Viele leere Worte, wenige erfreuliche Taten

Der FCK sichert sich beim Grottenkick in Cottbus mit Last-Minute-Tor einen Punkt

Gestern wenig effektiv, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Gestern wenig effektiv, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach der Heimpleite gegen Tabellenschlusslicht VfR Aalen am vergangenen Wochenende blieben enttäuschte und genervte Gesichter zurück. Bei abertausenden Fans, aber auch bei der Mannschaft und vor allem beim Trainer. Wiedergutmachung für die Blamage vor heimischem Publikum sollte der Ausflug in die Lausitz zum abstiegsbedrohten FC Energie Cottbus sein. Am Ende stand ein mageres 1:1 zu Buche. In einem grauenhaften Spiel hatte der FCK im ersten Durchgang keine einzige Torchance herausgespielt. Lediglich in der Defensive lieferten die Roten Teufel eine etwas konzentriertere Leistung ab. Doch auch im Abwehrverbund leisteten sich die Schützlinge von Trainer Sascha Hildmann einige riskante Schnitzer. Einzig dem Unvermögen der Hausherren war es zu verdanken, dass der FCK zum Halbzeitpfiff noch keinen Treffer kassiert hatte. Zehn Minuten vor dem Ende verwandelte Jürgen Gjasula einen berechtigten Strafstoß zur Führung der Lausitzer. Jan Löhmannsröben markierte in der 89. Minute nach einer Freistoßflanke von Mads Albaek den späten Ausgleich. Ein Lichtblick für die rund 1.000 mitgereisten FCK-Fans, wenn auch nur ein kleiner.

Kein Durchkommen, dichtes Gedränge vorm Cottbuser tor (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Kein Durchkommen, dichtes Gedränge vorm Cottbuser Tor (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Sascha Hildmann musste gegenüber der letzten Partie notgedrungen zweimal wechseln. André Hainault fehlte aufgrund der fünften Gelben Karte. Für ihn rückte Lukas Gottwalt in die Abwehrkette. Auch Theo Bergmann musste nach seiner Gehirnerschütterung aus der Aalen-Partie pausieren. Für ihn rückte Gino Fechner in die Startelf. Der FCK hatte in Person von Cheftrainer Sascha Hildmann bei seinem Gastspiel in Cottbus Wiedergutmachung für die Heimpleite gegen Aalen angekündigt. „Wir sind alle Fußballprofis und spielen beim 1. FC Kaiserslautern, da haben wir auch Pflichten. Eintausend Fans fahren mit uns nach Cottbus. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und so hoch wie möglich in der Tabelle klettern“, ließ der Trainer Ende der Woche verlauten. Das ließ zumindest darauf hoffen, dass da eine Mannschaft auf dem Platz stehen würde, die vor Tatendrang glüht und die all ihre Potentiale in die Waagschale wirft. Doch die Akteure im roten Dress müssen die Botschaft ihres Trainers wohl überhört haben.

Routinier ohne Fortune, Mads Albaek (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Routinier ohne Fortune, Mads Albaek (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Was der FCK im Stadion der Freundschaft über 90 Minuten ablieferte, war wirklich hart an der Schmerzgrenze. Vor allem für diejenigen, die teilweise schon am Vortag die Anreise zum Auswärtsspiel in Cottbus angetreten hatten, die wieder einmal einen Urlaubstag und viel Geld investiert hatten, um ihrem Herzensverein zu folgen. Die Darbietung der Profikicker des FCK war dafür alles andere als eine angemessene Entlohnung für die Investition. Den Willen konnte man den Akteuren im Dress der Roten Teufel noch nicht einmal absprechen. Doch die Quote an Fehlpässen, die Interpretation und die Ausführung von Standards, die Inspiration für eine Spielidee, Spielkontrolle, Zweikampfverhalten, Übersicht, Konzentration, Präzision, das alles hatte mit Wiedergutmachung nicht viel oder gar nichts zu tun. Bezeichnend, dass der erste Abschluss aufs Tor der Gastgeber in der 51. Minute erfolgte. Mads Albaek beförderte den Ball Richtung Avdo Spahic im Kasten des FC Energie. Ein Schüsschen, das der Schlussmann pflückte wie eine in Zeitlupe zu Boden sinkenden reifen Apfel.

