Ein Lebenszeichen zum richtigen Zeitpunkt
Der 1.FCK sichert sich auswärts drei enorm wichtige Punkte – Spalvis Doppelschütze
Rund 1.000 Fans waren dem 1.FCK am vergangenen Sonntag nach Niedersachen gefolgt. Schon vor dem Anpfiff präsentierte sich der Gästeblock in beeindruckender Manier. Laut. Entschlossen. Präsent. So wünschte sich der neue Cheftrainer Michael Frontzeck auch den Auftritt seiner Jungs.“Wenn 1.000 Leute aus Kaiserslautern am Sonntag nach Braunschweig kommen und zeigen, das sie noch dran glauben, das habe ich der Mannschaft so gesagt, dann müsst Ihr das auch – und das haben alle auch getan“, zeigte sich der Coach nach dem Abpfiff erfreut über die geschlossene Mannschaftsleistung und natürlich über das Ergebnis. Schon im ersten Durchgang legten die Roten Teufel den Grundstein für den überraschenden aber wichtigen Auswärtserfolg. Lukas Spalvis traf zweimal (5., 35.), weitere Chancen zum Nachlegen waren da. Osayamen Osawe, der für Sebastian Andersson in die Startelf gerückt war, hätte noch vor dem Pausenpfiff den einen oder anderen Treffer markieren können. Im zweiten Durchgang drehten die Braunschweiger auf, markierten in der 72. Minute durch Suleiman Abdullahi den Anschlusstreffer. Doch der 1.FCK brachte in einer nervenaufreibenden Schlussviertelstunde den knappen Vorsprung über die Zeit.
Eine turbulente Woche liegt hinter dem 1.FCK. Neuer Sportvorstand, neuer Marketing-Direktor, neuer Cheftrainer und die auf den allerletzten Drücker realisierte Verpflichtung des Ex-FCK-Profis und Hoffnungsträgers Halil Altintop. Eine Aktion, die zur Wochenmitte die Verantwortlichen des Pfälzer Traditionsvereins und natürlich auch unzählige FCK-Fans in Atem hielt. Die neue Nummer 10 spielte nicht von Anfang an. Dafür sorgte Michael Frontzeck für eine andere Überraschung. Osayamen Osawe stand in der Anfangsformation, Sebastian Andersson saß zunächst auf der Bank. Außerdem ersetzte Jan-Ole Sievers den gesperrten Marius Müller im Tor der Lauterer. Stipe Vucur lief für den angeschlagenen Marcel Correia in der Innenverteidigung auf. Beide Mannschaften gingen vom Anpfiff weg engagiert zur Sache.
Die Hausherren hatten auch gleich die ersten Möglichkeiten. Zunächst prüfte Jan Hochscheidt mit einem gefährlichen Aufsetzer Jan-Ole Sievers im Lauterer Kasten, der den tückischen Schuss mit Bravour parierte (3.). Nach der darauffolgenden Ecke zischte dann eine Volleyabnahme von Domi Kumbela knapp am Pfosten vorbei (4.). Die Antwort des FCK folgte prompt. Philipp Mwene setzte sich auf der rechten Außenbahn gegen Suleiman Abdullahi durch, legte per Hacke auf den mitgelaufenen Brandon Borrello auf, der scharf in den Strafraum flankte, wo Lukas Spalvis goldrichtig stand und das Leder per Kopf zur Führung einnickte (5.). Das frühe Tor auf fremdem Terrain tat gut, die Roten Teufel agierten fortan mit breiter Brust, arbeiteten konzentriert, bewegten sich gut, ackerten, rannten, ließen Ball und Gegner laufen. Die Hausherren kamen zunächst über vereinzelte Ansätze kaum hinaus.
In der 15. Minute parierte Jan-Ole Sievers einen Abdullahi-Schuss, der jedoch im Abseits stand. In der 21. Minute hatte Jan Hochscheidt eine Ausgleichschance wonach sich das Geschehen vorübergehend in die Lauterer Hälfte verlagerte. Aber die Mannschaft von Thorsten Lieberknecht agierte einfach zu ungenau und unkonzentriert. Der FCK hielt bei den Braunschweiger Bemühungen konzentriert und diszipliniert dagegen und tat nach einer halben Stunde wieder etwas für die eigene Offensive. Osayamen Osawe jagte in der 30. Minute einen Schuss nach Flanke von Philipp Mwene knapp am Tor vorbei. Eine Minute später verfehlte der Lauterer Stürmer den Kasten per Kopf nur knapp (31.). In der 35. Minute dann der zweite Streich! Nach einer Ecke von Brandon Borello verlängerte Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der Ball prallte von Osayamen Osawe vor die Füße von Lukas Spalvis, der nicht lange fackelte und aus sieben Metern flach ins linke Eck einschoss (35.). Die Braunschweiger schienen bedient, während sich im Lauterer Lager so ziemlich alle in den Armen lagen. Bis zur Halbzeit tat sich nicht mehr viel, die Mannschaften gingen mit dem Lauterer Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine.
