Der Löwe aus Kamerun war die treibende Kraft

Der 1.FCK schlägt den SV Sandhausen verdient mit 3:0 – Jaques Zoua trifft und bereitet vor

Der Mann des Abends gestern am Betzenberg, Afrika-Cup-Gewinner Jaques Zoua (Foto: Thomas Füssler)

Der Mann des Abends gestern am Betzenberg, Afrika-Cup-Gewinner Jaques Zoua (Foto: Thomas Füssler)

Vor kurzem weilte er bei sommerlichen Temperaturen noch in Gabun und sicherte sich mit dem Nationalteam aus Kamerun den Afrika-Cup. Gestern Abend auf dem Betzenberg bei deutlich unangenehmerer Witterung avancierte er zur treibenden Kraft und zur zentralen Figur beim mehr als verdienten Sieg der Roten Teufel gegen den SV Sandhausen – Mittelstürmer Jaques Zoua. Ein baumlanger Kerl mit schnellem Antritt, wuchtiger Statur und mit der Gabe den Ball am Fuß auch auf engstem Raum und in Bedrängnis behaupten zu können. Ein unglücklicher Rückpass der Gäste führte zum ersten Treffer des 1.FCK, den Jaques Zoua höchstpersönlich verwandelte, indem er sich den Ball sehenswert erlief, den heraus eilenden Keeper Marco Knaller überlief und das Leder aus gut 25 Metern und fast spitzem Winkel im leeren Tor unterbrachte (26.). Den dritten Treffer in Halbzeit zwei bereitete er entschlossen vor, indem er den glänzend mitgelaufenen Kollegen Osayamen Osawe von links außen bediente. Der fackelte nicht lange, zog entschlossen ab und donnerte das Leder aus kurzer Distanz ins Netz (79.).

Der Löwe fährt die Krallen aus; Torjubel von Jacques Zoua nach der 1:0 Führung (Foto: Thomas Füssler)

Der Löwe fährt die Krallen aus; Torjubel von Jacques Zoua nach der 1:0 Führung (Foto: Thomas Füssler)

Doch gestern Abend strahlte nicht nur Jaques Zoua über den verdienten Erfolg. Auch Torschütze Marcel Gaus gab sich vor den laufenden Kameras bester Laune und war bei der Kommentierung des zweiten Lauterer Treffers, einer Koproduktion zwischen ihm und Tim Heubach, zu Scherzen aufgelegt. Nach einer Ecke drosch der blonde Innenverteidiger den langen Ball als Direktabnahme aufs Tor der Gäste, Marcel Gaus bekam den Ball noch ans Knie und ging von da leicht abgefälscht ins Netz  (34.). Der Ball wäre wohl auch so reingegangen, Marcel Gaus avancierte so aber für die Statistik zum Torschützen. Das sei so trainiert gewesen, flachste der sichtlich erleichterte Turbo von der Außenbahn ins Kameraobjektiv und attestierte, dass der Treffer von Jaques Zoua wie eine Befreiung wirkte. Dann den zweiten Treffer schon vor der Pause zu machen, war enorm wichtig für die Sicherheit und die Ruhe vor allem im zweiten Durchgang. Allerdings gab es auch vor dem Billard-Tor von Marcel Gaus bereits Möglichkeiten die Führung auszubauen. Erneut Jaques Zoua vergab einen Distanzschuss (29.) und auch Daniel Halfar, der in der 32. Minute frei vor dem Gästekeeper auftauchte hätten schon auf eine deutlichere Führung stellen können.

Kollektiver Torjubel nach dem 2:0, einer Koproduktion von Tim Heubach (links) und Marcel Gaus (rechts) (Foto: Foto: Thomas Füssler)

Kollektiver Torjubel nach dem 2:0, einer Koproduktion von Tim Heubach (links) und Marcel Gaus (rechts) (Foto: Thomas Füssler)

