Das Licht im Keller wird immer dunkler
Der 1.FCK taumelt nach der Heimniederlage gegen Arminia Bielefeld der 3. Liga entgegen
Seit gestern Abend ist die Hürde um ein weiteres Stück höher, ist der Abstand zum rettenden Ufer noch größer! Dynamo Dresden als Mitkonkurrent im Tabellenkeller siegte überraschend deutlich beim Tabellenzweiten Fortuna Düsseldorf mit 3:1. Bereits am Sonntag setzte ein weiterer Mitkonkurrent in den Niederungen der Tabelle ein wirkungsvolles Zeichen. Der FCK-Tabellennachbar, die SpVgg Greuther Fürth, schoss den FC St.Pauli mit 4:0 aus dem heimischen Stadion. Gleichzeitig hat der 1.FCK sein so wichtiges Heimspiel gegen Arminia Bielefeld mit 0:2 verloren und damit die neunte Pleite der laufenden Saison eingefahren. Sieben Punkte Rückstand trennen den 1.FCK nun vom Relegationsplatz 15! Dabei hätte das Heimspiel am vergangenen Sonntag der Beginn eines Befreiungsschlages werden sollen. Das Einleiten einer Wende. Der Anfang einer Aufholjagd. Jedenfalls wenn es nach der Gefühlslage der Fans gegangen wäre. Von alledem war während der 90 Minuten zu wenig etwas zu spüren und noch weniger etwas zu sehen.
Dabei fühlten sich die Anfangsminuten der Partie im Grunde recht ordentlich an. Lukas Spalvis hätte in der 9. Minute die Führung erzielen können, ja sogar müssen, scheiterte mit seinem Schuss aus elf Metern aber an Torhüter Stefan Ortega. Es sollte in Halbzeit eins die einzige nennenswerte Chance des FCK bleiben. Spätestens nach einer Viertelstunde hatte sich die Arminia ins Spiel gekämpft und übernahm fortan das Heft des Handelns gegen immer unsichere und schwächere Lauterer. In der 22. Minute setzten die Gäste ein erstes Zeichen, als Andreas Voglsammer eine Flanke von Fabian Klos direkt nahm und Marius Müller nur mit Mühe zur Ecke klären konnte. Fünf Minuten später dann die Führung der Arminia nach einem haarsträubenden Fehler von Stipe Vucur, der sich mit Philipp Mwene nicht einig wurde und sich bei einem langen Ball von Keeper Ortega grässlich verschätzte. Andreas Voglsammer bedankte sich herzlich und schoss trocken zum 0:1 ein (27.). Die Ostwestfalen schalteten nach dem Treffer einen Gang zurück. Allerdings wussten harmlose und ideenlose Rote Teufel daraus kein Kapital zu schlagen. Mit der knappen Führung ging es in die Pause.
Im zweiten Durchgang spielte der FCK zwar etwas aggressiver, aber weiterhin viel zu unkreativ und ideenlos, um vor allem mit den beiden spitzen Sebastian Andersson und Lukas Spalvis das Gästetor nennenswert in Gefahr zu bringen. Substantielle Mängel im Aufbauspiel und fehlende Qualität bei den Flanken dürften mit die signifikantesten Ursachen dafür sein, dass der FCK vor dem gegnerischen Tor an Harmlosigkeit kaum zu überbieten ist. So etwas ist nicht nur eine Frage fehlender Qualität, sondern auch eine Frage der Mentalität. Hellwach war einzig Marius Müller, der schon kurz nach Wiederanpfiff Schlimmeres verhinderte, als er einen Kopfball von Manuel Prietl mit einer sehenswerten Glanzparade entschärfte (48.). Wenigstens war die vereitelte Chance ein kleiner Weckruf, der FCK begann nun endlich Fußball zu spielen und zeigte auch in der einen oder anderen Situation zumindest mal Mut. So in der 55. Minute als Brandon Borello nach einer Ecke aus 20 Metern volley abzog, aber nur das äußere Torgestänge traf.
Mit der Einwechslung von Nicklas Shipnoski (57.) für Nils Seuffert kam mehr Schwung in die Partie und der FCK brachte sich einige Male etwas gefährlicher in Position. Was dann jedoch fehlte waren auch die notwendige Entschlossenheit und die vor allem für Offensivspieler so essentielle sprichwörtliche Geilheit auf einen Torerfolg! Dennoch, Chancen waren da. Sebastian Andersson vergab in der 74. Minute, der eingewechselte Baris Atik nur vier Minuten später. Sechs Minuten vor dem Ende brachte Jeff Strasser noch Torben Müsel für Christoph Moritz. Für die Schlussoffensive standen nun vier nominelle Stürmer auf dem Feld. Allein in der Nachspielzeit dann noch zwei Ecken, sogar Marius Müller war mit vorne. Doch das druckvollere Spiel des FCK bedeutete hinten natürlich auch erhöhtes Risiko und Anfälligkeit für Konter. Den letzten Lauterer Eckball pflückte der Arminen Keeper sauber runter und bediente mit weitem Abwurf Patrick Weihrauch, der vor dem Lauterer Tor nur noch auf den mitgelaufenen Konstantin Kerschbaumer querlegen musste, der den Ball locker zur endgültigen Entscheidung einschob (90.+4).
