Hinten zu löchrig, vorne zu harmlos, überall zu wenig

Der 1.FC Kaiserslautern verliert im Breisgau nach enttäuschender Leistung mit 2:0

Rund 2.200 treue Fans waren im Breisgau dabei (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Rund 2.200 treue Fans waren im Breisgau dabei (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es war die Szene, bei der dem FCK-Anhang die Laune im Halse stecken blieb und die den Fans der Roten Teufel die Hände vors Gesicht trieb. Schon kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit agierte der SC Freiburg erneut forsch, aggressiv und mit diszipliniertem Pressing. Marcel Gaus verlor im Mittelfeld an der Außenlinie den Ball an Pascal Stenzel. Die Freiburger schalteten den Offensivgang ein. Der angespielte Florian Niederlechner arbeitete sich nahezu unbedrängt Richtung Strafraumgrenze und zog aus 18 Metern in halbrechter Position ab. Der wuchtige Schuss setzte kurz vor dem aufnahmebereiten Marius Müller noch einmal auf, der Ball verschwand für einen Moment zwischen Brustkorb und angewinkelten Armen des Lauterer Keepers – und rutschte ihm dann aus den Armen zwischen den Beinen durch um fast in Zeitlupe weiter Richtung Torlinie zu kullern und im Tor zu landen. Der SC Freiburg führte 2:0! „Wenn ein Torwart einen Fehler macht, dann ist der Ball halt meistens drin“, analysierte noch vor Wochenfrist Gerry Ehrmann bei der FCK-Hautnah Veranstaltung in Waldsee. Da spielte es schon keine Rolle mehr, dass eben dieser Marius Müller es war, der mit teils waghalsigen und reflexartigen Glanzparaden schon im ersten Durchgang dafür sorgte, dass die teils nachlässigen und pomadig auftretenden Kollegen im Dress der Roten Teufel nur mit einem Rückstand von einem Tor in die Kabine gingen.

"Null-Komma-Null Zugrif aufs Spiel! - auch nach der Partie selbstkritisch; Marcel Gaus Foto: www.der-betze-brennt.de

„Null-Komma-Null Zugrif aufs Spiel! – auch nach der Partie selbstkritisch; Marcel Gaus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

„Wir haben heute vor allem in der ersten Halbzeit Null-Komma-Null Zugriff aufs Spiel gehabt“, resümierte auch Marcel Gaus nach dem Abpfiff der Partie die enttäuschende Mannschaftsleistung beim Aufstiegsanwärter aus dem Breisgau. In die gleiche Kerbe stieß auch Tim Heubach nach dem Schlusspfiff. „Wir kamen überhaupt nicht ins Spiel heute. Wir haben einfach nicht gut gespielt und das muss man auch ganz klar mal so ansprechen“, übte der blonde Innenverteidiger, der wenigstens noch näherungsweise Normalform ablieferte, deutliche Selbstkritik am eigenen Spiel. In der Tat zeigten die Breisgauer vom Anstoß weg, das was der FCK über 90 Minuten weitgehend vermissen ließ. Druckvolles und aggressives Pressing, konsequentes und schnörkelloses Defensivverhalten, ballsichere Kombinationen aus der Abwehr heraus und bis in die Spitzen, variables Spiel schon beim Spielaufbau und in der Bewegung nach vorne. Bezeichnend, dass schon zum Pausenpfiff 12 Freiburger Torschüssen lediglich 3 auf Seiten der Lauterer gegenüber standen. Allein Marius Müller war es zu verdanken, dass die Truppe von Konrad Fünfstück nicht schon aussichtslos ins Hintertreffen geraten war. Speziell die Szene als nach einem erneuten Ballverlust durch Alexander Ring, der an diesem Tag glänzend aufgelegte Florian Niederlechner eigentlich durch war, ließ den über 2.000 mitgereisten Lauterer Fans das Blut in den Adern gefrieren. Marius Müller warf sich beherzt in den aus halblinker Position geschossenen Ball und vereitelte eine frühe Vorentscheidung (22.).

