Pflichtsieg gegen trotzig tapferes Dorf eingefahren
Osayamen Osawe trifft beim 4:0 in Lübeck zweimal, Baris Atiks erstes Pflichtspieltor
DFB-Pokal-Auftritte sind für unterklassige Gegner mitunter ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, mindestens aber ein Saison-Highlight. Das war auch für den Erstrundengegner des 1.FC Kaiserslautern am gestrigen Samstag so. Der SV Eichede, der aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Schleswig-Holstein abgestiegen war, fieberte seit Wochen auf die Partie gegen die Roten Teufel hin. Natürlich träumte man bei dem Club aus dem 850-Einwohner-Dorf von einer Pokal-Sensation, musste sich am Ende jedoch deutlich mit 4:0 geschlagen geben. Stürmer Osayamen Osawe traf dabei gleich zweimal und avancierte zum „Man of the Match“. Dabei boten die tapferen Amateure in einer phasenweise umkämpften Partie den Profis aus der Pfalz eine leidenschaftliche und engagierte Vorstellung. Auf der Gegenseite attestierte Norbert Meier nach Abpfiff der 90 Pokal-Minuten im Stadion Lohmühle in Lübeck dann auch nüchtern, „für uns ging es einzig ums Weiterkommen“. Das war nach dem fast peinlichen Erstrundenaus der Roten Teufel in der vergangenen Saison beim Drittligisten Hallescher FC (4:3 n.V.) auch bitter nötig. Noch einmal wollte man sich so eine Blöße nicht geben und unbedingt die zweite Runde erreichen.
Trainer Norbert Meier zeigte sich zwar zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Ihm wird allerdings auch nicht entgangen sein, dass einmal mehr die Chancenauswertung seiner Jungs eine noch immer offene Baustelle darstellt. Schon die 2:0 Pausenführung mutete eher schmeichelhaft an. Vor allem Doppeltorschütze Osayamen Osawe hatte einige glänzende Möglichkeiten, um über den gesamten Spielverlauf noch zwei oder drei weitere Treffer markieren können. Die beste davon kurz nach Wiederanpfiff, als er vom eingewechselten Gervane Kastaneer mustergültig bedient wurde, aber frei vor dem Kasten an Keeper Julian Barkmann scheiterte (47.). Der Mann zwischen den Pfosten bewahrte schon im ersten Durchgang seine Mannschaft mit glänzenden Reflexen und mutigem Körpereinsatz mehrmals vor einem Rückstand. So scheiterten Philipp Mwene in der 26. Minute mit einem Schuss und eine Minute später Stipe Vucur mit einem Kopfball am Keeper der Gastgeber.
Trotz des Klassenunterschieds stimmte dennoch vor allem der Einsatz bei den Hausherren. Bereits in den ersten Minuten machte die Truppe um Kapitän Torge Maltzahn keinen Hehl daraus, das man bei diesem „Spiel des Lebens“ alles in die Waagschale werfen wolle. Der Oberligist spielte vom Anpfiff weg frech, mutig, aggressiv und trotzig auf und ließ die Gäste aus der Pfalz in den Anfangsminuten wenig zur Entfaltung kommen. So war auch die erste Chance im Spiel dem Gastgeber vorbehalten. In der 8. Minute zog Kapitän Maltzahn, der seit 12 Jahren das Trikot des SV Eichede trägt, mit einem satten Distanzschuss ab, bei dem Marius Müller schon kräftig zupacken musste. Der gestern glänzend aufgelegte Leon Guwara gab die passende Antwort und prüfte auf der Gegenseite mit einem Schuss von der Strafraumgrenze den Eicheder Keeper, der zur Ecke lenkte (9.). Der FCK kam nun besser ins Spiel und nahm nach und nach das Heft in die Hand, ohne nennenswerte Torgefahr zu erzeugen.
Bezeichnend dann auch, wie der erste Treffer fiel. Benjamin Kessel kam nach einer Flanke im Strafraum zum Kopfball, scheiterte aber ebenso an Julian Barkmann. Der Ball landete im vielbeinigen Gewühl vor dem Eicheder Kasten und im zweiten Anlauf stocherte Osayamen Osawe das Leder über die Linie (16.). Das zweite Lauterer Tor hatte schon mehr von spielerischer Klasse. Daniel Halfar bediente auf der rechten Seite Philipp Mwene, der aus dem Lauf über rechts punkgenau flankte. Der mitgelaufene Baris Atik wuchtete per Kopf den Ball in den rechten Winkel (39.). Mit der Zwei-Tore Führung ging es dann in die Kabine, wobei Daniel Halfar zum zweiten Durchgang nicht mehr auflief. Für den angeschlagenen Kapitän kam Neuzugang Gervane Kastaneer, der im zweiten Durchgang mehrmals seine Klasse andeutete, aber dem aufgrund seiner langen Verletzungspause eben immer noch Spielpraxis fehlt.
