Leidenschaftslos, emotionslos, planlos, chancenlos

Der 1.FCK unterliegt mit schlechtester Saisonleistung im Südwestderby

Gut gefüllt. Rund 4.500 Fans folgten dem FCK  in den Wildpark (Quelle dbb.de)

Gut gefüllt. Rund 4.500 Fans folgten dem FCK in den Wildpark (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Für die FCK-Fans das Spiel des Jahres im Termin-Kalender. Das Derby beim badischen Rivalen in Karlsruhe. Gut 4.500 Fans begleiteten die Roten Teufel über den Rhein und sorgten für eine stolze Kulisse in der Gästekurve. Was sie geboten bekamen, war indessen schauerlich! Mit 2:0 unterlag der 1.FC Kaiserslautern vor 22.963 Zuschauern im Wildparkstadion. Eine verdiente Niederlage! Ohne Wille, ohne Leidenschaft, ohne Biss und ohne Bindung zum Spiel lieferte der FCK über 90 Minuten das bislang wohl schlechteste Saisonspiel ab und verhalf damit dem taktisch hervorragend eingestellten KSC erstmals seit 9 Jahren gegen die Roten Teufel wieder einen Sieg einzufahren. Derby-Charakter aus Sicht der Lauterer hatte die Partie mit vielen vollmundigen Bekundungen aus den Reihen des Pfälzer Traditionsvereins bestenfalls im Vorfeld und mit der Kulisse auf den Rängen, von der allerdings spätestens nach dem zweiten Karlsruher Tor zu Beginn der zweiten Halbzeit nur noch betretendes Schweigen wahrzunehmen war. Der Gästemannschaft fehlte es am gestrigen Nachmittag an so vielem, wenn nicht gar an allem was notwendig wäre, um ein Fußballspiel zu dominieren oder gar erfolgreich zu gestalten. Erst Recht um die hohe Hürde eines traditionsreichen Derbys für sich zu entscheiden.

Einstimmung. Viel vorgenommen hatten sich die Roten Teufel (Quelle dbb.de)

Einstimmung. Viel vorgenommen hatten sich die Roten Teufel (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Bezeichnend für Unvermögen und dargebotene Spielkultur eine Szene in der 55. Minute als Patrick Ziegler sich seine 3. Gelbe Karte abholte. Bei eigenem Ballbesitz und der Bemühung um Spielaufbau ist ein Karlsruher bei einem halbherzigen Zuspiel gedankenschneller. Der Versuch des 25-jährigen Lauterers den Ball behaupten zu wollen streckt den Gegenspieler nieder. Die Jungs bringen sich mit stümperhaftem Spiel ein ums andere Mal selbst in Situationen, die so unnötig sind wie ein Heizlüfter in der Mittagssonne der Sahara! Symptomatisch auch die Szene, die kurz vor dem Pausentee bereits die Karlsruher Führung brachte. Es war ein Ballverlust von Chris Löwe, die den Badenern die Option des Strafstoßes überhaupt erst ermöglichte. Das war fein gemacht und zeigte einmal mehr wo der Gegner an diesem Tag dem FCK haushoch überlegen war. Die Sicherheit eine unverhoffte Ballbesitz-Situation sofort und schnell in eine erfolgversprechende Offensivsituation umzuwandeln.

Glücklos. Nach zuletzt tollem Comeback bleib auch Marcel Gauß blass (Quelle dbb.de)

