Dreckiges Spiel im Schlussspurt entschieden

Der 1.FCK nimmt aus zähem Gastspiel in Lotte 3 Punkte mit – Thiele und Pick treffen spät

Rund 1500 FCK-Fans waren dem FCK gefolgt (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Rund 1.500 FCK-Fans waren dem FCK gefolgt (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Es war eine zähe Angelegenheit, es waren widrige Bedingungen, es war eine Partie voller Kampf und mit viel Krampf, es war teilweise unansehnlicher Drittliga-Fußball. Schon zur Wochenmitte nach dem Heimspiel gegen Braunschweig prognostizierte Julius Biada in der Layenberger-Fan-Loge, dass der Ausflug nach Lotte kein angenehmer werden wird. „Bei diesen Witterungsbedingungen ist der Rasen dort eine bessere Kuh-Wiese. Aber im Endeffekt müssen wir das annehmen. Das wird ein Kampfspiel. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die alles reinhauen wird“, hatte der Mann mit der Nummer 10 schon eine Vorahnung hinsichtlich der bevorstehenden Aufgabe. Bei widrigen Wind-Bedingungen avancierte das Gastspiel der Roten Teufel im nordöstlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen dann zu einem mehr als verkrampften Kick, bei dem die Mannschaft von Sascha Hildmann auch reichlich Glück hatte, um am Ende doch noch als Sieger vom Platz zu gehen.

Gestern viel zu unauffällig, Hendrik Zuck (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Gestern viel zu unauffällig, Hendrik Zuck (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Zum Abschluss der Englischen Woche waren rund 1.500 FCK-Fans mit nach Lotte gereist und hatten bei offiziell nur 2.662 Zuschauern für echte Heimspielatmosphäre gesorgt. „Ich muss unseren Fans ein riesiges Kompliment machen, die uns heute wieder wahnsinnig gut unterstützt haben. Die sind der Wahnsinn“, zeigte sich Sascha Hildmann beeindruckt von der unbeirrten Reiselust des Lauterer Anhangs. Dabei bekamen die Fans hüben wie drüben zunächst nur fußballerische Magerkost zu sehen. Beide Teams taten sich in der Anfangsviertelstunde schwer. Kreative Offensivaktionen Fehlanzeige. Dafür viel Gestochere im Mittelfeld mit mehr kampfbetonten und eher unansehnlichen Ballpassagen. Der kräftige Wind tat sein Übriges, dass sich so manche Spielidee in vermeintlicher Schlampigkeit auflöste. Der erste Aufreger dann aus dem Nichts.

Glück für den FCK. Der Strafstoß ging an die Latte (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Glück für den FCK. Der Strafstoß der Gastgeber ging an die Latte (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Nach einem Eckball konnte der FCK nicht entscheidend genug klären. Den Nachschuss von Paterson Chato klärte Dominik Schad auf der Linie. Mads Albaek bekam anschließend im eigenen Sechzehner den Ball an den Arm. Schiedsrichter Wolfgang Haslberger zeigte sofort auf den Punkt. Toni Jovic legte sich das Leder auf den Punkt, lief an und setzte die Kugel auf die Querlatte (22.). Glück für den FCK! Nur knapp 10 Minuten später dann ein Standard auf der Gegenseite. Timmy Thiele wurde am linken Strafraumeck gefoult. Für den Freistoß legte sich Carlo Sickinger das Leder zurecht. Er zog den Ball direkt aufs lange Eck, der wurde durch den Wind lang und länger und klatschte an die Querlatte (32.). Zweimal Aluminium, zweimal jedes der beiden Teams im Glück. Für den FCK sollte der Lattentreffer die einzige größere Chance im ersten Durchgang bleiben. Viel Nennenswertes passierte in der verbleibenden Zeit dann auch nicht mehr und so blieb es bis zur Pause beim 0:0.

Auch gestern wieder Aktivposten, Dominik Schad (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Auch gestern wieder emsiger Aktivposten, Dominik Schad (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine. Die Gastgeber gingen den zweiten Durchgang allerdings spürbar und sichtbar offensiver an und hatten auch die erste Chance. Einen Schuss von Maximilian Oesterhelweg aus spitzem Winkel parierte Lennart Grill bravourös. In der 52. Minute nahm Trainer Sascha Hildmann Hendrik Zuck vom Platz, der völlig untergetaucht war. Für ihn brachte er Florian Pick, mit dessen Einwechslung das Spiel des FCK sofort an Fahrt aufnahm. Dieser hatte dann in der 67. Minute seine erste gute Möglichkeit. Doch nach guter Vorarbeit von Dominik Schad und einem tollen Pass von Timmy Thiele scheiterte der flinke Dribbler an Keeper Steve Kroll. Knapp 10 Minuten später dann die Situation, die vorentscheidend sein sollte für das Spiel. Florian Pick wurde im Mittelfeld von Matthias Rahn gefoult. Da dieser im ersten Durchgang bereits den gelben Karton gesehen hatte, schickte Schiedsrichter Wolfgang Haslberger den Lotter Defensivmann mit gelb-rot vom Feld (76.).

