Letzter Akt eines enttäuschenden Saisonendspurts
Der 1.FC Kaiserslautern bleibt auch in der kommenden Spielzeit zweitklassig
Letzter Spieltag der Saison 2014/2015. Die Roten Teufel empfingen den designierten Zweitligameister FC Ingolstadt zum Saisonfinale. Das Fritz-Walter-Stadion ist erstmalig in der laufenden Saison restlos ausverkauft. Es gilt die letzte rechnerische Chance zu wahren, aus der Position Tabellenplatz vier noch auf den Relegationsplatz zu holpern oder gar den direkten Aufzug in Liga 1 zu nehmen. Dafür muss die Partie gegen die Schanzer aber unbedingt gewonnen werden und die beiden Konkurrenten in Darmstadt und Karlsrühe müssten gegen die abstiegsbedrohten Clubs von der Isar und vom Kiez unbedingt Federn lassen. Am Ende hat es so oder so nicht gereicht. Der FCK schafft in einem leider nur in der ersten Halbzeit hitzig und emotional geführten Match zuhause nur ein 1:1 Unentschieden gegen Ingolstadt, Die Südhessen und die Badener festigen ihre Tabellenposition mit Heimsiegen gegen den FC St. Pauli und gegen 1860 München.
Es war also angerichtet und die Fans sorgten bereits lange vor dem Anpfiff für ein entsprechendes „hors d’ouevre“! Einige tausend hatten sich am Hauptbahnhof zusammengefunden, um gemeinsam und geschlossen hoch zum Berg zu marschieren, um Spalier zu stehen, wenn der Mannschaftsbus sich den Weg zum Vorhof der Hölle bahnt. Ein Signal, ein Weckruf, Wir stehen wie eine Wand hinter Euch, wir unterstützen Euch bedingungslos. Es bleibt Spekulation was dieses schaurig schöne, dieses optisch gewaltige und feurige Spektakel da auf der engen Straße „Am Betzenberg“ in den Köpfen der Spieler ausgelöst hat. Aber nicht nur dort war unsere junge Truppe mit der Wucht des Willens konfrontiert. Spätestens beim Einlauf dürfte auch dem letzten im Trikot der Roten Teufel klar geworden sein, was es bedeutet, wie eine Wand hinter jemand zu stehen. „Unsre Heimat – Unsre Liebe“, prangte dort vor dem Zaun der Westtribüne in großen weißen Lettern auf blutrotem Spruchband, während das FCK-Logo zusammen mit dem Lauterer Stadtwappen und einem Strahlenkranz aus rot-weiß die Westtribüne bis unters Dach überspannte.
Es war angerichtet. Der FCK begann gegenüber der Remis-Partie in Aue mit drei Änderungen. Willi Orban war gelbgesperrt, für ihn kam Dominique Heintz in der Innenverteidigung. Kevin Stöger und Erik Thommy besetzten die Außenbahnen für Michael Schulze und André Formitschow. Kollege Hasenhüttl wechselte gleich auf sechs Positionen und ließ beispielsweise auch den etatmäßigen Keeper oder Sturmtalent Mathew Leckie auf der Bank. Mit der veränderten Anfangsformation der Schanzer änderte sich auch deren taktische Marschrichtung. Man ließ den Gegner kommen und laufen und stand zunächst tief. Die Jungs von Kosta Runjaic taten sich dagegen in den Anfangsminuten auch sichtbar schwer. Kein schlechter Schachzug, hatte der FCK in der laufenden Saison doch oft genug seine liebe Mühe gegen tief stehende Gegner und geschickt eng gemachte Räume. Das Anrennen der Lauterer mutete oft ideenlos an. Lediglich der Freistoß von Erik Thommy in der 10. Minute versprühte einen Hauch von Gefahr. Nur eine Minute später dann der FCK sogar im Glück, als Tobias Sippel in seiner letzten Partie für den FCK nach einer Ingolstadt-Ecke in höchster Not rettete. Grade nochmal gut gegangen.
Ein Aufreger dann in der 22. Minute, als Chris Löwe im Zweikampf mit dem Brasilianer Roger im Sechzehner fiel, Schiedsrichter Tobias Stieler einen Strafstoß jedoch verweigerte. Es gibt Referees, die hätten hier vermutlich gepfiffen. Aber der Fußballgott war wohl auf Pfingsturlaub, sonst hätte man die drei Strafstoß-Pannen aus den Begegnungen gegen Aalen, Düsseldorf und Darmstadt wenigstens zu einem Teil korrigieren können. Sei’s drum. Der Unparteiische sollte im Verlauf der ersten Halbzeit so manchen Unmut von der Tribüne auf sich ziehen. Zumindest diese akustischen Einlagen sollten doch sehr an frühe Betzenberg-Atmosphäre erinnern. Hitzig und giftig ging es zu. So manche Spielunterbrechung sorgte für hoch emotionale Rudelbildung. Da wollte auch Trainer Kosta Runjaic nicht nachstehen. Bei einem Einwurf für Ingolstadt hatte er Robert Bauer, der von der ersten Minute an mit gepflegtem Zeitspiel provozierte, den Ball zum Einwurf gleich zweimal energisch den Ball vor die Brust gedrückt, in der Erwartung dieser würde seine Greifwerkzeuge nutzen und endlich zur Tat schreiten. Einmal mehr Aufregung mit viel Gefuchtel aus beiden Lagern und einem eindringlichen Gespräch zwischen Schiri Stieler und Coach Kosta. Vor allem die FCK-Protagonisten hätten gut daran getan ihre wuchtige Wut deutlicher auf die Phasen mit laufendem Ball zu verlagern. Glück dann auch in der 38. Minute, als Jean Zimmer im eigenen Strafraum nicht entschlossen genug klären kann und von Konstatin Engel angeschossen wurde. Bei den wenigen Gelegenheiten, die sich die Ingolstädter erspielten war die Nervosität der jungen Betzebuben doch mehr als deutlich anzumerken.
