Dreckiges Spiel durch Gastgeschenk entschieden
Der FCK kommt in einer emotionalen Partie mit einem „Dreckstor„ zu einem Zittersieg
Als Schiedsrichter Martin Petersen am Freitag nach 90+2 Minuten die Partie zwischen dem 1.FC Kaiserslautern und dem TSV 1860 München abpfiff, sanken einige Akteure auf den Rasen. Die einen aus Enttäuschung, die anderen aus Erleichterung. Insbesondere die Fans aus dem Lager des 1.FCK ereilte vor allem das Gefühl der Erleichterung. Nicht viel weniger als Spieler und Verantwortliche beim Pfälzer Traditionsclub. Der 1.FCK hatte in einem spannenden, aber über weite Strecken auch krampfhaft dreckigen Spiel, drei enorm wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg aus der zweiten Liga ertrotzt. In einem von vier sogenannten Endspielen gegen direkte Mitkonkurrenten um die Plätze oberhalb des Strichs. Symptomatisch für die laufende Saison, der einzige Treffer des Abends gelang nicht etwa einem FCK-Akteur. Die Lauterer Offensive erzielte in 30 Spielen bis dahin nur 23 Treffer. Eine grottenschlechte Quote! So markierte den entscheidenden Treffer des Abends Christian Gytkjaer in Diensten der Löwen. Durch ein blitzsauberes Eigentor.
Neben den drei wichtigen Punkten, die der FCK in einer Zitterpartie ergattert hatte, waren am Freitag die Fans auf den Tribünen sicher das Beste! Noch am Vortag hatte der FCK angegebenen, bis dahin lediglich knapp 20.000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt zu haben. Immerhin offizielle 27.906 Zuschauer fanden dann den Weg ins Fritz-Walter-Stadion. Die Westtribüne wirkte proppenvoll. Nur auf den anderen Tribünen klafften größere Lücken. So viele Zuschauer hatten zuletzt im November vergangenen Jahres beim Heimspiel gegen Karlsruhe den Weg auf den Betzenberg gefunden. „Die Leute, die Region hat das erkannt, worum es geht“, konstatierte auch Norbert Meier bei der Pressekonferenz nach der Partie. Die Fans müsse man ausdrücklich loben, fügte der Coach hinzu, „die haben die Mannschaft immer wieder angefeuert, auch in Phasen wo es überhaupt nicht gut lief für uns“. Das war am Freitagabend über weite Strecken der Fall. Es lief zwar auch bei den Gästen aus München nicht alles rund, aber von der Spielfreude her, in punkto Passgenauigkeit und in Sachen Kombinationssicherheit gefielen die Löwen deutlich besser als die Roten Teufel. So mancher fragte sich auch, wie diese engagierte Löwen-Mannschaft des Chaos-Clubs aus der bayrischen Landeshauptstadt überhaupt in Abstiegs-Bedrängnis kommen konnte.
Was den Löwen am Freitagabend fehlte, war vor allem das Abschlussglück. Wobei die Anfangsminuten der Partie den Hausherren gehörten. Die größte Möglichkeit hatte dabei Tim Heubach auf dem Fuß, der eine Eckball-Hereingabe mutig mit vollem Risiko abnahm, aber Stefan Ortega im Tor der Löwen parierte glänzend (11.). Das war in Halbzeit eins auch schon das einzige Ausrufezeichen, das die Jungs von Norbert Meier setzen konnten. Mit zunehmender Spieldauer gaben die Roten Teufel die Partie aus der Hand und hatten schon vor dem Pausenpfiff mehr als einmal Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein. Vor allem der aufmerksame Julian Pollersbeck erwies sich hierbei als solider Rückhalt. So bereits in der 20. Minute, als er einen gefährlichen Freistoß von Michael Liendl gerade noch zu einer Ecke lenken konnte. Kurz vor dem Gang in die Kabine dann, als Christian Gytkjaer im Strafraum frei zum Abschluss kam, im Lauterer Keeper aber seinen Meister fand (43.). Nur eine Zeigerumdrehung weiter verfehlte ein Schuss des Dänen den Lauterer Kasten nur um wenige Zentimeter. Bis dahin der auffälligste Angreifer der Gäste. In Halbzeit zwei sollte der Münchner Angreifer in punkto Auffälligkeit noch eine Schippe drauflegen.