Von Zitterminuten bis Spaßmomenten war alles dabei

Die Roten Teufel fahren gegen Jena bisher höchsten Heimsieg der Saison ein

Trifft noch vor der Pause zum Ausgleich, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Trifft noch vor der Pause zum Ausgleich, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es war am Ende ein deutlicher Sieg. Mit 4:1 schickte der FCK am gestrigen Nachmittag vor 18.288 Zuschauern die abstiegsgefährdeten Gäste aus Jena nach Hause. Dabei gingen die Thüringer nach einer knappen halben Stunde in Führung (26.), ehe wenige Minuten später Christian Kühlwetter das 1:1 erzielen konnte (33.), was auch gleichzeitig Halbzeitstand war. Am Ende war der Sieg in der Höhe durchaus verdient. Dennoch machten es die Jungs von Sascha Hildmann wieder einmal spannend. Nachdem Mads Albaek per Foulelfmeter das Spiel gedreht hatte (54.), hing die knappe Führung einmal mehr bis kurz vor Schluss am seidenen Faden, ehe erneut Christian Kühlwetter (87.) und Florian Pick mit seinem ersten Saisontor für den FCK (88.) die Partie entschieden.

18.288 Zuschauer kamen auf den Betzenberg. Lücken gab es auch auf der Westtribüne (Foto: www.der-betze-brennt.de)

18.288 Zuschauer kamen auf den Betzenberg. Lücken gab es auch auf der Westtribüne (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Stürmisch ging es gestern zu im Fritz-Walter-Stadion. Wenn auch auf dem Rasen nicht über die gesamte Spielzeit. Sturmtief Eberhard fegte über die Pfalz und sorgte vielerorts für Chaos. Von stürmischen Attacken war auf dem Spielfeld in der Anfangsphase von den Männern im roten Dress gestern jedoch zunächst nicht viel zu sehen. Es waren eher die Gäste, die vom Anpfiff weg den Ton angaben und sehr offensiv agierten. Sehr zur Freude der rund 2.000 mitgereisten Fans. Woran es den Thüringern jedoch seit Wochen fehlt, offenbarte sich trotz des spielerisch überzeugenden Auftritts gestern über weite Strecken der Partie. Seit 7 Spielen wartete der FC Carl-Zeiss Jena auf einen Torerfolg! Trotzdem oder gerade deshalb suchten die Gäste ihr Heil in der Offensive. Bei einer der ersten Offensivaktionen der Gäste, war der FCK ein wenig im Glück. Nach einer scharfen Hereingabe von René Eckardt eine Ballabwehr von Lennart Grill, bei der er nur nach vorne abwehren konnte, was glücklicherweise nicht nach hinten losging.

Hochbetrieb vor dem Tor der Gäste (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Hochbetrieb vorm Gästetor (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach einer knappen Viertelstunde war auch der FCK besser im Spiel und kam zu ersten Möglichkeiten. Nach einer Ecke kam der Ball im Rückraum zu Carlo Sickinger, der beherzt abzog und das Leder an den Pfosten hämmerte. Ein paar Zentimeter besser platziert und Keeper Raphael Koczor wäre nie und nimmer an die Kugel gekommen. Doch in der 26. Minute hatte der FCK das Nachsehen. Nach schnellem Umschaltspiel über die rechte Seite schickte René Eckardt den mitgelaufenen Justin Gerlach, der den Ball aus abseitsverdächtiger Position scharf vors Lauterer Tor brachte, wo der mitgelaufene Philipp Tietz zwei Schritte schneller als Kevin Kraus am Ball war und der das Leder freistehend über die Linie bugsierte. Die Thüringer hatten ihre Torflaute beendet und führten am Betzenberg!

Souverän, Mads Albaek trifft zur Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Souverän, Mads Albaek trifft zur Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Der FCK antwortete beherzt und aggressiv. Doch sowohl Timmy Thiele und im Nachschuss Antonio Jonjic (31.) sowie Jan Löhmannsröben (32.) vergaben weitere Möglichkeiten. Der Ausgleich sollte dennoch vor dem Kabinengang fallen. Nach einem hohen Ball von Jan Löhmannsröben verlängerte Timmy Thiele per Kopf das Leder auf Christian Kühlwetter, der sich im Sechzehner gegen seinen Gegenspieler behauptete, sich das Leder geschickt auf den linken Fuß fallen ließ, aus sieben Metern beherzt abzog und das Leder im linken unteren Eck versenkte (33.). Der FCK hatte ausgeglichen. Beinahe hätte es sogar im ersten Durchgang noch gereicht die Partie noch zu drehen, doch sowohl Toni Jonjic kurz nach dem Ausgleich (35.) als auch Carlo Sickinger nach einem Freistoß (38.) scheiterten am Jenaer Keeper. So ging es mit dem Unentschieden in die Pause.

Torjubel nach dem 2:1 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Torjubel nach dem 2:1 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Wieder waren es die Gäste, die nach dem Wiederanpfiff die Nase vorn hatten, doch sowohl Justin Gerlach (46.) als auch Dominik Bock (49.) wussten aus ersten Möglichkeiten kein Kapital zu schlagen. Dann war wieder der FCK  am Drücker. Toni Jonjic dribbelte sich von rechts in den gegnerischen Sechzehner und hätte sich mit einer Körperdrehung beinahe gegen zwei Gegenspieler behauptet, doch Pierre Fassnachts Tritt zum Ball traf nur den Fuß des jungen Lauterer Offensivmannes. Schiedsrichter Franz Bokop zeigte ohne zu zögern auf den Punkt. Mads Albaek, nach langer Verletzungspause gestern wieder von Anfang an dabei, signalisierte sofort Verantwortung übernehmen zu wollen. Der routinierte Däne legte sich den Ball zurecht und versenkte die Kugel eiskalt im rechten unteren Eck (54.). Der FCK hatte das Spiel gedreht.

