Gewonnen hatten nach dem Schlusspfiff alle

Benefizspiel in Oppau spielt rund 19.000 Euro für guten Zweck ein

Klein aber obenauf, Baris Atik beim Kopfball (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Klein aber obenauf, Baris Atik beim Kopfball (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Gut 2.000 Zuschauer waren am Donnerstag in den Ludwigshafener Stadtteil Oppau zum Sportgelände am Güterbahnhof gepilgert. Dort gastierte der 1.FC Kaiserslautern gegen den Landesligisten BSC Oppau. Wie schon 2015, als die Profikicker vom Betzenberg bei einem Benefizspiel eine stattliche Summe für die Opfer der Gasexplosion im Jahr 2014 einspielten. Auch in diesem Jahr stand ein wohltätiger Zweck im Mittelpunkt des sportlichen Kräftemessens. Der Erlös ging komplett an die Einrichtung „Mama/Papa hat Krebs“ der rheinland-pfälzischen Krebsgesellschaft, die sich um Kinder krebskranker Eltern kümmert. Bereits seit 2009 unterstützt der 1.FCK die Initiative im Rahmen seines Sozialprojektes „Betze-Engel“. Rund 19.000 Euro waren am Ende des Tages zusammengekommen, die unter den Ortsgruppen in Ludwigshafen und Kaiserslautern aufgeteilt werden.

Torschütze und neuer Pate von "Mama/Papa hat Krebs e.V.", Philipp Mwene (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Torschütze und neuer Pate von „Mama/Papa hat Krebs e.V.“, Philipp Mwene (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

In beiden Städten stehen prominente Paten aus dem Fußball-Business hinter der Initiative. In Ludwigshafen engagiert sich der in der Anilin-Stadt geborene Nationalspieler André Schürrle, der seit der letzten Saison als Linksaußen für Borussia Dortmund kickt und der auch die Schirmherrschaft für das Benefizspiel mit übernommen hatte, für das Projekt, das sich um Kinder kümmert, bei denen die Krebsdiagnose eines Elternteils das Leben aus den Fugen gerissen hat. André Schürrle, der sich nach seiner jüngsten Verletzung aktuell in der Reha befindet, konnte nicht persönlich vor Ort sein und wurde von seinem Vater Joachim Schürrle vertreten. Allerdings hat der sympathische Kicker, dessen Profi-Karriere in Mainz begann und der über Stationen in Leverkusen, Chelsea und Wolfsburg den Weg zum Ruhrpott-Club mit den schwarz-gelben Trikots gefunden hatte, bereits im Vorfeld mit einer stattlichen privaten Spende zum finanziellen Erfolg der Veranstaltung beigetragen.

Freute sich schon im Vorfeld auf die Partie in Ludwigshafen, Trainer Norbert Meier (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Freute sich schon im Vorfeld auf die Partie in Ludwigshafen, Trainer Norbert Meier (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

In Kaiserslautern ist seit Saisonbeginn Philipp Mwene neuer Pate für „Mama/Papa hat Krebs“. Vor ihm waren dort bereits die FCK-Kicker Martin Amedick und Tim Heubach, dessen Vertrag nach Ende der letzten Saison nicht verlängert wurde, als Pate und Botschafter engagiert. „Ich habe keine Sekunde gezögert, als mich die Verantwortlichen des FCK fragten, ob ich das machen würde“, ließ der sympathische quirlige Kicker mit dem österreichischen Akzent im Gespräch durchblicken. Er freue sich auf die Aufgabe und investiere gerne auch außerhalb des Fußballgeschehens einen Teil seiner Freizeit für so ein tolles Projekt. „Das ist für mich Ehrensache und auch eine emotionale Geschichte, bei der ich gerne mithelfe“, kommentierte Philipp Mwene seine Entscheidung sich als Pate einzubringen. Selbstredend, dass auch er Schirmherr des Benefizspiels in Oppau war. Auch Cheftrainer Norbert Meier freute sich schon im Vorfeld auf die Idee hinter der Partie. Es sei eine Selbstverständlichkeit sich grade in der Region immer wieder zu engagieren. Außerdem sei es auch der Persönlichkeitsentwicklung seiner Schützlinge zuträglich, dass alle sich bei dem Anlass auch mal ein paar Gedanken machen können, wie privilegiert sie seien. „Als Fußballer und vor allem weil wir gesund sind“.

