Zurück auf dem harten Boden der Realität
Auch im dritten Anlauf war auf der Ostalb für den 1.FCK nichts zu holen
„Wir sind noch lange nicht stabil“, attestierte am vergangenen Mittwoch Trainer Tayfun Korkut nach dem deutlichen 3:0 Sieg gegen Dresden seiner Mannschaft und warnte auch vor allzu schneller Euphorie. Wie Recht er behalten sollte. Bei der gestrigen Auswärtspartie in Heidenheim führte der Gastgeber bereits nach zwei Minuten. Wieder nach einer unglücklichen Abfolge von Nachlässigkeiten und nach einer insgesamt zu wenig beherzten Leistung in der Defensive. Mit dem frühen Rückstand steckte der FCK zwar nicht auf, war sehr agil bemüht nach Lösungen zu suchen und spielte munter mit, doch die für das Drehen einer Partie notwendige Dominanz mochte sich nicht einstellen. Marcel Gaus hätte in der 9. Minute nach feinem Zuspiel von Lukas Görtler zwar egalisieren können, doch er legte sich den Ball in aussichtsreicher Position einen Tick zu weit vor. Stattdessen trafen die Heidenheimer schon Mitte der ersten Hälfte zur Vorentscheidung. Nach einem sauber getretenen Freistoß aus dem rechten Halbfeld gelang Timo Beermann per Kopf das 2:0 (20.). Der FCK fand im ersten Durchgang keine Mittel gegen die sicher und dicht gestellte Defensive und musste im zweiten Durchgang schon früh den dritten Gegentreffer hinnehmen (56.).
Immerhin 1.500 Fans hatten den FCK bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen auf die Ostalb begleitet. Die waren in Punkto Akustik bemüht über die 90 Minuten Konstanz zu zeigen und zumindest auf den Rängen unter den insgesamt 12.000 Besuchern des Spiels dauerhaft Dominanz gegenüber dem gegnerischen Anhang aufkommen zu lassen. Hätte man auch so gewichten können, wären da nicht die drei Torjubel-Szenen gewesen, die dann eben Gradmesser für das waren, was sich auf dem Rasen abspielte. Nicht unbedingt Dominanz des heimischen Teams auf dem Rasen, aber eben gnadenlose Effektivität. Die Heidenheimer traten in der 75. Minute ihre erste Ecke, nachdem der FCK bis dahin bereits sechs ausführen durfte. Am Ende stand es 9:3 für den FCK, aber eben nur in punkto Eckenverhältnis. Auch die Bilanz der Spielanteile ging an den Gast aus der Pfalz. Doch was nutzen unterm Strich einem Team 65% oder 70% oder 75% Spielanteile, wenn der Gegner die Tore macht? Wenn man selber seine eigenen Chancen nicht nutzt, natürlich gar nichts.
Die Heidenheimer sind eine seit Jahren eingespielte Truppe, das hat deren Spielanlage gestern deutlich gezeigt. Für den FCK wird es in den kommenden Wochen drum gehen, sich diese innere Sicherheit möglichst zügig zu erarbeiten. Dann wird sicher auch aus Pech mal wieder Glück. Glück das gestern fehlte. Immer dann wenn die Roten Teufel dagegen hielten ergaben sich auch Möglichkeiten. Neben der Chance von Marcel Gaus in der Anfangsphase hätte auch Jaques Zoua die frühe Führung der Hausherren egalisieren können, scheiterte aber an Torhüter Kevin Müller (18.). Zu Beginn der zweiten Halbzeit köpfte Alexander Ring aufs Tor der Hausherren. Der feine Kopfstoß fand jedoch nur das Tordreieck. Glück für Heidenheim, Pech für Lautern! Zumal jeweils in der Folge der beiden beschriebenen Möglichkeiten nur wenige Zeigerumdrehungen später das Tor auf der anderen Seite fiel. Das ist für jede Mannschaft, die verzweifelt die Lösung sucht, das Heft des Handelns in die eigene Hand zu bekommen, ein Nackenschlag.
