Direkte und kritische Fragen, offene und ehrliche Antworten
Vorstandsvorsitzender Thomas Gries bei der Sitzung der Fanregion Lautre
Die Fanregion Lautre, in der mehr als 30 der über 400 FCK-Fanclubs beheimatet sind, hatte am gestrigen Abend zu einer turnusmäßigen Sitzung eingeladen. Vorher angekündigt und mit dabei, Vorstandsvorsitzender Thomas Gries, der den anwesenden Fanclub-Vertretern Rede und Antwort zur aktuellen Situation beim FCK gab. Vor allem die schwierige wirtschaftliche Situation und die aktuelle sportliche Bestandsaufnahme standen dabei einmal mehr im Fokus der engagierten und treuen Wegbegleiter der Roten Teufel. Aber auch ganz alltägliche Themen wie das Merchandising, aktive Faninitiativen oder die Qualität des Angebotes an Speisen und Getränken im Fritz-Walter-Stadion.
Er habe sich bei Amtsantritt der Illusion hingegeben, künftig Woche für Woche gemütlich Fußball gucken zu dürfen, attestierte Vorstandsvorsitzender Thomas Gries mit einem breiten Schmunzeln auf den Lippen. Der Marketingfachmann hatte im April 2016 nach dem von Stefan Kuntz angekündigten Rücktritt zum Saisonende die Herausforderung für das Amt des Vorstandsvorsitzenden auf dem Betzenberg angenommen. Seither ist er unermüdlich damit beschäftigt zusammen mit dem neuen Finanzchef Michael Klatt die Vergangenheit aufzuarbeiten und die wirtschaftliche Konsolidierung des Vereins auf stabilere Füße zu stellen. Vor allem aber hat sich Thomas Gries in den zurückliegenden Monaten in der Fläche des Einzugsgebietes des Traditionsclubs in sehr kleinteiliger Arbeit darum gekümmert unter den Fans den notwendigen Zusammenhalt zu beschwören, für den der Begriff der FCK-Familie schließlich einmal Pate stand. Als Marketingfachmann steht er außerdem täglich vor der Herausforderung nach neuen Wegen zu suchen, wie sich die Marke FCK besser verkaufen lässt. Auch weil es in Zeiten knapper Kassen unabdingbar sei, sich ständig neue und ertragreiche Finanzquellen zu erschließen.
Auf Nachfrage erläuterte Thomas Gries noch einmal die bereits in der Öffentlichkeit diskutierten Hintergründe mit der offensichtlich im früheren Tagesgeschäft untergegangenen Fan-Anleihe. Bereits im Mai war sichtbar geworden, dass die Mittel aus der Fan-Anleihe, die unter den Vorgängern für notwendige Investitionen rund ums NLZ aufgelegt worden war, nicht mehr vorhanden seien. Die neue Führungsmannschaft des FCK ist sich dabei der Laufzeit der Anleihe und des nahenden Termins zur Rückzahlung durchaus bewusst. Man arbeite daran, dieses Ziel auch nicht zu gefährden. Die schwierigste wirtschaftliche Talsohle vom April des laufenden Jahres sei zumindest überwunden. Im Moment und für den Augenblick jedenfalls. Dennoch stünden die Verantwortlichen in der Pflicht wachsam zu bleiben und mit weiter wachsender Transparenz eine wichtige Grundlage dafür zu legen den Verein auch planbar nach vorne zu führen. Wichtiger Eckpfeiler hierfür sei ein detaillierter Wirtschafts- und Liquiditätsplan, um für jeden Monat eines Wirtschaftsjahres nachvollziehbar Ausgaben und Einnahmen organisieren und planen zu können und auch stets im Blick zu haben. Diese Sicherheit sei in der Vergangenheit nicht immer gegeben gewesen.
Natürlich bewegte die Fans auch das Damoklesschwert eines möglichen sportlichen Totalabsturzes in die dritte Liga. Hier dürfe man sich nicht der Illusion hingeben, der Verein könne dort den sofortigen Wiederaufstieg anstreben und dabei gleichzeitig mit dem heutigen Gesicht und den heutigen Strukturen weitermachen. Der Verein müsste sich in so einem Falle strukturell und grundlegend neu aufstellen. Nicht nur im Hinblick auf eine mögliche Zusammensetzung der Mannschaft. Aus dem aktuellen Kader habe ohnehin kaum einer einen Vertrag für Liga drei in der Tasche. Auch der Verein in seiner gesamten Organisation müsse in so einem Falle tiefgreifende und eben unabdingbare strukturelle Veränderungen hinnehmen und verkraften. Kein einfaches Szenario!