Nach langer Verletzung wieder dabei, Kacper Przybylko (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Nach langer Verletzung wieder dabei, Kacper Przybylko (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Auf die Beine gestellt und medial unterstützt hatte das Benefizspiel die Tageszeitung „RHEINPFALZ“, die sich seit 23 Jahren für Projekte dieser Art einsetzt und seit Wochen Werbung für die Partie und den sozialen Zweck gemacht hatte. Besonders ins Zeug gelegt hatte sich im Rahmen von Organisation und Vorbereitung auch BSC-Sportvorstand Horst Mempel, der bei dem Ludwigshafener Vorstadtclub längst eine Institution darstellt und der beim Landesligisten rund um das sportliche Geschehen sozusagen Mädchen für alles ist. Ein echter Typ, von denen es im Fußballgeschäft mittlerweile viel zu wenige gibt. Ob es denn einer besonderen Motivation bedürfe, als Landesligist gegen einen Zweitligisten anzutreten, fragte Stadionsprecher Horst Schömbs vor dem Anpfiff Spielertrainer Sascha Weindel vom BSC Oppau. „Ach was, da musst Du nicht großartig motivieren. Da geht es nur drum die Schuhe zuzubinden, rauszugehen, Spaß zu haben und alles mitzunehmen, was Du sportlich und emotional aufsaugen kannst“, kommentierte der kantige Defensivallrounder, der in der letzten Saison den Trainerposten beim Landesligisten übernommen hatte und gelegentlich selbst im Ligabetrieb noch aufläuft.

Neuzugang mit viel Potential, Joel Aba Hanna (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Neuzugang mit viel Potential, Joel Aba Hanna (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Trainer Norbert Meier hatte angekündigt, mit der bestmöglichen Formation anzutreten und hat auch Wort gehalten. Lediglich Lukas Spalvis, Gervane Kastaneer, Valdrin Mustafa und Lennart Grill konnten nicht mit in die Vorderpfalz reisen, weil sie bei ihren jeweiligen Nationalmannschaften aktiv waren. Außerdem fehlte Kapitän Daniel Halfar, der sich am Montag beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Immerhin acht Tore bekamen die rund 2.000 Zuschauer während der 90 Minuten zu sehen, wobei die Kugel bei allen Treffern im Kasten des BSC landete. Die Halbzeitführung hatte Baris Atik mit zwei Treffern herausgeschossen. Der wuselige und spritzige Akteur, der auf Leihbasis aus Hoffenheim kam, traf in der 10. Minute nach Vorlage von Nicklas Shipnoski per Kopf zum 1:0 und legte mit einem feinen Freistoß in der 34. Minute zum 2:0 nach. Baris Atik, dessen Fußballkarriere nur wenige Kilometer von Oppau entfernt in Frankenthal begann, war am Donnerstag in unbändiger Spiellaune und kaum zu stoppen. „Wann de dem nooch’m Spiel en Balle hieleg’sch un saach’s, dass do hinne Lautre is, no rennt der ohne se frooche los und is wahrscheins noch vor’m Bus dehääm“, kommentierte ein Zaungast die Spiellaune der unermüdlichen Nummer 23.

