Furiose Mannschaftsleistung garantiert verdienten Sieg
Rote Teufel sind nach dem 2:0 gegen Uerdingen wieder in Sichtweite der Aufstiegsregion
Mit dem bisher vielleicht besten Saisonspiel unterstrich der 1.FCK gestern eindrucksvoll, welch ein Potential in der Mannschaft steckt. Ergebnis einer seit Wochen anhaltenden und zunehmend sichtbareren Entwicklung. Leider spiegelte sich dies in den Ergebnissen bislang zu selten wider. Die 21.179 Zuschauer sahen zunächst ein Spiel auf Augenhöhe, umkämpft aber etwas zäh. Viel Nennenswertes passierte zunächst nicht vor den beiden Toren. Lediglich eine Annäherung von Christoph Hemlein (2.) und ein Freistoß von Oguzhan Kefkir (10.) während der ersten 25 Minuten machten Lust auf mehr. Der FCK fightete sich zunehmend engagierter in die Partie, kaufte den Gästen aus Krefeld nach und nach den Schneid ab. Mit aggressiver Arbeit gegen den Ball und einer überragenden und beherzten Zweikampfführung ließ die Mannschaft dem Gegner kaum Luft zum Atmen. Durch einen Foulelfmeter gingen die Roten Teufel kurz vor der Halbzeit verdient in Führung. Theo Bergmann verwandelte souverän (43.). Mit einem Treffer der Marke „Traumtor“ brachte Christoph Hemlein den FCK dann in der 56. Minute auf die Siegerstraße und die Gäste vom Niederrhein waren damit noch gut bedient.
Die Kulisse präsentierte sich gestern schon lange vor dem Anpfiff selbstbewusst und lautstark. Bis auf einen ungewohnt leisen Moment kurz vor dem Anstoß. Der FCK erinnerte im stillen Gedenken noch einmal an Karl Mildenberger, der am 5. Oktober im Alter von 80 Jahren verstorben Jahr. Der Verein habe einen seiner größten Sportler verloren und werde ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren, kondolierte Stadionsprecher Horst Schömbs in seiner Laudatio. Bereits am vergangenen Mittwoch ehrte der 1.FCK die Boxlegende bei einer bewegenden Trauerfeier. Von seinen 62 Kämpfen als Box-Profi auf nationaler und internationaler Bühne gewann Karl Mildenberger immerhin 53. Seinen legendärsten Kampf lieferte der bescheidene Musterprofi am 10. September 1966 im Frankfurter Waldstadion. Vor mehr als 30.000 Zuschauern bot Karl Mildenberger gegen keinen geringeren als Muhammed Ali über 12 Runden die Stirn, ehe der Kampf wegen einer Augenverletzung Mildenbergers abgebrochen wurde. Die höchste Anerkennung und den größten Triumph in einer Niederlage zu finden, auch das ist ein Stück 1.FCK!
Auf Niederlage hatten die Jungs von Michael Frontzeck indessen gestern keinen Bock! Das war vom Anpfiff weg zu spüren. Da spielte es auch keine Rolle, dass auf der anderen Seite die hochgelobte und mit erfahrenen Bundesliga-Kickern bestückte Elf des ehemaligen Werksklubs aus Krefeld standen, die als Tabellenzweiter zum Betzenberg angereist waren. Immerhin rund 1.200 Fans hatten ihre Mannschaft an diesem sonnigen Herbsttag begleitet und mit Spielbeginn im Gäste-Stehblock eine ansehnliche blau-rote Fahnenchoreographie präsentiert. Es sollte über die gesamten 90 Minuten einer der wenigen Krefelder Farbtupfer bleiben. Nach einer etwas zäheren aber spielerisch nicht unansehnlichen und engagierten Anfangsphase drückte der FCK in seiner Vorwärtsbewegung zunehmend aufs Gaspedal. Das Fundament in der Defensivreihe hatte bis dahin eine solide Leistung geboten und dem Gegner kaum Räume geboten und Spielfreude zugelassen. Vor allem Abwehrchef Kevin Kraus hat die Sache da hinten von Spiel zu Spiel souveräner im Griff. In der davor stehenden Reihe gefällt Jan Löhmannsröben als Ideengeber und Motor nach vorne immer besser.
Er war es auch, der den lauffreudigen und engagierten Timmy Thiele in der 26. Minute mit einem klugen steilen Zuspiel in die Spitze schickte. Der 27-jährige Stürmer zog aus 20 Metern ab, scheiterte jedoch am reaktionsschnellen Keeper der Gäste. Überhaupt, Timmy Thiele! Er hätte die Partie gestern allein entscheiden können. Nur wenige Minuten nach seiner ersten großen Chance hatte er erneut die Führung auf dem Fuß. Doch auch mit einem satten Schuss aus spitzem Winkel konnte er René Vollath im Kasten der Krefelder nicht überwinden (30.). Vorlagengeber auch hier, Jan Löhmannsröben. Nur drei Minuten später erneut „Thiele-Alarm“ im Uerdinger Strafraum. Nach erneuter Vorarbeit Jan Löhmannsröben und Zuspiel von Hendrik Zuck, konnte der lange Vollgas-Fußballer jedoch nicht einnetzen und drosch das Leder aus gut 14 Metern neben den Kasten. Der engagierte Stürmer mit der Nummer 9 räumte zwar ein, in den drei Spielszenen „versagt“ zu haben, doch seinen Anteil am gestrigen Sieg kann man nicht hoch genug einschätzen. Wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff war es sein Zug zum Tor, der dem FCK die Führung bescherte. Nach einem Einwurf von der linken Seite schaltete Timmy Thiele den Turbo ein, zog zunächst Richtung Grundlinie dann auf den kurzen Pfosten. Dominic Maroh grätschte von hinten, Christopher Schorch von der Seite ohne dabei den Ball zu spielen und so fällten gleich mehrere Abwehrbeine den langen Lauterer Stürmer ehe er den Ball noch einmal nach innen bugsieren konnte. Elfmeter!
