Mit Wille und Entschlossenheit zum vierten Dreier
Ein kämpferischer FCK sichert sich den vierten Sieg in Folge
Vier Siege in Folge. Das gab es zuletzt vor acht Jahren, als man in der Erstligasaison 2010/2011 im Saisonendspurt zunächst auf Schalke (0:1), dann zuhause gegen St.Pauli (2:0), in Wolfsburg (1:2) und schließlich am letzten Spieltag vor heimischer Kulisse gegen Werden Bremen (3:2) jeweils dreifach punktete. Heute steht der FCK in der dritten Liga. Noch vor wenigen Wochen gaben die Roten Teufel ein eher tristes Bild ab. Abstiegskampf war nach drei Niederlagen in Folge angesagt. Doch die Handschrift des neuen Trainers Boris Schommers nimmt immer mehr Form an. Die Mannschaft gewinnt zunehmend an Selbstvertrauen, legt eine ganz andere Spielweise an den Tag, zeigt Mentalität und Wille. Das war auch gestern gegen den tabellarisch favorisierten Halleschen FC so. Der FCK ging vom Anpfiff weg mit viel Aggressivität, leidenschaftlichem Zweikampfverhalten aber auch spielerisch ansehnlichem Fußball zu Werke Am Ende stand ein 1:0 Sieg durch ein Tor durch Florian Pick (82.) zu Buche. Ein Dreier, der mit Wille und Entschlossenheit eingefahren wurde.
So richtig traute die Fangemeinde des 1. FCK dem Braten wohl noch nicht. 19.060 Zuschauer waren bei nasskalter Witterung gestern Nachmittag auf den Betzenberg gekommen. So mancher hätte sich nach drei Siegen in Folge eine vielleicht etwas größere Kulisse gewünscht. Aber allzu oft in den zurückliegenden Jahren sah sich das leidensfähige Publikum nach Anflügen einer positiven Entwicklung enttäuscht und musste teils bittere Kröten schlucken, wenn die Roten Teufel nach einer erfolgreichen Partie dann doch wieder eine Pleite einfuhren. Der gestrige Gegner kam immerhin als Zweitplatzierter in der Drittligatabelle, hatte die Chance mit einem Sieg sogar ganz nach oben zu klettern und hat nach wie vor die bislang beste Defensivreihe der aktuellen Saison auf der Visitenkarte. Eine echte Herausforderung also. Doch die Mannschaft von Boris Schommers machte vom Anpfiff weg deutlich, dass der FCK an diesem Tag bei der Verteilung der maximalen Punkteausbeute ein gehöriges Wörtchen mitzureden hatte.
Für den gelbgesperrten Christian Kühlwetter rückte Simon Skarlatidis in die Startelf. Der quirlige Deutsch-Grieche machte seine Sache gut gestern, hatte sicher auch mit seinem Traumtor Marke „Tor des Monats“ in der Vorwoche beim Auswärtserfolg in Köln weiter Selbstvertrauen getankt. So wie das gesamte Kollektiv. Der FCK war vom Anpfiff weg bemüht mit konsequentem Zweikampfverhalten, mit aggressivem Pressing den Gegner erst gar nicht ins Spiel kommen zu lassen, was in den ersten 45 Minuten komplett aufging. Die Hallenser konnten im ersten Durchgang im Grunde nicht eine Torchance für sich verbuchen. Doch auch der FCK tat sich in der Anfangsphase etwas schwer aus dem Plus an Spielanteilen statistisch Verwertbares zu präsentieren. Erwähnenswert lediglich ein geblockter Distanzschuss von Simon Skarlatidis (5.). Nach etwas mehr als einer Viertelstunde hätte Philipp Hercher auf der linken Seite ein Solo vielversprechender abschließen können, verpasste aber das Momentum (17.). Der FCK hatte mit zunehmender Spieldauer deutlich mehr von der Partie und kam auch vor dem Kabinengang durch Janik Bachmann (27.), den gestern überragenden Carlo Sickinger (32.) und durch Timmy Thiele (45.) noch zu weiteren guten Möglichkeiten. Letztlich ging es torlos zum Pausentee.
Nach dem Seitenwechsel brachte der Hallenser Trainer mit Julian Guttau und Felix Drinkuth zwei frische Kräfte. Doch zunächst blieb weiter der FCK am Drücker, machte mächtig Dampf und drängte auf die Führung. Bei mittlerweile strömendem Regen fehlte bei der Flut an teils scharfen und teils überlegten Hereingaben aber auch irgendwie die letzte Präzision und das letzte Quäntchen Glück, das Tor der Gäste blieb erst einmal wie vernagelt. Trotz eines deutlichen Chancenplus auf Seiten der Lauterer und einem Eckenverhältnis, das klar zugunsten der Hausherren ging. Der gestern völlig befreit aufspielende Simon Skarlatidis und der mittlerweile bärenstarke Hendrik Zuck vergaben kurz hintereinander (60.), Dominik Schad verpasste nur eine Minute später die Führung. In der 62. Minute war dann im Lauterer Lager erstmals Durchatmen angesagt. Terrence Boyd stand nach einem Zuspiel von rechts am linken Pfosten völlig frei, scheiterte mit seinem Schuss aber an einer brillanten reflexartigen Fußabwehr des gestern fehlerfreien Lennart Grill. Es war die erste echte Torchance der Gäste aus Sachsen-Anhalt. Kurz danach der nächste rot-weiße Akzent auf der Gegenseite, als Timmy Thiele mit einer abgefälschten Hereingabe Keeper Kai Eisele im Kasten der Hallenser vor eine echte Herausforderung stellte (64.).