Doch in der 41. Minute war es soweit. Die durchaus verdiente Führung für den FCK. Chris Löwe marschierte über links, kam in den Rücken der Schanzer-Abwehr und flankte maßgeschneidert auf den zweiten Pfosten. Der mitgelaufene Erik Thommy hatte alle Zeit der Welt sich das Leder nochmal auf den Fuß zu legen und schoss unhaltbar zum 1:0 ein. Das Stadion schien zu explodieren, endlich die ersehnte wichtige Führung. Mit dieser ging es dann in die Pause. Die Mehrheit auf den Tribünen war sich einig. Mit Gier aus der Kabine kommen und mit Macht nicht nur auf den zweiten Treffer drängen, sondern ihn möglichst schnell auch machen. Das sollte nach Volkes Meinung der Schlüssel zum Erfolg sein, um wenigstens hier auf eigenem Terrain die Hausaufgaben unter Dach und Fach zu bekommen. Von den feiermüden Ingolstädtern wäre eh nicht mehr viel zu erwarten. Pustekuchen, weit gefehlt. Zurück aus der Kabine zeigten zunächst vor allem die Schanzer mehr Initiative, arbeiteten sich zurück ins Spiel und fingen nun an ihre Offensiv-Qualitäten aufblitzen zu lassen und das trotz stark veränderter Formation. Dort sitzt eben auch Qualität auf der Bank. Minutenlang sah sich der FCK in die eigene Hälfte gedrängt, hatte sogar Glück, dass Levels (51. und 55.) und Hartmann (56.) ihre Kopfballchancen nicht präziser und energischer ausführen konnten und jeweils das Gehäuse von Tobias Sippel verfehlten.
Danach reduzierte der Tabellenführer seine Offensivbemühungen wieder und ging zurück auf den Modus aus Halbzeit eins. Was den meisten Beobachtern von der Tribüne dann fehlte, war ein sichtbares Signal zur Attacke. Bis eine Viertelstunde vor Schluss schien das Konzept der Jungs von Runjaic nun darauf ausgelegt einen gepflegten Sicherheitsfußball zu zelebrieren und mit der knappen Führung im Rücken auf eine günstige hundertprozentige Gelegenheit zu warten. Runjaic brachte zwar mit Sebastian Jacob für Simon Zoller (61.) und Ruben Jenssen für Erik Thommy (64.) noch frische Kräfte, aber auch dies waren keine Impulsgeber für zwingende Chancen oder eine Phase in der Ingolstadt sichtbar in Bedrängnis gekommen wäre. So kam was kommen musste.
Eine schnelle Offensivaktion der Gäste reichte. Groß spielte den Ball an der Strafraumgrenze quer zum eingewechselten Christiansen, der zog trocken ab und der Ball, noch leicht abgefälscht von Tim Heubach, schlug unhaltbar neben Tobias Sippel ein (82.). Der Ausgleich der Schanzer lähmte fortan die Aktionen des FCK endgültig. Vielleicht auch, weil man die Ergebnisse von den anderen Plätzen bereits kannte? Die Kulisse verstummte zusehends und die junge Truppe wurde bis zum Abpfiff nicht mehr wirklich gefährlich. Am Ende stand das enttäuschende Unentschieden. Der FCK bleibt bei den Heimsiegen von Karlsruhe und Darmstadt auf dem undankbaren vierten Tabellenplatz kleben. Zum zweiten Mal in Folge. Trotz der bitteren und tief sitzenden Enttäuschung über den verpassten Aufstieg wurde es nach der Partie noch einmal emotional.
Tobias Sippel wurde nach 17 Jahren im Trikot des 1.FC Kaiserslautern gebührend von seinen Fans verabschiedet. Tränenreich. Auf beiden Seiten. Auch wir sagen an dieser Stelle, danke, Tobi, danke für so viele unvergessliche Momente und Emotionen. Du bist längst ein Teil der FCK-Geschichte geworden und man liegt sicher nicht falsch, wenn man prognostiziert, dass Du irgendwann hierher zurückkommen wirst, ganz gleich in welcher Rolle und mit welcher Aufgabe. Bis dahin Dir und Deiner jungen Familie, viel Glück, mach’s gut, alter Haudegen!
mg
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