40.000 gegen Sandhausen – ein Appell an die Fan-Ehre
Mit einer trotzigen Initiative scheinen die Fans des 1.FCK zusammenzurücken
Lediglich 19.346 Zuschauer vermeldete der Stadionsprecher in Halbzeit zwei bei der letzten Heim-Partie gegen den VfL Bochum. Nimmt man die Zahl verkaufter Tickets, dürfte das auch den Tatsachen entsprechen. Den Tatsachen wird allerdings auch entsprechen, dass eine nicht unerhebliche Zahl an Dauerkartenbesitzern an diesem kühlen Montagabend auf ihren angestammten Platz verzichtet hatte und mit dem Allerwertesten zuhause geblieben war. Jedenfalls ließ ein kritischer Rundblick über die gähnend leeren Tribünen des Fritz-Walter-Stadions diese Schlussfolgerung zu. Die gefühlte Wahrnehmung, dass maximal nur rund 17.000 Fußballinteressierte die spärliche Kulisse bildeten, dürfte eher zutreffend gewesen sein. Dem 1.FCK laufen die Zuschauer weg! Angesichts der Tabellensituation, der Qualität der sportlichen Darbietungen und der desaströsen Punktebilanz am einst gefürchteten heimischen Betzenberg, ist diese Entwicklung nicht weiter verwunderlich. Es sind sich alle einig, dass nur der sportliche Erfolg langfristig und nachhaltig wieder mehr Zuschauer zu den Heimpartien locken wird. Doch die aktuelle Situation wirkt nicht nur bedrohlich, sie ist bedrohlich! Nach fünf Niederlagen in Folge findet sich der 1.FCK auf Tabellenplatz 12 wieder. Bis zu den Abstiegsrängen gibt es nur noch einen Abstand von mageren 6 Pünktchen. In Zeiten düsterer Perspektiven rücken Menschen in der Regel enger zusammen. Das war auch im Fußball meistens so und das vor allem beim 1.FCK.
Viele Fans haben längst die Notwendigkeit erkannt, dass es an der Zeit ist ein Zeichen zu setzen. Eine Initiative ruft unter dem Slogan „40.000 gegen Sandhausen“ nun dazu auf, zum jetzt anstehenden Heimspiel gegen den SV Sandhausen wieder zahlreich auf den Betze zu pilgern und die Mannschaft hörbar und vorbehaltlos zu unterstützen. Die Messlatte, die mit der Aktion gelegt wird, ist hoch. Bei einem aktuellen Zuschauerschnitt von gerade einmal 25.000 in bisher 13 Heimspielen, scheint die gesetzte Zielmarke sogar absolut illusorisch. Aber darauf kommt es im Grunde womöglich gar nicht an! Oder um einmal mehr ein Zitat von Alt-Präsident Norbert Thines zu bemühen – „Was vorher nie denkbar war, ist beim FCK möglich!“. Dieses einmal mehr unter Beweis zu stellen, unter anderem darauf zielt die Aktion ab. Es geht unterm Strich auch nicht darum dem Aufruf zu folgen, weil die ins Auge gefasste Partie ein sportliches Bonbon oder Highlight zu versprechen scheint. Es geht darum, die Situation zu erkennen, dass (möglicherweise) in dieser Saison die Existenz des Vereins auf dem Spiel stehen könnte. Ein Absturz in die dritte Liga wäre wirtschaftlich ein Schlag, von dem sich der 1.FCK vermutlich nicht mehr erholen würde. Es gilt, sich mit aller Macht dagegen zu stemmen. Auch von Seiten der Fans! Vor allem bei den noch ausstehenden Heimpartien gegen Sandhausen, aber auch gegen den Karlsruher SC, gegen Leipzig und am vorletzten Spieltag gegen die Kleeblätter aus Fürth.
