Peinliche Blamage gegen Tabellenschlusslicht
Wieder einmal kassieren die Roten Teufel kurz vor dem Ende ein entscheidendes Tor
Das war nix, gestern. Das war gar nix! Der 1.FC Kaiserslautern verlor am 32. Spieltag vor offiziell 18.317 Zuschauern sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten VfR Aalen mit 0:1! Fassungslosigkeit und tiefer Frust prägten die Gesichter und das Gemüt unzähliger Fans auf den Rängen, von denen die meisten nach dem Abpfiff fluchtartig den Ort des Geschehens verließen. Diejenigen, die zunächst an ihren angestammten Plätzen verharrten, verschafften ihrem Unmut lauthals Luft und überschütteten die Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert. Zahlreiche Fans nutzten auch sich bietende Gelegenheiten an Zaun und Bande, um dem einen oder anderen Akteur im roten Dress deutliche Worte ins Ohr zu flüstern. Es war eigentlich das einzige Lob, das man der Mannschaft gestern entgegenbringen konnte, dass sie sich nach dem Schlusspfiff der Kritik der Fans stellte und den direkten Kontakt suchte. Alles was die Jungs von Sascha Hildmann zuvor in den 90 Minuten abgeliefert haben, darf man in der Summe getrost unter der Rubrik „Peinlichkeit“ und „Blamage“ ablegen. Dazu gehört auch, dass den Gästen der Siegtreffer in der 88. Minute gelang. Also kurz vor dem Abpfiff. Wieder einmal. Leider.
Die Erwartungshaltung vor der Partie gegen Schlusslicht VfR Aalen war groß. Nach dem überzeugenden Auswärtssieg in Duisburg gegen den KFC Uerdingen und nach dem mühseligen aber erfolgreichen Einzug ins Finale des Verbandspokals zur Wochenmitte, sollte am gestrigen Tag natürlich ein Heimsieg eingefahren werden. Doch Trainer Sascha Hildmann hob schon bei der Spieltags-Pressekonferenz den mahnenden Zeigefinger. „Die stehen mit dem Rücken zur Wand. Ich denke, die werden alles dafür tun, um hier zu gewinnen“, warnte der Coach mit Blick auf einen Gegner, gegen den die Roten Teufel in bisherigen Begegnungen eine negative Heimbilanz aufweisen. Bisher nur ein Heimsieg bei gleichzeitig zwei Niederlagen. Die dritte sollte gestern Einzug in die Statistik finden. Dabei spielte der Gast sicher nicht wie ein Tabellenschlusslicht, präsentierte alle Stärken, die der Chefcoach auch unter der Woche schon kennzeichnete und spielte diese im Rahmen seiner Möglichkeiten auch aus.
Der FCK war durchaus gut in die Partie gekommen und hatte bereits früh erste Möglichkeiten. Doch sowohl Theo Bergmann auf Zuspiel von Timmy Thiele (4.) als auch Florian Pick (6.) scheiterten. Schrecksekunde dann in der 13. Minute. Nach einer Flanke von Dominik Schad rasselten im Luftkampf Theo Bergmann und Gegenspieler Thomas Geyer vehement mit den Köpfen zusammen. Beide gingen zu Boden, der Lauterer sackte sichtlich leblos auf den Rasen, blieb benommen und regungslos liegen und musste mit der Trage vom Feld getragen werden. Der 22-jährige Lauterer Mittelfeldmann wurde sofort in die Klinik gebracht. Erste Diagnose, Gehirnerschütterung. Für ihn brachte Sascha Hildmann Hendrik Zuck (17.), der nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung die Führung auf dem Fuß hatte. Nach einem Querpass von Timmy Thiele gelang es dem Rückkehrer jedoch nicht, das Leder über die Linie zu drücken (20.). Trotz weiterer Möglichkeiten durch Carlo Sickinger per Kopf nach einer Ecke (30.) und einem Schuss von Christian Kühlwetter, der knapp am Tor vorbeistrich (39.) blieb es zur Pause beim torlosen Unentschieden.
Auch nach dem Wechsel hatte der FCK zunächst die gewichtigeren Anteile am Spiel und hatte die bis dahin größte Möglichkeit. Nach einer Ecke der Gäste holt sich Timmy Thiele in der 54. Minute den Ball und jagte antrittsschnell über mehr als 50 Meter mit dem Leder am Fuß Richtung Gäste-Tor, ließ sich dann jedoch zu weit nach rechts abdrängen. Den Abschluss aus spitzem Winkel lenkte Keeper Daniel Bernhardt noch zur Ecke. Das war eine zweihundertprozentige Chance, die der lange Angreifer hätte machen müssen. Fast schon resigniert ob der eigenen Unzulänglichkeit sank die Lauterer Nummer 9 auch frustriert zu Boden. Lautstarke Aufmunterung kam aus der Kurve, die den FCK-Stürmer mit „Thiele-Thiele“-Rufen wieder aufzurichten versuchte.
Doch die Aufmunterungsversuche nach der vergebenen hochkarätigen Möglichkeit liefen ins Leere, der mentale Knacks danach war nicht zu übersehen. „Es war keiner mitgelaufen und am Ende hab ich die falsche Entscheidung getroffen“, kommentierte Timmy Thiele die Situation nach dem Abpfiff frustriert. „Wer mich kennt, weiß, dass ich daran erst mal zu knabbern haben werde“, konnte sich der Angreifer später über die Situation noch immer nicht beruhigen. Der FCK hatte zwar auch nach der vergebenen hochkarätigen Möglichkeit optisch mehr vom Spiel. Doch im letzten Drittel versagten die Schützlinge von Sascha Hildmann kläglich. Es fehlten Ideen und Lösungen, die der Trainer noch unter der Woche gefordert hatte. Hinzu kamen Unzulänglichkeiten im Spielaufbau und viel zu häufig fehlende Präzision im Abspiel. Vom Zweikampfverhalten ganz zu schweigen. „Wenn ich mir anschaue, wie oft wir im eins-gegen-eins den Kürzeren ziehen, dann ist das bitter“, kommentierte auch Carlo Sickinger nach dem Schlusspfiff an der Bande die schlechte Zweikampfquote der Roten Teufel.
