Magere Fußballkost, versöhnliches Ergebnis
Rote Teufel mit zähem Sieg im letzten Heimspiel der zweiten Liga
Durch die 2:3-Niederlage in der Vorwoche stand der 1.FC Kaiserslautern am gestrigen Sonntag bereits vor Anpfiff als Absteiger aus der zweiten Liga fest. Für die meisten Besucher beim gestrigen letzten Heimspiel gegen den 1.FC Heidenheim stand vielleicht auch gerade deshalb nicht die Mannschaft im Mittelpunkt ihrer Gefühlswelt. Atmosphärisch ging es der Kulisse über weite Strecken nur um den Verein. Vor allem die erste Halbzeit hätte auch nicht ansatzweise Anlass dazu gegeben, die sportliche Note des gestrigen Nachmittags in den Vordergrund zu rücken. Was die Profikicker im roten Dress da auf dem Rasen darboten war unterirdisch und spiegelte in seiner ganzen Tragweite das wieder, was die Tabelle auch am letzten Spieltag ausdrücken wird. Der 1.FCK rangiert abgeschlagen am Tabellenende. Einer der ganz wenigen Lichtblicke gestern, der Siegtreffer von Sebastian Andersson, der in der 68. Minute von Mads Albaek mit einem Traumpass auf die Reise geschickt wurde und das Leder eiskalt am Gästekeeper vorbei im Netz versenkte.
Sportlich war das Heimspiel am 33. Spieltag für die Roten Teufel aufgrund des besiegelten Abstiegs natürlich eher bedeutungslos. Dennoch legte Trainer Michael Frontzeck großen Wert darauf die bestmögliche Elf auf den Rasen zu schicken. Auch um sich nicht Wettbewerbsverzerrung vorwerfen lassen zu müssen. Immerhin gehört Heidenheim zu den Teams, die sich noch gegen den drohenden Abstieg stemmen. Außerdem sollte es natürlich auch darum gehen den Fans etwas zurückzugeben. Vor allem die Fangemeinde des 1.FCK hatte sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten als verlässlicher zwölfter Mann erwiesen. Bis zum bitteren faktischen Ende standen die Fans vor allem in der Rückrunde immer hinter der Mannschaft und hatten speziell beim Auswärtssupport Spieltag für Spieltag deutliche Zeichen gesetzt. Was am Ende blieb war und ist tiefe Enttäuschung über die verpasste Rettung.
Das Ziel das letzte Heimspiel nicht abschenken zu wollen und so dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zu entgehen, konnte die Mannschaft mit dem knappen Sieg vom Ergebnis her erfüllen. Den Fans etwas zurückzugeben misslang über weite Strecken der Partie kläglich. Vor allem im ersten Durchgang lieferte die Mannschaft von Michael Frontzeck einen zähen, müden und leidenschaftslosen Sommerkick ab. Natürlich ist auch die Gemütslage im Kader nach dem besiegelten Abstieg niedergeschlagen. Aber sich so vor heimischem Publikum zu präsentieren wie vor allem in der ersten Halbzeit, sollte vor allem dem einen oder anderen Abwanderungswilligen die Schamesröte ins Gesicht treiben! Gerade weil in dieser Spielzeit eine mit bis dahin nur drei gewonnenen Partien eklatante Heimschwäche mit ein Grund für den besiegelten Abstieg sein dürfte. Insofern bot sich den immerhin 26.453 Besuchern gestern im Fritz-Walter-Stadion eine mehr als ambivalente und bisweilen merkwürdig skurrile Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion. Schon lange vor Spielbeginn, während der 90 Minuten und auch lange nach Abpfiff.
