Pflichtsieg, Bratwurst, Ohrenkrebs

Mit einem 3:1 beim FKP zieht der FCK ins Viertelfinale des Verbandspokals ein

Stimmungsvolle Atmosphäre trotz nasskaltem Wetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Stimmungsvolle Atmosphäre trotz nasskaltem Wetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es war kein glanzvoller Sieg des 1.FCK vorgestern im Achtelfinale des IKK-Verbandspokals in der Horeb-Stadt beim FK Pirmasens. Phasenweise hatte „die Klub“, wie die „Bärmesenser“ liebevoll ihren Herzensverein nennen, den Roten Teufeln auf Augenhöhe Paroli geboten. Aber es war eine Auswärtsfahrt mit einem hohen Charme-Faktor, die unsere regenbogenbunte Truppe in die Schuhstadt Pirmasens ins städtische Stadion auf der Husterhöhe führte. Trotz des nasskalten Wetters und obwohl es keine Pommes gab! Nachdem der FCK in der 15.Minute durch Elias Huth in Führung gegangen war und Florian Pick nur wenige Minuten später den zweiten Lauterer Treffer markierte (19.), wähnte sich die überwiegende Mehrheit des Anhangs im Lauterer Lager auf der sicheren Siegerstraße. Doch der FKP kam zum Anschlusstreffer (22.) und hielt die Sache im ersten Durchgang offen. Es war dann erneut Florian Pick, der in der 59. Minute auf 3:1 erhöhte. Doch der FKP steckte nie auf, erarbeitete sich immer wieder Chancen und die Lauterer Deckung hatte mehrfach ihre liebe Mühe mit den Regionalliga-Kickern.

Auch im Block war die Laune von Anfang an gut (Foto: Christian Schwarz)

Auch im Block war die Laune von Anfang an gut (Foto: Christian Schwarz)

Derby in Pirmasens! Die Auslosung für die Runde der letzten 16 im IKK-Verbandspokal hatte die Konstellation ergeben, die sich viele Fußballbegeisterte im Südwesten gerne für das Finale gewünscht hätten. Es sollte also schon im Achtelfinale zur Begegnung zwischen dem FK Pirmasens und dem 1.FC Kaiserslautern kommen. Das letzte Pflichtspiel der ehemaligen Südwest-Rivalen gab es vor 55 Jahren. Klar, da wollten wir hin! So machten sich am Nachmittag eine Handvoll queere Lauternfans nebst „friends“ auf in die Westpfalz. Aus Ludwigshafen, Kaiserslautern, Ingelheim und – ja – aus Pirmasens! „Dass isch des nochmol erlääwe derf, moi FCK uff de Huschderheeh, de Betze beime Häämschpiel in Bärmesens“, freute sich vor allem unser Pirmasenser Mitstreiter Christian schon lange vor dem Anpfiff. Glücklich, wer an dem Abend quasi zu Fuß zum FKP-Stadion anreisen konnte. Für alle anderen war das eher eine zähe Angelegenheit. Auto war ohnehin Pflicht, weil der öffentliche Nahverkehr der Deutschen Bahn in der wirtschaftlich gebeutelten Region schon kurz nach der allabendlichen Tagesschau die Bahnsteige hochklappt.

Proppenvoller Gästeblock (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Proppenvoller Gästeblock (Foto: www.der-betze-brennt.de)

So wälzte sich also zur besten Feierabend-Verkehrszeit eine Blechlawine auf den Bundesstraßen 10 und 270 den Berg hinauf Richtung ehemalige US-Kaserne. Dort war schon 2004 ein neues Stadion entstanden, das nach nur 15 Monaten Bauzeit die alte Wirkungsstätte des FKP an der Zweibrücker Straße ersetzt hatte. Die alte Kultstätte, die mal 25.000 Zuschauern Platz bot und über Jahrzehnte das legendäre Clubheim des Italieners Toni (Restaurant FKP-Stadion Pronto Toni) beherbergte, wurde längst abgerissen und existiert nur noch in verstaubten Archiven und Erinnerungen. Immerhin 10.000 Besucher fasst auch das neue Schmuckkästchen auf der gegenüberliegenden Anhöhe. Dass der Hütte jedoch nicht häufig so viele Fußballbegeisterte die Tür einrennen, wie vorgestern, merkte man auch an den eher bescheidenen Parkmöglichkeiten auf allen möglichen naheliegenden Freiflächen. Im Schleichtempo ging es also durch unzählige Kreisverkehre bis zu einem der Behelfsparkplätze. Motor aus und den Rest dann zu Fuß.