Es sei für ihn unverständlich, dass die Jungs in der Woche sich vieles erarbeiteten, aber es am Spieltag einfach nicht auf den Platz bringen, attestierte Jeff Strasser nach dem Schlusspfiff. Die Mannschaft hat die erste Halbzeit eigentlich komplett verpennt. „Wir haben zwischen der 15. und 45. Minute zu ängstlich gespielt“, erkannte der sichtlich gezeichnete Chefcoach des 1.FCK. Man müsse das, was man sich vorgenommen habe auch mal über 90 Minuten bringen und nicht nur eine Halbzeit lang, so eine der Erkenntnisse des Trainers. Streng genommen war das bei dem Überraschungssieg in Dresden vor gut einer Woche auch nicht viel anders. Da war viel Glück dabei, diese Partie in den Schlussminuten zu den eigenen Gunsten noch zu drehen. Fußballerisch war das Gastspiel in Sachsen nämlich auch mehr als dürftig. Insofern war der bei der Pressekonferenz vor der Partie von Nils Seuffert beschworene Schub aus der Dresden-Partie wohl nicht mehr als ein laues Lüftchen und allein der Wille an das überraschend gewonnene Gastspiel bei Dynamo anknüpfen zu wollen reicht dann nicht aus. Man muss es eben auch tun.
Bis der Spielbetrieb in die Winterpause geht, stehen noch drei Partien auf dem Zettel. Am kommenden Freitag geht es zum 1.FC Heidenheim, wo die Roten Teufel in den bisherigen drei Partien noch nicht ein einziges Mal gewinnen konnten. Danach stehen zwar zwei Heimspiele an, aber die Gegner haben es in sich. Am 17. Spieltag gastiert der wieder erstarkte FC Ingolstadt im Fritz-Walter-Stadion und am 16. Dezember kommt der 1.FC Nürnberg auf den Betzenberg. Aber wie sagte schon Boris Notzon, da müssen wir jetzt durch. Der Sportdirektor hat auch bereits klar artikuliert, dass in der Winterpause noch nach Verstärkungen gesucht werden solle.
Das müsste an den einen oder anderen im aktuellen Kader auch ein Signal sein, sich selbst und die eigene bisher am Spieltag abgerufene Leistung mal zu hinterfragen. Bleibt anzunehmen, dass auf die eine oder andere Art da auch noch ausgedünnt wird, oder sollte man besser sagen ausgemistet? Bleiben wir realistisch, wenn man sich den aktuellen nominellen Kader betrachtet, dann fehlt es eben an vielem, was fußballerisch jetzt helfen könnte. Die Mehrzahl der Spieler ist fußballerisch einfach limitiert. Oder gibt sich zumindest so.
Ob das so bleibt, ist eine Frage, was jeder einzelne noch zu mobilisieren in der Lage ist. Es sind zahlreiche jüngere Akteure drunter, die einfach noch nicht reif für die zweite Liga sind. Es sind aber auch ältere oder erfahrene Spieler dabei, die ihre Tauglichkeit für diese Spielklasse eben offensichtlich längst abgelegt haben. Zumindest muss man das annehmen, wenn man sich die aktuelle Situation betrachtet.
Wenn die seit Jahren übliche Zielmarke von 40 Punkten zur Sicherung des Klassenerhaltes noch erreicht werden soll, müssten in den verbleibenden 19 Spieltagen noch 30 Punkte her! Wie das angesichts der bisherigen fußballerischen Leistungen erreicht werden kann, ist auch kühnsten Optimisten Stand heute ein Rätsel. Man müsse sich eingestehen, dass es wohl auch an der Qualität fehle, attestierte auch Daniel Halfar nach Ende des Spiels vor einer SWR-Kamera. Aha! Dann hoffen wir mal, dass unser Kapitän mit dieser wertvollen Einschätzung seine eigene seit der vergangenen Saison dargebotene Leistung nicht ausklammert. Vor allem hoffen wir mal, dass er als Kapitän daraus auch die richtigen Schlüsse zieht.
Die Trainingseinheiten in der Vorbereitungswoche vor dem Gastspiel in Heidenheim finden allesamt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ganz sicher nicht, um irgendwem etwas vorzuenthalten. Eher um etwas öffentlichen Druck vom Kessel zu nehmen. Wobei man doch als Fußballkonsument immer wieder vorgebetet bekommt, das seien Profis, die würden mit Druck umgehen können, oder? Also neben der bereits attestierten fehlenden Qualität doch auch eine Frage der Mentalität? Cheftrainer Jeff Strasser schien am Sonntag zumindest mehr als ratlos. Zu beneiden ist er mit seinem Co-Trainer Alexander Bugera derzeit nicht. Aber vielleicht lässt man in Sachen Mentalitäts-Ansprache ja einfach mal unsere Ikone Gerry Ehrmann nach vorne. Man darf sich sicher sein, dass er die richtigen Worte findet. Wer danach noch auf dem Trainingsplatz stehen würde, mit dem kann man dann auch arbeiten!
mg
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