Nur eine Halbzeit lang Feuer unterm Dach
FCK sichert sich in einer starken zweiten Halbzeit einen Punkt gegen Braunschweig
Mancher wird sich vielleicht noch an die Worte von Norbert Meier nach Ende der letzten Saison erinnern. Man wolle in der kommenden Spielzeit wieder Akteure im Kader haben, die das Wesen des Betze-Fußball im Blut hätten. Nimmt man die zweite Halbzeit der Heimpartie des 1.FCK gegen Eintracht Braunschweig am vergangenen Montag, dann hat das Team dies unbestreitbar auch umgesetzt. Das war Kampf, Leidenschaft und Wille. Genauso, wie man es in Lautern sehen und fühlen will. Was noch fehlt, sind einerseits spielerische Klasse und auf der anderen Seite die Fähigkeit ein Spiel auch mal über 90 Minuten zu dominieren. Denn was die Roten Teufel in der ersten Halbzeit gegen überlegene Braunschweiger präsentierten, war beängstigend schwach. Erst kurz vor Ende des ersten Durchgangs kamen die Jungs sichtbar und messbar in einen Modus, der auch zu Torannäherungen und Chancen führte. In den fast 40 Minuten davor war es mitunter Marius Müller zu verdanken, dass der FCK zur Pause nicht schon deutlich zurücklag. An der Führung der Gäste in der 27. Minute konnte aber auch der glänzend aufgelegte Lauterer Keeper nichts machen.
Die Verantwortlichen des 1.FCK werden nicht müde um Geduld zu bitten. Geduld und Zeit für ein Team, das sich immer noch erst finden muss. Mit Stipe Vucur, Philipp Mwene, Daniel Halfar und Osayamen Osawe standen nur noch vier Akteure in der Anfangsformation, die auch in der letzten Spielzeit das Trikot der Roten Teufel trugen. Beim Schlusspfiff nach den Auswechslungen von Halfar und Mwene, gar nur noch zwei. Einige der Neuzugänge scheinen mittlerweile allerdings auf Betriebstemperatur zu kommen. Allen voran Gervane Kastaneer, der gestern auch den verdienten Ausgleich markierte, als er in der 80. Minute nach Zuspiel von Marcel Correia und einem feinen Flankenlauf über die linke Seite beherzt abzog und der leicht abgefälschte Ball unhaltbar im Braunschweiger Gehäuse einschlug. Aber auch der junge Niederländer hatte in Halbzeit eins nicht viel zu bieten. In den Anfangsminuten beide Teams nicht. Geboten wurde eher rustikaler, ruppiger Fußball, bei dem Schiedsrichter Dr. Robert Kampka aus Mainz (!) mit so mancher Entscheidung hörbar den Unmut der Kulisse auf sich zog. Allerdings nicht nur in den Anfangsminuten.
Die Gäste kamen dennoch besser ins Spiel, kombinierten ballsicher und fanden immer öfter zielstrebig den Weg Richtung gegnerisches Tor. Den Aktionen der Roten Teufel waren viel zu oft Unsicherheiten und fehlende Abstimmung anzumerken. Unnötige Ballverluste, wenig Ideen, behäbiger Spielaufbau bestimmten das Geschehen auf Seiten der Gastgeber. Offensivaktionen auf Lauterer Seite, waren eher Mangelware. Lediglich Gervane Kastaneer kam zu einer Kopfballchance, die für Keeper Jasmin Fejzic jedoch kein großes Problem darstellte. Das war insgesamt zu wenig, um eine sichtbare Renaissance des versprochenen Betze-Fußball zu zeigen. Zu diesem gehört übrigens auch, dass die Roten Teufel erst in Halbzeit zwei auf die Westtribüne spielen, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Vielleicht kann das mal jemand Kapitän Daniel Halfar erklären. Der hatte nämlich vor dem Anpfiff die Platzwahl gewonnen und nach kurzem Grübeln die Seiten getauscht. Eine tief stehende Sonne konnte schwerlich der Grund dafür gewesen sein, vielleicht war es ja der tief stehende Halbmond! Für den Lauterer Anhang jedenfalls inakzeptabel! Was den langjährigen Betze-Kenner mit der Kapitänsbinde da wohl geritten hat, wird nur er allein beantworten können.
Den Gästen aus Niedersachsen wird’s egal gewesen sein. Die hatten spätestens nach einer Viertelstunde ihr Spiel gefunden und bereiteten der neu formierten Lauterer Abwehr manche Schrecksekunde. Marius Müller als letzte Hürde verhinderte Schlimmeres. Doch in der 27. Minute war auch er machtlos. Mit einer Flanke von Salim Khelifi war die Lauterer Deckung düpiert, Onel Hernández brauchte in der Mitte nur noch gefühlvoll über den Keeper zu heben. Braunschweig führte. Der mager besetzte Gäste-Fanblock war nun verständlicherweise putzmunter. Ansonsten auf den Tribünen gespenstische Stille. Ein Nackenschlag für den Lauterer Anhang. Einen sprichwörtlich ebensolchen ereilte etwas später Kapitän Daniel Halfar, der von einem wuchtigen Ball getroffen wurde und mit Gehirnerschütterung runter musste. Für ihn kam Gino Fechner (40.). Bis zum Halbzeitpfiff nahmen nun wenigstens die Offensivbemühungen des FCK zu, jedoch ohne dass dabei zwingende Chancen rauskamen. So blieb es beim Gang in die Kabine bei der Gästeführung.
