Trotz Punkteteilung gefühlter Schritt nach vorne
Die Roten Teufel nehmen einen Punkt aus München mit
Der 1. FC Kaiserslautern sicherte sich zum Abschluss des 13. Spieltages am gestrigen Abend beim kriselnden TSV 1860 München mit einem 1:1 einen verdienten Punkt. Die Löwen waren bereits in der 9. Minute durch einen Treffer von Ivica Olic mit 1:0 in Führung gegangen. Zoltán Stieber egalisierte noch kurz vor der Pause mit einem sehenswerten Heber über Löwen-Keeper Jan Zimmermann, der die mehr als 1.000 mitgereisten Gästefans mehr als euphorisierte. Die Roten Teufel können mit dem einen Punkt leben. Wenngleich Trainer Tayfun Korkut mit der Chancenverwertung in Halbzeit zwei haderte. Den Trainer freute dennoch, dass der FCK nach einem Rückstand zurückgekommen war und sich den einen Punkt auch redlich verdient hatte. Für Ex-FCK-Trainer Kosta Runjaic war das Remis im Montagabendspiel indes zu wenig. Die Verantwortlichen des TSV 1860 gaben am heutigen Morgen seine Entlassung als Cheftrainer bekannt.
Tayfun Korkut war gestern Abend einmal mehr der Maxime gefolgt „never change a winning team“ und hatte zum vierten Mal in Folge die gleiche Startformation auf den Rasen geschickt. Kollege Kosta Runjaic hingegen änderte seine Startelf auf immerhin sechs Positionen. Vor allem die in der laufenden Saison alles andere als stabile Abwehr wurde komplett umgestellt. Wirklich gefestigter schienen die Löwen in der Defensive aber auch damit nicht zu sein. Dennoch begannen die Gastgeber forsch und zeigten vom Anpfiff weg, dass man gewillt war offensiv Akzente setzen zu wollen. Der FCK hielt abgeklärt dagegen, hatte am Anfang sogar mehr Ballbesitz. Doch bereits in der 9. Minute belohnten sich die Löwen fast aus dem Nichts. Ein langer Ball von Keeper Jan Zimmermann geriet hinter die Lauterer Abwehr, genau in den Lauf von Levent Aycicek, der auf den mitgelaufenen Ivica Olic querlegte. Der Oldie in den Reihen der Löwen behauptete sich gegen Ewerton und schoss an Julian Pollersbeck vorbei trocken zur Führung ein. Wenige Minuten später war es erneut Ivica Olic, der sich nach einem verunglückten Rückpass von Naser Aliji den Ball holte und völlig frei vor dem Kasten zum Schuss kam, doch der junge Lauterer Keeper bot all sein Können auf und neutralisierte den Ball mit einem tollen Abwehrreflex. „Da hält uns der Julian im Spiel“, lobte Tayfun Korkut nach der Partie seinen talentierten Nachwuchstorwart.
In der Folge kamen die Roten Teufel besser ins Spiel, übernahmen mehr und mehr das Ruder und kombinierten sicher. Leider jedoch zu ideenlos, um sich gefährliche Torchancen in die Statistik zu schreiben. In der 20. Minute hatte Lukas Görtler auf Zuspiel von Osayamen Osawe den Ausgleich auf dem Fuß, doch sein Schuss wurde ans Außennetz zur Ecke abgefälscht. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff dann der verdiente Lohn für den bis dahin betriebenen, zumindest spielerisch sehr ansehnlichen Aufwand. Der an diesem Abend souverän aufspielende Christoph Moritz bediente mit einem langen Ball über die Löwen-Abwehr hinweg in zentraler Position den lauffreudigen Zoltan Stieber. Der nahm das Leder aus der Luft und lupfte die Kugel gedankenschnell über Torhüter Jan Zimmermann unhaltbar zum 1:1 Ausgleich ins Netz. Genau zum richtigen Zeitpunkt den Löwen die Mähne nassgemacht!
Nach dem Seitenwechsel kamen die Löwen zunächst druckvoller aus der Kabine. In der 48. Minute war es erneut Ivica Olic, der das Leder im Lauterer Tor unterbrachte, doch der Treffer wurde wegen Abseitsposition nicht anerkannt. Glück für die Roten Teufel! Die Gastgeber schienen danach das Gas etwas rauszunehmen und zeigten wenig Ideenreichtum. Der FCK kontrollierte das Spiel sicher, ohne selbst nach vorne zündende Ideen zu entwickeln oder mal gefährlich zum Abschluss zu kommen. Erst nach einer Stunde Spieldauer konnte der FCK Duftmarken setzen. So kamen Christoph Moritz (60.), Zoltan Stieber (61.) und Lukas Görtler, nach Moritz-Freistoß (68.), zu jeweils guten Möglichkeiten, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Auch die Schlussminuten gehörten dem FCK. Osayamen Osawe (85.) und der für den emsigen Lukas Görtler eingewechselte Jaques Zoua (90.+4) hatten die Lauterer Führung noch jeweils auf dem Fuß, scheiterten jedoch knapp.