Glücklos. Nach zuletzt tollem Comeback bleib auch Marcel Gauß blass (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Sascha Mockenhaupt kann man in der Situation nicht unbedingt einen Vorwurf machen, dass er den flinken Jimmy Hoffer bei seinem schnellen Vorstoß bissig und eng bedrängt. Der Fall des cleveren und erfahrenen Ex-Lauterers indessen fast die logische Konsequenz, auch wenn die entscheidende Situation für manchen im Lauterer Lager fragwürdig anmutete. Schiedsrichter Knut Kircher zeigte ohne zu zögern auf den Punkt. Dimitrij Nazarov ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte platziert zum 1:0. Wer erwartet hätte, dass der FCK dann mit der gebotenen Giftigkeit und Leidenschaft aus der Kabine kam, um die Partie wenigstens in Halbzeit zwei an sich zu reißen, sah sich getäuscht. Die ersten Duftmarken setzten auch hier eher die Karlsruher. So bereits in der 47. Minute als der Ball erneut im Tor der Lauterer lag. Doch Knut Kircher erkannte zu Recht ein vorangegangenes Foulspiel von Jan Mauersberger und pfiff ab.

Souverän. Dimitrij Nazarov verwandelt zum 1:0 (Quelle dbb.de)

Souverän. Dimitrij Nazarov verwandelt zum 1:0 (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Schon drei Minuten später war es dann allerdings so weit. Eine zu kurze Abwehr von Stipe Vucur nutzte Grischa Prömel mit einem beherzten und wuchtigen Distanzschuss aus knapp 20 Metern. Der Ball schlug wie an der Schnur gezogen rechts von Marius Müller im Kasten der Lauterer ein. Konrad Fünfstück mag mit seiner Einschätzung nach dem Spiel ein Stück weit Recht haben, wenn er attestierte, „es wird dann brutal schwierig, gegen eine Mannschaft noch etwas zu holen, die tief und kompakt steht, auf den Ballverlust lauert und die Bälle in die Tiefe spielt“. Schwierig schon, aber nicht unmöglich. Seit Jahren fühlt es sich an, als begegneten zahllose Gegner dem FCK explizit mit dieser Spielkultur. Kaum eine Begegnung, in der man nicht genötigt wäre einen Abwehrriegel zu knacken, ein Defensivbollwerk auszuhebeln oder zu entzaubern. Es ist gewiss schwierig für eine derartige Spielweise „die“ eine Lösung zu finden und es ist müßig sich für gestern festzulegen, was passender gewesen wäre. Anrennen? Überlaufen? Entzaubern? Durchtanken? Kombinieren? Hohe Bälle? Flache Bälle? Flügelspiel?

Erfolglos. Keiner der Lauterer Stürmer überzeugte gestern (Quelle dbb.de)

Erfolglos. Keiner der Lauterer Stürmer überzeugte gestern (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Egal was, man muss es auch beherrschen und über Wochen und Monate eine Spielkultur entwickeln, bei der die Protagonisten einer Startelf in der Lage sind, sich auf Gegebenheiten nicht nur einzustellen, sondern auch im Kollektiv eine Lösung zu erarbeiten, wenn eine Ausgangs-Strategie mal nicht aufgeht. Eine Strategie, die Chancen auf Erfolg hat. Selbst wenn es die hölzerne Lösung eines dreckigen Kampfspiels wäre. Gestern jedoch hatte man als Beobachter das Gefühl, da fällt gar keinem was ein! Es gab schon FCK-Mannschaften, die nach einem 0:2 Rückstand ihr Herz in die Hand nahmen und sich mit aller sichtbaren Wucht gegen eine Niederlage stemmten. Manchmal sogar mit Erfolg so ein Ding sogar noch zu drehen. Das eben was die Fans zumindest sehen und spüren wollen. Aber gestern fehlte ja nicht nur diese typische Derby-Haltung. An eben diesem sichtbaren Engagement, an der Leidenschaft, am Willen. Es fehlte auch nicht nur am Beherrschen einer Spielkultur. Es fehlte auch – und das mutet besonders erschreckend an – am fußballerischen Rüstzeug, an den Grundfertigkeiten, die dem Spiel die Würze geben.

