Ein Punkt und tolle Moral im Überlebenskampf
Der 1.FCK schafft Remis gegen favorisierte Nürnberger – fragwürdige Schiri-Leistung
Der 1.FC Kaiserslautern beendet am 18. Spieltag das Fußballjahr 2017 als Tabellenletzter der zweiten Liga. Mit nun sieben Punkten Distanz zum Relegationsplatz. In diesem ersten von 17 Endspielen im Überlebenskampf um den Verbleib in Liga zwei bewies die Mannschaft jedoch tolle Moral und bot eine kämpferisch ansprechende Leistung. Dennoch reichte es am Ende nur zu einem 1:1 Unentschieden gegen den favorisierten Aufstiegsaspiranten aus Nürnberg. Auch weil Keeper Marius Müller einmal mehr mit glänzenden Paraden weiteren Schaden vom eigenen Kasten fernhielt. Die Gäste aus Franken waren in der 25. Minute nach einer Ecke per Kopfball in Führung gegangen. Wieder einmal gegen eine eher unglücklich disponierte Lauterer Hintermannschaft. Dennoch stemmte sich das Team von Jeff Strasser vehement gegen eine drohende vierte Heimniederlage und kam in der 63. Minute zum nicht unverdienten Ausgleich, als Brandon Borello von rechts flankte und Keeper Florian Bredlow sich den leicht abgefälschten Ball ins eigene Tor bugsierte. Nur wenige Minuten später hatte Leon Guwara nach einem Konter sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber knapp.
Gleich neun Spieler standen auf Lauterer Seite für die Kaderplanung nicht zur Verfügung. Eine lange Liste mit sechs verletzten und drei gesperrten Akteuren sorgte dafür, dass die 18-jährige Stürmerhoffnung Torben Müsel sein Startelf-Debüt gab und mit Nils Seufert und Nicklas Shipnoski zwei weitere junge Eigengewächse in der Anfangsformation standen. Mit einem Durchschnittsalter von 22,9 Jahren ein blutjunges Team! Der FCK begann forsch, attackierte früh und versuchte mit engagiert geführtem Zweikampfverhalten das Spiel der Gäste zu stören. Die Franken agierten bei Ballbesitz zwar sicherer und gefälliger in den Kombinationen, konnten aber vor allem ihr gefährliches Flügelspiel in der Anfangsphase wenig einbringen. Es dauerte immerhin bis zur 22. Minute ehe der FCN zu seiner ersten nennenswerten Torchance kam. Nach einer Flanke von Enrico Valentini kam Mikael Ihak unbedrängt von Stipe Vucur zum Kopfball, verfehlte das Lauterer Tor jedoch knapp. Doch nur drei Minuten danach erzielte der Schwede in Diensten der Franken die Führung. Nach einer Valentini-Ecke setzte sich Mikael Ihak gegen Leon Guwara durch und markierte per Kopf sein bereits zwölftes Saisontor (25.).
Die knapp 3.000 mitgereisten Fans aus Nürnberg hatten nun akustisch die Oberhand im mit offiziell lediglich 19.790 Zuschauern erneut spärlich gefüllten Fritz-Walter-Stadion und feierten die zu diesem Zeitpunkt avisierte Tabellenführung. Der FCK wirkte zwar kurz geschockt, war aber in der Folge zumindest bemüht mehr für die Offensive zu tun. Gegen eine gut organisierte Nürnberger Abwehr jedoch nicht wirklich einfach und letztlich auch ohne durchschlagenden Erfolg. Sicher auch, weil inspirierende Spielideen auf Lauterer Seite spürbar fehlten und die Mannschaft von Jeff Strasser auch nicht in der Lage schien den in dieser Phase gebotenen Druck aufzubauen. Noch nicht. Allerdings nahmen die Gäste aus Nürnberg auch ein wenig das Tempo raus und schienen damit zufrieden zu sein, das Ergebnis vorerst zu verwalten. Ein Umstand, den auch Nürnberg-Trainer Michael Köllner nach Ende der Partie als Manko kommentierte. So ging es mit der knappen Führung der Franken in die Halbzeitpause.
Der FCK blieb auch nach Wiederanpfiff engagiert und zeigte sich kämpferisch. Die ersten und vor allem besseren Möglichkeiten hatten jedoch die Gäste. Zunächst traf Hanno Behrens per Distanzschuss nur den Außenpfosten (49.). Vor allem Marius Müller war es in den verbleibenden 40 Minuten zu verdanken, dass der FCN nicht früh schon eine Vorentscheidung erzwang beziehungsweise die Partie für sich entschied. In der 55. Minute tauchte Edgar Salli nach einem kapitalen Ballverlust von Nils Seuffert frei vor Marius Müller auf, fand aber im Lauterer Keeper seinen Meister. Nach einer Viertelstunde hatte sich der FCK sprichwörtlich ins Spiel gekämpft und baute mehr und mehr Druck auf. Zunächst setzte Torben Müsel einen Warnschuss ab, als er einen von Sebastian abgelegten Ball knapp über die Querlatte schoss (60.). In der 63. Minute dann der Ausgleich. Der gestern unermüdlich ackernde Brandon Borello brachte einen Ball von der rechten Außenbahn scharf vors gegnerische Tor. Innenverteidiger Georg Margreitter fälschte das Leder etwas ab, Keeper Florian Bredlow konnte den Ball nicht mehr fassen und lenkte die Kugel ins eigene Netz.