Mit Wiederanpfiff brachte Thorsten Lieberknecht mit Onor Bulut und Özkan Yildirim zwei frische Kräfte. Doch der FCK knüpfte zunächst nahtlos an die Leistung im ersten Durchgang an. Nach einer Flanke von Philipp Mwene in den Strafraum, verpasste Osayamen Osawe, Lukas Spalvis kam zum Schuss, doch Jan Hochscheidt klärte (48.). In der 57. Minute fehlte Osayamen Osawe der Überblick, als er nach einem tollen Konter den gut postierten Lukas Spalvis übersah. Auf der Gegenseite bewährte sich bei einem Konter über Özkan Yildirim der Lauterer Keeper einmal mehr mit einer glänzenden Fußabwehr gegen einen Knaller von Suleiman Abdullahi (60.). Nur wenige Minuten später hätte der gestern sehr engagierte aber im Abschluss leider glücklose Osayamen Osawe erneut einnetzen können, verpasste aber halblinks vor Keeper Jasmin Fejzic die Vorentscheidung (62.).
In der gleichen Minute nahm Michael Frontzeck dann Ruben Jenssen runter und brachte Halil Altintop, der 11 Jahre, 8 Monate, 3 Wochen und 1 Tag seit seinem Weggang vom 1.FCK erstmals wieder das Trikot der Roten Teufel in einem Pflichtspiel trug. Auch Thorsten Lieberknecht reagierte, nahm in der 64. Minute den ehemaligen FCK-Profi Philipp Hofmann vom Feld und brachte mit Christoffer Nymann einen frischen Stürmer. Die Hausherren spielten nun deutlich variabler, agierten entschlossener und entwickelten mehr Zielstrebigkeit Richtung Lauterer Tor. Erneut war es Jan-Ole Sievers, der den FCK-Vorsprung sicherte, als er gegen Özkan Yildirim bravourös rettete (67.). Doch fünf Minuten später war es soweit. Suleiman Abdullahi kam aus 14 Metern zum Abschluss und schoss das Leder flach ins Lauterer Tor (72.). Es folgte eine aufregende Schlussphase. Die Braunschweiger witterten Morgenluft und drängten auf den Ausgleich.
Aber auch das Lauterer Abwehrbollwerk war gekennzeichnet von entschlossener Wucht, mit der die Jungs von Michael Frontzeck den Dreier festhalten wollten. Gleich zweimal hätte Suleiman Abdullahi in der Schlussviertelstunde noch einen Treffer markieren können (80., 85.), außerdem scheiterte Kapitän Ken Reichel mit einem fulminantem Linksschuss an der Querlatte (88.). Ganze fünf (!) Minuten Nachspielzeit zeigte der vierte Offizielle nach Ablauf der 90 Minuten an. In denen beide Teams noch einmal alles in die Waagschale warfen. Um ein Haar hätte die Eintracht doch noch den Ausgleichstreffer geschafft, aber Christoph Moritz lenkte einen Schuss von Steve Breitkreutz aus acht Metern mit dem Kopf über die Latte (90.+3). Kurz darauf war Schluss, der FCK hatte sich drei Punkte eingesackt. Am Ende vielleicht etwas glücklich, aber über das gesamte Spiel betrachtet, durchaus verdient!
Mannschaft und Betreuerstab wissen sehr wohl, dass mit diesem Auswärtsdreier noch gar nichts erreicht ist. Aber der Coup von der Hamburger Straße in Braunschweig kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Zwei Heimspiele in Folge stehen für die Roten Teufel nun auf dem Terminplan. Am kommenden Freitag gastiert der derzeit etwas aus dem Tritt geratene starke Aufsteiger aus Kiel, ehe eine Woche später der SV Sandhausen am Betzenberg gastiert. Ebenfalls am Freitagabend, unter Flutlicht. Danach wird der Februar durch zwei Auswärtspartien gegen direkte Mitkonkurrenten im Tabellenkeller komplettiert. Einmal das Nachholspiel beim SV Darmstadt 98 (21. Februar) und drei Tage später das Gastspiel bei Erzgebirge Aue (24. Februar). Wenn die Mannschaft weiter konzentriert arbeitet, sich stets auf das jeweils folgende Spiel fokussiert und nicht in Selbstgefälligkeiten verfällt, könnte der Monat Februar zum Monat der Wahrheit avancieren. Zumindest richtungsweisend für die Machbarkeit der Mission Klassenerhalt.
Aber nicht nur die Mannschaft ist gefragt, auch die Fans müssen jetzt mitziehen. Vor allem beim jetzt folgenden Heimspiel gegen die Störche wäre ein geeigneter Zeitpunkt auch von der der Kulisse her ein Zeichen zu setzen. Wie wär‘s mit 25.000 oder 30.000? Bei der aktuellen Tabellensituation immerhin 1.000 Auswärtsfahrer mobilisiert zu haben, ist bereits ein starkes Zeichen. Das wäre am heimischen Betzenberg unter Flutlicht am Ende dieser Woche in weit deutlicherer Form angesagt. „Wir packen das an, alle zusammen“, zeigte sich Michael Frontzeck bei seiner Vorstellung am vergangenen Mittwoch entschlossen. Davon sollte sich jeder angesprochen fühlen, der diesen Verein im Herzen trägt. Im Stadion von der Tribüne runter lässt sich allemal mehr für die Mannschaft tun, als während der 90 Minuten in irgendwelchen Internetforen rumzuhampeln, sich auf dem Smartphone auf ausgereiften Ticker-Apps die Finger wund zu streichen oder vor der Glotze zu hocken und irgendeinem Bezahlsender die Statistikzahlen zu schönen. Ein FCK-Fan gehört ins Stadion! Also, auf geht’s!
mg
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