Die nächste Scharte in einer desaströsen Heimbilanz
Der 1.FCK verliert am 24. Spieltag mit 0:1 gegen den TSV 1860 München
Gegen kein anderes Zweitligateam war der 1.FCK so lange ungeschlagen, wie gegen die Münchner Löwen! Gestern Abend riss auch diese Serie. Vor heimischem Publikum. In der laufenden Saison im zwölften Heimspiel bereits die fünfte Niederlage der Roten Teufel! Magere 13 Punkte vor heimischem Publikum. Platz 15 in der aktuellen Heim-Tabelle. Der Mythos der Festung Betzenberg scheint endgültig an Zauber verloren zu haben. Allerdings nicht nur auf dem Rasen und in sportlicher Hinsicht. Gerade mal 23.547 Zuschauer wurden als offizielle Besucherzahl bekannt gegeben. Die klaffenden Lücken auf den Tribünen ließen anderes vermuten. Tatsächlich anwesend dürften weit weniger gewesen sein. Trotz der grausamen Anstoßzeit, ohne den Publikumszuspruch mit Zahlen jenseits der 30.000 wird es in diesem Stadion kaum noch einmal sowas wie Spektakel geben, egal wie mitreißend oder eben grottenschlecht da unten auf dem grünen Teppich gekickt wird. So wie gestern Abend übrigens. Dabei kann man der Mannschaft in punkto Einsatz, Willen und Leidenschaft noch nicht mal einen Vorwurf machen. Der 1.FCK war eindeutig die bessere Mannschaft. Es fehlte gestern auch das Glück, das an diesem Abend der Mannschaft von Benno Möhlmann zu Teil wurde, die sich nach ihrem Führungstor in der 18. Minute aufopferungsvoll gegen einen drückenden Gegner wehrten und am Ende Erfolg hatten.
Es scheint an dieser Stelle müßig zu sein alle Spielszenen zu filetieren, in denen der 1.FCK das Ergebnis hätte egalisieren oder das Spiel gar drehen können. Genügend Gelegenheiten hätte es in den 90 regulären plus vier Minuten Nachspielzeit allemal gegeben. Allein der in der Winterpause gekommene Jan Dodi Bödvarsson hatte mehr als ein halbes Dutzend gute Szenen sich oder einen der Kollegen ins Rampenlicht zu rücken. Er selbst scheiterte gleich dreimal in besonders aussichtsreicher Position. Zweimal war der an diesem Abend glänzend aufgelegte Münchner Keeper Stefan Ortega zur Stelle (73. + 78.). Einmal kratzte Defensivmann Gary Kagelmacher einen von Bödvarsson verbissen erarbeiteten Kopfstoß in letzter Sekunde von der Linie (85.). Der Junge läuft extrem viel, handelt in vielen Spielszenen instinktiv. Ganz so wie man es von einem etatmäßigen Stürmer eben auch erwartet.
Er ist jung und talentiert und man würde ihm wünschen, dass eine seiner Instinkthandlungen endlich auch mal zu einem Treffer führt. Nicht viel anders sieht es bei Kacper Przybylko aus, der gestern Abend erst in der 71. Minute von der Bank kam. Viel mannschaftsdienlicher Aufwand, häufig mit unansehnlichem Ende und unterm Strich wenig bis kein Ertrag. Die Fingerspitzen des Löwen-Keepers und die Latte mussten es in der Nachspielzeit für die 60er richten, dass die drei Punkte mit in den weiß-blauen Bus wandern konnten. Kacper Przybylko zog beherzt aus halbrechter Position ab. Der satte Schuss strich Stefan Ortega über die Fingerspitzen und klatschte laut hörbar an die Latte. Pech!
Das bissige aber häufig planlos anzuschauende Anrennen in der Schlussviertelstunde hätte einen Treffer verdient gehabt. Aber es hat nicht sollen sein. Auch in den fast 75 Minuten davor dominierte der FCK das Geschehen, ohne den Gegner wirklich auszuhebeln. Schon vom Anpfiff weg machten die Jungs von Konrad Fünftstück mächtig Dampf, ließen die bescheidene Kulisse spüren, dass man gewillt war, die unterirdische Leistung vom vorangegangenen Wochenende im Breisgau vergessen machen zu wollen.
Die Lauterer hätten mit dem Anfangsschwung schon nach knapp 5 Minuten führen können, aber Maurice Deville, erstmals in der Startelf, verpasste nach zwei jeweils ganz passablen Flanken nur knapp (2. + 5.). Es war über weite Strecken durchaus ein Anrennen. Was dennoch so manchem auf den spärlich besetzten Tribünen ein ums andere Mal zum Weggucken zwang, waren die vielen kleinen Defizite bei technischen Fertigkeiten und spielerischen Anlagen. Einfache Stoppfehler, unnötige Ballverluste, fehlender Blick für den Mitspieler, schlechte Flanken und Hereingaben, haarsträubende Klärungsversuche im Defensivverbund, mangelnde Konzentration und Zuteilung in der Rückwärtsbewegung, um nur die augenscheinlichsten Problemfelder zu nennen. Ein Teil von letzterem auch die Ursache für den einzigen Treffer des Abends. Nach einem Foulspiel im rechten Halbfeld beförderte Michael Lindl den Ball in den Lauterer Strafraum. Kai Bülow kam dort relativ unbedrängt zum Kopfball und beförderte das Leder unerreichbar für Marius Müller zur Löwen-Führung ins Netz (18.).
