Mit Leidenschaft und Kampf ein Feuer entfacht

Der 1.FCK lässt in hart umkämpfter Partie gegen Darmstadt zwei Punkte liegen

Erntete Zuspruch und schenkte Vertrauen zurück, Marius Müller (Foto: Thomas Füssler)

Erntete Zuspruch und schenkte Vertrauen zurück, Marius Müller (Foto: Thomas Füssler)

Nach der enttäuschenden Auftaktniederlage in Nürnberg, gelang dem 1.FCK am gestrigen Abend zumindest teilweise eine Wiedergutmachung. Immerhin 30.768 Besucher sahen eine umkämpfte Partie mit wenig spielerischen Glanzpunkten auf beiden Seiten. Dafür rassige Zweikämpfe, körperlichen Einsatz und vor allem auf Seiten der Roten Teufel unbändige Leidenschaft! Die entfachte auch auf den Rängen eine phasenweise feurige Kulisse. Der Betzenberg versprühte wieder einmal einen Hauch seiner legendären Atmosphäre. Die auf dem Rasen defensiv ausgerichtete Anfangsformation von Norbert Meier mag nicht jedem gefallen haben. Trotzdem hat der Spielverlauf gezeigt, dass es zumindest ein brauchbares Mittel war, dem favorisierten Bundesligaabsteiger soweit in die Suppe zu spucken, dass die Mannschaft von Thorsten Frings über weite Strecken ihre spielerischen Qualitäten nicht entfalten konnte. Die Truppe um Kapitän Daniel Halfar deutete indessen an, dass noch jede Menge Potentiale in ihr schlummern. Dass dieses Team mit seinen zahlreichen Neuzugängen noch einen Reifeprozess vor sich hat, bei dem am Ende neben kämpferischen Tugenden auch spielerische Akzente stehen könnten.

Immerhin 30.768 Besucher kamen zum Flutlichtspiel (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Immerhin 30.768 Besucher kamen zum Flutlichtspiel (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Was sich die Roten Teufel gestern selbst ankreiden mussten, war bestenfalls der Umstand die Konterchancen nicht sauber genug ausgespielt zu haben, beziehungsweise schon die Ansätze der sich bietenden Spieleröffnungen (noch) zu schlampig umgesetzt zu haben. Kurzum, trotz aller Leidenschaft war auch auf dem Rasen an manchen Stellen immer noch Sand im Getriebe. Übrigens nicht nur auf dem Rasen. Schon lange vor Anpfiff spuckte Murpheys Law den Verantwortlichen des Vereins gehörig in die Suppe. Folgenreiche technische Pannen sorgten für viel Unmut bei den Stadionbesuchern. Mit Öffnung der Stadiontore wurde binnen Minuten sichtbar, dass die neuen Drehkreuze sämtliche Dauerkarten verweigerten. Auch das neue Bezahlsystem mit der Betze-Card zickte technisch gehörig rum. Die Folge waren lange Warteschlangen an den Eingangstoren und an den Zahlstellen zum Kauf und zum Aufladen der Bezahlkarten, die personell für die Auftaktaufgabe, gefühlt und numerisch, viel zu dünn besetzt waren. Die logische Folge waren wütende und aufgebrachte Fans, deren teilweise extrem aggressives Reaktionsgebaren die Situation allerdings nicht besser machte. Wie gesagt, alles was schiefgehen kann, wird schief gehen, sinnierte schon 1949 ein Ingenieur namens Edward A. Murphy.

Echte Bereicherung, Wirbelwind Baris Atik (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Echte Bereicherung, Wirbelwind Baris Atik (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Der 1.FCK hat sich über seine Webseite bereits entschuldigt und wird die Fehler und Pannen analysieren und aufarbeiten, um ähnliches künftig zu vermeiden. Nicht viel anders wird Norbert Meier die gestrigen 90 Minuten auf dem Rasen zusammen mit seinem Funktions-Team nacharbeiten, um für die in den kommenden Wochen anstehenden Partien die richtigen Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen. An einer Stelle hatten die Verantwortlichen bereits vor Wochenfrist deutliche Signale gesetzt und eine Konsequenz gezogen. Marius Müller ist die Nummer 1 zwischen den Pfosten und wird dies auch bleiben. Trotz der Patzer vom vergangenen Wochenende und der hitzigen Diskussionen um seine Ablehnung bei Teilen der Fangemeinde aufgrund seines Wechsels zum ungeliebten Brause-Projekt in Leipzig im vergangenen Jahr. Die überwältigende Mehrheit der Fans stärkte dem Zögling von Gerry Ehrmann den Rücken und unterstrich auch mehrfach akustisch, dass der Anhang mehrheitlich hinter dem auch in der Vergangenheit nicht unumstrittenen Keeper steht. Eins vorweg, der Junge hat seine Sache gestern gut gemacht, wenngleich ihm in einigen Momenten von der Körpersprache, der Gestik und Mimik anzumerken war, dass die Aufregungen der letzten Tage an ihm nicht spurlos vorbeigegangen waren. Leg das bitte schnell ab, Großer!

