Ein bitterer Dämpfer im Abstiegskampf

Der 1.FCK verliert sein vorletztes Heimspiel gegen den FC St.Pauli

Enttäuschung nach dem Abpfiff, Daniel Halfar und Torschütze Marcel Gaus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Enttäuschung nach dem Abpfiff, Daniel Halfar und Torschütze Marcel Gaus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Eine stolze Kulisse gestern Abend. Immerhin 35.781 Besucher wollten das Heimspiel des FCK gegen den FC St.Pauli sehen, wollten miterleben wie sich die Roten Teufel im Abstiegskampf befreien und im Kampf gegen den drohenden Abstieg in Liga 3 einen entscheidenden Schritt machen. Am Ende  Enttäuschung und Ernüchterung. Die Kiezkicker hatten sich mit einer überzeugenden Leistung und über die gesamte Spieldauer auch verdient die big points gesichert und mit nach Hamburg genommen. Nach einer torlosen ersten Halbzeit markierte Aziz Bouhaddouz kurz nach Wiederanpfiff per Kopf das 0:1 (49.). In der 69. Minute machten die Gäste nach einem blitzsauber herausgespielten Konter durch Christopher Buchtmann den Deckel drauf und erhöhten auf 0:2. Der Anschlusstreffer von Marcel Gaus in der 90. Minute kam letztlich zu spät. Der FCK bleibt mit 38 Punkten weiter auf Rang 12, könnte rechnerisch bis zum Ende des Spieltages noch auf den 14. Tabellenplatz abrutschen, während St. Pauli sich mit dem gestrigen Dreier und nunmehr 41 Punkten seiner Abstiegssorgen entledigt hat.

Mit dem FC St. Pauli gastierte gestern die nach den beiden Aufstiegsaspiranten VfB Stuttgart und Hannover 96 drittbeste Rückrundenmannschaft auf dem Betzenberg. Die Kiezkicker rangierten zur Winterpause mit mageren 11 Punkten nahezu abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Nach dem gestrigen Auswärtssieg in Kaiserslautern hat die Truppe von Ewald Lienen in der zweiten Saisonhälfte allerdings nun bereits 30 Punkte gesammelt. 11 mehr als die Roten Teufel. Die Jungs von Norbert Meier Man waren also vorgewarnt, hatte sich aber dennoch viel vorgenommen. Angesichts des Tabellenbildes war dies auch nach wie vor dringend geboten. Zumal man mit einem Heimsieg den Auswärtserfolg der Vorwoche hätte vergolden können. Das Spiel dominierten jedoch die Gäste, die von Anfang an mit einer stabilen Abwehr und einem kompakten Mittelfeld den Roten Teufeln das Leben sichtbar schwer machten. Die Gäste ließen kaum etwas zu, dem FCK fiel wenig ein, um den Kasten von Philipp Heerwagen im ersten Durchgang ernsthaft in Gefahr zu bringen. Im Grunde erspielten sich die Roten Teufel im ersten Durchgang nicht eine einzige nennenswerte Torchance. Das ist zu wenig, um im Abstiegskampf bestehen zu können.

St.Pauli gefiel aber nicht nur im Defensivverhalten. Die Jungs von Ewald Lienen waren auch nach vorne stets gefährlich, markierten schon in der 8. Minute einen Treffer, doch Marc Hornschuh stand bei seinem Kopfball ganz knapp im Abseits. Glück für die Roten Teufel. Vor allem die Standards der Paulianer hatten es in sich. In der 24. Minute jagte Christopher Buchtmann einen Freistoß nur knapp über den Kasten. Nach einem weiteren von Waldemar Sobota kam Aziz Bouhaddouz frei vor dem Gehäuse von Julian Pollersbeck zum Abschluss, grätschte das Leder aber über das Tor (28.). Mit einem satten Distanzschuss in der 38. Minute vergab Waldemar Sobota eine weitere Möglichkeit sein Team in Front zu bringen, doch das Leder pfiff knapp am Tor vorbei. Das Spiel der Roten Teufel hatten bis zu dem Zeitpunkt zwar etwas mehr an Farbe und Vorwärtsgang bekommen, doch die Angriffsbemühungen waren einfach zu zaghaft und erfolglos geblieben. 5 Minuten vor dem Wechsel musste Norbert Meier reagieren und Christoph Moritz vom Platz nehmen, der sich schon in der ersten Spielminute bei einem unglücklichen Zusammenprall verletzt hatte. Für ihn kam Lukas Görtler. Mit dem für die Roten Teufel schmeichelhaften torlosen Remis ging es in die Pause.

