Nur Defensivqualität zu wenig gegen Tabellenführer
Der 1.FCK unterliegt beim Traditionsduell gegen den VfB Stuttgart mit 2:0
Es war wie in „alten“ Zeiten. Die Arena in Stuttgart war zwar nicht ganz ausverkauft, aber immerhin 52.100 Zuschauer schufen eine würdige Kulisse für das Kräftemessen zwischen einem fünfmaligen Deutschen Meister und einem viermaligen deutschen Meister. Mehr als 5.000 Pfälzer waren den Roten Teufeln nach Stuttgart gefolgt und lieferten einen erstklassigen Support ab. Die Stimmung in den Gästeblöcken stand dem des heimischen Publikums in nichts nach. Einzig auf dem grünen Rasen waren die Kräfteverhältnisse etwas anders verteilt. Der FCK stand zwar eine Halbzeit lang hinten sehr sicher und ließ kaum etwas zu. Nach vorne lief allerdings nicht viel bei den Pfälzern. In der ersten Halbzeit sorgte einzig ein sehenswerter Freistoß von Sebastian Kerk für Gefahr vor dem Stuttgarter Tor. Im zweiten Durchgang erhöhte der VfB den Druck und erzielte in der 58. Minute durch Simon Terodde mit einem sehenswerten Treffer das erste Tor der Partie. Am Ende hieß es 2:0 für den Tabellenführer.
Norbert Meier ging mit der gleichen Startelf ins Rennen, wie beim Heimspiel gegen Sandhausen. Der VfB begann druckvoll und bestimmte das Spiel vom Anstoß weg. Die Lauterer Defensive allerdings arbeitete hochkonzentriert und diszipliniert und ließ während der gesamten ersten Halbzeit kaum gefährliche Chancen für den Tabellenführer zu. Obwohl die Stuttgarter im ersten Durchgang deutlich mehr Ballbesitz hatten und auch sichtbar mehr spielerische Qualität auf den Rasen brachten. „Aus dem Lauterer Kader würde außer Ewerton kein einziger in der Stuttgarter Startelf stehen“, attestierte schon vor dem Anpfiff ein Lauterer Fan mit Blick auf die ungleiche Qualitätsverteilung auf beiden Seiten. Natürlich stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt, aber es waren nur wenige Fans beim Pfälzer Anhang dabei, die wirklich mit Zählbarem rechneten. Zu tief sitzt in dieser Saison der Nimbus der Harmlosigkeit in der Offensive. Jaques Zoua als Sturmspitze mühte sich zwar aufopferungsvoll, war immer anspielbereit und warf mehr als einmal mit Wucht oder Finesse seine körperliche Präsenz und Überlegenheit in die Waagschale.
Er hielt Bälle für die Kollegen im Spiel, die für manch anderen vermutlich verloren gegangen wären. Einzig die Kollegen aus der offensiveren Mittelfeldriege wussten mit der einen oder anderen Ballbehauptung im Zusammenspiel nicht viel anzufangen. Auch für Jaques Zoua selbst ergab sich in der Orientierung zum Stuttgarter Tor keine wirklich zwingende Abschlussmöglichkeit. Zu harmlos und zu ideenlos agierten die Jungs im roten Dress gegen die Defensivreihe der Hausherren. Dazu war am gestrigen Tag auch der zweite Offensivmann Kacper Przybylko einfach zu harmlos, fand zu keiner Zeit eine Bindung zum Spiel. Logische Konsequenz war die spätere Auswechslung kurz nach dem Führungstreffer der Stuttgarter. Für ihn kam erneut Joker Robert Glatzel. Ein Wechsel, den so mancher Lauterer Fan schon gerne zur Halbzeit gesehen hätte, da die teilweise stümperhaften Darbietungen von Pritsche alles andere als schön anzuschauen waren. Doch zur Halbzeit brachte Norbert Meier bereits Osayamen Osawe für den muskulär angeschlagenen Jaques Zoua. Bitter für den FCK, denn der bullige Kameruner fehlte fortan, um wenigstens den statistischen Wert für den Ballbesitz für die Gäste wenigstens noch geringfügig höher schrauben zu können.