Einen Tick eher am Ball, Dominik Schad (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Zweikampf, Dominik Schad (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Hausherren, die vor einer Woche in Jena unglücklich verloren und auf einem direkten Abstiegsplatz rangierten, agierten zwar auch nicht sattelfest und schienen in der Anfangsphase des Spiels deutlich verunsichert. Aber das war auch der Tabellensituation angemessen. Die Lausitzer ackerten sich dennoch ins Spiel und erarbeiteten sich zumindest Chancen. In der 10.Minute kam Marcelo Freitas aus rund 15 Metern frei zum Schuss, Lukas Gottwalt blockte reaktionsschnell. Jürgen Gjasula schloss eine abgewehrte Freistoß-Hereingabe ab, setzte das Leder aber drüber (29.). Lennart Grill konnte sich in der 36. Minute noch einmal auszeichnen, als er einen Distanzschuss von Marcelo Freitas abwehrte. Der FCK hatte kurz zuvor mit viel Wohlwollen mal eine zehnminütige Phase, in der man mehr vom Spiel hatte und überwiegend der Vorwärtsgang eingeschaltet wurde. Doch im letzten Drittel versagten die fußballerischen Mittel und Weisheiten, so dass sich auf Seiten Gäste auch kein Torabschluss in die Statistik kritzeln ließ. Mit 0:0 ging es in die Pause.

Die rund 1.000 mitgereisten Fans hatten wenig anlass zur Freude (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die rund 1.000 mitgereisten Fans hatten wenig Anlass zur Freude (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach dem Seitenwechsel blieb das Bild unverändert. Not gegen Elend, das würde die Darbietungen noch am treffendsten beschreiben. Mit dem feinen Unterschied, dass der FCK den Hausherren mehr Ballbesitz gestattete nun sich etwas weiter zurückzog. Die wenigen Offensivaktionen der Roten Teufel waren dann nicht dazu geeignet den eigenen Anhang in Verzückung zu versetzen. So mancher wird sich beim ersten faden Abschluss von Mads Albaek in der 51. Minute eher beschämt die Hände vors Gesicht gehalten haben. Nicht viel anders in der 56. Minute, als Florian Pick sich mal ein Herz fasste, aber auch sein Schlenzer stellte für den Keeper der Cottbuser keine wirkliche Gefahr dar. In der 67. Minute ein weiterer Torschuss von Mads Albaek, der aus gut 25 Metern einfach mal abgezogen hatte. Aber auch hier fehlten Präzision und vor allem der nötige Druck hinter dem Leder, um das Tor der Hausherren ernsthaft in Gefahr zu bringen. Doch auch Cottbus machte zu wenig aus seinen wenigen Möglichkeiten. Ein Schuss von Marcello Freitas ging knapp übers Tor (62.).

Versuchts mal, Florian Pick (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Versuchts mal, Florian Pick (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Doch die Gastgeber sollten noch eine hundertprozentige Möglichkeit bekommen und auch verwerten. Nach einem Doppelpass tauchte Lasse Schlüter frei vor Lennart Grill auf. Der Lauterer Keeper warf sich ihm entgegen und brachte den Cottbuser zu Fall. Schiedsrichter Tobias Reichel zeigte auf den Elfmeterpunkt und quittierte die Aktion obendrein mit einer Gelben Karte für Lennart Grill. „Ich musste eine Entscheidung treffen. Entweder ich gehe raus und komm an den Ball oder er steht frei vor mir“, kommentierte Lennart Grill die Szene, die zum Strafstoß führte. Jürgen Gjasula, der übrigens sein Profidebüt ausgerechnet beim 1. FC Kaiserlautern absolviert hatte, übernahm die Verantwortung und drosch den Ball vom Punkt souverän zur Führung ins linke Eck (80.). Erst jetzt schienen die Roten Teufel aufzuwachen. Die erste echte Torchance hatte der kurz zuvor für den enttäuschenden Gino Fechner eingewechselte Elias Huth. Doch dessen Kopfball konnte Keeper Avdo Spahic grade noch zur Seite abwehren (82.).