Aber Pech und Unglück mussten die Lauterer gestern nicht nur in punkto Chancenverwertung und Gegentore hinnehmen. Zu allem Überfluss kam auch noch erneutes Verletzungspech hinzu. in der 39. Minute musste Jaques Zoua mit einer Knieverletzung das Feld räumen. Wie lange er ausfallen wird, steht noch in den Sternen. Für ihn kam Osayamen Osawe, der in seinen bisherigen Darbietungen auch noch nach mehr Effektivität und vor allem nach Konstanz sucht. Man möchte Trainer Tayfun Korkut wünschen mal ein paar Wochen über den kompletten Kader verfügen zu können, möglichst in durchgängig topfiter Verfassung. Am wichtigsten wäre endlich mal eine nachhaltig stabile Defensive. Was das für einen Spielverlauf ausmachen kann, das hatte die Partie am vergangenen Mittwoch gegen Dresden gezeigt. Wenngleich auch da nicht alles hundertprozentig lief. Gestern schon gar nicht.
Allen drei Toren der Heidenheimer waren individuelle Nachlässigkeiten und Fehler teils schon in der Entstehung vorausgegangen. Stipe Vucur agierte beim 1:0 zu inkonsequent, beim 2:0 war Tim Heubach nicht eng genug am Mann, um den Kopfball zu verhindern, was dann auch beim 3:0 für Patrick Ziegler galt, der Raum und Mann einfach hätte enger decken müssen. Wobei vor allem der dritte Treffer von der Entstehung bis zur Vollendung nicht unbedingt für ein Bewerbungsschreiben der Lauterer Defensiveinstellung Pate stehen dürfte. Das war schlicht zu wenig und dem Gegner in jedweder Zuordnungsausführung zu einfach gemacht worden. Dennoch darf man den Jungs von Trainer Tayfun Korkut attestieren, dass zumindest die Moral gestimmt hat.
Mal abgesehen davon, dass mit dem näher rückenden Schlusspfiff beim Stand von 3:0 bei so ziemlich jeder Mannschaft der der Glaube erlahmen dürfte noch was zu holen, haben die Roten Teufel im übrigen Verlauf der Partie zumindest mitgespielt, Chancen kreiert und den Kopf nicht hängen lassen. Der FCK war am gestrigen Nachmittag auch nicht so viel schlechter wie es das Ergebnis ausdrücken mag. Aber es sind eben die beiden Dauerbaustellen, die zu einer Niederlage in eben dieser Höhe geführt haben. In der Defensivarbeit fehlerbehaftet und in der Offensive zu wenig effektiv. Es bleibt nun eine komplette Arbeitswoche, um weiter an den bisherigen Unzulänglichkeiten zu arbeiten und diese zu verbessern. Dazu gehört auch ein konzentrierteres Spiel. Viel zu oft gingen auch gestern im eigenen Aufbauspiel Bälle verloren oder geriet die eigene Offensive ins Stocken, weil der ungenaue, unsichere und unkonzentrierte Umgang mit dem Spielgerät den Gegner wieder in Szene setzte. Bestes Beispiel war der dritte Heidenheimer Treffer, der nach Ballverlust im eigenen Aufbauspiel den Gegenstoß der Gastgeber einläutete.
Es wäre zu wünschen, dass die Mannschaft am kommenden Sonntag gegen Bielefeld in der Lage ist ein Signal in punkto Spielkultur und Ergebnis zu setzen. Ein Signal, das zeigt, dass der heimische Betzenberg zumindest für die Roten Teufel und seine Anhänger wieder ein Wohlfühl-Terrain wird und man es einem Gegner nicht ganz so leicht macht wie gestern auf der Ostalb. Immerhin gehörte eine in der Art artikulierte Formulierung zu Beginn der Saison zu einem der verhalten erklärten Ziele. Ein nicht unwichtiges Ziel, will man dauerhaft auch wieder so etwas wie Fußballeuphorie rund um den Betzenberg etablieren.
mg
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