Weiter warten auf den ersten Saisonheimsieg
Auch unter dem neuen Trainer Boris Schommers gelingt kein Dreier im eigenen Stadion
Neustart am Betzenberg. Wieder einmal. Nach der Entlassung von Trainer Sascha Hildmann nach der desaströsen und mehr als blamablen 1:6 Niederlage in Meppen am vergangenen Wochenende, übernahm am vergangenen Donnerstag Boris Schommers (40) das Traineramt beim FCK. Vieles was die Schommers-Elf gestern bot, hatte noch Sand im Getriebe. Wer nach dem peinlichen Auftritt in Meppen gestern eine Reaktion erwartet und geglaubt hatte, die Roten Teufel würden den Zweitligaabsteiger aus Magdeburg aus dem Stadion schießen, sah sich enttäuscht. Oder vielmehr ernüchtert. Zweifelsohne, die vom neuen Coach avisierte Stabilität in der Defensive war durchaus ablesbar. Nach vorne ging dafür nicht viel. Allerdings auf beiden Seiten nicht. Erst im zweiten Durchgang setzte der FCK sichtbarere Akzente und ging auch verdient mit 1:0 in Führung. Durch Florian Pick, nach feiner Vorarbeit von Christian Kühlwetter (63.). Doch die altbekannten Schwächen bei gegnerischen Standards machten die Hoffnung auf den ersten Heimsieg zunichte. Tobias Müller verwertete nach einer Magdeburger Ecke einen zweiten Ball zum verdienten und leistungsgerechten Ausgleich (79.).
Es war eine magere Kulisse, die sich gestern bei spätsommerlichem Wetter auf den Rängen des Fritz-Walter-Stadions einfand. Offiziell nur 19.316 Zuschauer sahen die Partie gegen den 1. FC Magdeburg. Dabei war dies nur die „Kassenzahl“. Die „Drehkreuzzahl “ dürfte bei deutlich unter 15.000 gelegen haben. Dabei nicht zu vergessen, es begleiteten immerhin rund 4.000 Magdeburger Fans ihre Mannschaft auf den Betzenberg. Es war das erste Pflichtspiel, das die beiden Traditionsvereine gegeneinander auszutragen hatten. Die Gäste von der Elbe genossen sichtlich und vor allem hörbar ihren Ausflug in die Pfalz und zelebrierten über die gesamten 90 Minuten einen überragenden Support. Der Rückhalt der Lauterer Fanszene indessen schwindet sichtbar und spürbar. Kein Wunder bei den sportlichen Berg- und Talfahrten der zurückliegenden Jahre. Der FCK tat sich von Anfang an etwas schwer mit dem neu verordneten 4-4-2 System, dem zunächst vier Akteure aus dem Startaufgebot der Vorwoche zum Opfer fielen. Kevin Kraus, Manfred Starke und Lucas Röser fanden sich auf der Bank wieder, Philipp Hercher war angeschlagen. Dafür standen Carlo Sickinger, Simon Skarlatidis, Christoph Hemlein und erstmals in dieser Saison auch Janek Sternberg in der Anfangsformation.
Der FCK stand im ersten Durchgang recht ordentlich, ließ es aber bei den wenigen sich bietenden Möglichkeiten den Vorwärtsgang einzulegen, wieder einmal an Konzentration und Passgenauigkeit fehlen. Auffällig war auch, dass Lennart Grill im gesamten ersten Durchgang nicht einen einzigen langen Ball für eine Spieleröffnung einbrachte. Möglich, dass auch dies zu den Vorgaben des Trainers gehört. Die Mannschaft nämlich dazu zu zwingen, den Lernprozess anzunehmen, das Spiel von hinten heraus spielerisch aufzubauen. Womit sich die Akteure im roten Trikot jedoch häufig sehr schwer taten. Das häufige Quergeschiebe und die zahlreichen Rückpässe zum eigenen Keeper sahen nicht nach dem aus, was der FCK-Fan vom Betze-Fußball erwartet. Das Raunen der Kulisse jedenfalls ein deutliches Zeichen des Missfallens, das später auch durch vereinzelte Pfiffe quittiert wurde.
Symptomatisch für fehlende Offensivwucht eine Szene, als sich Florian Pick in einer Umschaltsituation nach Zuspiel von Christoph Hemlein in Richtung gegnerisches Tor aufmachte, die Kollegen jedoch mehr oder weniger in der Grundordnung verharrten. In der 40. Minute eine nennenswerte und gute Möglichkeit für den FCK. Christian Kühlwetter steckte das Leder am gegnerischen Sechzehner auf Florian Pick durch, der auf den Kasten zulief, doch anstatt vielleicht selbst den Abschluss zu suchen auf den mitgelaufenen Janik Bachmann querspielte, doch Timo Perthel im Magdeburger Trikot konnte klären. Die einzige nennenswerte Möglichkeit der Roten Teufel vor dem Pausenpfiff. Trotz stabilisierter Defensive nach vorne zu wenig, um den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. In der Kabine soll es laut geworden sein. „In der Halbzeit hat es heute aber auch mal gekracht. Das gehört aber dazu“, bestätigte Christian Kühlwetter die deutlichen Ansagen des neuen Übungsleitergespanns in der Halbzeitpause.