Im Minutentakt rollte die Lauterer Offensivmaschine nun Richtung Gästetor, doch ein Treffer wollte irgendwie nicht fallen. Bis einer mal wieder sein Herz in die Hand nahm. Philipp Hercher hatte aus halbrechter Position abgezogen, den Ball aber grässlich hinter die linke Strafraumgrenze verzogen. Dort erlief sich Florian Pick das Leder, zog entschlossen in den Sechzehner, tanzte seinen Gegenspieler Pascal Sohm mit einer Körpertäuschung aus, nahm Maß, zog ab und zirkelte das Leder an Freund und Feind vorbei ins lange Eck (82.). Ein Treffer, der eine hörbare und spürbare Eruption auslöste, einen kollektiven Freudentaumel, der in Lautstärke und Emotionalität an längst vergessene Betze-Zeiten erinnerte. Es war übrigens bereits das elfte Saisontor des dribbelstarken Offensivakteurs, dessen Formkurve seit seiner Rückkehr aus Magdeburg stetig nach oben führt.
Spätestens jetzt war sie wieder da, die gewohnt und gefühlt gewachsene Einheit zwischen den Fans auf den Tribünen und den Akteuren im rot-weißen Trikot. Die Einheit, die in den zurückliegenden Monaten so viele Scharten und Kratzer bekommen hatte. Die letzten Minuten im Fritz-Walter-Stadion avancierten für den Gegner daher gestern zu einem akustischen Spießrutenlaufen der „Marke Betzenberg“. Natürlich versuchten die Hallenser nun alles in die Waagschale zu werfen, um vielleicht doch noch einen Zähler mitnehmen zu können und drängten wütend Richtung Lauterer Tor. Doch die Lauterer agierten in der Defensive nun konzentriert und bissig und ließen kaum noch etwas zu. Ihre zweite und letzte Möglichkeit im Spiel hatten die Gäste in der 84. Minute, doch Kevin Kraus rettete im letzten Moment.
Spätestens ab jetzt wurde jeder Ballkontakt des Gegners von einem gellenden und frenetischen Pfeifkonzert begleitet. Immerhin waren auch noch drei schier endlose Minuten Nachspielzeit schadlos zu überstehen. Aber es war das hörbare Aufbäumen der Fußballkultur am Betzenberg, die zusammen mit der Mannschaft mit aller Macht den Sieg nicht mehr aus den Klauen geben wollte und die lautstark signalisierte, „nein, nicht heute, nicht hier und nicht jetzt – diese drei Punkte bleiben hier, basta!“ Dann war Schluss und seit gefühlten Ewigkeiten konnte man eine Mischung aus Erleichterung, Freude, Stolz und Euphorie nicht mehr so mit Händen greifen, wie nach Ende des gestrigen Heimspiels. Ein denkbar knapper Sieg, aber mehr als verdient. Ein Sieg für den die Mannschaft spielerisch und kämpferisch das Fundament gelegt hatte und den sie zusammen mit ihren Fans und dieser für den Betzenberg so typischen Atmosphäre am Ende gemeinsam eingefahren hatte.
Die spontanen Feierlichkeiten vor der Westtribüne waren allzu verständlich und der Mannschaft darf man es gönnen nach so einem Spiel auch mal in Feierlaune zu verfallen. Die Jungs tun allerdings gut daran nun nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Dafür werden aber Boris Schommers und Kevin McKenna schon sorgen, dessen darf man sich gewiss sein. Immerhin stehen im Jahr 2019 noch zwei Auswärtspartien auf dem Zettel. Am kommenden Samstag geht es in die bayrische Landeshauptstadt zur zweiten Garde des FC Bayern München und eine Woche später steht die Auswärtspartie im Süden Münchens gegen die SpVgg Unterhaching an. Schwer zu sagen, ob die Roten Teufel ihren aktuellen Höhenflug dort unterstreichen können. Aber eines ist sicher. Sollte der FCK seine Siegesserie auch auf diesen beiden Plätzen fortsetzen, dann werden ab Januar in dieser Liga die Karten neu gemischt. Darauf darf man sich festlegen und zumindest auf den Tribünen ist dann ja wohl ein wenig Träumerei auch durchaus erlaubt. Wie gesagt, solange die Mannschaft die Bodenhaftung nicht verliert. Aber das hatten wir ja grade schon.
mg
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