Triste Nullnummer bei Fritz-Walter-Wetter
Der FCK kommt trotz mehr als einstündiger Überzahl über ein enttäuschendes 0:0 nicht hinaus
Mit schöner Regelmäßigkeit schafft es der FCK im Ligabetrieb nach einem gewonnenen und halbwegs guten Spiel in der darauffolgenden Partie eine Leistung abzuliefern, die sich zum Haare raufen eignet. Wenn man welche hat. Das hat schon Züge einer beängstigenden Gesetzmäßigkeit. Gestern Abend kam die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann gegen Zweitliga Mitabsteiger Eintracht Braunschweig nur zu einem mageren und enttäuschenden 0:0 Unentschieden. Bei klassischem Fritz-Walter-Wetter mit ergiebigen Regenfällen und tiefem Boden spielten die Roten Teufel dabei 70 Minuten in Überzahl. Schiedsrichter Christian Dietz schickte Nils Rütten nach einem Foulspiel an Timmy Thiele vorzeitig unter die Dusche. Für den fälligen Strafstoß trat wie schon am vergangenen Sonntag beim Heimspiel gegen Jena Mads Albaek an, fand aber in Keeper Jasmin Fejzic seinen Meister. Bis zum Abpfiff zogen sich die dezimierten Gäste aus Niedersachsen weitgehend tief in die eigene Hälfte zurück, während der FCK sich mühte den Abwehrriegel zu knacken. Allerdings ohne Erfolg.
Nachlegen, war die Devise nach dem 4:1 Sieg gegen Jena. Wieder einmal blieb es bei der Devise. Wieder einmal erfüllten die Roten Teufel ihre eigenen Ansprüche an sich selbst nicht. Nach den Ausfällen von Christian Kühlwetter, der wegen seiner 5. Gelben Karte pausieren musste und von Antonio Jonjic, der wegen einer Bänderverletzung länger fehlen wird, brachte Sascha Hildmann Florian Pick und Hendrik Zuck von Anfang an. Beide blieben am gestrigen Abend glücklos und blass. Bei nasskaltem Wetter brauchte der FCK lange, um ins Spiel zu kommen. Die erste Möglichkeit hatten so die Gäste aus Braunschweig nach rund 11 Minuten. Aber der von Manuel Janzer aus gut 20 Metern getretene Freistoß ging knapp am Tor vorbei. Der FCK war nach 20 Minuten erstmals am Drücker. Wohlgemerkt nach 20 Minuten! Das aber mit Vehemenz. Timmy Thiele drang im Laufduell mit Nils Rütten in den gegnerischen Strafraum ein und wurde zu Fall gebracht.
Der Schiri entschied sofort auf Strafstoß und zeigte dem Verursacher nach kurzer Rücksprache mit dem Linienrichter zudem die Rote Karte. Eine harte Entscheidung! Mads Albaek trat zum fälligen Strafstoß an. Keeper Jasmin Fejzic ahnte die linke Ecke und parierte den Schuss (23.). Die Mehrzahl der 16.363 Zuschauer auf den gespenstisch leeren Rängen zeigte sich fassungslos. Aber es blieben ja nun noch immerhin 70 Minuten in Überzahl, um gegen die abstiegsbedrohten Braunschweiger doch noch drei Punkte einzufahren. Mit dem Platzverweis waren hüben wie drüben natürlich Taktik und Strategie über den Haufen geworfen. Die Gäste igelten sich vor dem eigenen Sechzehner ein und die Gastgeber taten sich wie so oft schon gegen einen tief stehenden Gegner extrem schwer. Was die Zuschauer dann im ersten Durchgang noch zu sehen bekamen war auf beiden Seiten mehr Kampf und vor allem Krampf, als irgendeine Form von Spielkultur. Mit dem torlosen Unentschieden ging es in die Kabine.
Mit Wiederanpfiff brachte Sascha Hildmann mit Elias Huth eine weitere Offensivkraft. Für ihn musste Defensivmann Kevin Kraus runter, der bereits im ersten Durchgang eine gelbe Karte quittierte und gelb-rot gefährdet schien. Doch auch mit der offensiveren Ausrichtung taten sich die Roten Teufel extrem schwer gegen die tapfer verteidigenden Braunschweiger. Dennoch erspielte sich der FCK nun wenigstens einige Möglichkeiten. Doch sowohl Janek Sternberg (46.) als auch Carlo Sickinger (55.) blieben erfolglos. In der 57. Minute dann eine hochkarätige Chance. Timmy Thiele reagierte nach feinem Zuspiel von Janek Sternberg aus kurzer Distanz und aus spitzem Winkel, doch der Braunschweiger Keeper parierte mit sehenswertem Reflex. Nur zehn Minuten später war es erneut Timmy Thiele, der von der Strafraumkante abzog, aber das Leder knapp über das Tor jagte (67.).
