Glutofen auf dem Rasen, Hölle auf den Tribünen

Der 1.FCK nimmt bei der Premiere in Großaspach verdient einen Punkt mit

Aus spitzem Winkel zum Ausgleich abgezogen, Lukas Spalvis (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Aus spitzem Winkel zum Ausgleich abgezogen, Lukas Spalvis (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Erstmals in ihrer Fußballgeschichte trafen gestern die SG Sonnenhof Großaspach und der 1.FC Kaiserslautern in einem Punktspiel aufeinander. Die aktuelle Wetterlage mit Temperaturen weit jenseits der 30 Grad sorgte für schwierige Rahmenbedingungen, die den Akteuren auf beiden Seiten physisch alles abverlangte. Das Spielfeld glich über die 90 Minuten einem Glutofen! Derweil bot die Fangemeinde des 1.FCK eine höllisch heiße Kulisse. Mehr als 6.000 Lauterer Fans, die den Roten Teufel zu ihrem Gastspiel in die schwäbische Provinz gefolgt waren, sorgten stimmgewaltig für eine Heimspielkulisse in der Fremde. Am Ende hieß es 1:1 Unentschieden. Die Hausherren waren in der 24. Minute durch einen sehenswerten Treffer in Führung gegangen. Timo Röttger düpierte den unentschlossenen Jan-Ole Sievers mit einem gekonnten Heber. Mit einem sauberen Zuspiel schickte Julius Biada in der 39. Minute Lukas Spalvis in den gegnerischen Strafraum. Der Litauer umkurvte Keeper Kevin Broll und brachte aus spitzem Winkel die Kugel zum Ausgleich im Netz unter.

Prall gefüllter Gästeblock (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Prall gefüllter Gästeblock (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Euphorie am Betzenberg war und ist nach dem Auftaktsieg gegen den TSV 1860 München am vergangenen Wochenende ungebrochen hoch. Nicht ganz 3.000 Tickets hatten die Gastgeber in die Pfalz geschickt. Weit mehr als sie nach den Statuten hätten zur Verfügung stellen müssen. Binnen weniger Tage war das Kontingent vergriffen. Aber die FCK-Fangemeinde hat sich auch für das erste Auswärtsspiel in der dritten Liga wie schon oft in der Vergangenheit übertroffen. Der Anhang der Roten Teufel hatte sich natürlich (wieder einmal) auch über Verkaufswege eingedeckt, die eigentlich nicht die Gästefans adressieren sollten. Das reisefreudige Pfälzer Fußballvolk fiel mit locker 6.000 Anhängern in der schwäbischen Gemeinde ein, die selbst nur rund 8.000 Einwohner zählt.

Auch die Gegengerade "gehörte" dem Lauterer Anhang (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch die Gegengerade „gehörte“ dem Lauterer Anhang (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Das lediglich 10.001 Zuschauer fassende schmucke Stadion im Sportpark Fautenhau war fest in Lauterer Hand und mit offiziell 9.500 Zuschauern restlos ausverkauft. Bereits Stunden vor dem Anpfiff herrschte Ausnahmezustand auf dem Weg zu dem idyllisch gelegenen Sportgelände in der Randlage von Aspach. Mit Öffnung der Stadiontore füllten sich die Tribünen und langsam wurde sichtbar, dass es an diesem Tag keinen Tribünenteil geben sollte, auf dem der FCK nicht vertreten gewesen wäre.

Der FCK ging bei sengender Hitze mit Elan in die Partie und begann druckvoll. Spielerisch war der FCK in der Anfangsviertelstunde zwar überlegen. Die gegenüber der Vorwoche unveränderte Anfangsformation ließ den Ball laufen, strahlte Sicherheit aus, vermochte aber gegen tief stehende Hausherren wenig Inspiration aufkommen lassen den Abwehrriegel der diszipliniert arbeitenden Gastgeber zu knacken.

Auch gestern wieder hinten sicher, nach vorne treibende Kraft, Janek Sternberg (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch gestern wieder hinten sicher, nach vorne treibende Kraft, Janek Sternberg (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die lauerten indessen auf Fehler der Roten Teufel und hatten mit ihren quirligen Angreifern Timo Röttger und Mike Owusu immer wieder auch Unruheherde gegen die kantigen und hochgewachsenen Abwehrakteure des FCK. So konnte letzterer in der 11. Minute, von seinem Sturmpartner in Szene gesetzt, fast unbedrängt zu einem beherzten Schuss ansetzen. Janek Sternberg warf sich im letzten Augenblick dazwischen und blockte den Ball mit letztem Einsatz. Auf der Gegenseite waren Gino Fechner und Mads Albaek immer wieder bemüht den FCK-Motor auf Touren zu halten und Bälle nach vorne zu verteilen. So kam der FCK zu seiner ersten guten Gelegenheit, als Mads Albaek steil Lukas Spalvis bediente, der für Hendrik Zuck servierte, doch dessen Linksschuss konnte Keeper Kevin Broll parieren.

Überraschend dann die Führung für die Hausherren. Ein langer Ball erreicht den emsigen Timo Röttger vor Kevin Kraus, der von der linken Strafraumkante aus erkannte, dass sich Jan-Ole Sievers unentschlossen zeigte, einen feinen Heber ansetzte und die Kugel über den verdutzten Lauterer Torwart hinweg im Netz versenkte (24.).