Seit mehreren Wochen bemühen sich die Akteure rund um die Initiative um eine möglichst weite Verbreitung der Botschaften zu der Aktion. Allen voran der Hauptinitiator Max Mosbach. Die griffigen Werbebotschaften sind vor allem an die Fans gerichtet, die dem Verein bisher trotz der mageren Leistungen gefolgt waren und die nun ihr persönliches Umfeld motivieren sollen. „Ladet all eure Freunde ein! Wir können das schaffen. Eure Kumpels möchten mit Euch was Trinken gehen? Eure Frau/Freundin war noch nie mit Euch im Stadion? Ihr wollt Euren Kids/Nichten/Neffen/Patenkindern eine Freude bereiten? Ihr erinnert Euch an Leute, die früher mit Euch zum Betze gefahren sind? Eure englische Kollegen sind gewohnt 80€ für einen (alkoholfreien) Stadionbesuch zu zahlen? Jemand hat Euch einen Gefallen getan und Ihr möchtet Euch gerne revanchieren? Ladet sie zum Heimspiel gegen Sandhausen ein!“
Das Bemühen um eine wenigstens bescheidene mediale Aufmerksamkeit war garantiert. Die Rheinpfalz berichtete in der Montagsausgabe vom 21. März bereits darüber. Auch dem Magazin Faszination Fankurve war die Initiative eine Erwähnung wert. Selbst der 1.FCK hat die Aktion zumindest über seine Facebook-Seite schon protegiert. Die Fan-Foren Der-Betze-brennt und Treffpunkt Betze haben selbstredend über die Aktion berichtet. Auch alle FCK-Fanclubs wurden über den von der Fanbetreuung vorgehaltenen Verteiler durch die Initiatoren angeschrieben. Auf verschiedenen Event-Plattformen finden sich Einträge und Ankündigungen zu der Aktion, wie beispielsweise bei WhereEvent oder bei evensi (events-for-me). In den sozialen Netzwerken findet die Aktion überwiegend Anklang.
Dennoch darf man nicht darüber hinwegsehen, dass sich gerade dort ebenso zahlreich Beiträge finden, die auch Hohn und Spott wiederspiegeln. Ausdruck, Wortwahl und Argumentation zahlreicher Posts sind auch ein Gradmesser für die aktuelle Stimmung und die Befindlichkeiten in der FCK-Fanszene. Das ist allerdings nicht erst seit dem sportlichen Niedergang in der laufenden Saison so. Hat die Aktion daher womöglich keine Aussicht auf Erfolg? Ist das Potential beim 1.FCK gar nicht mehr da, mehr Fans und Besucher ins Stadion zu holen? Dem dürfte eigentlich nicht so sein, dem kann auch gar icht so sein! Erinnert man sich beispielsweise noch an die Karten-Nachfrage zum Relegationsspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim im Mai 2013, dann hätte der FCK locker eine hohe sechsstellige Zahl an Tickets unters Volk bringen können. Doch bekanntermaßen passen eben nur 49.780 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion. Nicht viel anders war es im Jahre 2008, als der drohende Absturz in die dritte Liga am letzten Spieltag gegen den 1.FC Köln in einem denkwürdigen Spiel verhindert wurde. Beide Male eine Extremsituation für die geplagte Lauterer Fanszene. Einmal an der Tabellenspitze mit der Chance den Sprung zurück ins Oberhaus zu schaffen, einmal am Abgrund, mit der drohenden Drittklassigkeit. Doch wo sind all diese Fans, die noch vor knapp drei Jahren geschlossen hinter Mannschaft und Verein zu stehen schienen?
Auch an dieses emotionale und empathische Ehrgefühl appellieren die Macher rund um die Aktion „40.000 gegen Sandhausen“! Raus aus der Deckung, raus aus der Lethargie, es geht um Euren, um unseren Verein! Ganz egal was für ein mittelmäßiges Gekicke da auf dem Rasen dargeboten wird. Es ist an der Zeit, dass sich mehr Leute einbringen, um mit lautstarkem Support einen eigenen Teil zum Klassenerhalt beizutragen und vor allem um einmal mehr zu zeigen, dass eine Fanszene auch an einem Strang ziehen kann. Ein Erfolg wäre schon, wenn mit dem leidenschaftlichen Aufruf, trotz der zuletzt mageren Leistungen der Mannschaft, am kommenden Sonntag zumindest im Lauterer Lager mal wieder um die 30.000 Zuschauer die Tribünen bevölkern. Welchen zahlenmäßigen Anhang der Gast aus Sandhausen mitbringen wird, ist im Moment spekulativ. Rund tausend bis zweitausend Fans dürften es schon werden. Nutzen wir also die noch verbleibenden Tage und rühren wir weiter möglichst breit angelegt die Werbetrommel!
mg
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