Interessierte und kritische Fragen kamen natürlich auch hinsichtlich der sportlichen Leitung, Fragen zu Trainingsinhalten und zur Trainingsintensität bei der Profimannschaft oder zur Wahrnehmung des Motivationsgebarens einiger der im Fanlager in der Kritik stehender Spieler. Hier war man sich schnell einig, dass nur ein direkter Dialog mit Verantwortlichen und handelnden Personen aus dem Umfeld der Profimannschaft und aus dem Kader zielführend sein könne. Thomas Gries sprach dabei erneut sowohl dem Sportdirektor Uwe Stöver als auch Trainer Tayfun Korkut das Vertrauen aus. Er räumte aber gleichzeitig ein, dass seine bescheidene fachliche Sicht auf diesen Bereich nicht alleine maßgebend sein könne. Aber bei allem was er selber täglich wahrnehme, habe der FCK einen Kader, der in der zweiten Liga durchaus bestehen könne. Er vertraue darauf, dass die Mannschaft das gesteckte Ziel eines einstelligen Tabellenplatzes noch erreichen könne. Bei aller Unzufriedenheit über den aktuell mangelnden sportlichen Erfolg und die dargebotenen sportlichen Leistungen, appellierte Thomas Gries erneut, die Mannschaft zu unterstützen und weiter die Heimspiele zu besuchen.
Dankend angenommen hatte Thomas Gries auch Hinweise auf diverse wahrgenommene Qualitätsmängel im Bereich der Verpflegung der Besucher des Fritz-Walter-Stadions. Sei es das eher dürftige Schnitzel im Bereich der VIP-Logen oder auch nur die nahezu roh verkaufte Frikadelle im Bereich der Westtribüne. Prüfen werde man auch den Vorschlag den Fans künftig die Möglichkeit zu eröffnen sich im Rahmen von sporadischen oder dauerhaft eingerichteten Arbeitseinsätzen einzubringen. Beispielsweise bei der Reinhaltung des Stadions oder wenn es gilt kleinere und einfache bauliche Projekte umzusetzen. Auch die Workshop-Initiative „Zukunftswerkstatt Fanvertretung“ solle weitergeführt werden, nachdem mit dem Wechsel in der Vorstandsebene die Zukunftswerkstatt im Februar dieses Jahres zunächst auf Eis gelegt wurde. Über einen Zeitraum von fast zwei Jahren hatten hier mehrere Interessierte bis zum Januar 2016 in diversen kreativen Workshops eine Reihe von Ideen auf den Weg gebracht, die Strukturen der Fanvertretung des Pfälzer Traditionsclubs effektiver zu gestalten und die damit verbundene Arbeit inhaltlich mit zahlreichen kreativen Ideen zu beleben. Unter anderem gibt es seit mehr als einem Jahr einen regelmäßigen Fanclub-Newsletter, der umfassend und komprimiert die Geschehnisse rund um den Betzenberg abbildet. Eine Reform der Richtlinien des Fanbeirates wurde dort ebenso auf den Weg gebracht wie Vorschläge zur Vereinfachung und Effektivierung der Strukturen oder zahlreiche Ideen wie die unterschiedliche Gemengelage verschiedenster Interessengruppen künftig gewährleistet und optimiert werden könne.
Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen und sportlichen Situation attestierten die Fans bei der gestrigen Veranstaltung dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries bisher sehr gute Arbeit geleistet zu haben. Alle, die gestern Abend an der Fanregionssitzung teilgenommen haben, dürften außerdem mit dem Gefühl nach Hause gegangen sein, eine offene und ehrliche Aussprache mitgenommen zu haben. Vielleicht das wichtigste Fundament, wenn man in einer so tristen Situation, wie sie sich den Fans des 1.FCK seit einigen Jahren offenbart, so etwas wie Zusammenhalt beschwören will.
mg
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