Die Gäste hatten bis zum Doppelschlag in Durchgang eins nicht nur gut mitgespielt, sondern hatten das Spiel in der Anfangsphase auch besser im Griff. Aus einer abwartenden, sicheren Defensive zogen die Gäste ihr schnelles Umschaltspiel auf und sorgten auch einige Male für Gefahr. Wer weiß wie die Partie ausgegangen wäre, hätte Martin Striefler per Kopf (2.), Dennis Linsmeyer mit einem Schuss an den Außenpfosten (19.) oder Andrew Wooten aus aussichtsreicher Position (25.) getroffen, anstatt ihre Chancen zu vergeben. Was bei den Roten Teufeln gestern allerdings von Anfang an stimmte war die hohe Konzentration und die Leidenschaft in den Zweikämpfen. Der FCK hat sich so in die Partie rein geackert und nach der etwas zähen Anfangsphase auch belohnt. Mit einem schnörkellosen und geradlinigen Fußball, mit sicheren Kombinationen sowohl im Mittelfeld als auch über die Flügel, durch ansehnliche Spielzüge mit gehörig Zug zum Tor und endlich mal ohne allzu viele ideenlose lange Bälle. Das war streckenweise genau das, was dem Spiel der Gäste aus der Kurpfalz über die ganzen 90 Minuten weitestgehend fehlte. Die zündenden Spielideen! Dort wo sie aufzukeimen drohten, hielt der FCK energisch und leidenschaftlich dagegen ohne dabei das eigene Offensivspiel zu vernachlässigen.

Torschütze zum 3:0 in der 79. Minute; Osayamen Osawe (Foto: Thomas Füssler)

Torschütze zum 3:0 in der 79. Minute; Osayamen Osawe (Foto: Thomas Füssler)

Mit der sicheren Führung im Rücken ließen es die Jungs von Norbert Meier im zweiten Durchgang etwas verhaltener angehen. Sandhausen musste nun liefern und war sichtlich bemüht nochmal heranzukommen. Doch die Lauterer Defensive hielt energisch dagegen. Ganz hinten stand ja auch immer noch ein Julian Pollersbeck im Kasten, der seit Wochen in bestechender Form scheint und der mit stoischer Ruhe, mit einem überragenden Stellungsspiel und mit bewundernswerten Reflexen die Rolle einer zuverlässigen letzten Bastion vor den Angriffsbemühungen des Gegners abliefert. So auch als der eingewechselte Tim Kister mit einem gefährlichen Kopfball das Können des jungen Lauterer Keepers forderte (59.) oder als Ex-FCK-Profi Richard Sukuta-Pasu aus aussichtsreicher Position an Julian Pollersbeck scheiterte (64.). Die Gäste aus Sandhausen bissen sich die Zähne aus und ließen so auch Kraft liegen. Taktisch klug, dass Norbert Meier dann zwanzig Minuten vor dem Ende mit Osayamen Osawe für den ausgepowerten Daniel Halfar noch einmal einen schnellen Mann brachte. Der machte dann in der 79. Minute bei einem von Jaques Zoua eingeleiteten sehenswerten Konter endgültig den Deckel drauf. Marco Knaller im Kasten der Gäste hatte gegen den entschlossenen „Knaller“ aus kurzer Distanz keine Chance. Wie in Halbzeit eins hätte der FCK aber auch vor diesem Treffer schon den Sack zumachen können. Bei einem ebenso sehenswerten Konter hatte Kacper Przybylko den Treffer auf dem Fuß, legte aber nochmal auf den mitgelaufenen und besser postierten Sebastian Kerk ab, dessen Schuss nicht genug Schmackes hatte und so von einem Defensivmann der Gäste für den bereits geschlagenen Marco Knaller noch von der Linie gekratzt werden konnte (77.).

