Am Ende fehlte auch ein wenig das Glück
Der 1.FCK liefert ein Spiel voller Leidenschaft, bleibt im Abschluss aber ohne Fortune
Bei der gestrigen Partie gegen die Kickers aus Würzburg lieferte die Mannschaft des 1.FC Kaiserslautern zumindest eine leidenschaftliche Darbietung ab. Leider fanden bei nasskaltem Wetter nur 17.638 Besucher den Weg ins Stadion. Auch ein Ergebnis der tristen November-Darbietungen. Insbesondere der leblose Auftritt vor einer Woche in Unterhaching, dürfte viele Fans verschreckt haben. Im Blickfeld stand gestern natürlich vor allem der neue Cheftrainer Sascha Hildmann, der sich nach den 90 torlosen Minuten durchaus zufrieden zeigte und nur mit der Chancenverwertung haderte. Aber auch der Einsatz seiner Schützlinge konnte sich sehen lassen. Es stand ein Team auf dem Spielfeld, das vor allem durch viel Einsatzwillen und Leidenschaft glänzte. Über 90 Minuten erarbeiteten sich die Roten Teufel zahlreiche Torchancen. Gefühlt mehr als in allen vier zurückliegenden Spielen zusammen! Natürlich läuft auch unter dem neuen Cheftrainer noch nicht alles rund. Vor allem im Abschluss wird in punkto Treffsicherheit noch zu feilen sein.
Die Gäste aus der Residenzstadt am Main kamen mit breiter Brust auf den Betzenberg. Mit 5:2 hatte man in der Vorwoche Carl Zeiss Jena abgefertigt. Fünf Treffer spielten auch bei den Roten Teufeln in der Vorwoche eine gewichtige Rolle. Allerdings aus einem invers völlig anderen Grund. Mit 0:5 war der 1.FCK bei der Spielvereinigung Unterhaching baden gegangen. Die Roten Teufel wirkten dabei eher wie die Toten Teufel. Für die Verantwortlichen am Betzenberg Anlass die Reißleine zu ziehen. Trainer Michael Frontzeck musste gehen. Mit Sascha Hildmann übernahm nun ein gebürtiger Lauterer die Verantwortung auf dem Trainerposten. Einer, der für den FCK auch selbst die Fußballschuhe schnürte und zwischen 1985 und 2000 mit einer einjährigen Unterbrechung für die Jugendmannschaften und die Amateure des FCK spielte. Es sei keine Bürde, es sei eine Ehre als Trainer beim 1.FC Kaiserslautern arbeiten zu dürfen, gab der 46-jährige bei seiner Vorstellung am vergangenen Donnerstag zu Protokoll. Identifikation bis zum Anschlag. Etwas, das er auch von seinen Akteuren im FCK-Dress erwartet und fordert. Etwas, das er in punkto Leidenschaft aber auch vorlebt. Auch während der 90 Minuten an der Außenlinie.
Die ärmste Sau am Betzenberg in der nun anstehenden Trainingswoche wird so gesehen vermutlich der Greenkeeper sein. Bei dem Feuer das der noch junge Lauterer Chefcoach gestern in seiner Lauf-Zone abbrannte, dürfte man alle Mühe haben den dort verbrannten Rasen wieder fit zu kriegen. Seine Schützlinge taten es ihm über weite Strecken der Partie gleich. Vor allem Florian Pick auf dem linken Flügel machte mächtig Betrieb. „Wir brauchten auf den Außenbahnen einen Spieler, der gut im Eins-gegen-eins ist. Florian Pick hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“. Viel Lob vom Trainer also für den sonst so ballverliebten und mitunter eigensinnigen Tempodribbler, der in der 24. Minute gleich zweimal an Keeper Patrick Drewes scheiterte und der mit einem Distanzschuss in der 36. Minute den Kasten auch nur knapp verfehlte. Schon im ersten Durchgang sahen die Zuschauer eine ereignisreiche und tempogeladene Partie, in der lediglich die letzte Präzision und auf beiden Seiten auch das vielgepriesene Glück der Tüchtigen fehlten. Mads Albaek, gestern über weite Strecken sicherer Ballverteiler, prüfte nach einem Freistoß von Theo Bergmann den Würzburger Keeper (34.). Auch Timmy Thiele verpasste gleich zweimal. Mit einem gekonnten Drehschuss in der 35. Minute verfehlte der lange Lauterer Angreifer den Kasten der Gäste nur knapp, ebenso wie wenig später per Kopf nach einem tollen Freistoß von Mads Albaek (41.).