Seiner körperlichen Robustheit stellte sich in einigen Spielsituationen vor allem der junge Eyke Kleine mit viel Giftigkeit entgegen, der sich auch mit Philipp Mwene das eine oder andere rassige Duell lieferte. Obwohl es der 1.FCK mit Beginn der zweiten Halbzeit etwas zurückhaltender anging, wussten die Hausherren daraus kein Kapital zu schlagen und kamen zu keinem einzigen Abschluss. Erst nach einer guten Stunde setzte der gestern erneut extrem lauffreudige und quirlige Baris Atik aus spitzem Winkel eine Duftmarke. Aber erneut war es Keeper Julian Barkmann, der zur Stelle war und den Schuss parierte (64.). In der 69. Minute dann doch der nächste Treffer für die Roten Teufel. Eine Flanke von Baris Atik verlängerte Robin Koch auf den langen Pfosten, wo Osayamen Osawe goldrichtig stand und per Kopf das Leder aus kurzer Distanz in den Winkel beförderte.
Bei den Hausherren schwanden mit fortlaufender Spieldauer die Kräfte, was dem FCK auch bessere Entfaltungsmöglichkeiten und vor allem viel mehr Räume bot. Man hätte sich als außenstehender Betrachter gewünscht, dass die Truppe von Norbert Meier die verbleibende Zeit noch häufiger genutzt hätte, um vor allem Abstimmung und Zusammenspiel bei Kontermöglichkeiten zu verbessern und intensiver einzustudieren. Vor allem weil hierbei noch zu oft die Präzision fehlt. Der Nimbus ein immer noch nicht ganz eingespieltes Team zu sein, wird sich in den bevorstehenden Punktspielen merklich schwieriger ausräumen lassen. Dennoch boten sich den Roten Teufeln Möglichkeiten. Eine Viertelstunde vor Ende hätte erneut Baris Atik ein weiteres Tor markieren können. Auch Stipe Vucur verpasste zwei Minuten später den vierten Treffer (76.). Den erzielte letztlich fünf Minuten vor dem Ende Christoph Moritz, der in der 72. Minute für den sehr umsichtigen Mads Albaek gekommen war. Nach Vorarbeit von Brandon Borrello zog der Mittelfeldmann beherzt aus 17 Metern ab und jagte die Kugel zwischen der Eicheder Abwehr hindurch in die Maschen (85.). Das 4:0 war auch gleichzeitig der Endstand.
Der 1.FC Kaiserlautern zieht in die zweite Pokal-Runde ein. Erleichterung daher auch bei den Anhängern der Roten Teufel. Immerhin rund 1.000 Fans waren gestern dem FCK bei tristem und regnerischem Wetter nach Lübeck gefolgt und hatten auch auf den Tribünen während der 90 Minuten nicht nur hörbar das Heft in die Hand genommen. Schon vor Beginn der Partie glänzte der Lauterer Anhang mit einer den Block überspannenden Choreographie, die einmal mehr eine der Sehnsüchte der FCK-Fan-Gemeinde wiederspiegelte. Wir wollen endlich wieder zurück auf die internationale Bühne. Träumen darf man ja!
Geträumt wird nun auch vom Losglück, wenn es darum geht, gegen wen der FCK in der zweiten Pokalrunde anzutreten hat. Beim Blick auf die Pokalhistorie seit der letzten Final-Teilnahme vor 14 Jahre im Jahre 2003, überstand der FCK immerhin dreimal die erste Runde nicht! In der letzten Saison gegen den Halleschen FC, in der Spielzeit 2008/2009, als man 2:1 gegen Carl-Zeiss Jena unterlag und in der Saison 2003/2004 als die Eintracht aus Braunschweig mit einem deutlichen 4:1 für den frühen Knock-Out der Roten Teufel sorgte. Dieser Kelch ist nun zwar an uns vorübergegangen, aber es steht in dem genannten Zeitraum seit 2003 auch immerhin fünfmal ein Ausscheiden in der zweiten Runde zu Buche!
Zusammen mit der Finalniederlage in der Saison 2002/2003, scheiterte der FCK in diesen zurückliegenden 14 Jahren übrigens insgesamt viermal gegen den deutschen Rekordmeister. So oft wie gegen kein anderes Team. In der Saison 2006/2007 musste der FCK gegen die Bayern bereits in der zweiten Runde die Segel streichen und verlor in München nur knapp mit 1:0. Das gleiche „Los-Pech“ ereilte die Roten Teufel dann in der Spielzeit 2012/2013 als der Gegner schon in der 2. Runde wieder FC Bayern München hieß. Mit 4:0 setzte es an der Isar eine deftige Niederlage, die ein Jahr darauf noch bitterer ausfiel. Der FCK hatte sich bis ins Halbfinale gekämpft, der Gegner hieß auch hier FC Bayern München. Dreimal das Bayern-Los, dreimal auswärts. Mit 5:1 musste sich der FCK dann bei der letzten Begegnung in Sichtweite zum Berliner Olympia-Stadion geschlagen geben.
Am kommenden Sonntag wird die zweite Runde in der ARD-Sportschau ausgelost. Mit Los-Fee Caroline Kebekus und Studiogast Stefan Kuntz. Dann hoffen wir mal, dass nicht schon die Auslosung wieder zur Euphorie-Bremse beim FCK avanciert.
Aber bitte, lieber Fußballgott, wenn Du es schon einrichten willst, dass uns wieder die Bayern zugelost werden sollten, dann dieses Mal bitte, bitte ein Spiel am Betzenberg!
mg
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