Daniel Halfar hält drauf, der Ball ist unterwegs zum 1:0 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Daniel Halfar hält drauf, der Ball ist unterwegs zum 1:0 (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Marius Müller war es auch, der auf Lauterer Seite den ersten Glanzpunkt in der Partie setzte. Die erste Viertelstunde des Spiels war geprägt von viel körperlichem Einsatz und feurigen Zweikämpfen. Torraumszenen oder gar Chancen allerdings Fehlanzeige. Dafür musste eine Standardsituation sorgen. In der 16. Minute brachte Tobias Kempe einen Freistoß in den Sechzehner, Artur Sobiech kam in der Spielertraube zum Kopfball und der Lauterer Keeper lenkte den Ball mit einem sehenswerten Reflex noch um den Pfosten. Erst knapp 10 Minuten später kam dann auch der FCK zu seiner ersten Torchance. Leon Guwara zog aus halblinker Position ab und sein satter Schuss pfiff unter dem Raunen der Kulisse nur knapp über den Kasten der Lilien (25.). Das verlangte nach mehr und man hätte der Mannschaft gewünscht, dass sie sich öfter in der Vorwärtsbewegung mutiger in Szene setzt. Die personellen Möglichkeiten sind allemal da.

Jubellauf des Kapitäns, Daniel Halfar nach dem Führungstreffer (Foto: Thomas Füssler)

Jubellauf des Kapitäns, Daniel Halfar nach dem Führungstreffer (Foto: Thomas Füssler)

Dennoch war die Taktik der Meier-Elf bis dahin klar aufgegangen. Mit einer defensiven Dreierkette aus Neuling Benjamin Kessel, Robin Koch und Stipe Vucur, die im Bedarfsfall mit Phillipp Mwene und Leon Guwara zum Fünfer-Riegel aufgerüstet wurde, wollte der FCK kompakt stehen. Die zentrale Schaltstelle davor besetzten Mads Albaek, der zwar auch in Nürnberg nicht mit Bestnoten beehrt wurde, aber dennoch auch gegen den Club einige Lichtblicke bot und Gino Fechner, der gestern Abend mit seinen zarten 19 Jahren eine bärenstarke Partie ablieferte. Kämpfer Daniel Halfar, der quirlige, bissige und ballgewandte Baris Atik sowie der antrittsschnelle Osayamen Osawe sollten den nötigen Druck auf die Darmstädter Viererkette erzeugen, um auch für Rabatz vorm Lilien-Kasten sorgen zu können. Vor allem der nimmermüde Kapitän der Roten Teufel und Osayamen Osawe zwangen die Darmstädter ihren Spielaufbau vor allem in Halbzeit eins mit langen Bällen zu lösen und sogar Keeper Daniel Heuer Fernandes öfter mit einzubinden, als es Thorsten Frings an der Außenlinie lieb gewesen wäre.

Gestern zwar ohne Torerfolg, dennoch viel geackert, Osayamen Osawe (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Gestern zwar ohne Torerfolg, dennoch viel geackert, Osayamen Osawe (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach einer guten halben Stunde hatte der FCK das Spiel gut im Griff. Es fehlten nur die Duftmarken vor dem gegnerischen Tor. Die lieferte in der 39. Minute Daniel Halfar. Phillipp Mwene legte nach sehenswertem Solo für den Kapitän auf, der sich den Ball in Position drapierte und Richtung Tor drosch. Aytac Sulu kam noch leicht mit der Rübe dran und das leicht abgefälschte Leder schlug unter der Latte im Kasten der Lilien ein. Das Stadion avancierte zum Tollhaus. Kurz vor dem Pausenpfiff dann fast noch das 2:0! Bei einem von Daniel eingeleiteten Konter zeigte sich Baris Atik einen Tick zu eigensinnig, sah den mitgelaufenen Leon Guwara nicht. Den geblockten Ball beförderte Gino Fechner nur um Haaresbreite am Kasten vorbei. Der Großteil der Kulisse hatte auch hier den Torschrei bereits auf den Lippen. Mit der knappen Führung ging es in die Kabine.

