Niederlage am Ende eines schwarzen Jahres
Beim Traditionsduell an der Grünwalder Straße verliert der 1.FCK in Unterzahl
Nach zuletzt zwei Partien, in denen hinten zumindest die Null stand und vier Pünktchen auf der Haben-Seite verbucht werden durften, sollte bei der gestrigen Partie noch einmal gepunktet werden. In einem umkämpften Spiel kassierte Janek Sternberg jedoch kurz vor dem Pausenpfiff beim Stand von 0:0 die Ampelkarte. Die Roten Teufel mussten fortan in Unterzahl bestehen. Im zweiten Durchgang, geriet der 1.FCK nach einem satten Distanzschuss der Hausherren zunächst in Rückstand (55.). Doch die Jungs von Sascha Hildmann gaben nicht auf. Der eingewechselte Timmy Thiele besiegte gestern seine Ladehemmung und glich in der 68. Minute per Kopf aus. Die Roten Teufel waren nun in Unterzahl näher am Siegtreffer als die Gastgeber. Doch eine Unachtsamkeit reichte dann am Ende, um doch noch auf die Verliererstraße zu kommen. In der 85. Minute parierte Wolfgang Hesl nach einem Freistoß einen Kopfball der Münchner, doch den Abpraller verwerteten die Gastgeber zum Siegtreffer.
Immerhin 1.500 FCK-Fans folgten ihrem Herzensverein zur letzten Partie des Jahres an die Grünwalder Straße zum Traditionsduell gegen den TSV 1860 München. Dabei war das Gästekontingent vor Wochen binnen Minuten vergriffen. Mehrere tausend Kartenwünsche blieben nach dem Start des Vorverkaufs unerfüllt. Doch bei einem Fassungsvermögen von nur 15.000 Zuschauern in der altehrwürdigen Sportstätte stehen dem Gastverein nun mal nicht mehr Tickets zu. Immerhin war die Nachfrage auch auf Seite der Löwen-Fans gewaltig und so war die Partie auch innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Die Sehnsucht nach und die Erinnerung an bessere alte Zeiten sowie die Strahlkraft zweier Traditionsclubs mit klangvollem Namen sind die Triebkraft, einer solchen Spielansetzung auch in der dritten Liga eine immer noch magische Anziehungskraft zu verleihen. Man erinnere sich nur an die Hinrunden-Begegnung, bei der mehr als 40.000 Besucher den Betzenberg hinauf pilgerten.
Rund die Hälfte des Lauterer Anhangs war gestern mit einem Sonderzug nach München gereist. Ein in der Lauterer Fanszene in der Vergangenheit oft genutztes und beliebtes Reisevehikel, das vom Fanbündnis 1.FC Kaiserslautern organisiert worden war. Den Machern gebührt hier an dieser Stelle auch noch einmal ein herzliches Dankeschön. Allen voran Daniel und seinen Mitstreitern, die in den Tagen davor die eine oder andere schlaflose Nacht gezählt haben und gehörig Bammel gehabt haben dürften, ob wirklich alles glatt laufen wird. Insbesondere was das Betragen des mitreisenden Anhangs im Zug betraf. Immerhin stand eine Sicherheitsleistung von mehreren tausend Euro auf dem Spiel. Würde die im Falle entsprechenden Fehlverhaltens fällig werden, zahlt man das nicht eben mal so aus der Portokasse, die es in dem Falle auch gar nicht gäbe. Daher noch einmal einen fetten Applaus und ein respektvolles Chapeau mit einer tiefen Verneigung für so viel Mut!
Mal abgesehen davon, dass der kalkulierte Getränkevorrat von den rund 700 durstigen Kehlen schon bei Ankunft am Münchner Hauptbahnhof quasi komplett leer gesoffen war, soll es aber doch sehr manierlich zugegangen sein. Die Feierlaune wurde natürlich vor der Partie auch dadurch nochmal potenziert, dass die Freunde des TSV 1860 München so einiges auf die Beine gestellt hatten, um an vielen Stellen in der bayrischen Landeshauptstadt gemeinsam mit den Gästen aus der Pfalz das Wiedersehen gebührend zu feiern, ehe es dann gemeinsam ins Stadion an der Grünwalder Straße ging. Auch das eine schöne Tradition, die immer wieder, völlig unabhängig vom Spielausgang, auf beiden Seiten ein klein wenig Balsam für die geschundenen Fanseelen sein dürfte. Es war also in jeder Hinsicht angerichtet und wäre es nach den Fans gegangen, hätte sich die Mehrheit wohl ein schiedlich friedliches Remis für die Traditionsbegegnung gewünscht. Doch Fußball ist kein Wunschkonzert und aus Sicht der Löwen gab es schließlich auch noch die Scharte aus dem Hinspiel auszuwetzen.