Auch er gestern mit vielen Fehlern, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch er gestern mit vielen Fehlern, Christian Kühlwetter (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Ein Standard sorgte aus Sicht des FCK-Anhangs letztlich noch für einen einigermaßen versöhnlichen Ausgang des Ausfluges in die Lausitz. Mads Albaek servierte aus halblinker Position eine Freistoßflanke in den Strafraum, Timmy Thiele behauptete sich im Luftkampf, verlängerte das Leder per Kopf direkt auf den Fuß von Jan Löhmannsröben, der nicht lange fackelte und aus kurzer Distanz die Kugel zum Ausgleich in die Maschen jagte (89.). Ausgerechnet ein Standard, möchte man anmerken. Ein Spielelement, mit dem die Roten Teufel schon über die gesamte Spielzeit hinweg in steter Regelmäßigkeit wenig anzufangen wissen. Oder zumindest nicht in der Lage scheinen, mit Kreativität, mit Wucht oder mit beidem den vermeintlichen Vorteil in Tornähe mal in Zählbares zu verwandeln. Über die Qualität der gestrigen Eckbälle hüllt man am besten den Mantel des Schweigens. Nach dem Ausgleichstreffer passierte nicht mehr viel und Schiedsrichter Tobias Reichel pfiff nach 2 Minuten Nachspielzeit die Partie ab.

Jürgen Gjasula verwandelt den Straßstoß zum 1:0 für Cottbus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Jürgen Gjasula verwandelt den Straßstoß zum 1:0 für Cottbus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Einer der wenigen positiven Aspekte der gestrigen Auswärtspartie dürfte der Zeitpunkt des Ausgleichs gewesen sein. So oft schon in dieser Saison hatte der FCK in den Schlussminuten oder gar in der Nachspielzeit noch Punkte liegen lassen. Dieses Mal war das Glück auf der Seite der Roten Teufel. Doch ob das stets mit Glück oder mit Pech zu tun hat, darf man getrost bezweifeln. In den Schlussminuten oder in der Nachspielzeit noch Punkte liegen zu lassen oder mit der nötigen Energieleistung sich den einen oder anderen Zähler doch noch zu schnappen, das hat auch mit der Wucht des Willens zu tun. In der Defensive, wenn es darum geht einen Vorsprung zu verteidigen, in der Offensive, wenn es darum geht einen Rückstand zu egalisieren oder einen Siegtreffer zu markieren. Die Wucht des Willens wird das Team in der kommenden Saison brauchen, wenn man spätestens 2020 aufsteigen will. Aber nicht nur diesen wird sie brauchen.

Wieder mit an Bord, der eingewechselte Toni Jonjic (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Wieder mit an Bord, der eingewechselte Toni Jonjic (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Da der Kader laut Sportdirektor Martin Bader auch in der kommenden Spielzeit im Wesentlichen mit den gleichen Akteuren bestückt sein dürfte, wäre es für die verbleibenden Partien in der laufenden Saison mehr als opportun mal an der Mentalitätsmaschine zu arbeiten. Auch, um diesen einmaligen Fans mal etwas zurückzugeben, an das man sich vielleicht auch gerne mal erinnern würde. Der Grottenkick von gestern wird dazu reichlich wenig Anlass bieten. Wollt Ihr allen Ernstes erst nach der Sommerpause damit anfangen an Eurem Mannschaftscharakter zu arbeiten? Echt jetzt? Wiedergutmachung war in Cottbus angesagt, Wiedergutmachung für die miserable Leistung gegen Aalen. Was abgeliefert wurde, war ein Grottenkick mit Unzulänglichkeiten, deren visuelle Verarbeitung bei vielen Fans mittlerweile seelische Schmerzen nach sich zieht.

Bejubelt seinen späten Treffer, Jan Löhmannsröben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Bejubelt seinen späten Treffer, Jan Löhmannsröben (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch wenn rechnerisch in dieser Saison nicht mehr viel gehen wird, nicht nach oben und nicht nach unten, es wäre an der Zeit, dass Ihr in den verbleibenden fünf Spielen sichtbar und fühlbar alles raushaut. Dass Ihr nicht nur den Willen zeigt, das Maximum an Punktausbeute einfahren zu wollen, sondern dies auch tut. Einfach um Euch schon mal für die kommende Spielzeit zu rüsten und vor allem um bei den Fans ein bisschen seelische Fallpflege zu betreiben. Die Fans werdet Ihr in der kommenden Saison nämlich auch brauchen, wenn wir gemeinsam wieder eine Etage weiter rauf wollen. Also lasst die vielen leeren Worte, strengt Euch an und lasst endlich Taten sprechen.

 

mg


Kommentare

Viele leere Worte, wenige erfreuliche Taten — Ein Kommentar

  1. Mit dieser Mannschaft wird niemals ein Platz unter den ersten 5-6 Plätzen möglich sein. Da sind viele Spiele der untersten Ligen besser anzusehen wie diese untauglichen Fussballer wenn man sie überhaupt so nennen kann.

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