Auch die beiden Spitzen Kacper Przybylko und Jon Dadi Bödvarsson waren gestern wirkungslos Foto: www.der-betze-brennt.de

Auch die beiden Spitzen Kacper Przybylko und Jon Dadi Bödvarsson waren gestern wirkungslos (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Schon in der 19. Minute hätte sowohl Vincenzo Grifo per Freistoß als auch in der 21. Minute Karim Guedé nach einem ebenso nachlässigen Ballverlust im Mittelfeld die frühe Freiburger Führung aus der 8. Minute zu einem komfortablen Vorsprung ausbauen können. Doch in beiden Situationen parierte Marius Müller und bügelte die „Einladungen“ seiner Vorderleute gekonnt aus. Aber es hat ja auch einen Grund warum Gerry Ehrmann unserer aktuellen Nummer 1 attestiert, er si einer der besten Torhüter, die er jemals trainiert habe. Daran ändert auch der vermeidbare Lapsus nichts, der zum zweiten Tor der Freiburger führte. Machtlos indessen war der Torwart bei eben dieser frühen Führung in der 8. Spielminute. Der zögerliche Mateusz Klich wurde von gleich zwei Freiburgern beim Spielaufbau vor dem eigenen Sechzehner gestellt und erfolgreich gestört. Den abgefangenen Ball nahm Nicolas Höfler dankend an, zog zielstrebig in den Strafraum und schob aus kurzer Distanz das Leder links am machtlosen Marius Müller vorbei ins Netz. Der düpierte Mateusz Klich blieb chancenlos beim Hinterherhecheln und konnte den Freiburger beim Abschluss nicht mehr entscheidend stören. Denkbar, dass damit schon das komplette Konzept von Trainer Konrad Fünfstück über den Haufen geworfen war. Man wollte auf jeden Fall vermeiden die Freiburger Offensive zur Entfaltung kommen zu lassen. Die eigene Defensive, in der Sascha Mockenhaupt für den gelb gesperrten Stipe Vucur in der Anfangsformation stand, schien sich abwartend und auf Sicherheit bedacht ins Spiel hinein arbeiten zu wollen. Mit dem frühen Pressing der Freiburger kamen die Defensivreihe und die Mittelfeldakteure des FCK allerdings in keiner Phase des Spiels klar und konnten dem eigenen Spiel auch kaum eigene Akzente oder Impulse verleihen.

Auch von Flügelflitzer Jean Zimmer ging wenig Gefahr aus Foto: www.der-betze-brennt.de

Auch von Flügelflitzer Jean Zimmer ging wenig Gefahr aus (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Dennoch waren auch die Roten Teufel nicht ohne Chancen. Kurz vor dem Pausenpfiff hätte Marcel Gaus durchaus egalisieren können, nachdem Jean Zimmer mal auf der linken Seite durch war und der Ball im Strafraum flach in den Rücken der Freiburger pfiff. Allerdings wurde der Lauterer beim Abschluss noch so entscheidend gestört, dass das Leder knapp über das Tor strich. Auch im zweiten Durchgang hatten die heimstarken Freiburger deutlich mehr vom Spiel und auch deutlich mehr Torchancen. Die beste Lauterer Möglichkeit hatte noch Markus Karl, der einen satten Distanzschuss aufs Tor von Keeper Alexander Scholow drosch. Der Ball schlug nur wenige Zentimeter neben dem Pfosten ans Außennetz. Aus der Distanz betrachtet, darf man aus Lauterer Sicht getrost von einem Totalausfall sprechen. Zu wenig wurde investiert, was den Freiburgern hätte Paroli bieten können. Die kurzen Phasen oder Spielszenen, wo man sich leichte Vorteile verschaffte, reichten bei weitem nicht aus, um die Breisgauer in wirkliche Verlegenheit zu bringen. Vor allem weil Ballsicherheit fehlte, weil sich technische Unzulänglichkeiten offenbarten, weil keine Spielidee sichtbar wurde, weil der signifikante Wille, die Körpersprache und die Leidenschaft fehlten. Dabei hatte der FCK in der Fremde in der laufenden Saison speziell auswärts schon so manche Duftmarke gesetzt. So als man beim damaligen Tabellenführer in Bochum rotzfrech die 3 Punkte von der Castroper Straße mitnahm, oder als in Leipzig beim übermächtigen, millionenschweren und verhassten Brause-Projekt ein Überraschungssieg gelang, oder man in Fürth bei der dortigen Spielvereinigung nach einem 0:2 Rückstand die Partie noch mit 4:2 für sich entschied. Alle Stärken, Tugenden und Fertigkeiten aus den drei genannten Partien glänzten gestern in Südbaden mit Abwesenheit.