Der FCK kam dann deutlich wacher und mit mehr Zug zum gegnerischen Tor aus der Kabine. Schon in der 56. Minute scheiterte Christian Kühlwetter mit einem Schuss aus kurzer Distanz nur knapp. Für eine Schrecksekunde sorgten dann die Gäste, als der ehemalige Lauterer Publikumsliebling „Manni“ Osei Kwadwo das Leder im Tor unterbrachte, der Treffer aber wegen Abseitsposition verwehrt wurde (60.). Nur drei Minuten später dann die Lauterer Führung. Nach einer Balleroberung von Janik Bachmann legte Christian Kühlwetter das Leder auf rechts auf den lossprintenden Florian Pick, der aus halbrechter Position aus knapp 15 Metern abzog und den Ball ins Netz wuchtete (63.). Jubel und spürbare Erleichterung auf den Rängen. Nur fünf Minuten später war es erneut Florian Pick, der nach einem feinen Solo das 2:0 auf dem Fuß hatte, doch seine Hereingabe fand keinen Abnehmer (68.).
Wer gehofft hatte, dass die Roten Teufel nun weiter mit viel Druck und mit Wucht auf den zweiten Treffer spielen würden, sah sich getäuscht. Aus unerklärlichen Gründen zog sich der FCK mit zunehmender Spieldauer wieder mehr in die Defensive zurück und überließ den Gästen zunehmend das Heft des Handelns. Die ließen allerdings auch keinen Zweifel daran, dass man hier noch etwas mitnehmen wollte. Nach 72 Minuten wahrte zunächst Lennart Grill die Chance auf den ersten Heim-Dreier für den FCK, als er nach einem Drehschuss von FCM-Kapitän Christian Beck mit einer tollen Parade glänzte. Nach einer Ecke der Gäste offenbarte sich dann die altbekannte Schwäche bei gegnerischen Standards. FCM-Kapitän Christian Beck kam im Sechzehner per Kopf an die Eckballflanke, der Ball landete am langen Pfosten bei Tobias Müller, der sträflich alleingelassen den Ball aus kurzer Distanz im Lauterer Tor unterbrachte (79.). Ein vermeidbarer Ausgleichstreffer und an diesen Situationen wird das neue Trainergespann in den kommenden Wochen akribisch arbeiten müssen.
Dem Treffer vorausgegangen, war eine durchaus verwirrende und kuriose Situation. Bei einem Einwurf auf Höhe der Mittellinie hatte der FCK dem Linienrichter einen Wechselwunsch angezeigt, Antonio Jonjic stand mit Co-Trainer Kevin McKenna auch bereits an der Linie, doch das Gespann an der Pfeife ignorierte das Ansinnen. Wohl auch, weil die Gäste den Einwurf sehr schnell ausführten. Aus der dann folgenden Spielszene holten die Magdeburger die Ecke heraus, die zum Ausgleich führte. Während Jonjic, McKenna und auch der Linienrichter noch immer an der Linie standen und die Wechseltafel erneut in den blauen Himmel gestreckt wurde, trabte Florian Pick bereits lässig Richtung Außenlinie. Doch Trainer Boris Schommers gestikulierte wild und gab zu verstehen, dass sich der Torschütze wieder zurück orientieren sollte. Auf die verwirrende Situation nach dem Abpfiff angesprochen, gab der neue Cheftrainer zu Protokoll, „da wechsle ich grundsätzlich nicht aus, wenn es nicht unbedingt nötig ist“.
Das Spiel stand nach dem Ausgleich auf Messers Schneide wobei die Gäste die deutlich besseren Chancen hatten, den Lucky Punch zu setzen. Gleich zweimal parierte Lennart Grill. Zunächst wehrte er einen Schuss des eingewechselten Tarek Chahed ab, der nach einer Ecke aus sechzehn Metern abzog. In der Schlussminute hatte der Lauterer Keeper bei einem Schuss von Sören Bertram aus halbrechter Position grade noch die Fingerspitzen dran. Am Ende blieb es beim 1:1 Unentschieden. Der Unmut des Anhangs der Roten Teufel war unüberhörbar. Pfiffe für die Mannschaft und die unmissverständliche Ruf nach dem Rauswurf von Sportdirektor Martin Bader, der in der Fanszene mittlerweile jeden Kredit verspielt zu haben scheint.
Auf das neue Trainergespann wartet in den kommenden Wochen allerdings noch viel Arbeit. Die Defizite sind augenscheinlich. Vor dem Hintergrund der überall schwelenden Sehnsucht nach sportlichem Erfolg, möchte man dem neuen Chefcoach wünschen, dass er schnellstmöglich Zugriff auf die Mannschaft bekommt. Vor allem sollte es ihm zügig gelingen die vielgepriesenen Potenziale der Akteure im roten Trikot in erfolgreiche Ergebnisse umzusetzen, wenn er das Haltbarkeitsdatum eines Päckchens Butter überdauern will. Immerhin, seit Kosta Runjaic nach einer Heimniederlage gegen den Club aus Nürnberg im September 2015 beim FCK seinen Hut nehmen musste, ist Boris Schommers, inklusive zweier Interimstrainer mittlerweile der zehnte (!) Cheftrainer in nur vier Jahren.
mg
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