Doch auch die Gäste hatten die Führung mehrfach auf dem Fuß. Glück für den 1.FCK kurz vor dem Kabinengang, als die Franken zwei blitzsaubere Konterchancen nicht sauber zu Ende spielten. So vergab Dominic Baumann nach einer maßgenauen Flanke von Peter Kurzweg (40.) und in der 44. Minute war es Anthony Syhre, der bei einem Angriff über die rechte Seite sauber freigespielt wurde, aber aus knapp 10 Metern das Leder nicht richtig traf und den Ball so weit links am Kasten von Wolfgang Hesl vorbeischob (44.). Der Kapitän im Tor der Lauterer war auch im zweiten Durchgang hellwach, als in der 60. Minute nach einem völlig fahrlässigen Ballverlust Peter Kurzweg die Führung auf dem Fuß hatte, Wolfgang Hesl aber mit einer gekonnten Fußabwehr klasse parierte. Glück für den FCK auch bei der Chance von Daniel Hägele in der 71. Minute und auch der abgefälschte Schuss von Simon Skarlatidis (80.) verfehlte das Ziel nur knapp. Aber auch in Halbzeit zwei blieben die Jungs von Sascha Hildmann engagiert, gingen mit Leidenschaft zu Werke, investierten viel und erarbeiteten sich insgesamt ein Chancenplus. Christian Kühlwetter eröffnete den Chancenreigen, als er in der 51. Minute nach einer feinen Flanke von Janek Sternberg per Kopf nur knapp verpasste.
Die Roten Teufel agierten nun zunehmend druckvoller, hatten aber ihre Mühe die Lücke in der vielbeinigen und beherzten Defensive der Gäste zu finden. In der 68. Minute brachte Sascha Hildmann mit Elias Huth für Christoph Hemlein eine frische Offensivkraft und in der 75. Minute gewährte der Coach dem 21-jährigen Mittelfeldtalent Carlo Sickinger sein Debüt im FCK Dress. Er kam für Theo Bergmann. Noch keine Zeigerumdrehung später quittierte der Debütant auch gleich den ersten gelben Karton, als er nach einem übermotivierten und durchaus heftigen Einsteigen seinen Gegenspieler in die Horizontale beförderte. In den letzten zehn Minuten warfen die Lauterer noch einmal alles in die Waagschale. Erneut Florian Pick scheiterte dabei nach einem Zuspiel von Timmy Thiele (81.) und in der 83. Minute war es Carlo Sickinger, der nach seiner ersten gelben Karte auch beinahe seinen ersten Treffer hätte folgen lassen. Nach einer Balleroberung und Zuspiel durch Elias Huth verfehlte der Jungprofi des 1.FCK mit einem beherzten Schuss das Tor jedoch nur knapp.
In den drei angezeigten Minuten Nachspielzeit war das Stadion in eine knisternde Stimmung gehüllt. Die Kulisse, den Siegtreffer fühlbar auf den Lippen, drängte akustisch darauf den letzten Anschub zu liefern. Doch ein glänzend geschossener Freistoß von Mads Albaek strich knapp über das Würzburger Tor (90.+1) und auch eine letzte getretene Ecke vermochte nicht mehr die notwendige Gefahr für den Kasten der Gäste zu entfalten (90.+2). So blieb es am Ende beim torlosen Remis. Der Applaus von den Rängen war nach dem Abpfiff da, wenn auch verhalten. Vor den Weihnachtsfeiertagen müssen die Roten Teufel nun noch zweimal auf Reisen gehen. Am kommenden Spieltag zum Abschluss der Vorrunde geht’s nach Meppen. Am vierten Adventswochenende steht mit der ersten Partie der Rückrunde das Gastspiel bei den Münchner Löwen an. Sascha Hildmann wird bis dahin noch viel Arbeit haben und sicher auch über die Weihnachtsfeiertage wenig zur Ruhe kommen können.
Nach eigenem Bekunden kennt er den Kader, kennt er viele Einzelspieler beim FCK. Den aktuell verletzten Özgür Özdemir sogar aus gemeinsamen früheren Tagen als er noch Trainer bei der SG Sonnenhof Großaspach war. Natürlich auch weil er ein Fußballbegeisterter, ein Fußballbekloppter zu sein scheint und wohl auch ist und sich gewiss auch vor seinem Engagement auf dem Betzenberg über die Entwicklungen oder Nicht-Entwicklungen bei seinem Herzensverein stets auf dem Laufenden gehalten hat. Die Eindrücke, die man von den ersten Trainingseinheiten seit seiner Verpflichtung mitbekommen hat, signalisieren auf jeden Fall, es herrscht eine andere Atmosphäre auf dem Platz. Fördern kann nur wer fordert. Und fordern bedingt nicht nur die Vorgabe von Aufgaben und Zielen, sondern vor allem Kommunikation. Die ersten Duftmarken in dieser Hinsicht scheinen gesetzt. Wünschen wir dem Coach, dass die Gesetzmäßigkeiten der Abhängigkeit von Ursache und Wirkung alsbald auch am Betzenberg wieder greifen. Dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis man rund um den Traditionsclub wieder Vorfreude auf und Freude an einem Fußballspiel verspürt. Und alles andere kommt dann vielleicht fast von ganz alleine.
mg
Kommentare
Am Ende fehlte auch ein wenig das Glück — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>