Aber auch Osayamen Osawe fehlen derzeit die Konstanz, die Ballsicherheit und der Spielwitz. Seit Wochen ist er nicht mehr in bestechender Form, auch wenn er gegen Sandhausen getroffen hat. Sein Antritt und seine Schnelligkeit hätten im Spiel über die rechte Seite gestern eine echte Trumpfkarte sein können. So aber vermochte der 1.FCK auch über die rechte Außenbahn kaum erwähnenswerte Gefahr vor das Stuttgarter Tor zu tragen. Vielleicht täte Osayamen Osawe mal wieder ein Ausflug nach Paris gut! Zwar brachte Marlon Frey im Aufbauspiel der Roten Teufel zumindest phasenweise Ruhe rein. Aber die anderen Mittelfeldakteure Christoph Moritz, Sebastian Kerk und Daniel Halfar blieben gestern eher blass, harmlos und ideenlos. Gegen eine Mannschaft wie der des VfB Stuttgart reicht eine konzentrierte Defensivleistung über 90 Minuten dann nicht aus, wenn man etwas Zählbares vom Gegner mitnehmen will. Zwar gestattete der 1.FCK dem VfB in der ersten Halbzeit ein gefälliges Kombinationsspiel nur bis in Strafraumnähe, aber dank guter Defensivarbeit keine wirklich gefährlichen Abschlüsse. Doch auf der Gegenseite trug halt lediglich ein Standard dazu bei die Roten Teufel offensiv nicht gänzlich harmlos wirken zu lassen. Sebastian Kerk donnerte einen direkten Freistoß aus rund 30 Metern nur wenige Zentimeter neben den Pfosten des Stuttgarter Gehäuses (25.).
Nach der torlosen ersten Halbzeit legte der VfB Stuttgart aus dem Portfolio seiner individuellen spielerischen Qualität spürbar nach und erhöhte deutlich den Druck. Der FCK kam leider etwas unkonzentriert aus der Kabine und so kam was kommen musste. In der 58. Minute konnte die Lauterer Defensive eine Flanke von Emiliano Insua nicht verhindern, Simon Terodde kam mit der Fußspitze einen Tick vor Tim Heubach noch dran und brachte die Kugel über Julian Pollersbeck hinweg gegen dessen Laufrichtung im Kasten der Lauterer unter (58.). Es war im gesamten Spiel übrigens die einzige Chance des Stuttgarter Torjägers, der mit diesem Treffer in der zweiten Liga nun die Torschützenliste anführt. Der 1.FCK war nach dem Gegentreffer bemüht wieder Ruhe ins Spiel zu bekommen und nach vorne Akzente zu setzen. Mit Robert Glatzel stand zumindest einer auf dem Feld, der unbekümmert aufspielt, auch wenn ihm in manchen Szenen noch Ballsicherheit, Routine oder das instinktive Gefühl für den Laufweg fehlen. Es war auch der langgewachsene Jungspund mit der Nummer 31, der im zweiten Durchgang gleich zweimal für Gefahr sorgte. Einmal legte er für Philipp Mwene glänzend ab, dessen Schuss jedoch geblockt wurde (78.). Robert Glatzel war es dann auch, der die einzige wirklich klare Chance für den FCK auf dem Kopf hatte, als er eine Flanke direkt in die Arme von Mitchell Langerak köpfte (79.).
Der Gästeblock machte in der Phase nach dem Führungstreffer des VfB mächtig Rabatz! Bei allem was auch nur annähernd nach einer Drangphase des FCK roch, war die Gästekulisse da. Der VfB indessen spielte routiniert seine Qualität aus, ließ auch nach vorne nicht nach und kam noch zu Möglichkeiten. Die entscheidende dann in der 88. Minute, als der eingewechselte Berkay Özcan nach einem glänzenden Zuspiel von Daniel Ginczek den Ball im Kasten von Julian Pollersbeck unterbrachte. Schiedsrichter Sven Jablonski pfiff dann auch pünktlich ab, die drei Punkte bleiben in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Das Beste auf FCK-Seite war gestern sicher der Support von mehr als 5.000 mitgereisten Fans. In deren Reihen war die Stimmung vor, während und – trotz der Niederlage – auch nach der Partie mehr als prächtig. Wenn eine Mannschaft mit leeren Händen nach Hause fahren muss, ist nach dem Abpfiff ein Gang zu den eigenen Fans eher unangenehm. Die Akteure von Norbert Meier dürften sich gestern vor der Kurve umso mehr über die stehenden Ovationen aus den Blöcken gewundert haben.
Aber die Stimmung beim Lauterer Anhang war nicht nur auf den Rängen gut. Auch im Stadion-Vorfeld wurde viel diskutiert, geflachst, spekuliert, prognostiziert, gelacht und gefeiert. Selbst wenn es nur darum ging das Gefühl des Wiedersehens auf fremdem Terrain auszukosten. So viele Fans hatten in der laufenden Saison das Team auswärts auch noch nicht begleitet. Insofern schon ein besonderes Gefühl, sich dann an so einem Ort nach Tagen oder gar Wochen mal wieder zu sehen. Die Flut an Bilddokumenten in sozialen Netzwerken jedenfalls sprechen Bände. Zum nächsten Auswärtsspiel am kommenden Freitag nach Dresden werden deutlich weniger Fans den FCK begleiten. Das wäre auch nicht anders, hätte man gestern einen Dreier gelandet. Aber wenn schon weniger nach Sachsen reisen wären, wäre es ja nicht schlecht, wenn die Mannschaft von dort einfach mal drei Punkte mitbringt.
mg
Matthias, wie immer….auf den Punkt gebracht oder wie immer perfekt zusammen gefasst! ⚽