Je eine Trinkpause pro Halbzeit. Bitter nötig (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Je eine Trinkpause pro Halbzeit. Bitter nötig (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Bei brütender Hitze kalt erwischt! Trainer Michael Frontzeck mochte der Lauterer Nummer eins jedoch keinen Vorwurf machen. „Das haben wir in dem Moment schlecht verteidigt“, sah der Cheftrainer die Ursache für den Treffer bereits im Vorfeld. So sah es auch die Kulisse, die den Keeper der Roten Teufel lautstark mit „Sievers, Sievers, Sievers“-Rufen moralisch wieder aufzurichten versuchte. Der FCK war nun bemüht mehr Druck zu erzeugen. Nach vorne gepeitscht von tausenden Kehlen, die jede auch nur im Ansatz gelungene Aktion, jeden kämpferischen Einsatz mit brachialer Akustik honorierten. In der 39. Minute belohnte sich der FCK mit dem vielleicht schönsten Spielzug der Partie. Julius Biada nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich in der für ihn fast unnachahmlichen Art auf engstem Raum und legt den Ball direkt und zentimetergenau in den Lauf von Lukas Spalvis, der mit schnellem Antritt in den gegnerischen gestartet war. Der Litauer nahm die Kugel mit, zog beherzt nach links, umkurvte Keeper Kevin Broll, zog aus spitzem Winkel ab und jagte das Leder in die Maschen. Mit dem Ausgleich, ein explosionsartiger Torschrei, wie ihn die kleine Arena in ihrer Geschichte nicht oft erlebt haben dürfte.

Mehrfach in der Kritik, Schiri Robert Hartmann (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Mehrfach in der Kritik, Schiri Robert Hartmann (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Mit dem Unentschieden ging es in die Kabine. Der FCK dominierte nach dem Wechsel weiter spielerisch. Die Mannschaft von Michael Frontzeck ließ lediglich die Kreativität vermissen, den Abwehrverbund mit Entschlossenheit und vor allem Treffsicherheit zu überwinden. Die sich bietenden Chancen waren nicht entscheidend genug. In der 56. Minute kam Kevin Kraus nach einem Freistoß von Florian Dick über die Latte. Eine Hereingabe von Christoph Hemlein verpasste Hendrick Zuck am langen Pfosten nur knapp (58.). Wenig später erneut Aufregung vor dem Großaspacher Tor. Christoph Hemlein schlug einen maßgeschneiderten Pass über fast 40 Meter, Lukas Spalvis legte den Turbo ein, nahm den Ball gekonnt mit, setzte sich dabei gegen Korbinian Burger durch und scheiterte doch in aussichstreicher Position am aufmerksamen Kevin Broll (60.).

Dicke Chance liegen lassen, Lukas Spalvis (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Dicke Chance liegen lassen, Lukas Spalvis (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Der FCK wollte den Sieg, musste aber Mitte der zweiten Hälfte auch ein Stück weit der Hitze Tribut zollen. Mit einem Doppelwechsel (Timmy Thiele für Lukas Spalvis und Florian Pick für Hendrik Zuck) brachte Michael Frontzeck in der 70. Minute frische Kräfte. Nur knapp 5 Minuten später mit der Einwechslung von Elias Huth für Julius Biada eine weitere Offensivkraft. In der Schlussphase ließen auf beiden Seiten Kräfte und Konzentration zwar nach, doch ein weiterer Treffer lag auf beiden Seiten immer noch in der Luft. Der eingewechselte Makana Baku auf Seiten der Hausherren, verfehlte das lange Eck (80.). In der Schlussminute noch einmal zwei Eckbälle für Lautern, getreten von Florian Dick. Die erste verpuffte, bei der zweiten kam André Hainault aussichtsreich zum Kopfball, doch der Aufsetzer des Kanadiers strich knapp über das Tor. So blieb es nach drei Minuten Nachspielzeit beim 1:1 Unentschieden.

Leidenschaftlicher Einsatz, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Leidenschaftlicher Einsatz, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

„Wir hätten hier heute gewinnen müssen“, trauerte Cheftrainer Michael Frontzeck nach dem Abpfiff angesichts der spielerischen Überlegenheit und der mangelnden Chancenverwertung den beiden liegen gelassenen Punkten nach. „So Spiele werden öfter auf uns zukommen“, resümierte Kapitän Florian Dick. Dennoch sei man mit der Mentalität sowie der Art und Weise, wie das Spiel angegangen wurde auf dem richtigen Weg. Natürlich passt noch nicht alles. An einigen Stellen, in manchen Phasen fehlt noch die Präzision, fehlt noch die Intuition die Laufwege des oder der Kollegen schneller zu antizipieren. Aber auch mehr Sicherheit im Abschluss hätte den Akteuren im Dress des FCK gestern besser zu Gesicht gestanden. Es wartet noch viel Arbeit auf Trainerteam und Mannschaft.

Der Dank der Mannschaft an die Fans (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Der Dank der Mannschaft an die Fans (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Am kommenden Dienstag folgt nun der zweite Teil der englischen Wochen. Der 1.FCK empfängt am heimischen Betzenberg mit Preußen Münster einen weiteren Traditionsverein. Man darf gespannt sein, wie sich die Münsteraner schlagen werden. Am ersten Spieltag in der Fremde mit einem Auswärtssieg gestartet. Die Heimpremiere am gestrigen Samstag vermasselt und gegen Jena mit 1:2 baden gegangen. Es wird bei der Anstoßzeit unter der Woche nicht die Kulisse sein, die den FCK am ersten Spieltag getragen hat. Aber alle, die am Dienstag den Weg ins Fritz-Walter-Stadion finden, werden alles reinwerfen, auch in dieser Partie der Mannschaft eine höllisch heiße Kulisse zu bieten, egal was das Thermometer anzeigen wird.

mg


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