Das 1:0 ist unterwegs, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Das 1:0 ist unterwegs, Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

„Es is ganz schää kalt do in Bärmesens“, bemerkte unsere sonnenverwöhnte Hobbykünstlerin unter ihrer press aufs Kopfhaar gepflanzten roten Wollmütze. Die kurze Strecke zum Einlass trägt ein bisschen dazu bei sich zu akklimatisieren. Jetzt erst mal rein ins Vergnügen. Eng ist’s hinter den Gästeblöcken. Zwei Buden laden zur Verköstigung ein. Aber die davor dicht gedrängten Pulks lassen Böses erahnen. Der Futterladen ist die erste Anlaufstelle. Geräumig kommt die Bude ja schon daher, aber wie sollen die drei Akteure da hinterm Tresen bis zum Anpfiff die ganzen hungrigen Mäuler gestopft kriegen. Die Grillwannen geben alles, das Personal hinkt hinterher. Was machen die eigentlich logistisch beim Grenadiermarkt im Spätsommer? „Ämol Brotworschd und ämol Pommes bitte“. Zuerst verdunkelt sich dem Nachthimmel gleich das Gesicht auf der anderen Seite des Tresens. „Ei, Pommes han mir heit kännie“. Es folgt die dunkle Mine im Pulk vor dem Tresen. Krissi, Du wirst es überleben. Ein kräftiger Biss in „Weck un Worscht“ von Thomas und Matze hat ja schließlich den Hungertod auch verhindert! Auf das Anstehen fürs Bier weiter hinten wird erst mal verzichtet. Jürgen wählt lieber die andere Reihenfolgen-Variante. „Erst ma e gescheides Bier“, entscheidet sich der Rheinhesse. Ob das „Park“ dann auch „gescheid“ war, lässt uns zweifelnd zurück.

Torjubel nach dem 1:0 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Torjubel nach dem 1:0 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Ab in den Block, der schon gut gefüllt scheint. Die Jungs auf dem Rasen schießen sich schon warm, während tief hängende Wolkenschwaden und Nebelfetzen über das hochragende Dach der Haupttribüne wabern und mit der spärlichen Beleuchtung ein fast surreales Bild wie aus einer anderen Welt schaffen. Auf den ersten Handyfotos kommt der in den Nebel getauchte Lichtschein der Flutlichtmasten auch eher einem im Landeanflug befindlichen extraterrestrischen Raumschiff näher. Passend dazu, die ins Mark dringenden Lautsprecherdurchsagen des Stadionsprechers. Ein krächzendes Gequäke, das mehr an das Sprachgebaren der außerirdischen „Marsianer“ in Tim Burtons Hollywood-Science-Fiction-Komödie „Mars Attacks“ erinnert, als an eine Lautsprecherdurchsage in einem Fußballstadion. Da wäre akustisch noch einiges zu justieren, um die Informationen tatsächlich auch jedem Zuschauer auf den Rängen zugänglich zu machen, lieber FKP! Vielleicht zusätzlich dem Stadionsprecher vorher „ääfach mol e Huschdegutsl in die Hand drigge“!

Auch im Pirmasenser Block gings "neblig" zu (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch im Pirmasenser Block gings „neblig“ zu (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Michael Frontzeck will an dem Abend nichts anbrennen lassen, verzichtet im Gegensatz zur vorangegangenen Pokal-Partie in Idar-Oberstein auf Kräfte aus dem Nachwuchsbereich. Trotzdem gab es im Gegensatz zum Heimspiel gegen Uerdingen neun Änderungen in der Anfangs-Formation. Allesamt aus dem Profikader. Im Kasten durfte Lennart Grill ran, die Binde trug Florian Dick. Vom Anpfiff weg gab zunächst der FCK den Ton an, ließ den Ball teilweise ansehnlich und kombinationssicher laufen. Es fehlten einzig die Abschlüsse. Die sollten sich nach einer knappen Viertelstunde ergeben, doch Florian Pick (14.) und Christian Kühlwetter (15.) vergaben. Dann doch die Führung. Julius Biada legte auf links zu Elias Huth, der aus kurzer Distanz einnetzte (15.). Nur wenige Minuten später dribbelte sich Florian Pick in den Strafraum und schloss beherzt ab (19.), der FCK führte 2:0. „Hoffentlich fallen do nimmie viel Doore, bei denne Lautsprecher kriesche jo Ohrekrebs!“. Die Stimmung im Block, locker und heiter. Nach der Führung bei den Jungs auf dem Platz vielleicht auch zu unbekümmert? Der FKP biss sich jedenfalls ins Spiel und kam mit der ersten Ecke den Anschlusstreffer. Sascha Hammann verwertete eine abgewehrte Ecke mit einem beherzten Schuss durch die vielbeinige Abwehr (22.).