Vom Anpfiff weg entwickelte sich eine kampfbetonte Partie, in der die Löwen zunächst das Zepter in die Hand nahmen und durch Quinn Moll (4.), Simon Lorenz per Kopf (5.) und Nico Karger durch einen missglückten aber gefährlichen Schlenzer (7.) zu ersten gefährlichen Aktionen kamen. Der FCK setzte in der 13. Minute durch Dominik Schad eine erste Duftmarke. Doch sein satter Schuss aus spitzem Winkel ging knapp links am Löwen-Kasten vorbei. Glück für die Gastgeber nach einer guten halben Stunde. Janek Sternberg zog beherzt ab und das Leder klatschte laut hörbar an den Pfosten (29.). Bis dahin keine hochklassige, aber spannende Partie. Drittliga-Alltag eben. Kurz vor dem Pausenpfiff dann eine Aktion, die das Spiel auch im zweiten Durchgang maßgeblich beeinflussen sollte. Janek Sternberg, der in der 18. Minute bereits den gelben Karton gesehen hatte, ging im Laufduell seinen Gegenspieler ziemlich ungeschickt an und brachte ihn zu Fall. Schiedsrichter Martin Thomsen zog die zweite Gelbe Karte und damit folgerichtig auch gleich die Rote hinterher. Die zweite Verwarnung sei eine Entscheidung gewesen, „mit der ich mich nicht anfreunden kann, total übertrieben“, haderte Trainer Sascha Hildmann mit der in seinen Augen überzogenen Konsequenz. Möglich, dass so mancher Schiri hier anders entschieden hätte, aber der Lauterer Gelb-König hatte hier einfach ungeschickt agiert. Da ist noch Lernfähigkeit zu mehr Cleverness gefragt.
Im zweiten Durchgang versuchte Sascha Hildmann zunächst das Spiel zu stabilisieren, brachte Lukas Gottwalt für Elias Huth. Der quirlige Stürmer war im ersten Durchgang bei seinem Startelf-Debüt leider auch vieles schuldig geblieben. Der TSV 1860 München machte nun verständlicherweise Druck, wollte Kapital aus dem Überzahl-Spiel schlagen. Die Lauterer Deckung wehrte sich tapfer, war aber in der 55. Minute machtlos als Efkan Bekiroglu aus knapp 20 Metern abzog und das Leder neben dem rechten Pfosten einschlug. Wolfgang Hesl hatte sich vergeblich gestreckt, die Löwen führten 1:0. Doch die Roten Teufel mühten sich verbissen nun nicht gänzlich einzuknicken. Sascha Hildmann wollte nun vorne mehr Durchschlagskraft ohne die Defensive zu schwächen, brachte Timmy Thiele für Carlo Sickinger (66.). Eine kluge Entscheidung. Nach einer Ecke behielt der FCK das Leder, einen mutigen Schuss von Lukas Gottwalt konnte Marco Hiller im Löwen-Kasten nur abprallen lassen und Timmy Thiele bugsierte die Kugel zum 1:1 ins Netz (68.).
Trotz Unterzahl, der FCK blieb nun am Drücker. Vom eigenen Anhang lautstark nach vorne gepeitscht unternahmen Florian Pick, Timmy Thiele und Christian Kühlwetter immer wieder schnelle Ausflüge Richtung Löwen-Tor. Letzterer hatte in der 78. Minute sogar den Führungstreffer auf dem Fuß, als er aus vollem Lauf in halbrechter Position abzog, doch am starken Keeper der Löwen scheiterte. Es kam, wie es in diesem Katastrophenjahr für den FCK gefühlt fast kommen musste. Nach einer Freistoßhereingabe von Phillip Steinhart touchierte Romuald Lacazette per Kopf das Leder noch leicht, Wolfgang Hesl konnte den Ball noch parieren, doch den Abpraller verwertete Quinn Moll im Fallen zum erneuten Führungstreffer für die Löwen (85.). Ein bitterer Nackenschlag für die aufopferungsvoll kämpfenden Jungs von Trainer Sascha Hildmann. Die Löwen brachten den knappen Vorsprung dann über die Zeit, weil auch die rausgeholte Brechstange nicht mehr dazu verhalf, dass der FCK noch einmal zu verwertbaren Chancen kam. So gingen die Lauterer wieder einmal als eher unglücklicher Verlierer vom Platz.
Auch das Spiel in München offenbarte, dass der noch junge Trainer mit Beginn der Vorbereitung für die Rückrunde noch viele Aufgaben auf dem Zettel hat. Man darf gespannt sein, ob und wie schnell es ihm gelingen kann, um aus dieser Mannschaft eine abgezockte Truppe zu formen. Leidenschaftlicher Kampf alleine reicht eben auch nicht, um in dieser Liga zu bestehen. Unterm Strich war das gestrige Spiel natürlich in gewisser Weise auch Spiegelbild eines völlig bitteren Seuchen- und Katastrophenjahres. Aber eben nicht nur auf dem Spielfeld. Dazu passte dann auch die Meldung, die schon vor dem Anpfiff durch die Gazetten ging. Rainer Keßler war gestern durch den Aufsichtsrat vom Vorstandsvorsitz des e.V. abberufen worden. Nach nur drei Monaten Amtszeit und nach einer mehr oder weniger offenen Kampfansage bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Sonntag.
Von außen betrachtet ein Trauerspiel von allen Beteiligten. In einem Verein, dem grade jetzt Ruhe und Einigkeit besonders gut zu Gesicht stünden. Auch um dringend benötigte Investoren nicht schon zu einem Zeitpunkt zu verschrecken, in dem noch nicht ein einziger Euro in die neue Kapitalgesellschaft geflossen ist. Natürlich kann man als Außenstehender auch bei dieser unsäglichen Geschichte nur spekulieren, weil alle Details dieser internen Meinungsverschiedenheiten oder möglicherweise verstecken Machtkämpfe gar nicht offen liegen. Die Verantwortlichen sollten jedoch allesamt schnellstmöglich die Erkenntnis gewinnen, dass in der aktuellen Situation eine Portion mehr Fingerspitzengefühl angebracht wäre und dass vor allem die versprochene Transparenz eingehalten und der damit gewonnene Vertrauensvorschuss nicht schon jetzt wieder verspielt werden. Auf dem Feld nennt man solche Vorkommnisse ein klassisches Eigentor. Leute, davon hatten wir in den zurückliegenden Jahren wahrlich genug!
mg
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