Die Tageszeitung RHEINPFALZ verzichtete vor Spielbeginn auf die obligatorische Ehrung des Spielers der Saison. Auch gab es durch den FCK keine offizielle Verabschiedung von Spielern, die den Verein in jedem Fall verlassen werden. Selbst akustisch gab es für die FCK-Fangemeinde gestern so einige Änderungen. Stadionsprecher Horst Schömbs verzichtete auf die üblichen Rituale, las beispielsweise in nüchterner Manier und ohne jede Intonation vor dem Anpfiff die Mannschaftsaufstellung vom Blatt ab. Auch bei der Bekanntgabe der Spielerwechsel zu Beginn der zweiten Halbzeit und vor der Schlussviertelstunde, glich die Verlautbarung eher einer Lautsprecheransage am Lauterer Bahnhof, als einer leidenschaftlichen Akustik-Note bei einem Zweitligaspiel.
Positiv überrascht indessen zeigte sich das Team des FCK-Museums am gestrigen Sonntag. Kamen während der gesamten Spielzeit an den Öffnungstagen des Museums oft kaum mehr als 50 Besucher, um in die glorreiche Vergangenheit des Herzensvereins einzutauchen, so bescherten gestern über 200 zahlende Besucher dem FCK-Museum einen Rekordbesuch in dieser Saison. Gleich zwei Kamerateams des SWR holten sich für Berichterstattung und für eine längere Dokumentation noch O-Töne und einige Eindrücke aus der Vergangenheit. Prominente Interviewpartner dabei auch Torwart-Ikone Ronnie Hellström und Hans-Peter Briegel, die beide das Museum besuchten und auch den zahlreichen Besuchern unvergessliche Begegnungs-Momente bescherten. Der am meisten verlautbarte Satz gestern unter den Gästen übrigens, „jetzt erst Recht“! Eine Wahrnehmung, die nicht nur den ehrenamtlichen Helfern im Museum Mut für die Zukunft machen sollte.
Zum Geschehen auf dem grünen Rasen zwischen Anpfiff und Abpfiff bleibt im Grunde nicht viel zu anzumerken. Abgesehen von Marius Müller im Kasten der Pfälzer vermochte im ersten Durchgang kein einziger Mannschaftsteil zu überzeugen. Heidenheim bestimmte die Partie gegen eine ideenlose, uninspirierte und phasenweise lustlos wirkende Lauterer Elf. Es war Marius Müller und der fehlenden Kaltschnäuzigkeit der Gäste zu verdanken, dass der FCK zum Pausenpfiff nicht schon hoffnungslos hinten lag. Der erneut glänzend aufgelegte Lauterer Keeper parierte gleich zweimal mit Bravour gegen Maximilian Thiel (2.) und Nikola Dovedan (31.). Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt drückte den FCK phasenweise komplett in die eigene Hälfte, ohne vor dem Sechzehner den letzten entscheidenden Ball unterzubringen. Der FCK hingegen fand im ersten Durchgang offensiv kaum statt. Lediglich eine Kopfballmöglichkeit durch Sebastian Andersson nach einer Ecke von Christoph Moritz (39.) und ein bescheidener Abschluss von Osayamen Osawe (42.) standen zum Pausenpfiff auf dem Statistikzettel.
Mit dem Seitenwechsel reagierte Michael Frontzeck, nahm den behäbig und lustlos wirkenden Lukas Spalvis und den gestern völlig neben sich stehenden Ruben Jenssen vom Platz und brachte mit Joel Abu Hanna und Manni Osei Kwadwo zwei frische jüngere Spieler. Die Lauterer Aktionen wurden fortan offensiver und lebendiger. Ein fußballerisches Feuerwerk war es dennoch nicht, was die Roten Teufel lieferten. Osayamen Osawe hatte in der 48. Minute die Führung auf dem Fuß, scheiterte jedoch an FCH-Keeper Kevin Müller. Leon Guwara verzog wenig später, sein Schuss ging knapp über das Heidenheimer Gehäuse (57.). Marius Müller leitete dann in der 68. Minute einen blitzsauberen Angriff ein, adressierte an Mads Albaek, der im Mittelfeld den Ball bekam und gedankenschnell einen traumhaften Steilpass auf Sebastian Andersson servierte. Der lange Schwede enteilte seinem Gegenspieler, behielt die Nerven und versenkte aus dem Lauf das Leder in der rechten unteren Ecke.