Das Spiel plätscherte in den letzten 20 Minuten so vor sich hin und alles schien auf ein erneutes torloses Remis vor heimischem Publikum hinzudeuten. Was an sich schon eine bittere Enttäuschung gewesen wäre. Doch das Frust-Niveau bei den Roten Teufeln und beim Lauterer Anhang sollte einen noch deutlich bittereren Anstrich bekommen. Bei eigenem Spielaufbau verlor Hendrik Zuck das Leder, der eingewechselte Matthias Morys kam zur Flanke, Kevin Kraus verschätzte sich und sprang unter dem Leder durch. Der kam auf Petar Sliskovic, der den Ball per Brust annahm und zum 1:0-Siegtreffer einnetzte (88.). Ausgerechnet die im Grunde einzige echte Torchance der Gäste führte zu einem Torerfolg, der am Ende der einzige Treffer der Partie bleiben sollte. In der Defensive einen Bock zu schießen, kann in jeder Partie mal passieren. „Das Tor nehme ich auf meine Kappe“, zeigte sich Unglücksrabe Kevin Kraus am Ende auch geknickt ob seines Schnitzers. Doppelt bitter, dass der Siegtreffer der Gäste wieder einmal kurz vor Ende des Spiels fiel. Wie oft will sich die Mannschaft eigentlich noch kurz vor dem Abpfiff die Butter vom Brot nehmen lassen? Wenngleich das gestern insgesamt auch nicht mehr war als trockenes Knäckebrot!
Vor allem der Offensivabteilung des FCK darf man bei den gestrigen Darbietungen durchaus ein Totalversagen attestieren. Davon dürfen sich neben Timmy Thiele auch alle anderen etatmäßigen Akteure angesprochen fühlen, deren Kernaufgabe per Definition der Spielposition schon eher auf das Erzielen von Toren ausgerichtet ist. Insofern lag es gestern nicht an einem einzelnen Spieler im FCK-Dress, sondern das Kollektiv hat die gesamten 90 Minuten versemmelt und einmal mehr den Großteil der Vorgaben nicht eingehalten und nicht umgesetzt. „Wir waren einfach schlecht, das muss man so sagen. Ich bin wahnsinnig enttäuscht“, kommentierte Trainer Sascha Hildmann sichtlich angefressen die Partie bei der anschließenden Pressekonferenz. Angesprochen auf die vergebene Chance von Timmy Thiele, stellte Sascha Hildmann vor allem seinen Offensivleuten kein gutes Zeugnis aus. „Natürlich musst Du das machen. Wenn Du den Anspruch hast als Stürmer und auch als FCK zuhause, musst Du so ein Ding einfach rein machen. Ich rede ja nicht nur von dieser Aktion. Wir waren teilweise zu kompliziert am Sechzehner, das nervt mich einfach, ich bin abgenervt, ganz einfach“.
Wieder einmal schafft es der FCK also nicht, eine einstellige Tabellenposition zu festigen, mit einer überzeugenden Leistung zu unterstreichen oder gar in der Tabelle noch einmal einen positiven Schritt nach vorne zu machen. Insofern saß der Frust beim Anhang nicht nur wegen der gestrigen Niederlage tief, sondern vor allem deshalb, weil genau diese Situation und das wechselnde Leistungsniveau in der aktuellen Saison viel zu oft ertragen werden musste. Heute „hui„ morgen „pfui„. Konstanz und nachhaltige Steigerung, bis heute, Fehlanzeige! Es klang vor der gestrigen Partie wie ein Versprechen, dass die Mannschaft die Saison anständig zu Ende spielen wolle. Es ist aber genau dieses Gefühl, das die Fangemeinde in der laufenden Spielzeit schon mehrfach bis ins Mark erschüttert hat. Den vollmundigen Worten folgen die Taten nicht. Genau das wäre jedoch eine Maxime für den Rest der Saison. Lieber auf dem Rasen Taten zeigen und im Vorfeld vielleicht nicht ganz so viele Worte machen.
Am kommenden Wochenende gastiert der FCK in der Lausitz beim FC Energie Cottbus. Auch die stehen mit dem Rücken zur Wand und werden zuhause alles reinhauen, um die Klasse doch noch zu sichern. Vielleicht liegt dem FCK im Moment diese Ausgangssituation besser. Gegen Gegner anzutreten, die vor ihrem eigenen Publikum unbedingt punkten müssen. Von einem Nimbus „Festung Betzenberg„ jedenfalls ist die Truppe in dieser Saison meilenweit entfernt. „Es ist unfassbar. Wir bekommen hier zuhause so eine phantastische Unterstützung und geben unseren Fans nichts davon zurück“, zeigte sich auch André Hainault nach dem Abpfiff bitter enttäuscht über die vierte Heimniederlage der Saison. Es bleiben noch sechs Partien, um der Fangemeinde etwas zurückzugeben und um schon jetzt damit anzufangen den Emotions-Akku bereits für die kommende Saison aufzuladen. Nichts anderes mehr kann das Ziel für die restlichen Spiele der Saison sein. Also bitte gleich am Freitagabend in Cottbus damit anfangen.
mg
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