Aufatmen rund um den Betzenberg
Mit einem knappen Auswärtssieg in Bielefeld die Klasse fast gesichert
Seit dem 27. November letzten Jahres hat Kacper Przybylko nicht mehr getroffen. 13 Partien ohne Tor! Auch wenn der blonde Hüne in immerhin sechs der letzten acht Partien ohnehin nicht in der Startelf war und nur nach Einwechslungen mitmischen durfte, sind das 1.248 lange Spielminuten seit dem letzten Treffer! Für einen arrivierten Stürmer die Hölle! Durch selbige sind die Fans und alle, denen der 1.FC Kaiserslautern am Herzen liegt in den letzten Wochen auch gegangen, als es fünf Niederlagen in Folge setzte. Mit dem Sieg gegen Sandhausen und dem müden torlosen Remis gegen den Südwestrivalen Karlsruher SC ein erstes Zeichen von Erleichterung, das mit dem gestrigen knappen Auswärtssieg in Bielefeld seine Fortführung fand. Ausgerechnet der Treffer von Kacper Przybylko, der in Bielefeld geboren und aufgewachsen ist und rund 10 Jahre für Arminia gekickt hat, brachte den so wichtigen Auswärtssieg. Mit den drei Punkten auf der Haben-Seite ist das Thema Abstiegsangst rund um den Betzenberg nun erledigt. Zumindest was die direkten Abstiegsränge betrifft. Der Relegationsrang 16 ist nur noch ein theoretisches Damoklesschwert und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich die Mannschaft da nochmal reinreitet. Das Team um Konrad Fünfstück hat nun in den nächsten Wochen die Gelegenheit zu zeigen, was an Potentialen im Kader steckt, wenn man ohne eklatanten Angst-Druck auflaufen kann.
Es war kein gutes Spiel gestern in Bielefeld vor 18.511 Zuschauern. Darunter übrigens rund 1.200 Anhänger aus der Pfalz. Vor allem in Halbzeit eins eher ein müder Kick bei frühlingshaften Temperaturen. Wenig turbulente Torraumszenen, viel Vorsicht, viel Taktik, viel Defensivarbeit. Auf beiden Seiten. Man merkte den Mannschaften vom Anpfiff weg an, dass hier kein Hurra-Fußball zu erwarten war. So waren auch nur die ersten Minuten mit zwei Aufregern gespickt. Aber sowohl Fabian Klos auf der einen Seite (4.) als auch Jon Dadi Bödvarsson auf der anderen Seite (7.) brachten ihre Kopfballchancen nicht unter. Danach fast eine halbe Stunde totale Flaute. Lange Bälle, halbherzige Mittelfeldaktionen. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs dann nochmal Akzente auf beiden Seiten. Aber den Distanzschuss von Julian Börner konnte Marius Müller gekonnt mit der Faust entschärfen (34.) und sechs Minuten später hätte eine feine Hereingabe von Marcel Gaus, der sich am linken Flügel gegen Florian Dick gekonnt durchgesetzt hatte, fast die Gäste-Führung bedeutet. Aber Keeper Wolfgang Hesl konnte die Flanke vor Jon Dadi Bödvarsson klären, der gut postiert zum Einköpfen bereit stand (40.). Mit dem torlosen Remis ging es in die Kabine.
In der zweiten Halbzeit kam Bielefeld besser ins Spiel, hatte mehr von der Partie. Man merkte den Hausherren nun an, dass auf der Alm die Angst vor den Abstiegsrängen noch deutlicher präsent war als in der Pfalz und man sich dieser Ängste entledigen wollte. Aber dafür musste ein Sieg her. Zumindest in der Vorwärtsbewegung waren die Arminen nun öfter vor dem Lauterer Strafraum als umgekehrt. Aber die disziplinierte Abwehrarbeit der Roten Teufel, das eigene Unvermögen der Bielefelder und der Rückhalt von Marius Müller zwischen den Pfosten waren Garant dafür, dass die Null weiter stand. Manuel Junglas schon kurz nach Wiederanpfiff (47.), David Ulm (64.) und erneut Julian Börner (67.) hätten die Hausherren in Front bringen können, aber das Tor fiel dann auf der anderen Seite. Wieder über die linke Seite setzte sich dieses Mal der emsige Ruben Jenssen durch. Seine maßgenaue Flanke fand den Kopf des sträflich frei stehenden Kacper Przybylko, der nur noch einnicken musste.
Euphorischer Jubel im Lauterer Block, zurückhaltende Siegerpose beim Torschützen. Ein feiner Zug des sympathischen jungen Stürmers, der damit seiner alten Liebe Respekt zollte. Beinahe wäre Pritsche dann zum endgültigen Matchwinner geworden, als er nach einer Ecke einen von Stipe Vucur abgetropften Ball aus rund 20 Metern krachend an den Pfosten nagelte (83.)! Glück für die Arminia, Pech für die Pfälzer, die zwar noch einige Minuten zittern mussten, aber die Akteure im blauen Dress brachten den Kasten von Marius Müller nicht mehr wirklich in Gefahr. Der umsichtige und unauffällige Schiedsrichter Frank Willenborg pfiff die Partie nach 2 Minuten Aufschlag ab, die drei Punkte waren für die Heimreise in die Pfalz gepackt.
Niemand wird abstreiten, dass allen Akteuren gestern eine mächtige Last von den Schultern gefallen sein dürfte. Es liegen turbulente Wochen hinter dem FCK, in allen Bereichen. Nach dem gestrigen Sieg sollte nun erst einmal Ruhe einkehren. Für Jubelarien ist dennoch kein Platz. Es geht in den verbleibenden Partien darum, die unsäglich vergeigte Saison anständig zu Ende zu spielen, möglichst viel Vertrauen beim eigenen Publikum zurückzugewinnen und in der Tabelle noch den einen oder anderen Platz gut zu machen. Nach dem bitteren Verlauf der bisherigen Spielzeit wären positive Akzente von der Mannschaft ein guter Nährboden so etwas wie Versöhnlichkeit zu schüren und vielleicht schon einen Keim zu pflanzen für eine erste kleine Euphorie für die kommende Saison. Aber auch bis dahin ist es noch weit und das wird ein steiniger Weg.
Am kommenden Montagabend gastiert nun erst einmal der ungeliebte Gegner aus Leipzig auf dem Betzenberg. Es wäre insbesondere den Fans ein tiefes inneres Bedürfnis, wenn der 1.FCK speziell in dieser Partie noch einmal Akzente setzen könnte und die Sachsen aus dem Stadion schießen würde. Ein Kacper Przybylko darf seine wieder gefundene Treffsicherheit gerne wiederholen und auch gerne weiter ausbauen. Aber es gibt noch andere Namen, die schon länger nicht mehr auf der Liste der Torschützen auf der Anzeigetafel prangten. Vielleicht findet ja gerade gegen die Brause-Truppe der ein oder andere auch Gefallen am Toreschießen? Ein Lukas Görtler wäre mal dran oder ein Alexander Ring, die in der laufenden Spielzeit noch gar nicht eingenetzt haben. Aber auch Antonio Colak hat schon lange nicht mehr getroffen und Marcel Gaus und Ruben Jenssen wären auch mal wieder in der Pflicht. Also, meine Herren, keine Zurückhaltung! Ach wisst Ihr was, Jungs, am besten jeder der genannten schießt eins, mindestens!
mg
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