Am 1.Dezember ist Welt-AIDS-Tag
Kampagne „Positiv zusammen leben“ soll mehr Akzeptanz schaffen
Kaum eine andere Krankheit trägt weltweit ein derart gesellschaftliches Stigma, wie die Infektion mit dem HIV-Virus und dem Krankheitsbild AIDS. Nach aktuellen Schätzungen leben weltweit etwa 35 Millionen Menschen mit HIV. Nach wie vor ist die Zahl der Neuinfektionen hoch. Ungefähr 2,1 Millionen sind es jährlich weltweit davon etwa 240.000 Kinder. Seit Anfang der 1980er Jahre bis 2013 haben sich etwa 78 Millionen Menschen mit HIV infiziert. 39 Millionen Menschen sind bereits an den Folgen gestorben. Mit 70% aller Neuinfektionen ist Afrika südlich der Sahara am stärksten betroffen. Allerdings steigen auch in anderen Regionen die Zahlen an. Besonders in Ost-Europa und Zentralasien ist die Zahl der Neuinfektionen deutlich gestiegen, 2013 allein um 110.000. In Deutschland in 2014 um rund 8%. Insbesondere in Entwicklungsländern haben längst nicht alle betroffenen Menschen Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. Und noch immer erleben Betroffene Ausgrenzung und Stigmatisierung. Auch in Deutschland. Hier leben heute rund 80.000 Menschen mit HIV. Etwa 30.000 Menschen sind seit Entdeckung des Erregers in den 1980er Jahren bisher in Deutschland an den Folgen von Aids gestorben.
2015 findet der Welt-Aids-Tag zum 28. Mal statt. Seit 1988 wird er jährlich am 1. Dezember begangen. Mit zahlreichen spannenden Aktionen erinnern Regierungen, Organisationen und Vereine weltweit an diesem Tag an HIV und Aids, und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit den von HIV betroffenen Menschen zu zeigen. Das Spektrum reicht von Informationsständen in der Innenstadt über Podiumsdiskussionen bis hin zu Spendengalas mit großem Promi-Engagement. Der jährliche Gedenktag am 1. Dezember dient auch dazu, Verantwortliche in Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft – weltweit wie auch in Europa und Deutschland – daran zu erinnern, dass das HI-Virus noch längst nicht besiegt ist. Auch, damit überall die notwendigen Mittel bereitgestellt werden und sich Vorbeugung, Aufklärung, Behandlung und Hilfe für die Betroffenen an ihren Lebensrealitäten orientieren können. In einer gemeinsamen nationalen Kampagne unter dem Motto „Positiv zusammen leben“ wollen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) Gedankenanstöße geben, um Stigmatisierung und Diskriminierung abzubauen und eine breite öffentliche Auseinandersetzung über HIV und AIDS in der Gesellschaft anzuregen. Dabei wird mit provokant aufgeworfenen Fragen in den Alltag unterschiedlichster gesellschaftlichster Lebensbereiche hineingeleuchtet. Zum Beispiel auch in den Fußballsport. „Was macht ihr, wenn Euer Stürmer HIV hat?“ – „Hoffentlich viele Tore!“
Bleibt zu hoffen, dass die Kampagne #positivzusammenleben2015 auch an der Basis ankommt. So wie beispielsweise beim Berliner Fußball Verband wo man sich zumindest nicht vor der Sichtbarkeit der Thematik scheut. So wurde dort am vergangenen Sonntag in der Verbandsliga mit roter Schleife gespielt. Der Verband wirbt auf seiner Webseite auch mit dem Aufruf zur Solidarität mit HIV-Positiven und unterstützt offiziell die Kampagne „Positiv zusammen leben“. Gerade der Sport würde vielfältige Möglichkeiten bieten sich dem Thema anzunehmen, um mehr Akzeptanz für betroffene Menschen zu schaffen. Man darf gespannt sein, wie viele dem Beispiel des Berliner Verbandes folgen werden.
Die Lebenssituation von infizierten Menschen hat sich in den westlichen Ländern dank moderner Medikamente und komplexer Medikamententherapien merklich verbessert. Die meisten können ohne gravierende Einschränkungen ihren Beruf ausüben oder ihre Freizeit gestalten, wie alle anderen Menschen auch. Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Heidrun Thaiss sieht eine schwierige gesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung im Abbau von immer noch bestehenden Diskriminierungen. „Man kann heute in der Regel mit HIV gut leben – aber nicht mit Diskriminierung, die leider noch immer vorkommt. Ursachen dafür sind häufig Unwissen und unbegründete Ängste vor Ansteckung. Da hilft nur: Darüber reden und sich informieren! Denn wir alle können ganz selbstverständlich und ohne Angst positiv zusammen leben – im Beruf, in der Freizeit und auch in der Liebe.“ Die Kampagne will auf mit der persönlichen Ansprache aus ganz banalen Lebenssituationen unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung ansprechen. Ergänzende Informationen helfen, diese Ängste zu überwinden, und fördern so einen respektvollen und angemessenen Umgang mit HIV-positiven Menschen. Die Kernbotschaft der Kampagne lautet: Aufeinander zugehen, miteinander reden, sich gegenseitig zuhören und verstehen: So funktioniert „positiv zusammen leben“! Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe sieht die Situation ähnlich: „Menschen mit HIV werden von Familien und Freundeskreisen ausgeschlossen, erleben Beleidigungen, werden von Arzt- und Zahnarztpraxen abgewiesen.
Diskriminierung ist schädlich für ihre Gesundheit und für die Prävention, denn sie hält viele davon ab, sich testen und dann auch behandeln zu lassen.“ Die Plakatmotive der Kampagne werden durch vielfältige Onlineangebote und Aktionsmaterialien wie Flyer, Plakate, Anzeigen und Webbanner zum kostenlosen Download, flankiert. In mehreren Videoclips kommen Menschen mit und ohne HIV zu Wort. Auf Facebook und Twitter werden weitere interessante Inhalte rund um die Themen der Motive angeboten. Erstmals wurde über die sozialen Medien dazu aufgerufen, eigene Fragen an HIV-positive Menschen zu stellen, die in einem Clip beantwortet werden. Die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) wird gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) umgesetzt. Sie wird unterstützt vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) und dem Fachverband Außenwerbung e.V. (FAW). In den Regionen die am stärksten betroffen sind, fehlt es dennoch grundsätzlich an finanziellen Mitteln, um schon eine ausreichende medizinische Grundversorgung zu gewährleisten. Zahlreiche Verbände und Einrichtungen rufen daher insbesondere am Welt-AIDS-Tag zu Spenden auf. Wer hier helfen möchte findet insbesondere beim Bundes- und den Landesverbänden der AIDS-Hilfe entsprechende Hinweise und Links.
Die AIDS-Hilfe in Kaiserslautern informiert heute mit einem Infostand in der Fackelstraße (vor der Kreissparkasse). Außerdem wird am kommenden Sonntag (06.12.2015) um 16.00 Uhr anlässlich des Welt-AIDS-Tages im Union Kino in Kaiserslautern (Kerststraße 2) in einem Preview der letzte große dramatische Film mit OSCAR-Preisträger Robin Williams in der Hauptrolle zu sehen sein. Für Cineasten übrigens ein unbedingtes Muss!
mg
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