Vierte Gelbe Karte für Markus Karl Foto: www.der-betze-brennt.de

Vierte Gelbe Karte für Markus Karl (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es wäre daher auch zu einfach die gestrige Niederlage lediglich auf die beiden individuellen Fehler zu projizieren, die zu den Freiburger Treffern führten. Das Team von Konrad Fünfstück hat gestern viel zu wenig investiert und hat zu weit unter den wirklichen Möglichkeiten gespielt. Da darf auch nicht als Ausrede gelten, dass mit den Gelb-Sündern Stipe Vucur und Ruben Jenssen sowie dem nach gelb-roter Karte gesperrten Daniel Halfar gleich drei Leistungsträger fehlten. Gerade in solchen Spielen müsste trotz fehlender Spielpraxis von den bisherigen Bankdrückern mehr kommen. Wenn schon nicht im Sinne von fußballerischer Qualität, dann doch zumindest in punkto Einsatz und Leidenschaft. Die Mannschaft kann mehr, das wissen alle im Kader, aber dann muss man das auch mal abrufen.

Alles andere als zufrieden; Konrad Fünfstück Foto: www.der-betze-brennt.de

Alles andere als zufrieden; Konrad Fünfstück (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Allerdings läuft auch der ein oder andere aus dem Kader schon seit längerer Zeit seiner Form hinterher. Zumindest dürften Akteure wie Alexander Ring, Marcel Gaus oder André Formitschow mit ihren bisherigen Einsätzen ganz und gar nicht zufrieden sein. Auch ein Jean Zimmer würde sich sicher wünschen seine individuelle Klasse konstanter so aufblitzen zu lassen, wie es noch in der Spielzeit davor der Fall war. Haben bei den letzten Heimpartien gegen Union Berlin und gegen den 1.FC Heidenheim nur wenige Minuten gefehlt, um das Punktekonto auszubauen, so waren es gestern ganz einfach satte 90 Minuten an Präsenz, die gefehlt haben um auch nur wenigstens einen Zähler aus dem Breisgau mitzunehmen.

Enttäuschung nach dem Abpfiff auf allen Seiten im Lauterer Lager Foto: www.der-betze-brennt.de

Enttäuschung nach dem Abpfiff auf allen Seiten im Lauterer Lager (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es bleiben nur zwei Tage, um sich zu schütteln. Am kommenden Dienstag gastiert der TSV 1860 München auf dem Betzenberg. Die haben nichts zu verschenken und wollen im Abstiegskampf weiter Boden gut machen. Der 1.FCK hatte vor der Partie in Freiburg mit 2 Siegen und 3 Unentschieden im Rahmen der gebotenen sportlichen Möglichkeiten eigentlich eine ganz passable Bilanz. Wenn zumindest die Rückrundenbilanz wieder einen etwas glanzvolleren Anstrich bekommen soll, dann müssen am Dienstag vor heimischem Publikum drei Punkte her. Andernfalls verkommt auch die Rückrunde zu einem eher traurigen Bild der Mittelmäßigkeit. Vor allem aber würden sich bei einer neuerlichen Pleite im Fritz-Walter-Stadion auch die Zuschauer weiter vom Geschehen abwenden. Aber nicht nur mal eben die Hände vors Gesicht schlagen, weil einem der Jungs da unten auf dem Rasen mal grade wieder ein mordsmäßiger Bock passiert ist.

mg


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