtjahre entfernt.
Die gestern sichtbare Protestaktion haben auch wir als Fanclub befürwortet. Der hörbare Teil, die Pfiffe gegen die Mannschaft vor dem Spiel, war zu keinem Zeitpunkt geplanter Bestandteil der gemeinsamen Protestaktion und davon distanzieren wir uns hier mit aller Entschiedenheit! Im Zuge des sichtbaren Protests nahm fast die Hälfte der Fans, die sonst das Stimmungszentrum auf der Tribüne definieren, Platz auf der Südtribüne, während vor der Tribüne an Stelle der üblichen Zaunfahnen über die 90 Spielminuten ein Spruchband mit der Aufschrift „Mit Euren Leistungen (v)erspielt Ihr Euch unseren Rückhalt“ prangte. Vielleicht keine gute Voraussetzung, der mental ohnehin angeschlagenen Truppe von Trainer Boris Schommers auch noch Bestleistungen zu entlocken. Aber das waren invers in den vergangenen Partien die Leistungen der Mannschaft auch nicht in Richtung der Fans.
So nahm auch das Spiel gestern in genau der Form Fahrt auf, wie es die Fans auf den Tribünen in den zurückliegenden Wochen öfter erleben mussten, als es manchem lieb war. Der FCK tat sich schwer, war im Spielaufbau sichtlich nervös und vor allem mutlos. Vor allem das permanente zögerliche Querspiel in der Defensivreihe unter Einbeziehung von Torhüter Lennart Grill sorgte früh für raunenden Unmut und vereinzelte Pfiffe von den Rängen. Bei einem Angriff der Gäste tauchte der mit einem klugen Pass frei gespielte Daniele Gabriele alleine vor dem Lauterer Kasten auf, blieb beim Versuch im Strafraum Lennart Grill umkurven zu wollen in dessen Fangarmen hängen und ging zu Boden. Den berechtigten Strafstoß verwandelte der Gefoulte höchstselbst und zwar eiskalt. Die Gäste führten (6.).
Der Unmut auf den Rängen war nun vollends hörbar. Ab jetzt konnte sich die Mannschaft nur noch selbst aus dem Sumpf ziehen. Auf dem Weg dorthin konnte hatte der FCK durch Florian Pick gleich zweimal die Möglichkeit auf den Ausgleich (8., 9.).Nach einer Viertelstunde war es Christian Kühlwetter, der Simon Skarlatidis in die gegnerische Hälfte schickte, der Richtung Gästetor sprintete, sich auf den letzten Metern den Ball jedoch zu weit vorlegte um selbst abzuschließen und beim Versuch auf den mitgelaufenen Christoph Hemlein quer zu legen entscheidend gestört wurde (15.). Der FCK war nun zumindest im Spiel und baute mit seinen spielerischen Mitteln Druck auf. Nach einer halben Stunde war es Dominik Schad, der in seiner ihm eigenen Art bis zur Grundlinie durchmarschiert war, das Leder in den Rücken der gegnerischen Abwehr legte und als abgefälschter Ball Christoph Hemlein vor die Füße fiel. Der zog kompromisslos ab und drosch die Kugel zum Ausgleich ins Netz (31.). Mit dem Unentschieden ging es dann auch in die Kabine.
Der zweite Durchgang begann für Mannschaft und Fans des FCK direkt mit einer Schrecksekunde. In der 47. Minute hatte Elfmeterschütze Daniel Gabriele die erneute Jenaer Führung auf dem Fuß, jagte die Kugel aber deutlich übers Tor. Der FCK war nun wacher, energischer und leidenschaftlicher als im ersten Durchgang. In der 53. Minute dann ein Lauterer Freistoß in aussichtsreicher Position, doch der gestern emsige Simon Skarlatidis setzte das Leder knapp über den Kasten der Gäste (53.). Zu diesem Zeitpunkt eine Spielphase in der jedoch beide Mannschaften den Zuschaueren eher müdes Gähnen abverlangten. Doch in der letzten halben Stunde drehten die Hausherren nochmal auf. Der eingewechselte Antonio Jonjic, der die rechte Seite beflügelte, marschierte knapp 20 Minuten vor dem Ende über die rechte Seite, passte flach und scharf nach innen, von wo aus Simon Skarlatidis das Leder freistehend an die Latte knallte. Der Abpraller landete bei dem nimmermüden Florian Pick, der mit dem Leder am Fuß noch ein paar Meter nach links marschierte, mit links abzog und den Ball ins Tor hämmerte (69.).
Nicht einmal zehn Minuten nach dem Lauterer Führungstreffer dann die Entscheidung gegen immer mehr nachlassende Gäste. Nach einem abgeblockten Freistoß von Manfred Starke sicherte sich der nach der Halbzeit für Jose Matuwila eingewechselte Gino Fechner das Leder mit der Brust, ließ auf seinen rechten Fuß tropfen mit dem er gedankenschnell und trocken abzog und die Kugel knapp neben dem linken Pfosten ins Netz beförderte (78.). Das 3:1 gab nun Sicherheit und so spielten die Jungs von Boris Schommers die Partie kontrolliert zu Ende. Ein angesichts der aktuellen sportlichen Situation und der desaströsen Stimmung rund um den FCK schmuckloser Pflichtsieg. Dennoch zeigten sich die Akteure im roten Dress überwiegend erleichtert.
„Das ist eine große Befreiung für uns alle. Wir haben lange gewartet auf den ersten Heimsieg“, konstatierte Florian Pick nach dem Abpfiff. Wichtig sei es, dass man gewonnen habe und die Hoffnung bestehe, dass dies Auftrieb für die nächsten Spiele gebe. Bis zur nächsten Partie dauert es aufgrund der bevorstehenden Länderspielpause noch eine Weile. Für Trainer Boris Schommers und Co-Trainer Kevin McKenna bietet die Zwangspause zumindest Luft, um konzentriert an den defizitären Bereichen zu arbeiten und den Findungsprozess seiner Wunschelf weiter voranzutreiben. Die bevorstehende Auswärtsaufgabe beim MSV Duisburg wird nämlich eine andere Nummer als gegen den Tabellenletzten aus Jena.
-mg-
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