Eine Fußballwoche zum Vergessen!
Wieder verspielen die Roten Teufel kurz vor dem Abpfiff einen wichtigen Punkt
Der 1.FCK verlor gestern Abend auch sein drittes Spiel in Folge. Mit 2:1 unterlagen die Roten Teufel vor knapp 31.000 Zuschauern dem 1.FC Nürnberg durch einen Treffer in der 88. Minute! Immerhin rund 1.500 Anhänger aus der Pfalz waren den Roten Teufeln ins Frankenland gefolgt. Englische Woche, drei Partien binnen sieben Tagen. Drei Niederlagen, keine Punkte! Ähnlich wie in der Vorrunde, als die Jungs von Konrad Fünfstück zwar nicht in einer englischen aber dennoch in richtungsweisenden zwei Wochen nacheinander in Sandhausen (1:0), in Karlsruhe (2:0) und in der anschließenden Heimpartie gegen Arminia Bielefeld (0:2) dreimal hintereinander ohne Punkte dastanden. Dabei hat die Mannschaft gestern im Grunde kein schlechtes Spiel abgeliefert. Im Gegenteil, nach dem ersten Treffer der Nürnberger in der 19. Minute fanden die Roten Teufel zügig eine Antwort, um die Führung der Franken zu egalisieren. Jon Dadi Bödvarsson traf in Minute 21. Erstmals im Dress des 1.FCK. Für ihn endlich der Lohn für seine bisher engagierten, laufstarken und kämpferischen Einsätze. Insgesamt war das mannschaftlich betrachtet phasenweise auch ein richtig guter Auswärtsauftritt! Spielerisch und taktisch hatte man den Gegner eigentlich sogar eher am Rande einer Niederlage. Bis eben zu der Szene zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit. Wieder kurz vor Ende einer Partie. Wieder durch individuelle Fehler einen wertvollen Punkt verschenkt.
Aber woran liegt es, dass sich die Roten Teufel in steter Regelmäßigkeit vor allem gegen Ende einer Partie Treffer einfangen, durch die Spiele verloren werden oder ein einsatzfreudig erarbeiteter Spielstand nicht gehalten und über die Zeit gebracht werden kann. Beängstigend scheint bei der Suche nach Antworten dabei auch, dass keiner der Akteure die Ursachen für diese Nachlässigkeiten richtig kennzeichnen kann, um sie möglicherweise auch nachhaltig in den Griff zu bekommen. Neuling Jon Dadi Bödvarsson vermutet die Ursache in fehlender Konzentration, Daniel Halfar fordert, die Fehler müssten abgestellt werden und es dürfe eben nicht immer von Pech gesprochen werden. Auch Trainer Konrad Fünfstück übte sich nach dem Abpfiff bei der Pressekonferenz eher in Ratlosigkeit. „Eigentlich hatte man das Gefühl bei uns, dass Nürnberg heute bezwingbar ist und dann kriegst Du das 2:1 und verstehst auch nicht richtig warum oder wieso“. Es ist müßig an dieser Stelle mit Marius Müller zu hadern, dessen unterschnittene Faustabwehr Zoltan Stieber genau vor die Füße fiel und der dann aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste.
Bereits in Halbzeit eins hatte der Lauterer Keeper einen deutlich schärferen Schuss aus halbrechter Position in genau der gleichen Manier gemeistert, den Ball mit dem Innen-Arm vom Tor weg in die linke Strafraumseite weggefaustet. Mit dem Unterschied, dass er diesem beschriebenen Ball mit der Faust deutlich mehr Druck verpassen konnte und im Rückraum kein Nürnberger zum Verwerten bereit stand. Insofern sollte bei der Szene, die zum Siegtreffer führte ebenso die Frage beantwortet werden, wieso der eingewechselte Danny Blum von der linken Außenbahn überhaupt so zur Flanke kam und die Frage sei erlaubt, warum der Torschütze trotz Überzahl der weiß gekleideten Akteure aus der Pfalz so frei vor dem Tor auftauchen durfte.