Fehler oder schlechte Leistungen schon bei technischen Grundfertigkeiten, das passiert jedem Spieler das ein oder andere Mal, das kommt in einem Match in jeder Mannschaft phasenweise mal vor. Die Roten Teufel zelebrieren solche Baustellen allerdings schon während der ganzen Saison in steter Regelmäßigkeit. In einschlägigen Foren setzt sich seit Wochen beharrlich das Meinungsbild fest, es ginge spielerisch einfach nicht mehr. Die These würde den aktuellen Mittelfeldplatz in der Tabelle, die gestrige Spielführung als empfundenes planloses Anstürmen oder die gefühlte Mittelmäßigkeit auf dem grünen Rasen zumindest stützen. Von der Mittelmäßigkeit in anderen Kernbereichen des Vereins wäre an anderer Stelle ausführlicher zu diskutieren. Dennoch kann in dieser Mannschaft nicht nur Mittelmaß stecken.
Es gab zwar in der laufenden Saison noch kein einziges Heimspiel, bei dem man mit der Zunge hätte schnalzen können oder bei der die fußballerische Leistung einem über zwei Halbzeiten hinweg von den Sitzen gerissen hätte. Aber eben diese Mannschaft, die am letzten Wochenende gegen Freiburg einen so faden und laschen Auftritt hingelegt hat und die am gestrigen Abend keine Lösung fand trotz optischer Überlegenheit den Löwen-Riegel zu knacken, diese Mannschaft hat in der laufenden Saison doch auch vereinzelt Duftmarken gesetzt! Die Auswärtssiege bei ambitionierten Bochumern oder beim Spitzenteam in Leipzig waren keine Zufallsprodukte. Auch nicht die Begegnung in Fürth wo nach einem 0:2-Rückstand noch ein überzeugender Sieg gelang.
Es wäre dem Trainerteam und den einzelnen Akteuren zu wünschen, dass die Häufigkeit technischer und spielerischer Defizite in den kommenden Wochen mal nachhaltig abgestellt und die Qualität der Mannschaftsleistung auf einem etwas höheren Niveau als aktuell dargeboten, stabilisiert werden können. Das alleine würde noch kein Allheilmittel dafür sein, dass sich in den noch verbleibenden fünf Heimspielen der Rückrunde die Bilanz vor heimischem Publikum aufmöbeln ließe. Dazu wird auch gehören, dass sich die Trefferquote vor allem in den Sturmspitzen erhöht. Aber auch, dass die Defensive zuverlässiger arbeitet. Eine Erkenntnis speziell aus den letzten Partien, vorne zu harmlos, hinten zu löchrig!
Auch gestern Abend diskutierten nach dem Abpfiff zahlreiche Fans teils sehr emotional. Überwiegender Tenor, man könne die laufende Saison einfach abhaken. Kann man das wirklich und kann oder darf man das möglicherweise der Mannschaft auch noch einreden? Mitnichten! Im Sinne eines sportlichen Erfolges mag man die Saison abhaken können. Der FCK hat spätestens seit der leblosen Darbietung und der daraus resultierenden Niederlage in Freiburg mit dem Aufstiegsrennen nichts mehr zu tun. Es geht aber in den verbleibenden zehn Spielen um jeden vorne noch zu markierenden Treffer, um jedes hinten drin mit Gift und Galle zu verhindernde Tor, um jeden gottverdammten Punkt, um jeden noch gut zu machenden Tabellenplatz. Denn am Ende wird auch die wirtschaftliche Zukunft des 1.FCK ein Stück weit davon abhängen, auf welchem Tabellenplatz sich der 1.FCK nach Abpfiff des 34. Spieltages wiederfindet. Das sollte langsam jedem klar werden, der mit diesem Verein mit fiebert. Auch hier wären die aktuell Verantwortlichen gefragt, dies öffentlich deutlich anzusprechen! Von den Profikickern wird erwartet, dass sie um jeden Ball kämpfen, auch wenn sie dies derzeit mehr schlecht als recht tun, was viele Fans davon abhält ins Stadion zu gehen.
Es wäre an der Zeit, dass für den Rest der Saison auch Signale sichtbar werden, die aufzeigen dass führende Köpfe rund um den Verein kämpfen und zwar um jeden einzelnen Zuschauer. Dazu gehören nicht nur gewählte oder bezahlte Funktionsträger. Dazu gehören alle, deren Stimme Gewicht hat und die bereit sind an einem Strang zu ziehen, damit bis zum Abpfiff der Saison wieder mehr Fans auf den Berg pilgern und ihre Leidenschaft einbringen.
Ein Lichtblick in diesem Sinne war sicher die Ticket-Aktion für Schulen, die am gestrigen Abend die Blöcke 19 und 20 auf der Osttribüne ganz gut gefüllt hat. Überwiegend junges Publikum. Vor allem in der zweiten Halbzeit häufiger stimmgewaltig zu hören, wenn auch um einige Tonlagen höher, als die Akustik, die von der Westtribüne auf den grünen Rasen klatscht. Übrigens ganz ohne Vorsänger.
Das wird aber alleine nicht reichen, wenn in diesem Stadion mit dem klangvollen Namen in der laufenden Saison nochmal sowas wie Spektakel von den Tribünen kommen soll. Das aber wird nötig werden, um einem Spiel wie gestern dann vielleicht noch das letzte Quäntchen Kick mitzugeben, so wie das auch früher hin und wieder schon mal der Fall war. Selbst wenn die Jungs im roten Dress vielleicht nicht den besten Fußball abgeliefert hatten. Beispiele dafür gab es schon genug, nicht nur in der zweiten Liga.
mg
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