Am Ende gewann der FCK verdient mit 3:0 gegen den SV Sandhausen (Foto: Thomas Füssler)

Am Ende gewann der FCK verdient mit 3:0 gegen den SV Sandhausen (Foto: Thomas Füssler)

Das Prunkstück der Roten Teufel ist derzeit gewiss die Defensive. Trotz des Ausfalls von Robin Koch, der gestern auf der erstmals präsentierten „Fan-Bank“ vor Block 11.1 mit drei vom FCK ausgewählten Akteuren aus der Fangemeinde Platz genommen hatte und die Partie bestens gelaunt so aus einer eher ungewohnten Perspektive verfolgen durfte. Übrigens eine reizvolle Marketing-Aktion des 1.FCK. Wer als FCK-Mitglied vier neue Mitglieder wirbt, darf zur Belohnung künftig auf jener Bank Platz nehmen und ein Heimspiel aus nächster Nähe vom Spielfeldrand aus verfolgen. Das Sorgenkind im Lauterer Team in der bisherigen Saison war vor allem die Offensive. Aber die Akteure an der Tor-Front trafen gestern wieder und der SV Sandhausen hätte sich nicht beklagen dürfen, wenn man die Rückreise in die Kurpfalz mit einer 5:0 Packung hätte antreten müssen. An der Steigerung der Effektivität und an der Treffsicherheit seiner Offensiv-Akteure wird Chefcoach Norbert Meier in den kommenden Wochen also noch weiter arbeiten müssen. Bleiben wir daher auf dem Teppich, die Aufgabenliste ist noch lang. Allerdings ist diese Mannschaft auch noch jung und immer noch erst am Anfang ihrer Entwicklung. Trotzdem darf man am nächsten Spieltag nun mit breiter Brust zum Tabellenführer nach Stuttgart fahren. Wenn die Jungs ihr gewonnenes Selbstbewusstsein nicht durch Leichtsinn oder Überheblichkeit fahrlässig aufs Spiel setzen, ist mit einem konzentrierten und disziplinierten Auftritt bei weiterhin steigender Effektivität vor dem gegnerischen Tor auch in der Mercedes-Benz Arena durchaus was zu holen.

"Schönen Gruß und auf Wiedersehen"; siegessicher triumphierende Westtribüne (Foto: www.der-betze-brennt.de)

„Schönen Gruß und auf Wiedersehen“; siegessicher triumphierende Westtribüne (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Einziger Wermutstropfen am gestrigen Abend, die erneut eher triste Kulisse. Lediglich (offizielle) 19.856 Zuschauer wollten die Partie unter Flutlicht sehen. Nach der Heimpartie gegen Würzburg und dem Ausflug nach Düsseldorf bereits das dritte Match in Folge am Freitagabend. Allerdings wurde auch die zahlenmäßig geringe Fan-Schar am Betzenberg gestern Abend ihrem Ruf gerecht. Die Kulisse hat ordentlich Rabatz gemacht, die Westtribüne nicht nur die drei Treffer mit lautstarken Akzenten versehen. Schon kurz vor Spielende sah man seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die „Taschentuch-Choreographie“ und dem laut hörbaren „schönen Gruß und auf Wiedersehen“.

Feiern vor der Westtribüne. Auch hier nochmal Sonderapplaus für jaques Zoua (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Feiern vor der Westtribüne. Auch hier nochmal Sonderapplaus für Jaques Zoua (Foto: www.der-betze-brennt.de)

Aber machen wir uns nichts vor, der FCK wird sich auch weiterhin mit eher mageren Zuschauerzahlen abfinden müssen. Solange die Mannschaft im tabellarischen Mittelfeld der zweiten Liga ihr Dasein fristet und solange Heimspiele via Bezahlfernsehen auf das gemütliche heimische Sofa geliefert werden, wird sich daran vermutlich nichts ändern. Von Zuschauerzahlen jenseits der 35.000 kann man derzeit nur träumen. Die wird es bestenfalls mal geben, wenn ein namhafter Hochkaräter am Betzenberg gastieren sollte. In der laufenden Saison gab es das bisher nur zweimal und vom Spielplan her, wird das in der aktuellen Spielzeit auch kaum nochmal anders werden. Nachhaltig und dauerhaft zum Positiven ändern werden sich die Zuschauerzahlen jedoch erst, wenn die Mannschaft um den Aufstieg spielt. Aber vielleicht schlägt die Entwicklung des Teams von Norbert Meier im Moment ja eine Richtung ein, mit der dies in nicht mehr weiter Ferne liegt. Bis dahin werden wohl die rund 20.000 Leute kommen, die halt immer kommen. Aber wie man gestern gesehen hat, auch die können eben für reichlich Stimmung sorgen.

mg


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