Euphorie. Karlsruher Jubel nach dem 2:0 (Quelle dbb.de)

Euphorie. Karlsruher Jubel nach dem 2:0 (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Die meisten langen Bälle, die das Spiel schnell und gefährlich machen sollten, meist wirkungslos verpufft und den Empfänger gar nicht erst erreicht. Die zweiten Bälle, überwiegend verloren oder stümperhaft abgegeben, weil nicht dreckig genug nachgesetzt. Das Pass-Spiel, zu ungenau, unkonzentriert und meist auf einem Niveau, das selbst einer zweiten Liga nicht würdig scheint. Der Druck im Spiel, kaum vorhanden, weil natürlich auch der Gegner gut stand, geschickt agierte und die eigene Spielidee hier gegen keine Lösung fand. Die Standards, zu harmlos, weil zu wenig variantenreich und zu ungenau ausgeführt. Die Treffsicherheit, gestern bedeutungslos bei dem Mangel an erarbeiteten Chancen. Einige der Protagonisten im roten Dress fanden nach der Partie auch deutliche Worte. Vor allem Marius Müller schüttete unverhohlen sein Herz aus. „Es sah aus meiner Perspektive scheiße aus, was wir hier abgeliefert haben und das im Derby, in dem es für den ganzen Verein um viel geht“.

Frustriert. Mannschaft... (Quelle dbb.de)

Frustriert. Mannschaft… (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Wie wahr, vor allem die Fans fiebern doch bereits Wochen vorher mit und werden auch im Tages-Allerlei in den Wochen danach mit so einem Spiel konfrontiert. „Hier geht’s um Stolz und Ehre. Dass man so spielt ist Wahnsinn. Ich kann mir nicht erklären, warum wir so auftreten“, sprach Marius Müller vielen Beobachtern im Lauterer Lager aus der Seele. „Ich spiele mein Leben lang beim FCK. Mir bedeutet es verdammt viel, solche Spiele nicht so zu verlieren“, bekannte Marius Müller frustriert. Ähnliche Töne zwar auch von Kapitän Daniel Halfar oder Sascha Mockenhaupt, die sich auch selbstkritisch in die Pflicht nahmen. Es ehrt die Jungs nach einer Partie öffentlich so viel Selbstkritik nach außen zu tragen. Das könnte man sich sparen, wenn man über 90 Minuten nicht so agiert wie gestern. Die Fan-Seele ist einmal mehr angekratzt, mehr noch, sie ist tief getroffen und gedemütigt. Derby verloren, das kann mal passieren, aber nicht so! Was wurde in den Tagen vor der Partie alles bekundet und gar versprochen (…die Zuschauer dürfen sich auf ein spannendes Spiel freuen…). Was wurde alles an Vorschusslorbeeren in die Waagschale geworfen.

...und Fans nach dem desolaten Auftritt (Quelle dbb.de)

…und Fans nach dem desolaten Auftritt (Quelle: www.der-betze-brennt.de)

Nichts davon konnte auch nur annähernd gehalten werden. Weit über 4.000 Fans folgten der Truppe ins Wildparkstadion. Was glaubt Ihr denn wie viele davon die Reise bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit noch einmal antreten würden? Was glaubt Ihr denn wie viele von denen am kommenden Freitag gegen Bielefeld ins heimische Stadion pilgern? Am kommenden Dienstag steht schon die nächste Herausforderung im DFB-Pokal beim VfL Bochum an. Es bleibt also nur kurz Zeit die Wunden zu lecken. Vielleicht kommt ein Pokalspiel jetzt gerade richtig, wenn es um alles oder nix geht. Eigentlich ideal um eine Reaktion zu zeigen. Aber bitte ohne vollmundige Bekenntnisse im Vorfeld. Wenn jedoch in den kommenden Wochen beim FCK nicht wenigstens die Spielmentalität einen erkennbar leidenschaftlicheren und die Spielkultur einen signifikant sattelfesteren und variableren Anstrich bekommen, dann geht der Blick für den Rest der Saison nur noch in eine Richtung, nach unten! Wie viele leidgeprüfte Fans dann dabei noch mitziehen werden, das kann man sich an fünf Fingern abzählen.

mg


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