Immerhin gab es in den mehr als 80 Minuten davor durchaus Möglichkeiten einen Auswärtserfolg frühzeitig in trockene Tücher zu packen und sich gar nicht erst auf dieses Spiel „knapp auf knirsch“ zum Ende der Partie hin einzulassen. Die Lauterer begannen engagiert und kamen schneller ins Spiel als die Heimmannschaft. Konrad Fünfstück hatte im Vergleich zur bitteren Heimniederlage gegen den TSV 1860 München gleich dreimal gewechselt, brachte Jean Zimmer und Lukas Görtler für Michael Schulze und Mateusz Klich, die beide auf der Bank Platz nehmen mussten sowie in der Spitze Antonio Colak für Maurice Deville, der im Kader gar keine Berücksichtigung fand. Die erste Möglichkeit erarbeiteten sich auch die Roten Teufel nach einer Ecke von Daniel Halfar. Aber Tim Heubach per Kopfball (9.) war zu wenig druckvoll und verpasste eine frühe Führung. Die Franken brauchten eine gute Viertelstunde für eine erste Duftmarke und die war entschieden gefährlicher. Doch der Schuss von Markus Kerk verfehlte den Lauterer Kasten zum Glück knapp. Allerdings ließ das nächste Nürnberger Ausrufezeichen nicht lange auf sich warten.
Einmal mehr fehlten Konzentration und Entschlossenheit in der Rückwärtsbewegung in der Lauterer Defensive. Niclas Füllkrug über halbrechts steckte zu Patrick Erras durch, der nicht energisch genug angegangen wurde, sich in den Strafraum tankte und den Ball fast unbehindert am machtlosen Marius Müller vorbei neben dem Pfosten im Lauterer Gehäuse unterbrachte (19.). Doch schon zwei Minuten später kam die Antwort des 1.FCK. Nach Einwurf auf der linken Seite flankte Daniel Halfar in den Strafraum, wo Antonio Colak sich gegen seinen Gegenspieler durchsetzen konnte und per Kopf quer legte. Jon Dadi Bödvarsson war schneller und entschlossener als seine beiden Gegenspieler, kam noch vor Raphael Schäfer an den abgetropften Ball und drückte das Leder beherzt am Nürnberger Keeper vorbei zum 1:1 Ausgleich über die Linie (21.). Bis zum Pausentee agierten die Roten Teufel häufig hellwach und mit beherztem Pressing schon in der Hälfte des Gegners. So hätte Daniel Halfar nach einer rotzfrechen Balleroberung mit einem gewagten Heber über den etwas zu weit vorm Kasten postierten Raphael Schäfer auch beinahe die Führung erzielt. Aber der Ball ging knapp links am Kasten vorbei (25.). Das Remis zur Halbzeit war für den FCK mehr als verdient. Einziger Wermutstropfen im ersten Durchgang war – Tim Heubach zog sich in der 32. Minute eine Bauchmuskelzerrung zu und musste durch Patrick Ziegler ersetzt werden, der jedoch seine Aufgabe bis zum Abpfiff mit Bravour löste.