Torjubel nach dem zweiten Treffer (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Torjubel nach dem zweiten Treffer (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Sollte es also doch spannend werden? Die Jungs von Trainer Peter Tretter nahmen nun in jedem Fall das Heft des Handelns mehr und mehr in die Hand. Nicht unbedingt, weil der FCK nachgelassen hätte, sondern einfach weil die auch mit dem Ball umgehen und ein gepflegtes Fußballspiel aufziehen können. Immerhin waren Möglichkeiten da noch vor dem Wechsel zu egalisieren. Bei einem Schuss von Patrick Freyer hatte Lennart Grill so seine Mühe (26.) und in der 37. Minute hätte er sich bei seinem „Ausflug“ nicht beschweren dürfen, wenn der Schuss von Florian Bohnert präziser gekommen wäre. Die vielleicht beste Lauterer Chance vergab Julius Biada, der nach einem Dribbel-Solo von Florian Pick durch die halbe Pirmasenser Abwehr auf die Grundlinie ging und fein zurückspielte, doch die Lauterer Nummer 10 drosch das Leder fast freistehend über den Kasten in den nebligen Nachthimmel (40.). So ging es mit der knappen Lauterer Führung in die Kabine.

Florian Pick hat zum 1:3 getroffen (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Florian Pick hat zum 1:3 getroffen (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach dem Wechsel gab es erst mal eine Spielunterbrechung, da eine Pyro-Show im Lauterer Block fast die komplette Pirmasenser Spielhälfte in dichte Rauchschwaden hüllte. Gar nicht gesund, in jeder Hinsicht nicht! Nach dem unfreiwilligen Luftholen blieb der FCK tonangebend, was nach einer knappen Stunde auch zum Erfolg führte. Eine Lauterer Ecke kam Florian Pick aus gut 18 Metern zum Abschluss und drosch das Leder beherzt in die Maschen (59.). Der FKP steckte allerdings auch nach dem dritten Treffer des FCK nicht auf und erarbeitete sich durchaus weitere Chancen. Mit seinen langen Kerls von denen drei immerhin das Gardemaß von 1,90 Meter übertreffen, war der FKP auch bei Standards stets gefährlich. Vor allem in den Schlussminuten agierte der FCK sowohl nach vorne als auch nach hinten viel zu fahrlässig und lud die Gastgeber vor dem eigenen Tor regelrecht ein das Ergebnis noch einmal zu korrigieren. Die Gelegenheit ergab sich in der Nachspielzeit. Durch einen fragwürdigen Elfmeter hatte der FKP noch einmal die Chance zu verkürzen. Doch der Ball wollte an diesem Abend nicht mehr rein und der Schuss von Manuel Grünnagel krachte an die Latte (90.+1).

Dank der Mannschaft an die mitgereisten Fans (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Dank der Mannschaft an die mitgereisten Fans (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Durchatmen nach dem Abpfiff, sowohl bei den Jungs im FCK-Dress, als auch in den Gästeblöcken. Dem FKP gebührt in jedem Fall Respekt. Für eine leidenschaftlich geführte Partie, für ein stabiles eingespieltes Team, dem man wünschen darf, dass der Verbleib in der Regionalliga in dieser Saison auf jeden Fall gelingt. Man darf gespannt sein, was Trainer Peter Tretter hier in den kommenden zwei Jahren noch bewegen kann. Es wäre dem sympathischen Klub zu wünschen auch mal wieder an höheren fußballerischen Sphären zu schnuppern. Gab es alles ja schon mal, auch wenn das alles lang, lang her ist.

mg


Kommentare

Pflichtsieg, Bratwurst, Ohrenkrebs — Ein Kommentar

  1. Mensch Matthias,
    das ist doch jetzt der Bitburger-Verbandspokal – IKK hat abgedankt…
    Und für die „Hobbykünstlerin“ wirste wohl noch Abbitte leisten müssen…
    Danke für Deinen Bericht
    Martin

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