Mit dem Wiederanpfiff brachte Norbert Meier „Manni“ Osai Kwadwo für Philipp Mwene. Mit dem quirligen Rückkehrer war nach vorne gleich viel mehr Dampf auf dem Kessel. Auch weil sich Neuling Benjamin Kessel effektiver und gefährlicher in die Offensivbemühungen einschaltete. In der Defensive gewann zudem Debütant Marcel Correia mehr und mehr Sicherheit, was dem Lauterer Defensivspiel mehr Stabilität verlieh. Gervane Kastaneer trat immer akzentuierter mit körperlicher Präsenz in Erscheinung und stellte mit zunehmender Dauer der Partie seine wirklichen fußballerischen Qualitäten unter Beweis. Die spärliche Kulisse spürte, dass hier noch was geht und setzte ihrerseits die notwendigen akustischen Akzente. Die gehören zum Betze schlicht und ergreifend dazu. Egal was vorher war oder wo die Mannschaft in der Tabelle steht. Trotz Minuskulisse machte eine gut gefüllte Westtribüne ordentlich Radau! Spätestens ab der 50. Minute war dann gehörig Feuer unterm Dach, als Osayamen Osawe nach einer Flanke vor dem Gästetor im Luftkampf zu einem wuchtigen Kopfstoß kam und das Leder an die Latte klatschte.
Der FCK gab nun mehr und mehr den Takt an und drängte die Gäste phasenweise regelrecht in die eigene Hälfte. Nach einem Foul an Leon Guware ließ Baris Atik den Freistoß aus 18 Metern ungenutzt. Sein Schuss ging zwar über die Mauer, doch der Keeper der Löwen pflückte sich die Kugel. Auch Benjamin Kessel setzte Duftmarken. Eine seiner Flanken avancierte zu einem gefährlichen Schuss (63.) und nur vier Minuten später musste Keeper Jasmin Fejzic sein ganzes Können zeigen, als der Ambitionierte Rechtsverteidiger nach Zuspiel von Leon Guwara aus halbrechter Position abzog (64.).
Einer der wenigen Entlastungsangriffe der Gäste brachte auch nur noch einmal eine hochkarätige Torchance. Nach einer Ecke entschärfte Marius Müller einen Ball von Joseph Baffo mit einem glänzenden Reflex (69.). Die Lauterer spielten weiter druckvoll, aber es dauerte bis zur 80. Minute, ehe sich die Jungs von Norbert Meier belohnten. Kurz davor vielleicht ein Schlüsselszene im Spiel. Gervane Kastaneer warf an der Außenlinie seine Schutzbrille weg, die er bisher aufgrund seiner Augenoperation zum Jahresbeginn getragen hatte. Praktisch mit seiner nächsten Aktion erzielte der kantige Holländer den Ausgleich, nachdem er sich nach Zuspiel auf der linken Seite gekonnt durchsetzte. Die scharfe Flanke wurde vom Braunschweiger Kapitän Ken Reichel noch leicht abgefälscht und landete unhaltbar im Netz. Ab der nächsten Partie bitte künftig ohne Brille!
Der FCK drängte nun auf den Siegtreffer, hielt weiterhin den Druck hoch, doch trotz unermüdlichen Anrennens bot sich keine klare Abschlusssituation mehr. So blieb es am Ende beim insgesamt leistungsgerechten Remis. Der zweite Punkt nach dem vierten Spieltag reicht nicht wirklich zur Befreiung. Der FCK rangiert weiterhin auf Tabellenplatz 17! Die Erkenntnisse des Flutlichtabends, in der Mannschaft steckt Substanz, die sie aber nicht nur eine Halbzeit ausspielen muss. Das Publikum ist hungrig und belohnt einen leidenschaftlichen Einsatz, wie in der zweiten Halbzeit. Das kann noch wichtig werden, wenn nach sich einstellenden Erfolgen auch mal wieder Besucherzahlen jenseits der 30.000 die Videowand zieren. Dann wird auch die Kulisse zu einem Pfund, mit dem so mancher Gegner nicht fertig wird und einknickt. So wie wir es aus glanzvolleren Zeiten noch kennen und wonach sich die FCK-Fan-Seele zigtausend-fach sehnt. Insofern kommen Länderspielpause, zwei aufeinanderfolgende Auswärtspartien und ein Heimspiel unter der Woche mit einer Anstoßzeit, die Pickel verursacht, eigentlich zur Unzeit. Aber Mannschaft und Trainer müssen es nehmen wie es kommt. Die Zuschauer ins Stadion zurückholen kann eh nur die Mannschaft mit Leistung und Erfolg. Am besten in Kiel gleich damit anfangen.
mg
Kommentare
Nur eine Halbzeit lang Feuer unterm Dach — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>