In den letzten 20 Minuten warfen die Gäste nun alles nach vorne. Dem FCK fehlte aber die Cleverness und auch das fußballerische Rüstzeug, um aus den sich bietenden Räumen mit schnellem Umschaltspiel und gefährlichen Kontern noch einen beruhigenden zweiten Treffer nachzulegen. Stattdessen, vor allem in den Schlussminuten noch einmal Abwehrschlacht. Dies aber (endlich) leidenschaftlich, kämpferisch und aggressiv, wenn auch nicht immer souverän und stabil. Eben das, was Zuschauer auf dem Betzenberg (auch) sehen wollen. Der FCK überstand so auch die Schlussoffensive der Heidenheimer und konnte nach vier Minuten Nachspielzeit mit dem schmeichelhaften 1:0 den (erst) vierten Sieg vor heimischem Publikum verbuchen. Die haarsträubend schlechte Punkteausbeute der Hinrunde und die über die ganze Spielzeit bestehende Heimschwäche mit nur vier Siegen, sechs Niederlagen und sieben Unentschieden, dürften die schwersten Hypotheken sein, durch die der Abstieg in Liga drei nicht mehr abzuwenden war.
Gemessen an dem, was man gestern über weite Strecken zu sehen bekam, so gesehen auch völlig verdient. „Ehrenmänner begleichen ihre Schuld und bleiben“, stand auf einem Transparent vor der Westtribüne, als sich die Mannschaft nach dem Abpfiff zaghaft auf die rot-weiße Wand zubewegte. Ob die Botschaft den einen oder anderen im Kopf oder gar im Herzen erreicht haben wird, darüber darf spekuliert werden. Oder aber wohl auch eher angezweifelt werden. So gesehen war es verständlich, dass zudem zahlreiche Pfiffe dem Spieler-Pulk entgegen schlugen. „Olé rot-weiß, olé rot-weiß“, skandierte die Kulisse auf allen Tribünen. Es war als würden die Fans diese an den Verein gerichtete gesungene Hommage, bewusst über die Köpfe der Spieler hinweg intonieren, um sie so in den sonnigen blauen Himmel zu erheben. Die Spieler trotteten dann noch vor der Südtribüne entlang und entschwanden dann nach einem Schwenk vor Ost- und Nordtribüne in den Katakomben.
In den Tribünen-Umläufen sammelten sich auch nach dem Spiel noch viele Fans, die das merkwürdige Gefühl und die schwerwiegende Gewissheit sich in der kommenden Saison in der dritten Liga wiederzufinden, gemeinsam zu verarbeiten suchten. Trotz aller Niedergeschlagenheit oder gerade deswegen! In der Fan-Halle Nord dann gut eine Stunde nach Abpfiff noch einmal Staunen, als Jan-Ingwer Callsen-Bracker dort auftauchte und mit zahlreichen Fans auch minutenlang noch Gespräche führte. Eine nicht alltägliche Geste in der aktuellen Situation. Sich nicht zu scheuen und hier noch einmal den Dialog zu suchen, war eine Geste, die von Anstand zeugt und die Respekt abverlangt. Leider wird auch der Abwehrrecke, der auf Leihbasis in der Winterpause vom FC Augsburg gekommen war, nicht mehr im FCK-Trikot auflaufen, wenn der 1.FC Kaiserslautern mit Beginn der neuen Saison vor der größten Herausforderung seiner Vereinsgeschichte steht. Eine Herausforderung, bei der auch wir als Fanclub in jedem Falle dabei sein werden und bei der wir auch in der dritten Liga die neu zu formierende Mannschaft unterstützen werden.
mg
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