Ausgleich der Lilien in der 72. Minute (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Ausgleich der Lilien in der 72. Minute (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Im zweiten Durchgang bissen sich die Gäste lange die Zähne an den diszipliniert ackernden Defensivreihen der Lauterer aus. Die Partie wurde stellenweise auch deshalb hitzig, weil vor allem das Schiedsrichtergespann haufenweise fragwürdige Entscheidungen traf. Besonders auffällig dabei das Fahnen-Männlein vor der Nordtribüne. Selten auf Höhe und bei schnellen Spielzügen meist mehrere Meter hinter dem Ball. Da kannst Du einfach nicht sehen, ob das Abseits war oder nicht. Wenn jemand dem Linienkriecher einen Rollator hingestellt hätte, wäre der in mancher Situation wahrscheinlich schneller vorangekommen! Über so manche andere Spielunterbrechung, die der Mann mit der Pfeife zu verantworten hatte, legt man indessen auch besser den Mantel des Schweigens. So ist es auch für ein leidenschaftliches Team nicht einfach einen Sieg einzufahren, wenn man gegen elf generische Akteure und gefühlt drei Männer in schwarz fighten muss.

Hatte in der Nachspielzeit Führung auf dem Fuß, Christopher Moritz (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Hatte in der Nachspielzeit Führung auf dem Fuß, Christopher Moritz (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Offensive Vorstöße der Roten Teufel wurden mit zunehmender Spieldauer seltener und die wenigen Akzente wurden leider zu oft zu unsauber ausgespielt. Die Gäste hatten nun deutlich mehr Ballbesitz. In der 72. Minute dann hatten die Lilien mit einer Offensivaktion Erfolg. Markus Steinhöfer brachte von rechts eine flache Flanke vors Tor, der abseitsverdächtige Jamie Maclaren zog aus kurzer Distanz ab, doch Marius Müller rettete erneut mit einem brillanten Reflex. Der zweite Ball landete nach unübersichtlichem Gewühl bei Wilson Kamavuaka, der aus sieben Metern einnetzte. Keine Chance für den Lauterer Keeper. Nur 2 Minuten später hätte Manni Osei Kwadwo mit einem beherzten Schuss die Roten Teufel wieder in Führung bringen können, verpasste jedoch knapp. Selbst in der Nachspielzeit wäre nochmal was drin gewesen. Christoph Moritz bekam das Leder durchgesteckt und zog freistehend ab, doch der Lilien-Keeper entschärfte mit einer Glanztat den beherzten aber zu wenig platzierten Schuss. So blieb es bis zum Abpfiff beim Remis. Leidenschaft und Kampf wurden letztlich nicht vollends belohnt, aber die Mannschaft hat gestern gezeigt, dass deutlich mehr in ihr steckt, als sie am Spieltag davor gezeigt hat.

Zeichen für Zusammenhalt, die Mannschaft nach der Partie am Zaun (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Zeichen für Zusammenhalt, die Mannschaft nach der Partie am Zaun (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Gebt dem Team Zeit, gebt dem Trainer Zeit und gebt auch vor allem dem Verein Zeit. Vor allem abseits des Rasens kämpft rund um den FCK ein erneut personell abgespecktes Team darum, den eingeschlagenen Konsolidierungsweg umzusetzen, sich bevorstehenden Aufgaben und notwendigen Projekten zu stellen und diese erfolgreich umzusetzen. Wer mal hinter die Kulissen gucken konnte, wird gesehen haben, dass dies teilweise bis ans Limit geht. Es wäre wünschenswert, dass immer alles auf Anhieb funktioniert. Tut es im Leben aber leider nicht immer. Das ist übrigens in tausenden Unternehmen auch abseits des Fußball so. Auch das Motto „Nur zusammen sind wir Lautern“ wird als Prozess zu mehr Geschlossenheit langfristig und nachhaltig nur dann funktionieren, wenn teilweise berechtigte Kritik sachlich vorgetragen wird, wenn man sich zumindest darum bemüht vorab Ursachen, Gründe, Rahmenbedingungen und deren Hintergründe zu hinterfragen, bevor man mit Schaum vor dem Mund unreflektiert und lauthals seinem durchaus verständlichen Unmut Luft verschafft oder alles und jeden erst mal schlecht redet. Damit ist niemand geholfen, am allerwenigsten dem FCK, wo es doch bekanntermaßen vor allem darum geht. Nur der FCK!

mg


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