Theo Bergmann legte sich das Leder zurecht und verwandelte eiskalt in die rechte untere Ecke. Mit der knappen aber hoch verdienten Führung ging es in die Kabine. Bis dahin hatte der FCK über weite Strecken sein spielerisch und kämpferisch bestes Saisonspiel abgeliefert. Wohlgemerkt gegen einen Gegner, der auf dem Papier favorisiert schien. Zum Wiederanpfiff brachte Gäste-Coach mit Maximilian Beister und Johannes Dörfler zwar zwei frische Kräfte, um seine Spielidee korrigieren zu wollen. „Die Niederlage geht auf meine Kappe. Mit meiner Aufstellung habe ich danebengelegen“ räumte Trainer Stefan Krämer nach dem Abpfiff bei der Pressekonferenz ein. Ungewohnt ehrliche Worte eines Cheftrainers! Doch trotz des Doppelwechsels zum zweiten Durchgang, machte der FCK vom Anpfiff weg dort weiter, wo man vor der Pause aufgehört hatte, mit beherztem Angriffsfußball. Schon in der 47. Minute hätte Christoph Hemlein nach einer feinen Flanke von Dominik Schad per Flugkopfball erhöhen können, doch der Ball strich knapp am linken Pfosten vorbei. Der KFC Uerdingen kann auch in dieser Phase kaum zur Entfaltung, konnte keinerlei offensive Akzente setzen und war auch defensiv alles andere als sattelfest.
In der 56. Minute war es erneut Timmy Thiele, der nach einem Zuspiel auf die Grundlinie drängte. Seine Hereingabe in den Strafraum konnten die Uerdinger nur halbherzig aus der Gefahrenzone bugsieren. Christoph Hemlein nahm mit der Brust an, zog aus knapp 20 Metern ab und donnerte die Kugel halbhoch zum 2:0 in die Maschen. Jetzt brodelte die Kulisse! Die Roten Teufel blieben weiter tonangebend und drängten auf den dritten Treffer, ohne jedoch Hochkaräter herauszuspielen. In dieser Phase fehlten vor allem beim letzten Ball vielleicht ein bisschen die Konzentration und die Fortune, um gegen einen angeschlagenen Gegner den Sack wirklich zuzumachen. Etwa ab der 70. Minute nahmen die Jungs von Michael Frontzeck ein wenig das Tempo raus. Zwangsläufig bot sich den Gästen mehr Raum und bekam die Truppe vom Niederrhein mehr Zugriff aufs Spiel. Vor allem Oguzhan Kefkir kam wiederholt gefährlich über links, aber weder Maximilian Beister (74.) noch Stefan Aigner vermochten aus der Vorarbeit (79.) Zählbares zu erzielen. Aber auch der 1.FCK hatte noch Möglichkeiten, doch auch hier konnte Timmy Thiele nach einem feinen Pass von Julius Biada (70.) und nach einer Hereingabe von Jan Sternberg (79.) sein Tor-Konto nicht weiter auffüllen.
In den Schlussminuten schaltete sich die Kulisse als zwölfter Mann ein. Niemand im Lager der FCK-Fangemeinde hielt es noch auf den Sitzplätzen und während die Gäste mit dem Mute der Verzweiflung versuchten anzurennen, um vielleicht doch noch den Anschlusstreffer zu erzielen, krallten sich die Zuschauer akustisch im Zwei-Tore-Vorsprung fest. Daran sollten auch drei Minuten Nachspielzeit nichts mehr ändern, obwohl mancher auf den Tribünen beim Anzeigen der Nachspielzeit noch einmal ein mulmiges Gefühl bekam. Trotz des Vorsprungs. Zu präsent waren noch die ernüchternden Momente aus den Partien gegen den FSV Zwickau, Fortuna Köln oder Carl-Zeiss Jena. Doch es brannte nichts mehr an, der FCK brachte die Führung souverän über die Zeit und die Spieler genossen sichtlich ausgelassen ihren ganz persönlichen Feier-Moment vor der Westtribüne.
Für die Jungs von Michael Frontzeck bleiben nun ein paar Tage zum Regenieren, denn der Spielplan führt die Roten Teufel am 13. Spieltag erst am Montagabend nach Aalen. Die nächste Chance vielleicht noch einen Tick näher an die Aufstiegsränge aufzuschließen. Trotz der gestern furiosen und souveränen Leistung gegen eines er vermeintlichen Top-Teams der Liga, tut die Mannschaft gut daran, auf dem Teppich zu bleiben und weiter konzentriert an der spielerischen Entwicklung zu arbeiten. Aber auch ein gesundes Selbstbewusstsein zuzulassen, ohne dabei gleich in Überheblichkeit ab zu triften. Die Truppe hat gezeigt, dass sie auf dem Weg einer positiven Entwicklung ist und sich mit jedem Gegner in dieser verrückten und wenig berechenbaren Liga messen kann. Mit Erfolg dann, wenn die Tagesform stimmt und die Einstellung in einer noch immer langen Saison nicht leichtsinnige Züge annimmt. Also, auf in die kommende Trainingswoche und auf nach Aalen!
mg
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