Mit einer tiefen Verneigung vor einem aufrichtigen Menschen…
Norbert Thines wird zum Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern ernannt
Am gestrigen Abend wurde Norbert Thines im Rahmen eines feierlichen Festakts in der Fruchthalle in Kaiserslautern zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Erst zum dritten Mal seit Ende des 2. Weltkrieges zeichnete Kaiserslautern damit einen verdienten Bürger mit der Ehrenwürde aus. Die höchste Auszeichnung, die von der Stadt an einen Bürger vergeben werden kann. Im Jahre 1964 der damalige SPD-Stadtrat und Landtagsabgeordnete Eugen Hertel, den die Stadt für seine Verdienste um den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt ausgezeichnete und 1985 Fritz Walter, der als Fußballspieler und vor allem als Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1954 Kaiserslautern weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt gemacht hat. Nun also mit Norbert Thines bereits zum zweiten Mal eine Persönlichkeit, deren Name untrennbar mit dem 1.FCK verbunden ist und erstmals nach 1945 ein auch in Kaiserslautern geborener Bürger. Klaus Weichel (Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern), Werner Stumpf (Vorstand der Stadtsparkasse Kaiserslautern und stellvertretender Vorsitzender „alt-arm-allein“ Kaiserslautern e.V.) sowie Stefan Kuntz (Vorstandsvorsitzender des 1.FC Kaiserslautern) würdigten in ihrer Laudatio insbesondere das herausragende und mutige soziale Engagement des mittlerweile 75-jährigen. Musikalisch begleitet wurde die gestrige Feierstunde vom Mainzer Cello-Quartett.
Erst zehnmal seit 1847 hat die Stadt Kaiserslautern die Ehrenbürgerwürde verliehen. Eigentlich sogar dreizehnmal, doch drei Namen aus der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit wurden im Jahre 2013 als Ehrentitel formal aberkannt und aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen. Eine spät vollzogene Formalie mit einer wichtigen Signalwirkung in einer Zeit, in der sich eine gewisse Rechtsoffenheit wieder beängstigend ausbreitet. Eine Entwicklung, der sich auch ein Norbert Thines immer wieder mutig und deutlich entgegenstellt. Eine von vielen Facetten, die der frühere FCK-Präsident für sich in Anspruch nehmen kann. Mit Mut für seine Ideale einstehen!
Die gestrige Feierstunde mit der Verleihung der Ehrenbürger-Urkunde in der Lauterer Fruchthalle war der abschließende Akt des am 17. August 2015 einstimmig vollzogenen Stadtrats-Beschlusses. Oberbürgermeister Weichel stellte noch einmal heraus, dass die Stadt bereits den Goldenen Ehrenring und die Goldene Stadtplakette an Norbert Thines verliehen hatte, der längst auch Träger des Bundesverdienstkreuzes ist und den bereits zahllose weitere Auszeichnungen zieren. Bereits nach der letzten städtischen Ehrung prognostizierte Weichel, „uns gehen so langsam die Ehrungen aus!“ Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft ist es nun auch so weit. Mehr geht nicht mehr, dies ist die höchste Auszeichnung, die man von Seiten der Stadt vergeben könne.
Der Oberbürgermeister würdigte zum Auftakt des Festaktes das über Jahrzehnte währende soziale Engagement, durch das Norbert Thines der Stadt Kaiserslautern national wie international zu einem ausgezeichneten Ruf verholfen hat. Ein Engagement, das aber auch ihn selbst zu einer hochgeschätzten Persönlichkeit hat heranwachsen lassen. Unermüdlich habe er sich über viele, viele Jahre vor allem für die schwächeren in der Gesellschaft eingesetzt, war an allen Fronten stets aktiv – und selten daheim bei der Familie. Ohne die Rückendeckung und das Verständnis eben dieser Familie geht so etwas nicht. Deshalb sei an diesem Abend auch besonderer Dank für seine Ehefrau Trixi angebracht, die ihn in fast 54 Ehejahren stets unterstützt und gestützt hat.
Walter Stumpf gelang es mit passenden Worten einen weiten Bogen zu spannen. Von den ersten Gehversuchen des jungen Norbert Thines, als er als Auszubildender bei dem Kaiserslauterer Nähmaschinenhersteller Pfaff bereits Verantwortung in der Funktion als Jugendvertreter übernahm. Seiner darauf folgenden Arbeit im dortigen Betriebsrat, seinem kirchlichen Engagement, der politischen Arbeit, seinem unermüdlichen Wirken in der Kolpingfamilie in Kaiserslautern und seinem bis heute währenden Einsatz für „seinen“ Verein „alt-arm-allein“. Einen Bogen natürlich auch über das facettenreiche soziale Engagement während seiner Ära als Geschäftsführer, späterer Vizepräsident und ehrenamtlicher Präsident des 1.FC Kaiserslautern, wobei insbesondere die bis heute beispiellosen Hilfsgüter-Transporte nach Weißrussland, Bulgarien oder Rumänien herausstechen. Auch Walter Stumpf fand am Ende seiner Zeitreise noch einmal besondere Worte für Ehefrau Trixi, ohne die für den neuen Ehrenbürger sicher so manches nicht umsetzbar gewesen wäre.