In der zweiten Halbzeit legten beide Teams zunächst eher Zurückhaltung an den Tag. Auf beiden Seiten zog mehr Wachsamkeit ein und das Spiel verlagerte sich zunehmend ins Mittelfeld. Wirkliche Aktionen vor beiden Toren zunächst Fehlanzeige und auch im weiteren Spielverlauf ergaben sich auf beiden Seiten nur wenige und dabei auch keineswegs zwingende Möglichkeiten. In der 66. Minute dann Schrecksekunde beim Club. Der Torwart-Oldie zog sich eine Verletzung an der Achillessehne zu und musste durch Patrick Rakovsky ersetzt werden. Beinahe wäre für den Ersatz-Keeper schon wenige Minuten später die Partie auch gelaufen gewesen. Stipe Vucur und der Club-Torwart prallten bei einem hohen Ball heftig zusammen. Der zweite Mann im Kasten musste länger behandelt werden, konnte aber angeschlagen weitermachen. Vielleicht war es auf Seiten der Franken genau die Form mentaler Stärke, die dem Team des 1.FCK derzeit zu fehlen scheint. Aus einer prekären Spielsituation noch einmal eine Trotzreaktion zu entwickeln. Immerhin hatte Trainer René Weiler sein Wechselkontingent bereits erschöpft. In der Schlussviertelstunde taten sich beide Teams zwar in der Offensive schwer, aber nach dem Beinahe-Aus des Nürnberger Ersatz-Keepers war die Kulisse da. Mehr Biss, mehr Entschlossenheit in der Körpersprache und augenscheinlich mehr Glaube an den eigenen Erfolg bescherten den Franken dann auch die drei Punkte. Nach dem Führungstreffer gelang es den Roten Teufeln nicht mehr das Blatt zu wenden. Trotz sechs Minuten Nachspielzeit, trotz bester Möglichkeiten in der Schlussoffensive und obwohl die Nürnberger in Unterzahl agieren mussten, da Zoltan Stieber sich nach dem Treffer euphorisch das Trikot vom Leib gerupft und sich damit die zweite Gelbe Karte eingefangen hatte. Aber Stipe Vucur (90.+4), Jan Dodi Bödvarsson (90.+5) und Antonio Colak (90.+6) ließen auch die letzten Möglichkeiten aus, die Führung der Nürnberger noch einmal zu egalisieren.
Der Mannschaft bleibt zu wünschen, dass am kommenden Spieltag eine Trotzreaktion gelingt, so wie es nach den beiden tristen Wochen in der Vorrunde nach drei Niederlagen in Folge mit dem Husarenstreich in Leipzig gelang. Das wird vor allem eine mentale Herausforderung werden. Gerade bei der bislang ernüchternden Heimbilanz. Nachlässigkeiten, individuelle Fehler, möglicherweise mangelnde Konzentration lassen sich nicht von heute auf morgen in den Griff kriegen. Marcel Gaus stellte trotz Enttäuschung und Ernüchterung nach dem Abpfiff in Nürnberg einmal mehr fest, „unsere Fans waren heute wieder phantastisch. Top!“ Die Mannschaft braucht Unterstützung, auch wenn es bei aller dargebotenen Mittelmäßigkeit schwer fällt diese zu liefern. Das Nürnberger Publikum war gestern Abend zum richtigen Zeitpunkt da, die eigene Truppe zu treiben und den Gegner (möglicherweise) mental nochmal in die Defensive zu zwingen.
Es bleibt daher vor allem auch zu hoffen, dass zum nächsten Heimspiel nun endlich mal eine sichtbare Reaktion des Lauterer Publikums kommt. Dass sich so etwas wie Trotz durch die Fan-Gemeinde schon zahlenmäßig auf den Rängen niederschlägt. Die Konkurrenz allerdings ist groß. Tausende Abonnements des namhaften Bezahlsenders aus München mit Decodern für Live-Berichte in heimischen vier Wänden oder öffentlich zugänglichen Bier-Pinten, der frei empfangbare Sportkanal, der die Montagspartien seit Jahren frei Haus liefert, Streaming-Kanäle oder Ticker-Angebote im Netz halten immer noch zu viele davon ab, das Geschehen live im Stadion mitzuerleben. Armselig allerdings, dass nicht wenige der Ball-Spiel-Konsumenten, die insbesondere bei Heimspielen der Roten Teufeln das Geschehen auf dem grünen Rasen lieber von einer warmen Stube aus verfolgen, nur wenige Minuten nach Abpfiff bereits virtuos die Tastaturen ihrer Heim-Computer und world-wide-web-vernetzten Mobilgeräte bedienen. Dort lässt man sich dann in Analyse- und Meinungsschlachten mit anderen über die dargebotene Mannschaftsleistung aus und beschwört gebetsmühlenartig glorreiche vergangene Zeiten und die Liebe zum eigenen Verein. Die dort in den Äther geblasene Diskutier-Energie wäre während der 90 Minuten einer Partie besser im Stadion auf den Rängen aufgehoben. Dort wo ein Fan eben auch hingehört.
mg
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