Die Jungs von Jeff Strasser spielten nun minutenlang im Vorwärtsgang. Nun war auch die Kulisse hellwach und feuerte die Roten Teufel frenetisch an und sprühte Gift und Galle als Ewerton bei einem Konter Nils Seufert an der Strafraumgrenze mit einem üblen Tritt gegen das Schienbein regelrecht umnietete. Allerdings blieb die Pfeife von Schiedsrichter Christof Günsch sehr zum Unmut der Lauterer Fans und der Lauterer Bank stumm. Eine klare Fehlentscheidung. In der 66. Minute dann fast die Lauterer Führung. Brandon Borrello schickte bei einem weiteren Konter Leon Guwara, der fast freie Bahn hatte. Doch sein beherzter Schuss ging nur um wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Nur zwei Minuten danach der nächste Aufreger. Ewerton nahm im Sechzehner Sebastian Andersson regelrecht in den Klammergriff, der Schwede ging zu Boden (68.). Doch auch hier wollte der Mann mit der Pfeife keine Regelwidrigkeit gesehen haben. Verdammte Hacke, wie blind muss man eigentlich sein, um so eine Aktion nicht sehen zu können! Nicht die erste Fehlentscheidung des sogenannten Unparteiischen, nicht das erste Spiel mit einer klaren Benachteiligung der Roten Teufel. Ganz sicher keine Werbung für das Schiedsrichterwesen.
In den letzten 20 Minuten entwickelte sich eine hart umkämpfte Partie, in der auch die konterstarken Nürnberger noch ihre Möglichkeiten hatten. Einmal rettete Marius Müller gegen Hanno Behrens (74.), einmal der Außenpfosten bei einem Schuss von Kevin Möhwald, der aus der zweiten Reihe abzog. Der von Rurik Gisalson verwandelte Abpraller wurde wegen Abseitsstellung jedoch nicht anerkannt (78.). Beide Teams wollten in den letzten zehn Minuten zwar den Sieg und agierten mit offenem Visier. Doch am Ende blieb es beim Unentschieden und beim Respekt des Gegners, der in Person von Cheftrainer Michael Köllner auch viele anerkennende Worte für das leidenschaftliche Spiel der Roten Teufel fand und sogar explizit lobende Worte für den unermüdlich ackernden Brandon Borello fand. Gepaart mit und gefolgt von den Wünschen, dass auch in der kommenden Saison am Betzenberg Zweitligafußball geboten werden könne. Chapeau für diese gefühlte Hommage. Die Mannschaft wurde mit aufmunterndem Applaus und mit der lautstark skandierten Aufforderung „Lautrer geben niemals auf!“ in die Kabine und somit auch in die Winterpause geschickt.
Bis zum Trainingsauftakt kurz nach dem Jahreswechsel heißt es für die Spieler erst einmal durchatmen, Kopf frei bekommen und Kraft tanken. Für die Verantwortlichen des FCK wird die Zahl freier Tage deutlich geringer sein, gilt es doch sowohl auf sportlicher wie auch auf wirtschaftlicher Seite dem Verein neue Impulse zu verleihen. Angesichts der aktuellen Situation, nicht nur hinsichtlich des Tabellenbildes, sicher kein einfaches Unterfangen. Der Ligabetrieb beginnt für den FCK mit der Auswärtspartie beim SV Darmstadt 98 am Mittwoch, den 24. Januar. Auch die Lilien stehen sportlich am Abgrund und hatten sich gewiss zur Winterpause einen anderen Tabellenplatz vorgestellt. Mit dem heutigen Remis der Darmstädter bei Greuther Fürth sind es für den FCK auf den Relegationsplatz nun 7 Punkte Abstand. Eine zwar klaffende Lücke, aber eben nicht uneinholbar. Zumindest die Einstellung der Roten Teufel scheint zu stimmen und das immerhin sichtbar seit bereits drei Spieltagen. Dann hoffen wir mal, dass der Modus über die Feiertage nicht eintrocknet und die sportliche Leistung noch den einen oder anderen Akteur mit ins Boot holen kann, der noch einige Impulse geben und neue Kräfte freisetzen kann.
mg
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