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Norbert Meier den wiedergenesenen Daniel Halfar für den enttäuschenden Sebastian Kerk ein. Das Lauterer Spiel bekam mit seiner Einsatzfreudigkeit und Laufbereitschaft deutlich mehr Impulse, das Angriffsspiel gewann an Aggressivität. Hinzu kam, dass die Kulisse die Roten Teufel unermüdlich anfeuerten. Jeder Ballgewinn, jede gelungene Defensivaktion wurden lautstark bejubelt. „Das war ist wieder alte Betzenberg-Atmosphäre“, wusste auch Norbert Meier nach dem Spiel die Bedeutung der stimmungsvollen Unterstützung der Fans zu werten. Doch die erste Möglichkeit hatten erneut die Gäste. Doch Stefan Aigner verpasste nach einer von 14 (!) Ecken per Kopf nur knapp (47.). Doch mit der Unterstützung der Fans im Rücken, kam auch der FCK endlich zu Möglichkeiten. Marcel Gaus hatte in der 53. Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, passte jedoch noch einmal quer anstatt selbst abzuschließen, Jaques Zoua verfehlte nur knapp. Es war viel Krampf dabei, selbst bei Standards. Nach einem Freistoß in der 67. Minute wehrte der Löwen Keeper zu kurz ab, der anschließende Kopfball von Tim Heubach konnten die Gäste kurz vor der Torlinie klären. Nach einem erneuten Freistoß war es dann so weit. Daniel Halfar servierte einen scharfen Ball vor den Kasten der Löwen und im dichten Pulk aus Angreifern und Verteidigern wuchtete sich Christian Gytkjaer zum Ball, um per Kopf zu klären, doch sein satter Kopfstoß ging genau im Torwinkel ins Netz. Erleichterung und Jubel auf Seiten der Hausherren, Ernüchterung bei den Gästen. Der FCK hatte in dieser Saison noch bei keinem einzigen Freistoß einen Treffer markiert und am Freitag war es letztlich ein Eigentor, das diese nüchterne Statistik relativierte.
Nach dem Treffer antworteten die Löwen mit wütenden und giftigen Angriffen, drängten unermüdlich auf den Ausgleich, der vom Spielverlauf her hoch verdient gewesen wäre. Aber die Jungs von Norbert Meier ließen nichts mehr abbrennen, rackerten, fighteten und rangen um jeden Ball. Die Kulisse lieferte ihren Anteil. Da wurde gebrüllt, geschrien, gepfiffen und alles gegeben, um das Spiel der Gäste zu torpedieren und den Aktionen der Jungs in roten Dress noch einmal Flügel zu verleihen. Nervenanspannung pur, Gift und Galle gegen den drohenden Ausgleichstreffer! So fühlt sich Abstiegskampf oder gar Existenzkampf an. Das war echtes Betze-Feeling und so brachten die Roten Teufel den knappen Vorsprung auch über die Zeit. „Am Ende des Tages sage ich Ihnen eins, mir ist das ehrlich gesagt scheißegal, wer hier heute die bessere Mannschaft war, wir haben die drei Punkte hier“, kommentierte Norbert Meier nach dem Abpfiff auch die enorm wichtige Aufwertung des eigenen Punktekontos vier Spieltage vor Saisonende.
Es wird auch bis zum Ende eine enge Kiste bleiben. Vor der Komplettierung des 30. Spieltages trennen den 1.FC Heidenheim auf Platz 7 und den FC Erzgebirge Aue auf Platz 16 der Tabelle nur magere 7 Pünktchen! Der nächste Gegner der Roten Teufel ist am kommenden Samstag der Karlsruher SC, der vor der heutigen Partie in Sandhausen mit nur 22 Punkten die Rote Laterne fest in der Hand hält und diese auch mit genau dem gleichen Punktestand behalten wird. Ein Lebenszeichen zu setzen und zurückzukommen schien für die Truppe aus Nordbaden ohnehin eher unrealistisch. Aber auch wenn der KSC heute in Sandhausen die Punkte hat liegen lassen, der FCK sollte das Prestigeduell am kommenden Samstag ernst nehmen. Es bleibt dabei, eines von vier sogenannten Endspielen ist geschlagen. Drei folgen noch und allein der Derby-Charakter der kommenden Begegnung birgt viel Brisanz.
Die Tabellensituation beider Clubs wird ihren Teil zum Charakter des Spiels beitragen, auch wenn der KSC beim Spiel in Sandhausen heute als Verlierer vom Platz ging und die Chancen auf einen Verbleib in der zweiten Liga für die Badener nur noch rechnerisch möglich scheint. Bleibt zu hoffen, dass die Fans auf den Rängen vernünftig bleiben werden, auch wenn es um viel geht. Dass dies vor allem bei Duellen der beiden Südwest-Vereine nicht immer so war, hat gerade die jüngere Vergangenheit allzu oft unter Beweis gestellt. Leider.
mg
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