Ein Siegtor für die Gäste kurz vor Ende wäre noch nicht mal unverdient gewesen. Der FCK war spielerisch eindeutig die bessere Mannschaft und hatte mehr vom Spiel. Mehr gelaufen, mehr Ballbesitz, mehr Pässe, mehr Torschüsse, mehr Ecken. Nur eben nicht mehr Tore. Trainer Tayfun Korkut trauerte auch den vergebenen Chancen nach, lobte aber die Moral seiner Truppe. Nach Rückstand in der Fremde wieder zurückgekommen und zumindest einen Punkt mitgenommen, das gab es in der aktuellen Spielzeit noch nicht. Nach drei gewonnenen Spielen in Folge nun erstmals auch wieder ein Gegentreffer und nur ein Remis. Aber auch diese Serie ist Spiegelbild dessen, was Trainer Tayfun Korkut bereits mehrfach betont hat. Diese Entwicklung geht nur Schritt für Schritt. Wer nach den letzten Partien geglaubt hat, das Geschehen würde nun zum Selbstläufer, sollte besser den Ball flach halten. Dennoch resümierte auch Marcel Gaus nach dem Abpfiff, „früher hätten wir solche Spiele verloren“. Der Mittelfeldakteur mit dem großen Kämpferherz bot an diesem Abend einmal mehr vor allem eine kämpferisch solide Leistung und lieferte sich phasenweise rassige Duelle mit dem ehemaligen Kollegen Karim Matmour.
Übrigens spielerisch mit der Beste im Löwen-Trikot am gestrigen Abend. Coach Kosta wusste schon, warum er den Jungen wieder unter seinen Fittichen haben wollte! Nominelle Qualität hatten sie ja auf dem Rasen, die Männer in weiß- blau. Aber so richtig in Schwung kam das alles nicht. Man merkte der Mannschaft Verunsicherung an. Aber nicht nur der. Die triste Kulisse von offiziellen 17.600 Besuchern in einer siebzigtausend-Arena, das ist schon Ernüchterung pur. Als ob dieser kühle, nüchterne, befremdliche Sport-Funktions-Zweckbau nicht schon Ernüchterung genug wäre! Ein seelenloses Stadion, das bestenfalls für Architektur-Hochglanz-Magazine taugt, aber nicht dafür, die Seele des Fußballs zu beherbergen!
Wer sich im Vorfeld mal mit noch wenigen altgedienten Löwen-Anhängern unterhalten konnte, spürt ganz deutlich die Resignation, die sich dort längst breit gemacht hat. Wer soll es ihnen auch verdenken! Seit dem Abstieg im Jahr 2004 dümpelt der Traditionsverein von der Isar mehr oder weniger in den Niederungen der zweiten Liga rum. Da war auch gestern im Stadion nicht viel von trotziger Wucht, von giftiger Gegenwehr von den Tribünen zu spüren. Man schaut sich die Partien der eigenen Mannschaft halt an. Fast teilnahmslos, emotionslos.
Seit die Ultras der „Giasinger Buam“ vor einiger Zeit kapituliert und sich vom Geschehen im Stadion zurückgezogen haben, nun auch akustisch nur noch mit halbem Pegel von der Nordkurve. In einem Stadion, das bei den weiß-blauen noch nie Zustimmung gefunden hat. Nun will Investor Hasan Ismaik einen neuen Fußball-Tempel bauen. Schön wenn man einen Geldgeber hat, der die Schatulle so weit öffnet. Die Form der gelebten Vereinspolitik in Münchens Süden ändert dennoch nichts am chaotischen Bild, das der Club seit Jahren abgibt. Immerhin 18 Trainer in 12 Jahren hat man verschlissen! Rekordverdächtig.
Als Außenstehender fragt man sich mit Blick auf den vermeintlichen Retter aus der Belletage der Finanzmärkte, was das wirre Hirn dieses renditegeilen Finanzjongleurs eigentlich geritten hat, mit seinen zweifelhaften wechselnden Strategieschachzügen einen über 150 Jahre alten Verein derart runter zu wirtschaften und in der Öffentlichkeit hinsichtlich Image und Glaubwürdigkeit derart in Misskredit zu bringen.
Die Entwicklung bei den Löwen taugt bestenfalls noch dazu anderen Vereinen ein mahnendes Beispiel dafür zu sein, wie man es nicht machen sollte. So bitter es für die Münchner Löwen auch sein mag, den einen Punkt gestern haben wir gern mitgenommen. Was der letztlich wert war, wird sich am kommenden Sonntag zeigen, wenn der Karlsruher SC am Betzenberg gastiert. Aber auch das ist eben Fußball. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und da wartet mit dem Südwestderby ein Prestigeduell. Gegen einen auf ganz andere Art angeschlagenen Gegner. Auf geht’s Männer, haut rein!
mg
Wie immer alles auf den Punkt gebracht. Schön sind auch immer die netten Spitzen in Facebook. Ich sage nur Reifen. Aber das ist ein Insider.