Kurz danach fuhr dem Lauterer Anhang der Schreck durch die Glieder. Die einzige Chance der Gäste im zweiten Durchgang resultierte aus einem direkten Freistoß. Dabei zog Manuel Janzer aus gut 20 Metern von der halblinken Seite ab. Der scharf geschossene flache Ball zischte durch den Strafraum, ohne dass ein Fuß oder Bein von Freund und Feind Kontakt gehabt hätte und ging knapp am langen Pfosten vorbei (70.). Eine echte Schrecksekunde. Der FCK spielte weiter aggressiv nach vorne. Allerdings allzu oft zu kompliziert, zu wenig schnörkellos, zu ideenlos und mit zu wenig Durchschlagskraft in einem zähen und unansehnlichen Geduldsspiel. Mads Albaek zog aus 18 Metern ab, drüber (78.)! André Hainault versuchte es aus knapp 20 Metern, verpasste aber ebenso das gegnerische Gehäuse (87.). Kurz vor dem Abpfiff noch einmal ein gelungener Angriff des FCK. Nach einer flachen Hereingabe des eingewechselten Christoph Hemlein kam Mads Albaek freistehend am Fünfmeterraum zum Abschluss, doch sein überhasteter Schuss mit dem Außenrist ging einige Meter am Kasten der Gäste vorbei (90.+3).
So blieb es am Ende beim torlosen Unentschieden, das dem FCK so gar nicht weiter hilft. Statt auf Platz 6 in der Tabelle vorzurücken, bleiben die Roten Teufel auf dem 12. Tabellenplatz hängen. Graues Mittelmaß im unteren Tabellendrittel. Nach den Nullnummern gegen den Karlsruher SC, den SV Wehen Wiesbaden, die Kickers aus Würzburg, und den Halleschen FC war das gestern bereits das fünfte torlose Remis vor heimischem Publikum. Wenn man in einer Liga ganz oben mitgeigen möchte, sind Heimsiege eigentlich fast Pflicht. Rechnerisch bedeuten die Torlos-Ergebnisse am Betzenberg zehn Punkte weniger. Nimmt man die Partien hinzu, in denen sich der FCK in den Schlussminuten oder gar in der Nachspielzeit noch die Lorbeeren hat entreißen lassen, würden die Roten Teufel ganz oben mitspielen, wenn Cleverness und Durchsetzungsvermögen bislang zu mehr Punkteertrag geführt hätten. Aber Statistiken helfen nichts.
Das taten sie schließlich auch gestern nicht. Wenn mit deutlich mehr Ballbesitz und ein Eckenverhältnis von 12:0 am Ende nicht reichen einen Gegner, der 70 Minuten in Unterzahl agieren muss, zu bezwingen, dann sollten die defizitären Qualitäten offensichtlich sein. „Wir müssen unbedingt unsere Standards verbessern“, haderte auch Trainer Sascha Hildmann nach der Partie mit der schlechten Quote bei Ecken, Freistößen und Strafstößen. Zehn Ecken gegen Jena, zwölf Ecken gegen Braunschweig. Rausgekommen ist dabei allerdings gar nichts. „Wir trainieren sie, wir machen, wir tun, aber dann müssen wir vielleicht mal was ganz anderes machen“, zeigte sich der Lauterer Chefcoach sichtlich ratlos ob bei der eigenen Harmlosigkeit vor allem bei Eckbällen. Der Mannschaft fehlt es an dieser Stellschraube an Qualität. Im Fußball sollte das Beherrschen von Standards allerdings eine Basis-Qualität sein, die einer Mannschaft auch mal die Möglichkeit eröffnen kann, in einer spielerisch mäßigen Partie, dem heimischen Publikum dennoch was bieten zu können.
Mit den vielen vertanen Erfolgserlebnissen spielt sich die Mannschaft allerdings nicht nur in der Tabelle nicht nach oben, sie spielt und spült so auch die Zuschauer aus dem Stadion. Nach dem bisherigen Zuschauertiefststand gegen Sonnenhof Großaspach Ende Januar stellt die gestrige Zuschauerzahl einen neuen Minusrekord dar. Wobei auch die offizielle Zuschauerzahl lediglich die Anzahl verkaufter Tickets wiederspiegelt. Die Zahl derer, die gestern die Drehkreuze passierten, dürfte noch deutlich kleiner ausgefallen sein. Das war sicher auch der gestrigen Anstoßzeit an einem Mittwoch und dem miesen ungemütlichen Wetter geschuldet. Doch die sportliche Bilanz dürfte der Hauptgrund dafür sein, warum die Zuschauer zunehmend zuhause bleiben. Insbesondere weil im bisherigen Saisonverlauf die Sicherheit relativ hoch war, dass nach einem sportlichen Erfolgserlebnis auch regelmäßig der eine oder andere Tiefschlag kam. Man darf gespannt sein, wie sich die Mannschaft zum Ende der Englischen Woche am kommenden Samstag bei den Sportfreunden in Lotte schlagen wird. Man kann zumindest nur hoffen, dass Sascha Hildmann in den verbleibenden Tagen dann doch noch eine zündende und wirksame Idee hat beim Trainieren von Ecken vielleicht etwas anders machen zu lassen, das dann auch funktioniert.
mg
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