Machte per Kopf das 1:0, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Machte per Kopf das 1:0, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Sascha Hildmann reagierte sofort und brachte mit Elias Huth für Mads Albaek eine weitere Offensivkraft. Die Gastgeber standen jetzt tiefer und waren bemüht in der Schlussphase in Unterzahl den Punkt zu verteidigen. Doch der FCK zeigte nun mehr Präsenz und erspielte sich endlich auch ernst zu nehmende Möglichkeiten. Zunächst scheiterte Timmy Thiele nach einem Solo von Florian Pick (82.). Mit Theo Bergmann für den am gestrigen Nachmittag erneut blassen Gino Fechner, brachte Sascha Hildmann noch einen offensiven Kreativimpuls. Nur wenige Minuten später sollte sich das druckvollere Offensivgebaren in Überzahl auf Seiten des FCK endlich lohnen. Immerhin war es der Mannschaft nur drei Tage davor über 70 Minuten nicht gelungen aus einem Überzahlspiel auch nur einen einzigen Treffer zu markieren. Das sollte gestern anders werden. Mit einer scharfen Flanke von links servierte Florian Pick das Leder auf im Zentrum postierten Timmy Thiele, der den Ball per Kopf ins rechte Eck verlängerte (86.). Nun war in den letzten Minuten von Lotte Initiative gefragt, was dem FCK dann aber auch mehr Räume bot.

Torjubel nach der Lauterer Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Torjubel nach der Lauterer Führung (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Die Roten Teufel blieben bei ihrer offensiven Marschrichtung, auch um das bittere Trauma der Nachspielzeit zu überwinden. Nach einem Angriff über die rechte Seite übersah Timmy Thiele zwar den mitgelaufenen und besser postierten Florian Pick und suchte mit einem Lupfer über Keeper Steve Kroll nach einer eigenen Lösung. Die Kugel senkte sich in hohem Bogen Richtung Tor und traf leider nur die Latte. Den Abpraller konnte Florian Pick allein vor dem gegnerischen Tor noch vor dem herbei gehechteten gegnerischen Torwart unter Kontrolle bringen, fackelte nicht lange und drosch das Leder zum 2:0 ins Netz (90.+3). „Ich muss ihn eigentlich rüber legen. Aber ich hatte so viel Pech in letzter Zeit. Klar würde ich gerne mal einen Doppelpack schnüren“, kommentierte Timmy Thiele die Situation vor dem zweiten Lauterer Treffer, den er sicher gerne selber gemacht hätte. „Es war ja gut, dass mir der Ball vor die Füße gefallen ist“, zeigte sich Torschütze Florian Pick überglücklich nach seinem zweiten Saison-Treffer für den FCK.

Versuchte sich mit einem Lupfer, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Versuchte sich mit einem Lupfer, Timmy Thiele (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Immerhin sieben Punkte konnte der FCK aus der Englischen Woche mitnehmen. Damit rangiert die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann erst mal auf Platz sechs der Drittliga-Tabelle. Am kommenden Sonntag gastiert dann Spitzenreiter VfL Osnabrück am Betzenberg. Eine weitere richtungsweisende Partie. Nicht so sehr im Hinblick auf das Tabellen-Geschiebe. Richtungsweisend eher im Hinblick auf die Entwicklung der Mannschaft und ihre Mentalität. Schafft sie es ihre Serie von zuletzt sieben Spielen ohne Niederlage fortzusetzen? Gelingt es mal wieder zwei Siege in Folge einzufahren? Können die Roten Teufel in der dritten Liga auch mal eins der dominierenden Teams bezwingen? „Wichtig wäre, dass wir auch mal zwei Spiele hintereinander gewinnen. Nicht immer nur eins gewinnen und eins wieder unentschieden. Am Sonntag müssen wir nachlegen“, legte auch Torschütze Florian Pick die Anspruchs-Messlatte sehr hoch.

Verwertet hat den Ball dann Florian Pick, hier beim Torjubel mit Timmy Thiele, Carlo Sickinger und Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Verwertet hat den Ball dann Florian Pick, hier beim Torjubel mit Timmy Thiele, Carlo Sickinger und Elias Huth (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Aber auch wenn man den gestrigen Drei-Punkte-Ausflug getrost als unansehnlichen Kick verbuchen kann, so hat die Mannschaft unter dem aktuellen Trainer dennoch längst ein anderes Gesicht. Die 20 Punkte nach 12 Spielen unter Sascha Hildmann können sich sehen lassen. Unter Michael Frontzeck waren es in 17 Partien nur 21 Zähler. Doch auch Sascha Hildmann tritt trotz der aktuell besten Saison-Platzierung lieber vorsorglich mal auf die Euphorie-Bremse. „Wir tun wir gut daran, uns zu regenerieren und dann auf das nächste Spiel zu schauen“, lenkte der Trainer den Blick von der Tabellenkonstellation auf das Spiel am kommenden Sonntag. Euphorie entsteht bei Sascha Hildmann derzeit eigentlich nur beim Blick in die Tribünenblöcke. Trotz fußballerisch nicht immer überzeugender Auftritte der Mannschaft, die Fans des FCK rangieren zahlenmäßig bei den Gastspielen der Roten Teufel weit oben in der Tabelle. Es wäre an der Zeit am kommenden Sonntag die eigene Hütte mal wieder richtig voll zu kriegen. Vielleicht darf danach ja dann auch der Rechenschieber wieder rausgeholt werden. Nicht nur in den Blöcken auf den Tribünen.

mg


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