Trifft zum 3:1, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Trifft zum 3:1, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Unerklärlicherweise schien der FCK in der Folge wieder einmal den Offensivfaden zu verlieren, versteifte sich vornehmlich darauf den Gegner vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Das gelang über weite Strecken zwar ganz passabel, dennoch schwelte in den Köpfen die Erinnerung an vorangegangene Partien. Sicher nicht nur bei den Fans auf den Rängen! Unter anderem in den letzten beiden Spielen gegen Zwickau und Fortuna Köln hatte der FCK in der Nachspielzeit beziehungsweise in der Schlussviertelstunde nach einer Führung noch den Ausgleich hinnehmen müssen. Eine Kopfsache, die auch gestern in einigen Szenen für Hektik und Schludrigkeiten sorgte. In der 63. Minute brachte Sascha Hildmann Florian Pick für Toni Jonjic, der sich am Fußgelenk eine Verletzung zuzog, deren Tragweite derzeit noch nicht exakt diagnostiziert werden konnte. „Ich war umgeknickt. Hoffentlich ist nichts am Band“, erklärte der hinsichtlich der eigenen Verletzung sichtlich geknickte Dribbelkünstler. „Aber Hauptsache gewonnen!“ In der 70. Minute hatte Florian Pick seine erste gute Möglichkeit, doch seinen Schuss aus spitzem Winkel konnte Keeper Raphael Koczor noch entschärfen.

Wieselflinker Dribbler, Florian Pick (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Wieselflinker Dribbler, Florian Pick (Foto: www.der-betze-brennt.de)

In der 73. Minute kam Lukas Gottwalt für den ebenfalls angeschlagenen Carlo Sickinger. Beide bis dahin vorgenommenen Wechsel sorgten für Impulse in der Offensive und für weitere Stabilität in der Defensive. Dennoch plagte viele Zuschauer weiter die Furcht, dass es am Ende wieder einmal nicht reichen könnte den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. In der Schlussviertelstunde bauten die Gäste immer wieder Druck auf, fanden jedoch in der vielbeinigen Lauterer Defensive kein Durchkommen. Auch wenn man dem Spiel der Roten Teufel eine gewisse Nervosität nicht absprechen konnte, so verteidigten die Jungs von Sascha Hildmann mit sehr viel Leidenschaft und Aggressivität den eigenen Sechzehner und den eigenen Kasten. Es dauerte allerdings lange, ehe der FCK aus den sich ergebenden Räumen auch Kapital bei Kontern schlagen konnte. Doch kurz vor dem Ende war es dann soweit. Zunächst servierte Dominik Schad von der rechten Seite den Ball mit einem Traumpass genau in den Lauf von Christian Kühlwetter, der nicht lange fackelte und die Kugel am Jenaer Keeper vorbei in die Maschen drosch (87.). Die Vorentscheidung.

Befreiender Jubel, Florian Pick nach seinem ersten Saisontreffer zum 4:1 Endstand (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Befreiender Jubel, Florian Pick nach seinem ersten Saisontreffer zum 4:1 Endstand (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Endgültig den Deckel drauf machte dann der nimmermüde und emsige Florian Pick, der nach einer Balleroberung im Halbfeld das Leder in den Lauf bekam, Richtung Strafraum zog und nach Doppelpass mit dem eingewechselten Theo Bergmann beherzt abzog. Die Kugel zischte halbhoch links ins Tor (88.). Bis zum 27. Spieltag musste der Rückkehrer aus Magdeburg warten, ehe er sich mit einem Treffer für seinen Aufwand selbst belohnen konnte. Dass damit eine Zentnerlast von ihm abgefallen war zeigte sein anschließender Jubel, bei dem er sich die Freude über den ersten Treffer förmlich von der Seele schrie! Kurz nach dem 4:1 war Schluss, der FCK hatte den höchsten Heimsieg der bisherigen Saison eingefahren. Auch dank einer Offensivleistung, die endlich auch mal für Treffsicherheit stand. Dabei überzeugte vor allem Christian Kühlwetter, dessen Entwicklung Woche für Woche die Perspektive aufzeigt, dass hier ein echter Knipser heranreifen könnte. Eine Qualität, die der FCK lange nicht mehr in der Offensivabteilung hatte.

Kollektives Grinsen nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Kollektives Grinsen nach dem Abpfiff (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Einziger Wermutstropfen, nach seiner gestrigen fünften Gelben Karte muss der wieselflinke Lauterer Stürmer am kommenden Mittwoch beim zweiten Auftritt in der Englischen Woche, wenn es vor heimischem Publikum gegen Eintracht Braunschweig geht, gesperrt pausieren. „Schade. Flutlicht – da hätte ich gerne weitergemacht. Mach ich halt am Samstag weiter“, gab sich Christian Kühlwetter entschlossen und kämpferisch. Welche Optionen Sascha Hildmann übermorgen gegen die ebenfalls abstiegsgefährdeten Braunschweiger dann hat, wird die verbleibende Regenerationszeit zeigen, wenn es weiteren Aufschluss über die Blessuren von gestern gibt. Erwarten darf man sicher eine nicht minder engagierte Leistung wie gestern, egal wer in der Startelf steht. Grund genug jedenfalls die Mannschaft auch im zweiten Heimspiel in Folge im Stadion zu unterstützen. Die Mannschaft hätte es verdient, wenn auch an einem Mittwochabend mal wieder mehr als zwanzigtausend den Weg auf den Betzenberg finden würden.

mg


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