Stefan Kuntz zeichnete mit zahlreichen Geschichten und Erlebnissen während seiner Zeit als Spieler und seit 2008 als Vorstandsvorsitzender ein buntes Bild eines nimmermüden Norbert Thines, für den beim FCK stets alle Menschen wichtig waren und bis heute sind. Der einfache Fan genauso wie der Funktionär. Für Heiterkeit sorgten auch die Schilderungen seines unkonventionellen Umgangs mit komplexen Vorgängen oder kniffligen Herausforderungen wie einer Vertragsverhandlung mit einem Spieler.
Ein Teil einer einzigartigen Umgangskultur, die vielen im hektischen Fußballgeschäft heute längst verlorengegangen scheint. Eine gute Gelegenheit sich durch die Persönlichkeit Norbert Thines ein Beispiel zu nehmen, dass es mitunter auch (wieder) anders gehen könnte. Der ehemalige Nationalspieler und Europameister unterstrich auch noch einmal eine andere besondere Facette von Norbert Thines, nämlich seine eigenwillige Kommunikationskultur! Über allem stand stets und steht bis heute das persönliche Gespräch. Ein Telefonat geht grade noch so. Korrespondenzen über digitale Medien? Macht er nicht, wenn dann beantwortet diese seine Frau Trixi! Eine von Norbert Thines bis heute gern gepflegte Form der Kommunikation, der Brief! Er schreibt nicht einfach Briefe, er zelebriert das Briefschreiben und stilisiert diese zu einem Kunstwerk. Das beginnt bei der Schönschrift und endet bei bebilderten Briefumschlägen. Da avanciert selbst die Platzierung der Postwertmarke zum Hingucker! Jeder, der schon einmal Post von Norbert Thines bekommen hat, wird dies bestätigen können.
Wer sich ein eindrucksvolles und umfassendes Bild über das Leben und Wirken des Norbert Thines machen möchte, dem sei die im Jahr 2015 erschienene Biographie des Journalisten Michael Dittrich „Mensch Thines. Ein Leben rund um den Betzenberg“ empfohlen. 159 Seiten kurzweilige Erzählkunst geben Einblick in so manche rührige, nachdenkliche, aufwühlende, witzige, denkwürdige oder außergewöhnliche Geschichte und Begebenheit. Wer es noch jedoch merklich authentischer schätzt, dem sei angeraten mit Norbert Thines einmal direkt in Kontakt zu treten. Wer einmal in den Genuss kommt in Norberts (heiligem) Arbeitszimmer seinen unermüdlichen Erzählungen lauschen zu dürfen, flankiert von einer Flut von säuberlich und akkurat abgelegten Dokumentationen, der wird vieles besser verstehen, was schon an so mancher Stelle über diesen außergewöhnlichen Menschen geschrieben wurde. Vor allem aber, wird man eine Begegnung dieser Art sicher nie wieder vergessen.
Norbert Thines hat in seinem Leben viel angepackt, viel umgesetzt, viel erreicht, was für manch anderen möglicherweise unerreichbar schien. Er hat dies stets mit stoischer Ruhe, mit einer geerdet unaufgeregten Art und mit nahezu unerschütterlicher Energie geleistet. Für Norbert Thines waren stets Lösungen wichtig. Für das Wort Problem wählte er lieber den Begriff Aufgabe und die galt es anzugehen. Der Name Norbert Thines steht allerdings nicht nur für zahllose gute Taten. Der Name steht auch und vor allem für Menschlichkeit. Ein Werteaspekt, der in diesen Tagen so viel Bedeutung hat wie selten zuvor. Im Juni vergangenen Jahres hatte sich Norbert Thines im Rahmen der Plakat-Aktion „Flüchtlinge Willkommen“ bei der Initiative „Kaiserslautern ist bunt“ ablichten lassen. Der FCK hatte das Bild aus der Plakat-Reihe des Fotografen Thomas Brenner im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht und damit eine teilweise unwürdige Diskussion losgetreten. Die Pressestelle des FCK hatte alle Hände voll zu tun, sich den teilweise unwürdigen Kommentierungen entgegenzustellen und die übelsten Beschimpfungen auch gänzlich wieder von der Tapete zu nehmen. Bezeichnend für Norbert Thines, dass für ihn hier wieder nur eines als Lösung in Frage kam, die Offensive mit einem angebotenen Dialog. Alle, die den Umgang mit Flüchtlingen und sein Engagement kritisieren, sollten mit ihm das Gespräch suchen.“Jeder kann gerne zu mir kommen und versuchen, sich mit mir persönlich auszutauschen.“ Auf heutige telefonische Nachfrage, ob sich denn schon jemand zum Gespräch eingefunden habe, lautete die Antwort in honorig tiefer Stimme mit knappen Worten, „keiner, niemand, net änner!“
Für unseren Fanclub ist Norbert Thines seit Jahren ein stetiger Unterstützer sowie Begleiter und auch ein gern gesehener Gast, der immer wieder gerne unsere Fanclub-Aktivitäten besucht, wenn es die in den letzten Jahren etwas angeschlagene Gesundheit zulässt. Wir dürfen uns daher mit tiefer Überzeugung den vielen, vielen Glückwünschen zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft anschließen. Das ist die verdiente Würdigung einer herausragenden Lebensleistung, die hoffentlich noch viele Jahre weiter wirken kann und wirken wird. Mit einer tiefen Verneigung vor einem aufrichtigen Menschen und tiefem Dank für alles, lieber Norbert, was wir bisher mit Dir erleben durften!
mg
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