Der FCK kam nach dem Wechsel deutlich wacher und entschlossener aus der Kabine, mühte sich sichtbar das Heft in die Hand zu nehmen. Marcel Gaus scheiterte kurz nach Wiederanpfiff mit einer Direktabnahme an Keeper Philipp Heerwagen (46.). Kurz danach aber der erste Nackenschlag. Nach einer Hereingabe von Marc Hornschuh war die FCK-Defensive zu unsortiert. Gegen den hochgewachsenen Aziz Bouhaddouz hatte Philipp Mwene im Kopfballduell kaum eine Chance, der Hamburger Angreifer köpfte nahezu unbedrängt zur Führung der Gäste ein (49.). Da war bei der Zuordnung etwas nicht in Ordnung kommentierte Norbert Meier das Kopfballduell David gegen Goliath. Doch der FCK ließ sich nicht entmutigen, hielt nun strammer dagegen und kam auch zu guten Ausgleichsmöglichkeiten. Nur wenig später fand Jaques Zoua in Philipp Heerwagen seinen Meister (54.), Bernd Nehrig konnte glücklich gegen Lukas Görtler blocken (55.). Was dem Lauterer Spiel dennoch fehlte war die entschlossene Wucht, die auch geholfen hätte die Kulisse ganz und gar mitzunehmen. Selbige verstummte dann wenig später bei einem blitzsauberen Konter der Kieztruppe. Christopher Buchtmann ließ Robin Koch und Ewerton alt aussehen, überspielte mit Aziz Bouhaddouz im Doppelpass noch Stipe Vucur und schloss mit einem satten Schuss trocken zum 0:2 ab (69.). Das sei ein schön herausgespieltes Tor gewesen, attestierte auch FCK-Coach Nobert Meier, bemängelte aber die Auffassungsgabe seiner Hintermannschaft hier in der Entstehung nicht klug genug antizipiert und danach gehandelt zu haben.

Der FCK blieb auch in der Folge sehr bemüht, aber St.Pauli stand nun tief und verteidigte leidenschaftlich. Ein Aufschrei in der 84. Minute als Tim Heubach mit einem Distanzschuss das Leder an den Außenpfosten donnerte. Zumindest ein Weckruf für die Kulisse, die nun noch einmal alles in die Waagschale warf. Doch der Mannschaft von Norbert Meier gelang es einfach nicht den notwendigen Druck auf den Gegner zu bringen, der in den legendären Betze-Jahren regelmäßig dafür gesorgt hat mit dem Verbund Mannschaft und Tribüne so manche Partie in den Schlussminuten noch zu drehen. Marcel Gaus gelang mit einem entschlossenen und sprichwörtlichen Kopfstoß in der 90. Minute noch der Anschlusstreffer, aber trotz 3 Minuten Nachspielzeit und zwei Eckbällen in der allerletzten Spielminute gelang es den Roten Teufeln nicht mehr eine zwingende Torchance zu kreieren, mit der man hätte den Ausgleich markieren können.

Nach dem Abpfiff Ernüchterung auf dem Rasen und Ernüchterung auf den Rängen, wobei wenigstens die Westtribüne der Mannschaft nochmal Aufmunterung schenkte und vehement den Auswärtssieg am vorletzten Spieltag forderte und beschwor. Der Auftritt im Erzgebirge wird kein Zuckerschlecken und kein Spaziergang. Die Veilchen haben in den letzten Wochen bewiesen, dass sie vor heimischem Publikum bis zum bitteren Ende kratzen und beißen werden. Insofern darf man sich dort auf ein ganz anderes Spiel einstellen als das in der Vorwoche beim Südwestderby in Karlsruhe. Schade nur, dass aufgrund des Stadionumbaus in Aue nur eine bescheidene Zahl an Gästefans dabei sein kann. Ist doch gerade die Lauterer Fangemeinde bekannt dafür, dass sie vor allem in entscheidenden Saisonphasen höchste Reisefreudigkeit an den Tag legt oder Phantasie walten lässt, wenn es darum geht ein begrenztes Kartenkontingent auf ganz eigene Art und Weise zu umgehen. Wer sagt also, dass nicht auch beim letzten Auswärtsauftritt des FCK in Aue das Stadion im Erzgebirge einen sichtbaren roten Anstrich bekommen könnte. Aber egal wie, es wird zur Sache gehen. Die Messe ist jedenfalls noch nicht gelesen. Also, auf ins Erzgebirge!

mg


Kommentare

Ein bitterer Dämpfer im Abstiegskampf — Ein Kommentar

  1. Noch 2 Spieltage zittern.
    Mit viel Glück zur Zeit auf diesem Tabellenplatz, da die anderen Mannschaften auch schwäche zeigen.

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