Ebenfalls unter den torschützen, Osayamen Osawe (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Ebenfalls unter den Torschützen, Osayamen Osawe (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Mit Beginn der zweiten Halbzeit brachte Norbert Meier Philipp Mwene, Stipe Vucur, Osayamen Osawe und Last-Minute-Zugang Joel Abu Hanna für Benjamin Kessel, Marcel Correia Nils Seufert und Leon Guwara. Mit dem Torreigen ging es dann in der 59. Minute durch einen sehenswerten Sonntagsschuss von Nicklas Shipnoski weiter, ehe nur zwei Minuten später der junge und engagiert aufspielende David Tomic auf 4:0 erhöhte (61.). Nur wenige Zeigerumdrehungen später erhöhte Philipp Mwene auf 5:0 (64.), eher der gerade eingewechselte U23-Mittelstürmer Christian Kühlwetter auf 6:0 erhöhte (71.) und nach dem 7:0 durch Osayamen Osawe (73.) mit seinem zweiten Treffer zum 8:0 wie Baris Atik gar zum Doppeltorschützen avancierte (78.). Spielerisch ein echter Lichtblick war Neuzugang Joel Abu Hanna, der mit umsichtiger und robuster Spielweise seine Potentiale andeutete. Nach langer Verletzungspause wieder auf dem Rasen war auch Kacper Przybylko, dem anzumerken war, dass er noch etwas Zeit braucht, um zu alter Stärke zurückzufinden. Der lang gewachsene Stürmer blieb zwar ohne eigenen Treffer, bereitete aber das 5:0 mit einem glänzenden Pass vor.

Machte von Anfang auch mächtig Dampf, David Tomic (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Machte von Anfang auch mächtig Dampf, David Tomic (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Auch wenn man den sportlichen Wert der Begegnung nicht überbewerten darf, so waren es doch unterhaltsame 90 Minuten und es werden alle ihren Spaß gehabt haben. Abgesehen vielleicht von Keeper Jan-Ole Sievers, der nach einem Zusammenprall mit einer blutenden Wunde über dem linken Auge schon in der 52. Minute raus musste. Für ihn kam Marius Müller, der nach einem Zweikampf leider auch etwas auf den linken Schlappen bekam und kurz behandelt werden musste. Aber das wichtigste Ergebnis des Abends war natürlich das Kassenergebnis. Neben den Eintrittsgeldern und Spenden brachte auch die Versteigerung eines Wimpels mit den Original-Unterschriften der Weltmeister von 1990, einem Ball mit Autogrammen der aktuellen Nationalmannschaft und einer Flasche Fritz Walter Sekt, den es zum 80. Geburtstag des Weltmeisters gab, dekoriert mit Originalautogramm, einiges ein. Da ließ es sich auch das Schiedsrichtergespann um Adrian Kokott (Limburgerhof) nicht nehmen, auf die übliche Vergütung zu verzichten, die ursprünglich der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) beisteuern wollte.

Bisweilen ging es auf beiden Seiten engagiert zur Sache, Gino Fechner im Zweikampf (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

Bisweilen ging es auf beiden Seiten engagiert zur Sache, Gino Fechner im Zweikampf (Foto: 1.FC Kaiserslautern)

So durften sich Prof. Dr. Dr. Hartmut Link, Vorstand von „Mama/Papa hat Krebs e.V.“ Kaiserslautern, Eva Estornell-Borrull, Leiterin des Beratungszentrums in Kaiserslautern und alle beteiligten Organisatoren über die stattliche Summe von rund 19.000 Euro freuen, die durch die Aktion eingespielt wurden. Das Ergebnis auf dem Rasen mag recht eindeutig gewesen sein, aber gewonnen hatten an dem Abend alle. Die Zuschauer durch ein unterhaltsames Spiel, die Organisatoren, der BSC Oppau als Ausrichter und vor allem die vielen Kinder, die durch die Initiative „Mama/Papa hat Krebs e.V.“ betreut werden. Ein großes Lob also an alle Akteure, die das Benefizspiel auf die Beine gestellt, sich eingebracht und mitgeholfen hatten, dass die Aktion auch so reibungslos abgelaufen war. Ein besonderer Dank gilt auch den vielen namenlosen Helferinnen und Helfern des BSC Oppau, die vor und hinter den Kulissen den gesamten Abend über dafür gesorgt hatten, dass alle stets mit Getränken versorgt wurden, dass keiner hungrig nach Hause gehen musste und dass an jeder Ecke der altehrwürdigen Sportstätte für alle Besucher stets Hilfe und Unterstützung da war, wenn sie gebraucht wurde!

mg


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